Karl May lesen

Waukel
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Beitrag von Waukel »

Hallo Sandhofer!

Isch 'abe keine Espressomaschine (und bin damit doppelt offtopic), ich trinke Türkischen.
Abgesehen von dem etwas weit hergeholten Beispiel sprachen wir ja von Schriftstellerei und wollen in diesem Rahmen bleiben, genauso wie man bei der Kaffeemaschine beim Kaffeekochen bleiben soll. Bis zum Bodenaufwischen ist denn doch ein gar zu langer Umweg (und da könnte ich dann noch viel offtopicer werden).

"Karl May war limitiert"

Na ja, weil seine Zeit limitiert war. Er hat es auch gar nicht richtig versucht, vielleicht hat es ihn nicht interessiert, aber das sagt ja nicht, dass er es nicht gekonnt hätte, zwar kann er den Beweis nicht mehr antreten, aber einfach zu sagen, dass er nicht die Fähigkeit dazu gehabt hätte, finde ich nicht richtig.

Wollte er nicht im Alter noch an Winnetous Testament aus der Sicht Winnetous schreiben, oder Orienterzählungen aus der Sicht von Kara, dem Sohn von Halef?
Zumindest so ganz aus der Luft gegriffen wäre die Idee also nicht.

Gruß
wa
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rodger
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Beitrag von rodger »

Waukel hat geschrieben:Er hat es auch gar nicht richtig versucht, vielleicht hat es ihn nicht interessiert, aber das sagt ja nicht, dass er es nicht gekonnt hätte, zwar kann er den Beweis nicht mehr antreten, aber einfach zu sagen, dass er nicht die Fähigkeit dazu gehabt hätte, finde ich nicht richtig.

Wollte er nicht im Alter noch an Winnetous Testament aus der Sicht Winnetous schreiben, oder Orienterzählungen aus der Sicht von Kara, dem Sohn von Halef?
Zumindest so ganz aus der Luft gegriffen wäre die Idee also nicht.
Es spricht Gast-Redner Selim aus dem Lande des Mahdi:

Richtig, sehr richtig.

:wink:

:!:
Sandhofer
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Können

Beitrag von Sandhofer »

Hallo zusammen!
Hallo waukel!
Waukel hat geschrieben:Wollte er nicht im Alter noch an Winnetous Testament aus der Sicht Winnetous schreiben, oder Orienterzählungen aus der Sicht von Kara, dem Sohn von Halef?
Zumindest so ganz aus der Luft gegriffen wäre die Idee also nicht.
Sicher nicht. Aber: Soweit ich weiss, ist nie auch nur ein Tüttelchen davon publiziert worden. Offenbar war nichts da. Und zumindest Winnetous Testament hätte wohl genügend Anziehungskraft beim Publikum gehabt, dass die Testamentsexekutoren es stante pede exhumiert und veröffentlicht hätten.

Warum war nichts da? Weil er keine Zeit hatte? Hm ... May hatte Zeit für eine Orientreise und eine Amerikareise, für seine "Gedichte" und sein Drama, für eine Autobiografie ... aber nicht dafür, Winnetous Testament zu schreiben?

May war ein Leben lang daran gewöhnt, seine Gedanken, seine Motive, ja ganze Handlungsstränge zu rezyklieren - er konnte im Alter wirklich nicht mehr richtig ausbrechen. All seiner Versprechungen, jetzt erst richtig anzufangen, zum Trotz. Und wenn er ausbrach war das Ergebnis allenfalls mittelmässig.

Nein, ich glaube, dass man ruhig behaupten kann, dass May nicht aus anderer Perspektive schreiben konnte. Wenn er nicht wollte, wo war's wohl eher wie mit dem Fuchs und den sauren Trauben - weil er sie sowieso nicht erreicht hätte.

Meine Espresso-Maschine liefert mir ausgezeichneten Espresso. Soll ich mir jetzt vorstellen (oder gar wünschen), sie könnte, wenn sie nur wollte, oder die Zeit dazu hätte (denn bei mir leistet eine Espresso-Maschine Schwerarbeit und hat nicht wirklich Musse, sich über anderes als Espresso Gedanken zu machen ... ), sie könnte also auch noch türkischen Kaffee brauen? Weshalb sollte Karl May türkischen Perspektiv-Wechsel-Kaffee brauen können, wenn er so wunderbaren Abenteuergeschichten-Espresso herstellt? Es war letztlich eine weise Entscheidung von ihm, wenn sie wahrscheinlich auch unbewusst fiel, ebenso bei seinen Leisten zu bleiben (jedenfalls fast!), wie der Schuster bei den seinen, die Espresso-Maschine bei den ihren.

