Seite 1 von 1

May im Lexikon "Deutschlands Gelehrte"

Verfasst: 14.8.2004, 20:08
von Werder
Hainer Plaul erwähnt in seiner illustrierten Karl-May-Bibliographie unter der Nummer 440 das Lexikon "Deutschlands, Oesterreich-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild" aus der "Bruno Volger Verlagsbuchhandlung". Dieses Lexikon ist 1908 erschienen.

Wer kennt diesen Band und kann mir weiterhelfen?

Vielen Dank
Frank

Verfasst: 14.8.2004, 22:26
von Gast
Hallo Herr Werder,

haben Sie schon einmal unter www.zvab.com nachgeschaut?

Viele Grüße
Kurt

Verfasst: 23.8.2004, 20:46
von Wolfgang Sämmer
Hallo Herr Werder,

Ich hatte letzthin die Gelegenheit, einen Blick in das von Ihnen zitierte Lexikon "Deutschlands, Oesterreich-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild" zu werfen. Allerdings handelte es sich bei "meinem" Exemplar um die zweite Auflage, die 1910 im "Bio-bibliographischen Verlag Albert Steinhage" in Hannover erschienen ist. Einige der Personen, die in diesem Lexikon abgehandelt werden, waren mit Karl May persönlich bekannt; etwa Leopold Gheri oder F.S. Krauß. Sicherlich interessiert Sie jedoch ganz speziell der Eintrag über (von?) Karl May. Ich lasse ihn deshalb im Anschluß folgen:
May, Karl (Schriftsteller, Dresden-Radebeul, Villa Shatterhand), geb. 25. II. 1842 in Hohenstein-Ernstthal i. S. M. ist der Sohn armer Webersleute und besuchte die Volksschule und zwei Seminare, blieb aber nur kurze Zeit Lehrer und wandte sich der Schriftstellerei zu. Machte bedeutende Reisen nach fremden Erdtheilen, um die "Menschheitsseele" zu studieren, der alle seine Bücher gewidmet sind. Schreibt ganz besonders geartete, sogenannte "Reiseerzählungen", die figürlich resp. symbolisch zu nehmen sind. Sie sollen auf die Entwickelung des Gewaltmenschen zum Edelmenschen und insbesondere auf die friedliche Aussöhnung des Morgenlandes mit dem Abendlande hinwirken. Darum beschreibt er den Orient in jener sympathischen, herzgewinnenden Weise, die seiner christlichen Weltanschauung entspringt und humanisierend wirkt. Er schreibt, um die Menschheitsrätsel und die Menschheitspflichten darzustellen, an deren Lösung und Erfüllung das begonnene Jahrhundert zu arbeiten hat. Werke: Durch die Wüste; Durchs wilde Kurdistan; Von Bagdad nach Stambul; In den Schluchten des Balkan; Durch das Land der Skipetaren; Der Schut; Winnetou; Orangen und Datteln; Am stillen Ozean; Am Rio de la Plata; In den Kordilleren; Old Surehand; Im Lande des Mahdi; Satan und Ischariot; Auf fremden Pfaden; Weihnacht; Am Jenseits; Im Reiche des silbernen Löwen; Der schwarze Mustang; Der blaurote Methusalem; Die Sklavenkarawane; Der Schatz im Silbersee; Das Vermächtnis d. Inka; Die Felsenburg; Krüger-Bey; Im fernen Westen; Geogr. Predigten; Giolgeda padis hanün; Hatatilta kie; La vengeance du farmer; Les pirates de la mer rouge; Une visite au pays du diable: La caravane de la mort; Une maison mysterieuse; Le roi des requins; Le brelan americain; L'anoia du brigand; Der Wüstenräuber; Drei Feldmarschalls; Helden des Westens; Tävaventürs in Kürdän et in Lapän; Syn Lovce medvedum; Bärenjäger; Abu Kital und das großartige dramatisch-symbolische Gemälde "Babel und Bibel", das tiefste Buch dieses Denkers und Dichters."
Freundliche Grüße
Wolfgang Sämmer

Verfasst: 24.8.2004, 18:20
von Gast
Hallo in die Runde!

Wenn dieser Text von May selbst stammen sollte (Plaul ist ja wohl der Meinung, und leider sieht es ja auch danach aus), so gruselt es mich schon ziemlich angesichts solcher Selbstbeweihräucherung. Ich fürchte, der Mann konnte sicherlich eines nicht, nämlich auch mal über sich selbst lachen.

Grüße

Rolf

Verfasst: 24.8.2004, 21:04
von Gast
Hallo Rolf,

ich bin mir ziemlich sicher, daß Karl May über sich selber lachen konnte, aber nicht mehr im Jahre 1908.

Viele Grüße
Kurt

Verfasst: 24.8.2004, 23:56
von Gast
Hallo Kurt!

Das mag wohl sein. Deswegen ist mir der Scharlatan May, der sich in der Kostümierung seines Helden fotografieren ließ, sympathischer als der "Dichter-Priester", als der er sich in den letzten Lebensjahren wohl selbst gesehen hat.

Grüße

Rolf

Verfasst: 28.8.2004, 11:24
von Ralf Grosskurth
Hallo alle!

Ich mag eigentlich beide - den Scharlatan wie den Dichter-Priester. Letzteren jedoch besonders in A&D und unter steter Berücksichtigung der Zeit, in welcher er schrieb. Der mitunter (nach heutiger Anschauung) schwülstige Ton seiner späten Werke ist wohl auch seiner Zeit zu danken.

Verfasst: 29.8.2004, 20:12
von Gast
Hallo!

Als schwülstig könnte man Mays Stil auch in Bezug auf seine früheren Werke bezeichnen, wenn man denn die Zeit, in der sie entstanden sind, nicht berücksichtigt. Mir persönlich gefällt allerdings seine Sprache speziell im Alterswerk recht gut, und das war auch nicht das Thema, das ich ansprechen wollte. Mir ging es um die Person Mays bzw. um sein Selbstverständnis in den letzten Lebensjahren. Sicherlich ist zu berücksichtigen, daß er sich gegen massive Angriffe wehren und vielleicht sich deswegen auf so ein Podest setzen mußte bzw. zu müssen glaubte. Da ich aber nun mal ein Freund von Selbstironie bin, habe ich mit dem alten May so meine Schwierigkeiten. Aber vielleicht kann ich ja in 10 Jahren auch nicht mehr über mich selbst lachen...

Sonntägliche Grüße

Rolf Dernen

Verfasst: 29.8.2004, 20:17
von Werder
Hallo Herr Sämmer,

anlaß für meine Frage waren Recherchen im ZVAB. Dort stieß ich auf die 2. Auflage von "Deutschlands Gelehrte". Da Plaul nur eine Auflage in einem anderen Verlag erwähnt, war ich unsicher, ob die 2. Auflage sich auf das von Plaul genannt Werk bezieht.

Inzwischen habe eine eine Neuveröffentlichung von Mays Eintrag im Vorläufer "Sachsens Gelehrte" gefunden. Er befindet sich auf den Seiten 100 bis 102 im Band "75 Jahre Karl-May-Verlag". Auf Seite 102 finden sich auch die bibliographischen Angaben zu allen drei Ausgaben.

Interessanter Weise wurde Mays Text in "Deutschlands Gelehrte" auf die Hälfte gekürzt.

Herzliche Grüße
Frank Werder