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Winnetou III - vier Nachworte

Verfasst: 29.3.2007, 21:15
von rodger
Die Vielfalt bei Karl May und um ihn herum, und zwar ein und denselben Text betreffend, ist immer wieder erstaunlich.

Im ursprünglichen Nachwort zu Winnetou III ging es seinerzeit zunächst um Leserzuschriften und dann um eben dieses leidige Thema der Textänderungen („Oh diese Herren Redakteure“), also vor über hundert Jahren schon, und Karl May nutzte die Gelegenheit des Sich-zu-Recht-Beklagens mal eben, um auch alle anderen Unstimmigkeiten in seinem Werk Redakteuren in die Schuhe zu schieben (nicht die feine Art).

Später ersetzte Karl May selber dieses Nachwort durch ein anderes, in dem es um eine Leserreise der besonderen Art ging, aus den Niederungen hinauf zu Dschebel Marah Durimeh und Mount Winnetou.

Das gefiel späteren Bearbeitern nun wohl alles nicht so recht, und so lasen wir denn eine zeitlang unter anderem von Til-Lata als neuem Apachenhäuptling und dem grimmigen Geronimo, was bei gutgläubigen Lesern unter anderem den Eindruck erweckte, Karl May habe hier eine Brücke in die neuere Zeit schlagen wollen (so nachzulesen in einem nicht May-geprägten Bücher-Forum, booklooker.)

In der aktuellen Bamberger Ausgabe (in der übrigens Old Shatterhand immer noch nicht mit Brille schießen darf) steht nun wieder etwas anderes, es wird nämlich die Geschichte um Silberbüchse und Grabraub diesmal mit einem geringfügig überarbeiteten Text aus Old Surehand III erzählt („Ich halte noch heute meine Waffen hoch“ usw.).

Hat vielleicht jemand noch eine Idee ? Die Möglichkeiten scheinen unerschöpflich …

:wink:

Verfasst: 12.4.2007, 14:56
von marlies
Hallo 'rodger'
Fuer fast 2 Jahre hab ich nur da gesessen und gelesen, nicht viel kommentiert, meistens ueberhaupt nicht (bin halt scheu). Dein Kommentar ist 2-teilig ... ein Teil geht um Karl May und seine Reaktion zu den Redakteuren (zum Beispiel) und seines eigenen Werkes per se, der andere Teil um die 'evaluation' von Karl May's Texten von Drittpersonen (wer die auch immer sein moechten).
Die Reaktion der Redakteure (und Bearbeiter) auf Karl May's Texte ist Nebensache ... die Hauptsache ist: wie sah Karl May die Rolle seiner Texte? Und dafuer sollen die 'bearbeiteten Texte' nicht beruecksichtigt werden, da sie eben nicht von Karl May sind (die bearbeiteten Stellen), sondern Interpretationen von Drittpersonen sind - ich moechte ja wirklich nur wissen was Karl May schrieb und nicht irgendweranders (in diesem speziellen Fall -des Autoren Nachwort- ... die sec. lit. als solches hat unerschoepflichen Wert).
Die verschiedenen Nachworte (bis zu seinem Tod) sollten doch als seine Entwicklung seiner eigenen Meinung gegenueber seinen eigenen Texten gesehen werden - und die sollte 'by default' der evolution seines eigenen Geistes unterworfen sein. Ich selber entwickle (und aendere) meine eigene Meinung ueber meine Buecher mit der Zeit.
So Karl May's eigene Nachworte zu seinen eigenen Buechern sollen als solches betrachtet werden ... die progressive Entwicklung seiner eigenen Einstellung gegenueber seiner Werke - was wiederum ein Teil Karl May's Werks darstellt -- da er es geschrieben hat -- und das 'in turn' ist ein Spiegel der Kultur von damals, dass er sich gezwungen fuehlte 'solche' Nachworte zu schreiben.
cheers
marlies

Verfasst: 12.4.2007, 15:59
von rodger
Was wolltest Du / wollten Sie mir jetzt mit alledem sagen ?

Das stimmt wohl alles, was da steht, aber ich kann damit irgendwie nichts anfangen.

Ich wollte auf die Kuriosität der Tatsache der vier Nachworte hinweisen, zwei von ihm, zwei von anderen, nicht mehr und nicht weniger.

