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Grilltradition im Westen

Verfasst: 23.9.2009, 18:08
von Helmut Prodinger
Als Kind schon fascinirte mich der Ascudo-Braten (oder hiesz er anders?):
Der Westmann saebelte sich bereits gegarte Stuecke runter und verschlang sie;
und weiter ging's. Da es keine Kohlehydrate gab, muszte der Westmann riesige
Fleischportionen vertilgen. Mahlzeit!

Heute wird jede Deutsche so einen grillenden Tuerken in allen Groszstaedten sehen, der mit den Schnippseln eine Teigtasche fuellt und sie dann mit Knoblauch
etc. wuerzt. Aber im 19. Jahrhundert waren die Leserinnen sicher sehr beeindruckt.

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 23.9.2009, 18:46
von markus
Wobei das Fleisch damals im wilden Westen noch gut als Biofleisch durchgehen konnte. Wer weiß was so alles in so einem Dönerspieß drin ist. :?

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 23.9.2009, 18:51
von rodger
Die Bio-Bärentatzen sollen immer dann am besten schmecken, wenn ... äh ... (Du weißt schon ...)

:wink:

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 23.9.2009, 18:53
von rodger
... und bitte nicht so einseitig auf die Türken. Beim Griechen hatte ich neulich auch einen Wurm im Salat ...

:mrgreen: :lol:

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 23.9.2009, 19:22
von markus
rodger hat geschrieben:Die Bio-Bärentatzen sollen immer dann am besten schmecken, wenn ... äh ... (Du weißt schon ...)

:wink:
Ja weiß ich (von Sam), siehe:
rodger hat geschrieben:Beim Griechen hatte ich neulich auch einen Wurm im Salat ...
Hat er denn wenigstens geschmeckt und kostete er extra? :mrgreen: :lol:

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 23.9.2009, 19:33
von rodger
Nein, weder noch.

"Is' mir aber so slecht ..." (Zitat aus einem Fernsehfilm vor ein paar Jahrzehnten, da trank einer im Schlachthof angesichts des dortigen Treibens einen Magenbitter, obwohl er das eigentlich nicht durfte, das kam sehr überzeugend herüber ...)

:(

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 23.9.2009, 22:01
von rodger
Karl May war in Sachen unappetitlicher Mitteilsamkeit nicht zimperlich,

[quote="Er (in "Der Schut")"]
Ich habe mit einem berühmten Scheik gespeist, welcher während des Essens sich einige allzu lebhafte Thierchen aus dem Nacken holte, sie vor Aller Augen zwischen den Nägeln seiner Daumen guillotinirte und dann mit den Händen, ohne sie vorher abzuwischen, in den Pillaw fuhr und von demselben eine Kugel rollte, um sie mir als >el Lukme esch Scharaf< [Ehrenbissen] in den Mund zu schieben.

Wenige werden glauben, daß dies zwar ein kleines, aber dennoch lebensgefährliches Abenteuer gewesen sei. Die Zurückweisung dieses Ehrenbissens ist eine Beleidigung, welche in der Wüste nur mit dem Tod gesühnt werden kann. Ich hatte also eigentlich nur die Wahl zwischen einer Kugel oder einem Messerstich und dem Verspeisen dieser schrecklichen Reiskugel. Links von mir saß der Scheik, welcher mir den Bissen reichte und erwartete, daß ich den Mund aufsperre. Rechts saß Krüger-Bey, der bekannte Oberst der Leibschaaren des Herrschers von Tunis. Er - ein geborener Deutscher - hatte die Hinrichtung der kleinen Wesen ebenso bemerkt, wie ich. Er wußte genau, in welch großer Verlegenheit ich mich in diesem Augenblick befand, und in seinem Gesicht war die größte Spannung zu lesen, ob ich die Reis- oder die Bleikugel wählen werde. In solcher Lage gilt es, geistesgegenwärtig zu sein. Ich sagte im Ton größter Höflichkeit zu dem Scheik:

»Ma binsa dschamihlak kull umri - ich werde all mein Lebtage an Deine Güte gedenken.«

Den Bissen aus seiner Hand nehmend, fuhr ich fort:

»Ridd inna'sar, ja m'allmi - entschuldige mich, o Herr!«

Und mich nun schnell rechts zu Krüger-Bey wendend, schloß ich:

»Dachihlal, ent kaïn haun el muhtaram - ich bitte Dich, hier bist Du der Ehrwürdige!«

Der brave Kommandant der Leibwache erschrack. Er ahnte meine Absicht und war so unvorsichtig, den Mund zu öffnen, um mir abwehrend zu antworten. Aber dieser eine Augenblick genügte mir. Ehe er ein Wort hervorbrachte, hatte er den Reiskloß im Mund und durfte ihn nicht wieder herausgeben.

