Es war am Tag ...

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rodger
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Beitrag von rodger »

:mrgreen:

Würd' ich doch nie machen, da es durchaus Dinge zu geben scheint, die uns beide interessieren (das mit Storm und Heyse finde ich augesprochen interessant und erinnere mich u.a. auch an Äußerungen in Zusammenhang mit Moby-Dick-Übersetzungen.)

Daß ich das
Mays Gedichte sind formal wie inhaltliche Stümpereien.
einfach nur für groben Unfug halte (insbesondere von wegen inhaltlich), hindert mich auch nicht daran, die Formulierung
Jetzt kann man natürlich immer noch raunen, ich verstünde halt nix von Literatur im allgemeinn und May im besonderen und sei überhaupt bei den Deutschlehrern stehen geblieben, während der ware Mayleser auf dem Dutzfuß mit dem Weltgeist steht. Mei, sei's drum. Das ist halt dann so.
sehr originell zu finden (auch noch Dutzfuß statt etwa Duzfuß, wenn das kein Beispiel für lautmalerische Feinheiten ist ...) und anerkennend breitest zu grinsen. Man beachte auch die schöne Doppeldeutigkeit von "Das ist halt dann so" (bezogen auf den Weltgeist, meine ich, auch wenn ich nicht so ganz genau weiß was ich darunter zu verstehen habe).

Von Literatur verstehen Sie vermutlich mehr als ich, und das mit dem Deutschunterricht bezog sich auch mehr auf das Focussieren der Betrachtung auf formale Dinge. Also, es ist alles ganz friedlich.

:wink:
marlies

Beitrag von marlies »

May hat mit Religion hat mit May nicht viel zu tun ... er benutzte sie 'very well' in seinen tausendfuessigen Jamben. Religion haelt das freie Denken zurueck (autsch ich kann die Nadeln schon spueren) auch wenn das freie Denken sich mit stuemperischer Sprache ausdrueckt, es ist doch freier Ausdruck, und nicht geboren in religioesen Schubladen, und da sollten wir uns doch eigentlich freuen dass wir frei sind uns auszudruecken nach unserem geistigen Vermoegen, und Fantasie, nicht wie wir gezwungen werden (sein koennten) uns auszudruecken - was wir zum Beispiel haetten sein koennen wenn der Dschengis Kahn nicht vom Pferd gerutscht und sich den Kragen gebrochen haette - damals - wo er Europa erobern wollte. Having said that ... es brauchte den Dschengis Khan doch gar nicht ... hm ... ... und jemanden wie May haben den wir so nach Lust und Laune auseinander nehmen koennen um hinter die Meinung seiner 'tausendfuessler' zu kommen, oder die Freiheit haben uns wenigstens schoen huebsch beschaeftigen koennen beim Versuch.
Und fuer einen stuemperischen Deutschlehrer beschaeftigen sich doch eigentlich sehr viele Leute mit ihm, sehr viele Jahre nachdem er eigentlich vergessen haette sein sollen, deshalb schon kann er gar nicht so stuemperisch gewesen sein. Ob der Albert Einstein seine Jamben berechnet hat?
(Mir werden sicher noch Jambusen im Traum erscheinen! Das wird ein Alptraum/Albtraum) :wink: das Woerterbuch sagt nicht dass Jamben = Satire sind, sondern dass Satiriker die Jamben zum erstenmal brauchten / dass Jamben by Satirikern zum erstenmal Gebrauch fanden.
Jetzt brauch ich 'nen Kamillentee zum Verschnaufen.
marlies

Beitrag von marlies »

hat wer gesagt es ist nicht friedlich? nebst den Snuffles finde ich das hier extrem anregend ... geistig ... sonst waere ich nicht hier ... bin pacifist.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Und fuer einen stuemperischen Deutschlehrer
IHN meinte ich nun wirklich überhapt nicht ... auch keine bestimmte Person, sondern eine Haltung, eine Mentalität, eine "Sorte", wenn man so will ...
Mir werden sicher noch Jambusen im Traum erscheinen!
Watt is datt dann ... Wie hieß noch der Regisseur, Russ Meyer ?

Jetzt brauch ich 'nen Kamillentee zum Verschnaufen.
Ich auch. Ich geh' essen. Auf in die Pfalz, irgendwie sollte man doch noch mal seine Zeit sinnvoll & ersprießlich nutzen an so einem schönen freien Tag ...