Verfasst: 13.4.2007, 4:06
von marlies
Du geht schon - English macht keinen Unterschied zwischen Du/Sie (beide zusammen machen das lesen kompliziert).
Mir ists mit Deinem original Post gleichgegangen ... culture shock? Habe eigentlich nur meine eigene Idee (my own five cents worth) kundgetan. Vielleicht mussts sagen wenn keine Antworten willst - mit Antworten zu meinen Fragen/Posts kann ich auch nicht immer was anfangen.
Wie mit dem Old Wabble ... eigentlich wollte ich nur wissen was der Leser halten soll vom 'Zufall' in der Oase - wo der Tibo Taka und der General beide zusammen auftauchen auf engem Platze ohne dass da irgendetwas (nicht das kleinste Wort) gesagt wird dass da 'was ist' zwischen denen. Ein einziger Satz vom ersten 'reply' war dem gewidmet, der Rest ging auf Old Wabble los (der arme!).
:lol:

Verfasst: 13.4.2007, 8:02
von rodger
Habe eigentlich nur meine eigene Idee (my own five cents worth) kundgetan.
Ich mache auch nichts anderes. Die Formulierung gefällt mir sehr gut.

:lol:
Vielleicht mussts sagen wenn keine Antworten willst
Aber nicht doch. Gerade gestern hast Du einiges geschrieben, von dem ich sehr angetan war. Und ich würde es sehr begrüßen, wenn Du nun öfter hier schreiben würdest.

Daß ich mal mit einem einzelnen Beitrag wenig anfangen kann und das dann auch sage, unter Weglassung irgendwelcher Höflichkeitsfloskeln und vielleicht ein wenig hemdsärmelig-uncharmant, das heißt überhaupt nicht, daß ich das Gegenüber ablehne. Ich bin einfach nur sehr direkt und rede nicht drumherum, das ist alles.

Grüße

Rüdiger

(der "rodger" ist eine Benutzer-Kennung und ein Relikt aus einer besonders albernen oder schrägen Phase)

:wink:

Verfasst: 13.4.2007, 10:22
von marlies
Hi Ruediger

cool 8)

wie schon gesagt ... ich bin scheu :oops:

Aber direct is good :) .

PS ... was war schraeg in der 'rodger' phase? :?:

PPS ... meine Generation mag 'charmant'

cheers
Marlies

Verfasst: 13.4.2007, 11:24
von rodger

was war schraeg
Peinliche Frage … Aber, weil Du’s bist und wir hier unter uns sind

:lol:

Bin manchmal ein wenig vorlaut, überheblich, mache zuviel Aufhebens, haue auf den Putz … alles Dinge, die mich dann bei anderen besonders stören … da haben wir’s schon wieder, das mit den Spiegeln, womit wir elegant wieder bei Karl May wären …

:wink:
ich bin scheu
Ich auch. Im Leben (nicht im Internet).

(Bei Karl May war es wohl ähnlich; hab’ mich da unter „Psychologische Betrachtungen“ seinerzeit mal ausgelassen in der Rubrik „Seine Biographie“, kannst ja mal lesen, wenn Du magst. Kam mir gerade beim Wiederlesen teilweise etwas pathetisch vor, aber wie gesagt, die Phasen …)

:wink:
meine Generation mag 'charmant'
Was meine Generation (ich = 51) mag oder nicht, weiß ich nicht, hat mich auch noch nie interessiert.

Wie kommen wir nun zu den vier Nachworten zurück, wenn das Thema niemanden interessiert, nicht einmal Dich …

:wink:

Verfasst: 13.4.2007, 12:53
von marlies
bis vor 3 Jahren war ich fuer ein Jahrzent 39, seit dann werde ich fuer ein Jahrzeht 49 bleiben, das macht mich grad noch ein wenig aelter als Dich :wink:
Ich bin technisch unbegabt und kann auch mathematisch nicht gerade behaupten dass ich's mit Loeffeln ge..essen habe. Sonst versuche ich 24/7 dem Karl May gerecht zu werden auf English, mit den Uebersetzungen (Old Surehand im Moment and der gibt mir Kopfweh sowohl als auch great pleasure), und im English Karl May Forum, und das bringt mich nun wieder auf die Vorworte, von welchen mir die vom Karl May mehr interessieren, oder ueber Karl May wobei ich sagen muss dass ich vor 30 Jahren alle meine KM Buecher zuruecklassen musste da Buecher eigentlich nicht sehr ideal sind zum zuegeln rund um die Welt, und auf meinem Buecherregal stehen nur ein paar Bertelsmann exemplare die mir per Zufall zukamen, und sonst nur Englishe Uebersetzungen deren Vorwoerter vom trockenen zum 'sublime' reichen.
Was ich eigentlich sagen wollte wegen den Vorwoertern von Karl May, die liefern einen 'Spiegel' ha ... wieder 'Spiegel' ... seiner eigenen Meinung ueber den Erfolg (oder andererseits) seiner Arbeit - und interessant waere es die Entwicklungen in seinem Leben mit diesen Vorwoertern in Verbindung zu bringen (das waere eigentlich die Haupt idee gewesen von meinem Post - aber wenns so gegen Mitternacht geht beim Schreiben ists auch nicht immer 'clear'. Aber vielleicht hats schon jemand getan ... werde wahrscheinlich den Rest meines Lebens brauchen alle seine Buecher zu lesen, von der sec. lit. nicht zu sprechen ... das kommt dann im naechsten Leben vielleicht ...

Verfasst: 13.4.2007, 13:11
von rodger
seiner eigenen Meinung ueber den Erfolg (oder andererseits) seiner Arbeit - und interessant waere es die Entwicklungen in seinem Leben mit diesen Vorwoertern in Verbindung zu bringen
Der kannte irgendwie kein Maß, war entweder, auf Deutsch gesagt, eine arme Sau oder ein völlig in Größenwahn und Selbstüberschätzung abgefahrener. Oder beides, auch gleichzeitig. Von ganz unten nach ganz oben und wieder zurück, und am Ende (Wien) noch mal rauf. Interessant.

„Kein Maß, kein Mittelmaß“ hieß es mal über einen Politiker (Strauß). Paßt auch auf Karl May.

Übrigens: eigentlich waren wir bei NACHworten. Aber ich nehm’s auch nicht immer so genau.

:wink:

Verfasst: 13.4.2007, 13:24
von marlies
Vor... Nach... wer zaehlt denn so genau?
Stimmt aber mit meiner Beobachtung ueberein ... er war nicht lauwarm. Hm ... eine gute Bemerkung fuer die Biographie.
Englishe Biographie von Karl May ... WAS soll da rein, was soll da NICHT rein, damit es heutzutage nicht zu lang, aber auch nicht zu unzulaenglich wird ... natuerlich braucht man da vielleicht auch ein Nachwort (um beim Thema zu bleiben).

Verfasst: 14.4.2007, 14:39
von marlies
rodger hat geschrieben: hab’ mich da unter „Psychologische Betrachtungen“ seinerzeit mal ausgelassen in der Rubrik „Seine Biographie“, kannst ja mal lesen, wenn Du magst. Kam mir gerade beim Wiederlesen teilweise etwas pathetisch vor, aber wie gesagt, die Phasen …)
und so hab ichs gelesen ... schlussendlich haben wir alle nur uns selber - wir sind immer nur alleine - da steckt niemand anders in unserer Haut - wir sind aber auch gesellige Tiere, und die Leute die einsam leben (wie definiert bei Karl May) haben ihre 'Geselligkeit' im Kopf - wo doch immer alles stattfindet, ob inside oder outside.

....aber er ist nicht geschult und nicht geformt, alles fließt frei....

aber sicher, die schulung / formung hemmt den freifluss ... nur weil ich NIE formelles English training hatte, kann ich die Freiheit haben die 'Wortbilder' so zu malen wie ich sie mit 'meinem' English male, sonst waeren meine Texte so steiff wie im Klassraum angelernt. (Und mein Lektor schuettelt manchmal den Kopf).

Das ist nur so ein Nachwort ...
:)
m

Verfasst: 14.4.2007, 17:24
von rodger
Leute die einsam leben ... haben ihre 'Geselligkeit' im Kopf - wo doch immer alles stattfindet, ob inside oder outside.
Das ist schön gesagt.

Mit Lindsay, Hadschi Halef und Albani bin ich gern gesellig, in der Phantasie.

Die real existierenden Menschen gehen mir meistens auf den Senkel, habe ich heute gerade wieder festgestellt. Fahrradtour nach Heidelberg, Sonne, Natur, stundenlang allein, wunderbar. Das Paradies. Mehr geht nicht.