Er war der Älteste. Daß ich ihm den Ehrenbissen gegeben hatte, war nun nicht eine Beleidigung, sondern ein allgemein sehr wohl aufgenommener Beweis, daß ich das Alter achte. Der arme Ehrwürdige machte freilich ein Gesicht, als hätte er den ganzen Jammer des Erdenlebens zwischen den Zähnen gehabt. Er drückte und drückte und schlang und schlang, bis er rothblau geworden und der Bissen hinunter war. Noch nach Jahren rühmte sich der Undankbare, daß er mir diesen Streich nicht vergessen habe.
[/quote]

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 23.9.2009, 23:18
von rodger
Als ich kürzlich in DHDH folgendes las
Von Gabeln oder gar Löffeln war kein Rede. Man aß nach Beduinenweise mit den Händen, indem man sich ein Stück des Bratens abriß und es zum Munde führte. Dabei griff man mit den Fingern in den Reis, ballte ihn zu kleinen Kugeln und führte diese in den Mund.

Zuweilen riß der Scheik ein gutes Fleischstück, welches er für besonders schmackhaft hielt, von dem Knochen und steckte es Steinbach oder dem Oberst in den Mund; auch schob er ihnen hier und da eine solche Reiskugel zwischen die Lippen.


fiel mir die oben zitierte Stelle aus dem "Schut" wieder ein, und ich dachte schon, die fatale Angelegenheit werde jetzt Steinbach (resp. Krüger Bei ...) "zugeschoben", aber May beließ es an dieser Stelle bei
Dies gilt als ganz besondere Aufmerksamkeit, und wenn einer der Aeltesten oder ein Anderer das Glück hatte, daß vom Scheik sein Name genannt wurde, so kam er herbei und sperrte den Mund auf, um sich einen solchen Honorationsbissen hineinstecken zu lassen.
was indes auch nicht, sagen wir, ohne Reiz ist.

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 23.9.2009, 23:39
von markus
rodger hat geschrieben:Karl May war in Sachen unappetitlicher Mitteilsamkeit nicht zimperlich,

[quote="Er (in "Der Schut")"]
Ich habe mit einem berühmten Scheik gespeist, welcher während des Essens sich einige allzu lebhafte Thierchen aus dem Nacken holte, sie vor Aller Augen zwischen den Nägeln seiner Daumen guillotinirte und dann mit den Händen, ohne sie vorher abzuwischen, in den Pillaw fuhr und von demselben eine Kugel rollte, um sie mir als >el Lukme esch Scharaf< [Ehrenbissen] in den Mund zu schieben.

Wenige werden glauben, daß dies zwar ein kleines, aber dennoch lebensgefährliches Abenteuer gewesen sei. Die Zurückweisung dieses Ehrenbissens ist eine Beleidigung, welche in der Wüste nur mit dem Tod gesühnt werden kann. Ich hatte also eigentlich nur die Wahl zwischen einer Kugel oder einem Messerstich und dem Verspeisen dieser schrecklichen Reiskugel. Links von mir saß der Scheik, welcher mir den Bissen reichte und erwartete, daß ich den Mund aufsperre. Rechts saß Krüger-Bey, der bekannte Oberst der Leibschaaren des Herrschers von Tunis. Er - ein geborener Deutscher - hatte die Hinrichtung der kleinen Wesen ebenso bemerkt, wie ich. Er wußte genau, in welch großer Verlegenheit ich mich in diesem Augenblick befand, und in seinem Gesicht war die größte Spannung zu lesen, ob ich die Reis- oder die Bleikugel wählen werde. In solcher Lage gilt es, geistesgegenwärtig zu sein. Ich sagte im Ton größter Höflichkeit zu dem Scheik:

»Ma binsa dschamihlak kull umri - ich werde all mein Lebtage an Deine Güte gedenken.«

Den Bissen aus seiner Hand nehmend, fuhr ich fort:

»Ridd inna'sar, ja m'allmi - entschuldige mich, o Herr!«

Und mich nun schnell rechts zu Krüger-Bey wendend, schloß ich:

»Dachihlal, ent kaïn haun el muhtaram - ich bitte Dich, hier bist Du der Ehrwürdige!«

Der brave Kommandant der Leibwache erschrack. Er ahnte meine Absicht und war so unvorsichtig, den Mund zu öffnen, um mir abwehrend zu antworten. Aber dieser eine Augenblick genügte mir. Ehe er ein Wort hervorbrachte, hatte er den Reiskloß im Mund und durfte ihn nicht wieder herausgeben.

Er war der Älteste. Daß ich ihm den Ehrenbissen gegeben hatte, war nun nicht eine Beleidigung, sondern ein allgemein sehr wohl aufgenommener Beweis, daß ich das Alter achte. Der arme Ehrwürdige machte freilich ein Gesicht, als hätte er den ganzen Jammer des Erdenlebens zwischen den Zähnen gehabt. Er drückte und drückte und schlang und schlang, bis er rothblau geworden und der Bissen hinunter war. Noch nach Jahren rühmte sich der Undankbare, daß er mir diesen Streich nicht vergessen habe.
[/quote]
Diese Szene kenne ich, obwohl ich sie meines Wissens erst einmal gelesen habe. Aber sie ist nicht aus dem Schut :o . Ich meine "Gum" oder "Krumir" oder gar "Allah il Allah" aus dem KMV. Im "Schut" befindet er sich nicht mehr in der Wüste und bei Scheiks und Beduinen. Im Anhang zwar, aber dort kommt kein Krüger Bei vor.