Grüsse

Sandhofer
Waukel
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Beitrag von Waukel »

Hallo Sandhofer!

Es wäre für mich jetzt wohl ein Leichteres, eine Espressomaschine so umzubauen, dass sie Kakao herstellt, als Dich dahin zu bringen, Mays schriftstellerische Fähigkeiten nicht so einzuzwängen. :?

Gruß
wa
Sandhofer
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einzwängen

Beitrag von Sandhofer »

Hallo zusammen!
Hallo waukel!

Na, dann tu mal. Und wenn Du damit fertig bist, kannst Du anfangen, Karl May umzubauen. :P

Ich glaube nicht, dass ich Karl May einzwänge - im Gegenteil. Ich versuche, ihn aus überspannten Erwartungen vieler Fans herauszulösen, damit er sein kann, was er ist: der wahrscheinlich grösste und wildeste Abenteuer-Geschichten-Erzähler deutscher Sprache. Die einzige Richtung, in die er sich allenfalls hätte entwickeln können, wäre wohl die in Richtung aus Träumen gewobener Phantastik gewesen - grob gesagt also Kafka, oder (eher noch) Meyrink. Die Traumsequenzen in seinem Spätwerk brauchen sich jedenfalls vor diesen zwei nicht zu verstecken.

Grüsse

Sandhofer
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rodger
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Beitrag von rodger »

Im Saloon in Silver City gab es ganz unverwechselbaren, einzigartigen Kaffee, der die verschiedensten Cowboys aller Couleur immer wieder zu letzten Endes friedvollem Miteinander sich versammeln ließ. Nichts allzu anspruchsvolles zwar, dieses Gesöff, schlicht, in Bechern serviert, ein Getränk für fast alle, aber: auf seine Weise einzig, artig, großartig, und das ließen sich die Cowboys nicht miesmachen, da konnte kommen, wer wollte.

Nur Wüstenhöfer, unbestrittener Fachmann in Sachen Getränke aller Art, sah die Sache ein bißchen anders. Zum einen fühlte er sich eh allen überlegen, zum anderen beging er den Fehler, dieses geniale Gebräu aus seiner speziellen Getränkegroßhändler-Sicht nur als ein Getränk unter vielen hunderten oder auch tausenden anzusehen, und Vergleiche anzustellen, die gar keinen Sinn machten. Das war das Paradoxe, daß er, obwohl er vielleicht mehr Getränke kannte als alle anderen zusammen, dieses einzigartige Kaffee-Gebräu nur aus seiner, bei allem weiten Horizont eben irgendwie doch eingeschränkten Sichtweise zu sehen vermochte, und ihm dadurch gar nicht gerecht werden konnte.

„Ich versuche, ihn aus überspannten Erwartungen vieler Fans herauszulösen, damit er sein kann, was er ist“ erklärte Wüstenhöfer nach kurzem Nippen an einer Tasse des Kaffee-Gebräus mit selbstzufriedenem Lächeln, „aber an Calvados und anderes reicht er eben bei weitem nicht heran.“

Die Cowboys, die mehrheitlich eher selten Calvados tranken und alle eigentlich viel lieber den Kaffee mochten, fragten sich manchmal mehr oder weniger insgeheim, warum Wüstenhöfer immer in den Saloon komme, um solches kundzutun, es gäbe doch auch Teestuben und Feinkostläden in Silver City, aber man war in Toleranz geübt, und man hatte schon anderes überstanden.

Einer stand derweil ziemlich entspannt etwas abseits und schlürfte behaglich seinen geliebten Charly-Krönung. „Gesammelte Aufsätze“ stand auf der Kaffee-Packung, eine besondere Sorte, und folgender Text ließ sich bei genauerem Hinsehen entziffern:

„Ein Schwätzer, welcher täglich nur zweitausend Wörter verschwendet, hat von seinem zwanzigsten bis sechsundzwanzigsten Jahre über 29 Millionen Wörter in den Wind geredet.“ (GW Band 72, Schacht und Hütte, S. 240)

;)
Hermesmeier

Beitrag von Hermesmeier »

Um mal aus diesen hinkenden Vergleichen herauszukommen: Herr Hübscher hat nicht unrecht. Und man kann einen Autor durchaus lieben und schätzen, selbst wenn (oder weil) einem klar ist, dass er kein Hochliterat war. Es muss aber erlaubt sein, letzteres kundzutun.

