Halef der Floßfahrer

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rodger
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Halef der Floßfahrer

Beitrag von rodger »

Was an Einfügungen manchmal in den Bearbeitungen steht, und welche kuriosen Gründe das manchmal offenbar haben kann, dafür fand ich heute beim Blättern in Band 48 und Vergleichen mit dem Original ein hübsches Beispiel.

Gestern abend hatte ich gerade ein bisschen in dem Artikel von Walther Ilmer im „Geschliffenen Diamanten“ gelesen und mich kopfschüttelnd gewundert, dass ein so kluger, feinfühliger Mann eine solch phantasielose Erbsenzählerei betreiben kann. Er führt dort (neben einigen zutreffenden) jede Menge Beispiele auf, die er für Fehler Karl Mays hält, die aber oft keineswegs welche sind (oder sein müssen).

Unter anderem stört er sich daran, dass es in „Nûr es Semâ“ („Himmelslicht“) zu Beginn anlässlich eines Besuchs Kara Ben Nemsis und Halefs bei den Haddedihn heißt

Wir waren vor Jahren bei den Haddedihn gewesen, hatten ein gutes Andenken zurückgelassen und wußten, daß sie uns mit großer Freude bewillkommnen würden.

Halef, so Ilmer, sei doch Haddedihn, wieso spreche May dann von „besuchen“. - Liebe Leut', die beiden sind doch ständig auf Achse und äußerst selten zuhaus, freilich ist das ein Besuch, was sonst.

Und da steht nun in Band 48 ((c) 2000):

„… Hadschi Halef Omar gemeint, mit dem ich in gelegentlichem Briefwechsel stand. Auf eine Nachricht von mir war er mir auf einem Floß bis Bagdad entgegengefahren.“

An einer anderen Stelle hat man dort die Worte "Auch mußte ich Hanneh, Hadschi Halefs Frau, und Kara Ben Halef gebührend begrüßen" eingefügt (Karl May hat die beiden in dieser Geschichte sozusagen ignoriert).

*

Nachtrag: es ist tatsächlich verwunderlich, daß Halef in Karl Mays Originalfassung offenbar weder Haddedihn ist noch Frau und Kind hat.

Noch ein Nachtrag: die Idee der Floßfahrt nach Bagdad stammt offensichtlich aus der Geschichte "Blutrache" aus Band 23 und ist insofern durchaus May-gemäß.
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