:wink:
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Interessanter thread von May's lyrischer Qualitaet ueber Klaus Mann zum Dritten Reich (wie bei euch Deutschen ueblich,vielleicht waere es mal moeglich wahrzunehmen,dass der Krieg schon 62 Jahre vorbei ist,nach gewoehnlicher Zeitrechnung 3 Generationen,so who cares ?)und zurueck.
Giesberts Erlaeuterungen finde ich sehr aufschlussreich und habe jetzt endlich mal verstanden,was Jamben sind und warum so manche Seiten von Mays Werk fuer mich so schwer zu lesen waren.
Ich kann verstehen,dass fuer rodger der Inhalt wichtiger ist als die Form.
Muss aber zugeben,dass eine gute Form den Inhalt erheblich mehr zugaenglich macht.May's spaetes Werk mag ja ein noch so hehres Anliegen vertreten,es ist fuer mich so langweilig und droege,dass ich nie Zugang finden werde.
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Mays ›Himmelsgedanken‹ mit der ästhetischen Elle zu messen, scheint mir nicht sinnvoll. Die Bedeutung dieser Gedichte liegt – m. E. fast ausschließlich – auf der autobiographischen Leseebene. Mays Verse geben Auskunft über seine Gemütsverfassung um die Jahrhundertwende. Sie sind ein wichtiges Zeugnis für die Spiritualität des älteren Karl May. Mehr sind sie nicht, weniger aber auch nicht.
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Mays ›Himmelsgedanken‹ mit der ästhetischen Elle zu messen, scheint mir nicht sinnvoll. Die Bedeutung dieser Gedichte liegt – m. E. fast ausschließlich – auf der autobiographischen Leseebene. Mays Verse geben Auskunft über seine Gemütsverfassung um die Jahrhundertwende. Sie sind ein wichtiges Zeugnis für die Spiritualität des älteren Karl May. Mehr sind sie nicht, weniger aber auch nicht.
Ich kann mit Mays und sonstiger Spiritualitaet genauso wenig anfangen wie mit seinen Gedichten.So gesehen halte ich Form und Inhalt fuer missraten.Aber es gibt sicher einige wenige die mit beiden etwas anfeangen koennen,auch wenn mir das als rationalem Menschen verschlossen bleibt.
marlies

Beitrag von marlies »

... davon gehe ich auch aus ... >>>wichtiges Zeugnis für die Spiritualität des älteren Karl May. Mehr sind sie nicht, weniger aber auch nicht<<< - thanks Hermann.
... dass mir unterwegs ein tempo, meter, jambus oder sonstwas erklaert wird ist doch nur positive, oder? Dabei moechte ich aber auch noch lachen koennen, die beste Medizin der Welt, vielleicht irrational, aber es huelft - und wenn's mir langweilig bei May waere, wuerde ich nicht hier sein.
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Auch aus meiner Sicht sind Damaschkes Erläuterungen sehr hilfreich. Dass die »ästhetische Elle« AUCH ein Aspekt zur Bewertung des May’schen Spätwerks ist, kann natürlich im Ernst nicht bestritten werden. Sie ist für mich aber nicht das wichtigste und schon gar nicht das einzige Kriterium.

Über lustige Beiträge freue ich mich immer. Vor allem »rodger« leistet hier Großartiges. Seine Äußerungen sind (fast immer) sachlich korrekt und sehr lehrreich und weiterführend. UND sie sind (meistens) urkomisch, im besten Sinne. Diese Art von (manchmal schwarzem) Humor kommt gut an.
marlies

Beitrag von marlies »

Genau! Auch Humor kann sehr lehrreich sein :D und ist gesund. Und eigentlich lernt man besser mit einem 'smile' als mit einem 'frown'.

Zusatz: bei dieser Logic: >>>dass der Krieg schon 62 Jahre vorbei ist,nach gewoehnlicher Zeitrechnung 3 Generationen,so who cares ?<<<duerften wir von ueberhaupt nichts aelterem als was vor 5 minuten war sprechen ... von May schon ueberhaupt nicht da er schon mehr als 3 Generationen 'vorbei' ist -- na sowas -- und vom Napoleon duerften wir dann schon gar nicht reden, oder von dem der die Elefanten ueber die Alpen brachte, oder von den Pharaonen ...
:D :D :D :D :D
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Marlies,da hast Du mich missverstanden,ich habe keineswegs gemeint,dass man ueber historische Ereignisse nicht reden kann.Ich sagte nur,dass die Deutschen von
einer 12 Jahre dauernden zugebenermassen schwarzen oder sollte man sagen braunen Epoche ihrer Geschichte geradezu besessen sind und staendig damit argumentiert wird.
Man sollte nach 3 Generationen eigentlich sachlicher damit umgehen koennen.
Wir machen uns ja auch keine staendigen Vorwuerfe,das wir die Roten fast ausgerottet haben,die Spanier und Portugiesen,die sogar noch mehr auf dem Kerbholz haben sind sogar stolz auf ihre Kolonialgeschichte.
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Es spricht absolut für die Deutschen, dass sie aus ihrer Geschichte gelernt haben.

Von den USA kann man das nicht gerade behaupten. Die USA und ihre Menschen sind gänzlich unfähig ihre Geschichte aufzuarbeiten, sei es die Ausrottung der Ureinwohner, die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung - die bis heute anhält - oder die Diskriminierung der aus Mexiko eingewanderten Menschen. Auch was sich in Guantanamo abspielt, kann die zivilisierte Welt nur mit dem Kopf schütteln.