Mir persönlich erscheint es überspannt (sogar apologetisch), wenn man Karl May den Spuren Arno Schmidts unkritisch folgend aufgrund seines Spätwerks in die Hochliteratur hiefen will, und dabei die Kolportage nur noch schamvoll entschuldigt. Wer nur aufgrund von "Babel und Bibel" (ausgerechnet), den "Himmelsgedanken" (brrrr) und "Ardistan und Dschinnistan" Karl May zum Künstler hochstilisiert, tut ihm und seiner Lebensleistung unrecht. Letztlich sammelt man hier nur Belege eines nicht einmal grandiosen, sondern eher peinlichen Scheiterns. Der Aufstieg zur Höhe aus dem kriminellen Sumpf vollzog sich an ganz anderen schriftstellerischen Objekten und der persönliche wie wirtschaftliche Erfolg ebenso.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Hallo Herr Hermesmeier,

mit Künstler oder nicht, das bleibt sich gleich, für mich, ganz und gar. Was ist überhaupt Kunst. Mal wird dies "hochgejubelt", mal jenes, das ist beliebig manipulierbar. Erlaubt, bzw. wesentlich ist, was gefällt, um es auf eine kurze Formel zu bringen.

Natürlich ist erlaubt, kundzutun, wonach immer einem ist. Nur ob der eine oder andere irgendwann dann überhaupt noch zuhört, ist eine andere Frage. Da wüßte ich noch ein Beispiel ... (und erinnere dezent an ein Tischgespräch, da ging es darum, daß jemand offenbar viel Zeit hat).

Mit den Himmelsgedanken ist es wie mit Underberg, der eine sagt brrrr, der andere mag es. "Da muß man ja schon sehr krank sein, wenn man so etwas freiwillig trinkt", sagte mal jemand in Sachen Underberg zum Berichterstatter. Dieser trank dieses Gebräu seinerzeit allerdings ausgesprochen gern, und auch die "Himmelsgedanken" nimmt er sich immer wieder gerne vor.

"Peinliches Scheitern" sehe ich nirgends bei Karl May. Das liegt im Auge des Betrachters, und ist, wie immer, Ansichtssache. Lesen Sie mal, z.B., Ernst Jüngers Äußerungen über A & D, oder auch nicht. Es braucht gar keine prominenten Fürsprecher. Für mich ist und bleibt das Werk unvergleichlich und großartig.

Pasta ! (Essenszeit ...)

:wink:

Beste Grüße

RW
Gast

Beitrag von Gast »

Sehr geehrter Herr Wick!

Ihre Beiträge lesen sich nun allerdings tatsächlich so - ich mag das missverstehen - dass sie es lieber sähen, wenn Herr Hübscher seine Äußerungen nicht täte. Und wenn sie tatsächlich so langweilig wäre, wie Sie sagen, dann würde vermutlich niemand darauf reagieren, oder? Auch Sie wohl nicht?

Dass zwischen Ihnen beiden die Chemie nicht zu stimmen scheint, ist unübersehbar, aber auch genauso unverständlich. Denn tatsächlich konnte ich bisher nichts erkennen, was gegen Sie persönlich gerichtet wäre. Eigentlich finde ich Sie beide sogar recht ähnlich.
Und ich kann mir sogar lebhaft vorstellen, dass Sie sich prima unterhalten könnten, wenn Sie sich bei einem Spezi gegenübersäßen :wink:

Herzlichen Gruß
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rodger
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Beitrag von rodger »

rodger hat geschrieben:Ah, da ist er wieder. Langweilig ist es ja mit ihm nie. Wie bei Mamroth. Da schillert’s, da funkelt’s. (Thomas Freitag sagte einmal sinngemäß, er könne sich in einem Programm mit Strauß beschäftigen, aber nicht mit Kohl, da er zu ersterem, obwohl auch er ihm nicht gerade liege, immerhin eine Art innere Beziehung habe).
:wink:
dass sie es lieber sähen, wenn Herr Hübscher seine Äußerungen nicht täte.
Aber nicht doch. Ausnahmen bestätigen indes die Regel.

Auf
Ich versuche, ihn aus überspannten Erwartungen vieler Fans herauszulösen
hätte ich gerne verzichtet (das sind so Sätze, da gerät mir der Oberlehrer-Anteil in der Mischung zu hochprozentig).
bei einem Spezi
Meinen Sie sich selbst als neutralen Dritten ?