Dann Heidelberg. Menschen, Menschen, Menschen. Fürchterbar (nur die Buchhandlungen reißen es einigermaßen raus). Zum großen Teil eine ziemlich bewusstlose Hammelherde, die durch die Fußgängerzone eiert als hätten sie einen im Tee. Grob, polterig, unsensibel, und merken nix. Und dies leere Gerede überall …

Meine Freunde sind Bücher.

Pasta !

Howgh !

Ik häb gesecht.

(Wie schreibt man das ? Die alte Königin Juliana (oder deren Mutter ?) soll das immer gesagt haben, als Abschluß und Bekräftigung ihrer Reden …)

:wink:

*

Übrigens: weder in Mannheim noch in Heidelberg kann man Traumwelten II kaufen. (und Winnetou III mit Nachwort IV auch nicht)

Verfasst: 15.4.2007, 2:18
von marlies
8)
Hammel gibts ueberall - schon seit befor die Erde als rund erkannt wurde (die Lemminge fallen immer noch ueber den Rand) ...

Sind wir noch bei Nachworten? Ich haette da eines, es kam mir in den Sinn noch before der Tag graute (wer anders hat da sowas auch schon gesagt - so um vier Uhr an etwas denken und es dann aufschreiben muessen ... oder so aehnlich)

Und ich glaube das gaebe ein gutes Nachwort:
Die Aufgabe eines Traeumers ist: so lange zu traeumen bis seine Wirklichkeit fuer die Menschheit Tatsache geworden ist. Viele Traeume sind zu gross fuer ein einziges Menschenleben und wuerden sterben wenn es nicht andere Traeumer gaebe die den Traum weiter tragen.

Und wie ich immer sage: if you can think of it, it exists. Aber Traeume sind halt schon mehr als nur Gedanken.

Methinks that ohne Traeumer waere die Welt immer noch flach 8)

Ich gehe einmal pro Woche in die 'Stadt' - wohlgemerkt, Hobart ist eine vertraeumte Ortschaft die denkt sie sei eine Stadt - ich lebe an der Ostkueste - Meer auf einer Seite, Urwald auf der anderen Seite, (mit 100 Kuehen und ein paar Ziegen dazwischen) die naechsten Nachbarn sind zwar da, aber manchmahl gehts 2 Jahre zwischen 'Hallos'. Und der eine Tag wo ich in den Laerm muss ist fuer mich der Marterpfahl.

Verfasst: 15.4.2007, 9:44
von rodger
Menschenlegen
auch nicht übel ...
wie ich immer sage: if you can think of it, it exists
Der Wittgenstein Ludwig hat das auch gesagt, bzw. ganz ähnlich ("Was denkbar ist, ist auch möglich"), da seid Ihr Euch nah.

:wink:

Die Kühe und Ziegen gibt es hier auch in den Großstädten, letztere sind auch gelegentlich nett anzuschauen, gerade in diesen winterfernen Zeiten; aber wenn man sich die Gesichter etwas genauer anguckt oder der Plapperei zuhört, da vergeht's einem ...

:lol:

*

Und hier an diesem schönen Morgen noch einmal aus dem aechten Nachwort aus dem Fehsenfeld:


wir haben ja Zeit; wir sind erst im Beginn. Wir versammeln uns zunächst. Nämlich in den Wüsten und Steppen der einen und in den Prärien und Savannen der andern Hemisphäre. Das sind die Niederungen des Lebens, aus denen sich der Mensch nur dadurch retten kann, daß er aus ihnen empor zur Höhe steigt. Und das, das wollen wir jetzt tun! Wir wollen »durch die Wüste« und »durch das wilde Kurdistan« hinauf zum Berg des Alabasterzeltes und zu dem Dschebel Marah Durimeh. Und wir wollen durch die niedrige Mapimi und den tödlichen Llano estaccado bergaufwärts nach der Zinne des Mount Winnetou. Wer Mut hat, gehe mit; der Schwache aber bleibe! Denn der Weg nach diesen beiden Zielen ist nicht leicht und führt über jene Stelle, jenseits welcher nur noch innere Ereignisse Geltung haben und jedermann nach dem Sinn, nicht aber nach dem Worte fragen darf.


:wink:

Verfasst: 15.4.2007, 12:00
von marlies
ICH HABS KORRIGIERT !!