Appetitliches vom Balkan
Verfasst: 24.3.2006, 12:44
Beim erneuten Lesen von „In den Schluchten des Balkan“ stolperte ich über eine höchst appetitliche Stelle (ein Braten wird zubereitet):
Am Boden stand ein hölzernes, niedriges Gefäß, ein solches, wie man es je nach der Gegend Deutschland's ein Schaff, Schäffel, Stutz u. s. w. nennt. Über den Rand desselben waren drei starke Drähte gelegt. An dem mittleren Draht steckte der heimgegangene, doch leider nicht zu seinen Vätern versammelte Ziegenbock. Die Hörner hatte er noch am Kopfe. Über seinen Leib und über die andern beiden Drähte hinweg hatte man Holzscheite gelegt, darauf gedörrten Kuhmist, was der Mongole Arkols nennt, dann wieder Holz und wieder Dünger, und darauf war dieser Scheiterhaufen in Brand gesteckt worden. Der Ziegenbock wurde oben schwarz angekohlt; darunter briet er, und weiter abwärts blieb sein Fleisch und Gemüth von der Wärme unberührt. Aus der bratenden Schicht aber tropfte das Fett in einsamen, schauderhaft langweiligen Intervallen auf den Boden des Gefäßes, wo ich eine Schicht Reis liegen sah.
Die aktuell im Handel befindliche Bamberger Ausgabe schont hier die Magen- und sonstigen Nerven des Lesers und lässt den Satz mit dem Kuhmist und Dünger tunlichst weg.
Auch das Folgende suchen wir dort vergeblich:
»Ich habe Euch zu Ehren eine zarte saftige Ketschi (Ziege) geschlachtet. Der Nachbar verkaufte sie mir.«
»Kommt Dir diese Ziege nicht sehr Erkek (Bock) vor?« bemerkte ich.
»O nein! Was denkst Du, Herr!«
»Prüfe einmal den Duft! Dein Nachbar hat sich vergriffen und Dir einen Bock gegeben.«
(Da ist sie wieder, die verwünschte oder auch verhexte Ziege. Sie verfolgt mich derzeit.)
Bei folgender Passage
»Das Fleisch verbrennt. Willst Du nicht vielleicht den Braten wenden?«
»Ah, Herr, man merkt, daß Du ein Fremder bist! Ich würde dem Fleische den Hochgeschmack nehmen.«
»Wird der Reis von den Fetttropfen weich?«
»Das darf er ja gar nicht. Kennst Du nicht das Sprichwort: >Pilaw ol tschatyrdajydschy [Der Pilaw muß schnurpsen, prasseln]?< Weich schmeckt er nicht.«
»Scheint es nicht, als ob von dem Brennmaterial Einiges in den Reis falle?«
»Das thut nichts. Siehe, ich nehme es ja wieder heraus.«
Er langte mit den Fingern hinein und gab sich Mühe, die Spuren des Mistes aus dem Reise zu entfernen.
hat man aus „Mist“ einfach „Asche“ gemacht. Karl May war aber durchaus ferkeliger, als der Bearbeiter es erlaubt.
Auch auf Halefs interessante Replik
»Du meinst doch nicht die Ziege, welche ein Bock ist?«
»Ziege oder Bock - das ist gleichgültig, Sihdi; der Braten wird uns doch schmecken.«
müssen wir verzichten.
(Witzigerweise war man dann bei „Durchs wilde Lukullistan“ nicht so zimperlich. Dort stehen diese Stellen alle so drin wie eben im Original.)
Nicht vergessen, beim nächsten Braten mit Reis daran zu denken !
Am Boden stand ein hölzernes, niedriges Gefäß, ein solches, wie man es je nach der Gegend Deutschland's ein Schaff, Schäffel, Stutz u. s. w. nennt. Über den Rand desselben waren drei starke Drähte gelegt. An dem mittleren Draht steckte der heimgegangene, doch leider nicht zu seinen Vätern versammelte Ziegenbock. Die Hörner hatte er noch am Kopfe. Über seinen Leib und über die andern beiden Drähte hinweg hatte man Holzscheite gelegt, darauf gedörrten Kuhmist, was der Mongole Arkols nennt, dann wieder Holz und wieder Dünger, und darauf war dieser Scheiterhaufen in Brand gesteckt worden. Der Ziegenbock wurde oben schwarz angekohlt; darunter briet er, und weiter abwärts blieb sein Fleisch und Gemüth von der Wärme unberührt. Aus der bratenden Schicht aber tropfte das Fett in einsamen, schauderhaft langweiligen Intervallen auf den Boden des Gefäßes, wo ich eine Schicht Reis liegen sah.
Die aktuell im Handel befindliche Bamberger Ausgabe schont hier die Magen- und sonstigen Nerven des Lesers und lässt den Satz mit dem Kuhmist und Dünger tunlichst weg.
Auch das Folgende suchen wir dort vergeblich:
»Ich habe Euch zu Ehren eine zarte saftige Ketschi (Ziege) geschlachtet. Der Nachbar verkaufte sie mir.«
»Kommt Dir diese Ziege nicht sehr Erkek (Bock) vor?« bemerkte ich.
»O nein! Was denkst Du, Herr!«
»Prüfe einmal den Duft! Dein Nachbar hat sich vergriffen und Dir einen Bock gegeben.«
(Da ist sie wieder, die verwünschte oder auch verhexte Ziege. Sie verfolgt mich derzeit.)
Bei folgender Passage
»Das Fleisch verbrennt. Willst Du nicht vielleicht den Braten wenden?«
»Ah, Herr, man merkt, daß Du ein Fremder bist! Ich würde dem Fleische den Hochgeschmack nehmen.«
»Wird der Reis von den Fetttropfen weich?«
»Das darf er ja gar nicht. Kennst Du nicht das Sprichwort: >Pilaw ol tschatyrdajydschy [Der Pilaw muß schnurpsen, prasseln]?< Weich schmeckt er nicht.«
»Scheint es nicht, als ob von dem Brennmaterial Einiges in den Reis falle?«
»Das thut nichts. Siehe, ich nehme es ja wieder heraus.«
Er langte mit den Fingern hinein und gab sich Mühe, die Spuren des Mistes aus dem Reise zu entfernen.
hat man aus „Mist“ einfach „Asche“ gemacht. Karl May war aber durchaus ferkeliger, als der Bearbeiter es erlaubt.
Auch auf Halefs interessante Replik
»Du meinst doch nicht die Ziege, welche ein Bock ist?«
»Ziege oder Bock - das ist gleichgültig, Sihdi; der Braten wird uns doch schmecken.«
müssen wir verzichten.
(Witzigerweise war man dann bei „Durchs wilde Lukullistan“ nicht so zimperlich. Dort stehen diese Stellen alle so drin wie eben im Original.)
Nicht vergessen, beim nächsten Braten mit Reis daran zu denken !