:D

(Nein, ich weiß schon, wie Sie's meinen, aber ich neige bekanntlich zur Albernheit)

;)

Wie oft soll ich's denn noch sagen, der Mann sieht auf einem Bild, das ich mal gesehen habe, so sympathisch aus (bzw. entspricht so gar nicht dem imaginären Bild, das ich vorher von ihm hatte), daß man ihn am liebsten in den Arm nehmen möchte

;)
JennyFlorstedt
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Beitrag von JennyFlorstedt »

Meiner grundsätzlichen Liebe zu Karl May tut es keinerlei Abbruch, dass es andere Autoren gibt, die ich - insgesamt gesehen - "besser" finde.
(Besser = anspruchsvoller, spannender, lustiger, authentischer...; jedes für sich und manchmal auch kombiniert...)
Man kann Karl May trotz oder wegen seiner Fehler lieben - solange er geliebt wird und die Fehler akzeptiert werden. Leugnen bringt nichts. :wink:

ta
Thomas Schwettmann

Beitrag von Thomas Schwettmann »

Wenn ich auf die berühmte Frage nach der Lektüre auf der einsamen Insel hätte, und es würde nur Arno Schmidt und Karl May zur Auswahl stehen, würde ich Arno Schmidt wählen - keine Frage. Zumal, wenn ich mir "Zettels Traum" mitnehmen könte. Den habe ich noch nicht gelesen und der hält lange vor. :mrgreen:

Im Ernst, Karl May hab ich nun wirklich auf Jahre hin genug gelesen, da muß ich nicht wirklich z.Z. am Stück lesen. Da gibt es doch nun wirklich genug andere Literatur. Karl May hat, abgesehen davon, daß seine Schriften natürlich eine ganz eigene Geschmacksfärbung haben, so daß man auf die Dauer ohnehin mal was anderes kosten möchte, nun einer Meinung nach leider in seinen Texten öfter mal Ausrutscher an Schludrigkeit, an Zeilenschinderei, an Ich-Größenwahn, an religöser Überspanntheit, usw. Davor ist natürlich auch nicht das Alterswerk gefeilt. Und so schuf er, sei er in den Bereichen des Kolportageromans Münchmeyerscher Prägung, bei den ethnologischen Reiseerzählungen oder auch bei der "Hochliterartur" des Alters, eigentlich stets Werke, bei denen zu mindestens ich immer wieder über Seiten stolpere, die mir nicht wirklich gelungen erscheinen.
Sandhofer
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Getränkekunde

Beitrag von Sandhofer »

Hallo zusammen!

Na, da ist ja nachgerade Leben ins Forum gekommen! :D

Ich muss gestehen, rodger, dass ich mir tatsächlich zur Leküre Deiner Beiträge einen Calvados eingeschenkt habe ... Doppelter Genuss ...
rodger hat geschrieben:Das war das Paradoxe, daß er, obwohl er vielleicht mehr Getränke kannte als alle anderen zusammen,
Ich fürchte, da überschätzst Du Wüstendörfer einerseits, und unterschätzst Du einige der hiesigen Cowboys und -girls andererseits gewaltig ...
rodger hat geschrieben:dieses einzigartige Kaffee-Gebräu nur aus seiner, bei allem weiten Horizont eben irgendwie doch eingeschränkten Sichtweise zu sehen vermochte, und ihm dadurch gar nicht gerecht werden konnte.
Eine eingeschränkte Sicht haben wir wohl alle. Und auch nur irgendeinem Menschen gerecht zu werden, vermag wohl nur der liebe Gott. Aber ich will hier nicht theologisch werden ...
rodger hat geschrieben:„Ich versuche, ihn aus überspannten Erwartungen vieler Fans herauszulösen, damit er sein kann, was er ist“ erklärte Wüstenhöfer nach kurzem Nippen an einer Tasse des Kaffee-Gebräus mit selbstzufriedenem Lächeln, „aber an Calvados und anderes reicht er eben bei weitem nicht heran.“
Da hast Du dich wohl im Stimmengewirr des Saloons verhört. Was Wüstenhöfer gesagt hat, ist, dass dieser Kaffee eben Kaffee ist, und kein Calvados und kein himmlisches Mannah. Und als Kaffee geschätzt werden sollte. Nicht mehr und nicht weniger.
rodger hat geschrieben:Einer stand derweil ziemlich entspannt etwas abseits und schlürfte behaglich seinen geliebten Charly-Krönung.
Ich will mich jetzt nicht wirklich über realen deutschen Kaffee im allgemeinen und bewusste Krönung im speziellen äussern ...