Dies gilt auch für die amerikanische Militärgeschichte seit 1865, als die Yankees in den USA die Oberhand gewannen. Die Yankees, die hat schon Karl May in seinen Werken angesprangert.
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Aus welchem zivilisierten Bierzelt ist denn dieser dumpfe Antiamerikanismus gekrochen.
marlies

Beitrag von marlies »

@Altherr :wink:
@Math - diese 12-jaehrige Epoche hatte schon vor May's Zeit angefangen und kulminierte in der 'braunen' Phase - das geschichtliche Geschehen hat meines Erachtens eine fast 200-jaehrige Armutszeit (und nicht nur in Deutschland!) beendet. Aber wenn man im Epizentrum gesessen hat darf man darueber etwas sagen. Jeder Krieg, jede Kolonisation ist ein Gewaltakt. Das Opfer einer Gewalttat in unserer schoenen Ueberverdokterten weissen Welt wird mit Therapie behandelt und das besteht meistens aus 'reden darueber'. Und nicht jeder kann 'rational' reden. Und da die Verbindung May/Hitler nunmal besteht kann man es nicht ignorieren, und wenns halt mal etwas 'unsachlich' zugeht - na ja so sei es halt ... 3 Generationen sind NICHT genug.
Australien mag seine negativen Punkte haben, aber ueber eins bin ich froh ... unseren 'multi culturalism'. Die einzige Nation auf Erden die NICHT durch Konflikt geboren wurde, sondern durch einen friedlichen Bund - und ja, auch die Aboriginals leiden noch von ihrer Englischen Kolonisation.
Na ... wo waren wir ... ach ja, May's Gedichte und deren inhaltlichen Zusammenhang zu seinem Leben, oder umgekehrt. :idea:
marlies

Beitrag von marlies »

Runde #2 - with permission ...
>>Dieses Gedicht hat Karl May als Widmung [am 22.2.1912] in ein Exemplar seines Dramas ›Babel und Bibel‹ – dem Titelblatt gegenüber – geschrieben. Der Empfänger der Widmung ist leider nicht bekannt. Es handelt sich möglicherweise um das letzte poetische Werk Karl Mays.<< So KMG website.

Wenn ich heutige 'Autogrammstunden' vergleiche mit 'naechster bitte' und zigzagzigzag-strich-und-punkt da hast du's Autogramm, dann habe ich einige Muehe mir ein echtes Bild zu machen (und ich entschuldige mich jetzt schon dafuer dass ich um Sachverhalte richtig verstehen zu koennen, ein 'inneres' Bild mir machen muss) ueber die Art und Weise wie dieses Geschicht entstand und in das Buch kam.

Das Buch ist in Wien. Man kann 'vielleicht' annehmen dass es von einem 'fan' in Wien gekauft worden ist. Wie hat es sich dann abgespielt?
Schickte der fan das Buch in die Villa Shatterhand mit einem netten Autogrammgesuch Brief: "Lieber Herr Shatterhand, koennten sie mir bitten ein paar nette Zeilen schreiben und mir das Buch wieder zuschicken - nach Wien."; oder --

ist der fan selber in die Villa Shatterhand gefahren, hat geklingelt und als ihm die Tuer geoeffnet wurde gesagt: "Hallo Herr Shatterhand, koennten sie mir nicht mal schnell ein Gedicht hier hinein schreiben."; oder--

Karl May war in Wien um die Zeit (muesste mal schnell die Chronik anschauen, was ich hier nicht gemacht habe), spielt auch fuer diesen Fall keine Rolle und in Wien kommt ein fan zu ihm und sagt: "Hier bin ich und hier sind sie Herr Shatterhand, koennten sie mir nicht mal ein Autogramm hier hineinschreiben."
Und dann so 12 Zeilen einfach aus dem Aermel zu schuetteln, die dann auch noch Sinn machen (mir persoenlich machen sie grossen Sinn, und damit bleibts) sie auch noch zum Reimen zu bringen (ob die Jamben stimmen oder nicht steht hier nun nicht mehr zur Frage), und dann das Buch nach der 'Autogrammstunde' wieder dem fan zurueckgeben; oder--

Er hatte genug Zeit das Gedicht zu entwerfen, es dann in das Buch zu schreiben und es als Geschenk zu vergeben - 6 Jahre nachdem es erschien und ein scheinbarer Misserfolg war? Als er nach Wien ging fuer seine Sophiensaal Rede - nahm er es da mit und gab es jemandem dem er besonders zu Dank verpflichtet war fuer das organisieren des Abends im Sophiensaal?

... die Reise eines Buches ... nur so meine Gedanken weil das Gedicht und das Raetsel darum herum mich faszinieren (und einige der Zeilen in Bibel und Babel - I must admit) -- ich brauche keine Antwort dazu.
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