Mues & May
Verfasst: 24.5.2004, 21:46
Hallo Allerseits,
Zum 20-jährigen Jubiläum von Karl May & Co. stellten im Anschluß an das mit viel Beifall bedachte Karl-May-Programm "Träume, Tod und Filzpantoffeln" einige Zuschauer die Frage nach der Authentizität eines von Dietmar Mues gebrachten May-Zitats, das doch etwas unwahrscheinlich schien. Und es gibt es doch:
"Gegen Ende des Mahles stellte es sich heraus, daß die Speisen nicht für alle langten, und so erhielten die 'Trollgäste' ein lebendiges Schaf, welches sie gleich selbst zubereiteten. Der eine machte ein Loch in die Erde; andere holten Steine und Holz zur Feuerung herbei. Derjenige, welchen die Wahl getroffen hatte, ergriff das Schaf, schnitt ihm die Kehle durch und hing es mit den zusammengebundenen Vorderbeinen an einen Balkenpflock auf. Die Eingeweide wurden nicht herausgenommen, sondern der Kurde nahm einen Mund voll Wasser, hielt die Lippen an ... des Tieres und blies das Wasser hinein. Er fuhr in dieser possierlichen Beschäftigung so lange fort, bis die Eingeweide vollständig aufgebläht und nach oben hinaus ausgespült waren. Dann wurden die Gedärme in so viele Stücke zerschnitten, als Männer von dem Schafe essen sollten; auch das Fleisch des Schafes wurde in eben so viele Teile zerlegt. Nun wickelte ein jeder sein Stück Darm um sein Fleisch und legte dieses Präparat in das mit den Steinen ausgekleidete Loch, über welches ein Feuer angemacht wurde. Schon nach kurzer Zeit ward dasselbe hinweggenommen, und die halbgaren Stücke gingen zwischen den Zähnen der Kurden ihrer nützlichen Bestimmung entgegen."
Karl May: Durchs wilde Kurdistan, Freiburg o.J. [1892], S. 437
Ich gehe jede Wette ein, daß May sich das nicht aus den Fingern gesogen hat und dieser "Zubereitungsbrauch" in irgendeinem Werk seiner Bibliotehk zu finden ist; sei es bei Lerch, Layard oder im Atlas zur Kunde fremder Welttheile. Wenn ich fündig geworden bin melde ich mich wieder.
Beste Grüße & Guten Hunger
Hans Grunert
Zum 20-jährigen Jubiläum von Karl May & Co. stellten im Anschluß an das mit viel Beifall bedachte Karl-May-Programm "Träume, Tod und Filzpantoffeln" einige Zuschauer die Frage nach der Authentizität eines von Dietmar Mues gebrachten May-Zitats, das doch etwas unwahrscheinlich schien. Und es gibt es doch:
"Gegen Ende des Mahles stellte es sich heraus, daß die Speisen nicht für alle langten, und so erhielten die 'Trollgäste' ein lebendiges Schaf, welches sie gleich selbst zubereiteten. Der eine machte ein Loch in die Erde; andere holten Steine und Holz zur Feuerung herbei. Derjenige, welchen die Wahl getroffen hatte, ergriff das Schaf, schnitt ihm die Kehle durch und hing es mit den zusammengebundenen Vorderbeinen an einen Balkenpflock auf. Die Eingeweide wurden nicht herausgenommen, sondern der Kurde nahm einen Mund voll Wasser, hielt die Lippen an ... des Tieres und blies das Wasser hinein. Er fuhr in dieser possierlichen Beschäftigung so lange fort, bis die Eingeweide vollständig aufgebläht und nach oben hinaus ausgespült waren. Dann wurden die Gedärme in so viele Stücke zerschnitten, als Männer von dem Schafe essen sollten; auch das Fleisch des Schafes wurde in eben so viele Teile zerlegt. Nun wickelte ein jeder sein Stück Darm um sein Fleisch und legte dieses Präparat in das mit den Steinen ausgekleidete Loch, über welches ein Feuer angemacht wurde. Schon nach kurzer Zeit ward dasselbe hinweggenommen, und die halbgaren Stücke gingen zwischen den Zähnen der Kurden ihrer nützlichen Bestimmung entgegen."
Karl May: Durchs wilde Kurdistan, Freiburg o.J. [1892], S. 437
Ich gehe jede Wette ein, daß May sich das nicht aus den Fingern gesogen hat und dieser "Zubereitungsbrauch" in irgendeinem Werk seiner Bibliotehk zu finden ist; sei es bei Lerch, Layard oder im Atlas zur Kunde fremder Welttheile. Wenn ich fündig geworden bin melde ich mich wieder.
Beste Grüße & Guten Hunger
Hans Grunert