Grüsse

Sandhofer
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rodger
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Beitrag von rodger »

Meiner grundsätzlichen Liebe zu Karl May tut es keinerlei Abbruch, dass es andere Autoren gibt, die ich - insgesamt gesehen - "besser" finde.
(Besser = anspruchsvoller, spannender, lustiger, authentischer...; jedes für sich und manchmal auch kombiniert...)
Man kann Karl May trotz oder wegen seiner Fehler lieben - solange er geliebt wird und die Fehler akzeptiert werden. Leugnen bringt nichts.
Da gibt es doch nun wirklich genug andere Literatur. ...
... mir nicht wirklich gelungen erscheinen.
Die Geschmäcker sind halt verschieden.

Er ist und bleibt mein Lieblingsautor. Dann kommt eine Weile nichts, dann Wollschläger, und dann wieder eine Weile nichts. Und dann ein paar Dutzend andere.

Fehler gibt es nicht, die gehören gleichsam dazu, wie im Leben.

Daß das auch eine bewusste Entscheidung sein kann, sich nicht mehr mit Kompliziertem beschäftigen zu wollen, versuche ich auch seit Jahren immer mal wieder ’rüber zu bringen, und erwähne dann Leute wie Rimbaud, Wittgenstein, Hölderlin oder Tucholsky (die habe ich übrigens auch gelesen, falls mich jemand für blöd hält), die irgendwann, jeder auf seine Weise, an so einen Punkt kamen.

Wenn ich im Landgasthof Frikadelle mit Kartoffelsalat gegessen habe, im Gourmet-Restaurant irgendein vermeintlich nobles Zeug, vielleicht auch noch eine kulinarische Reise um die Welt gemacht, und dann lebenslänglich den Landgasthof bevorzuge, selbst wenn ich Millionen hätte, dann ist das mein Geschmack und heißt nicht, dass ich nicht wüsste, wie es im Gormet-Restaurant oder rund um die Welt schmeckt, und dass die Zubereitung hier und dort komplizierter und anspruchsvoller ist. Und das gekünstelte Zeugs im Gourmet-Restaurant mag „gelungener“ sein, und die Frikadelle „nicht wirklich gelungen“, es interessiert mich nicht, und ich esse weiterhin rustikal.

Vielleicht sollte man gar nicht darüber debattieren, es hat eh keinen Sinn.
Waukel
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Beitrag von Waukel »

Hallo zusammen!

Wunderbar :) jetzt haben wir es wieder geschafft: Bei Münchmeyer anzufangen, Kaffeemaschinen zweckzuentfremden und zuletzt zu bedauern, dass es keinen Schmoll-Smiliey gibt für Rüdiger :lol: :P

Sandhofer, Du hast das schon kapiert, dass ich May ja nicht umbauen wollen würde. Ich würde ihm nur mehr zutrauen als Du. Schreiben ist ein Handwerk, eine Kunst, eine Begabung. May hatte da schon was drauf und ich halte ihn nicht für ganz so unflexibel wie Du.
Im Grunde ist diese Überlegung aber für nichts und niemand wichtig.

Überspannte Erwartung vieler Fans?
Was wir von May erwarten können, liegt Schwarz auf Weiß vor. Mehr gibt es nicht zu erwarten. Aber was jeder davon hat, sind persönliche Vorlieben, Eindrücke. Und da kann "überspannt" schon mal zutreffen.

Apa schrieb: *Im Ernst, Karl May hab ich nun wirklich auf Jahre hin genug gelesen, da muß ich nicht wirklich z.Z. am Stück lesen. Da gibt es doch nun wirklich genug andere Literatur*
Darum geht's ja auch nicht. Interessant ist, dass May bei uns in gewisser Weise eine solche Rolle spielt, dass wir uns hier immer wieder in schönster Eintracht :twisted: versammlen. May lesen ist für mich Erholung, da habe ich keinen Stress beim Lesen, weil diese Welt, die er beschreibt mir mittlerweile so sehr vertraut ist und ich mich ziiiemlich lang in diesem MiliÖ aufhalten kann, wenn ich möchte (weil er so viel geschrieben hat). Wenn sich jemand wissenschaftlich mit May befassen will, kann der sich noch viel länger damit aufhalten.

Mahlzeitgruß

wa
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