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 23.9.2009, 23:45
von rodger
Mein Sohn,

:lol:

ich weiß sehr wohl wo er sich in "Der Schut" befindet und wo nicht.

Wenn eine Passage mit "Ich habe mit einem berühmten Scheik gespeist" beginnt, dürfte doch auch der u.a. seitens meines Vaters vielzitierte Blinde mit Krückstock erkennen, daß das Folgende handlungsmäßig nichts mit dem Werk, in dem man sich gerade befindet, zu tun haben muß. Du darfst mir in Sachen Karl May normalerweise durchaus sozusagen vertrauen: Es steht in "Der Schut".

:wink:

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 23.9.2009, 23:49
von rodger
Falls Du aber nur meinst, im "Schut" wird die Szene nur erwähnt und woanders steht sie, nehme ich fast alles zurück und habe Dich dann nur mißverstanden. Falls. :wink:

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 23.9.2009, 23:54
von markus
rodger hat geschrieben:Mein Sohn,

:lol:

ich weiß sehr wohl wo er sich in "Der Schut" befindet und wo nicht.

Wenn eine Passage mit "Ich habe mit einem berühmten Scheik gespeist" beginnt, dürfte doch auch der u.a. seitens meines Vaters vielzitierte Blinde mit Krückstock erkennen, daß das Folgende handlungsmäßig nichts mit dem Werk, in dem man sich gerade befindet, zu tun haben muß. Du darfst mir in Sachen Karl May normalerweise durchaus sozusagen vertrauen: Es steht in "Der Schut".

:wink:
Und Krüger Bei kommt auch drin vor, bzw. wird in "Der Schut" von erzählt, von dem im gesamten Orientzyklus sonst nicht die Rede war und den er laut eigenen Angaben erst in der Erzählung "Krumir" das erstemal begegnet (ich weiß, Chronologie + Karl May = Feuer + Wasser, eine ganz einfache Gleichung :mrgreen: )?

Seis drum. Ich werde ja in einigen Tagen, eher Wochen, beim "Schut" angelangt sein und dich drauf festnageln wenns nicht stimmt :wink: :lol: .

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 24.9.2009, 0:02
von rodger
markus hat geschrieben: Und Krüger Bei kommt auch drin vor, bzw. wird in "Der Schut" von erzählt, von dem im gesamten Orientzyklus sonst nicht die Rede war und den er laut eigenen Angaben erst in der Erzählung "Krumir" das erstemal begegnet
Danke, das war das, was ich neulich suchte und nicht fand, als es irgendwo um Chronologie ging und ich schrieb irgendwas mit Krüger Bei usw. ginge auch nicht auf, DAS war es und nicht das, was jemand anders (ich weiß nicht mehr wer) dann meinte. Genau das.

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 24.9.2009, 0:04
von markus
rodger hat geschrieben:Falls Du aber nur meinst, im "Schut" wird die Szene nur erwähnt und woanders steht sie, nehme ich fast alles zurück und habe Dich dann nur mißverstanden. Falls. :wink:
Hast mich nicht mißverstanden, aber so wie du sagst könnte es sein. Ich meine im "Krumir" den ich erst einmal so vor knapp 2 Jahren gelesen habe, begegnet Kara Ben Nemsi den Krüger Bei bei einem Jagdausflug zum erstenmal und beide werden Gast bei einem Scheik wo dieses ominöse Mahl stattfindet und wo die Tochter des Scheiks vom Krumir entführt wird und es über den Salzsee El Scherid geht, den wir schon aus "Durch die Wüste" her kennen. Vieleicht stehts auch so im Band "Allah il Allah" der eine Bearbeitung von "DH-DH" ist und den ich mal angefangen hatte zu lesen, vieleicht verwechsel ich da was. Deshalb sollte man ja auch gegen Bearbeitungen sein, man verwechselt zuviel :lol: .

Re: Grilltradition im Westen

Verfasst: 24.9.2009, 0:13
von markus
rodger hat geschrieben:
markus hat geschrieben: Und Krüger Bei kommt auch drin vor, bzw. wird in "Der Schut" von erzählt, von dem im gesamten Orientzyklus sonst nicht die Rede war und den er laut eigenen Angaben erst in der Erzählung "Krumir" das erstemal begegnet
Danke, das war das, was ich neulich suchte und nicht fand, als es irgendwo um Chronologie ging und ich schrieb irgendwas mit Krüger Bei usw. ginge auch nicht auf, DAS war es und nicht das, was jemand anders (ich weiß nicht mehr wer) dann meinte. Genau das.
Gern geschehen. Dieses Kuriosum des typischen Anachronismus (nennt man das so?) Mays, so ähnlich wie mit den Snuffles die er erst nach Winnetous Tod kennenlernt (in den Reiseerzählungen), aber in den Jugenderzählungen ,wo Winnetou lebt, schon kennt, hatte ich vor langer Zeit, am Anfang meiner Karriere hier in den Foren :mrgreen: , mal zur Sprache gebracht daß großes Interesse zeigte. Gugst du hier: http://karlmay.agerth.de/maybuecher/pho ... p?10,20218

:D