Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Kurt Altherr
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Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von Kurt Altherr »

Für Freunde des Verlages F.E. Fehsenfeld:

http://jendrewski.npage.de/
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rodger
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von rodger »

Fehsenfeld ist eine der relativ wenigen erfreulichen Erscheinungen im Umfeld von Karl May, und eine der wesentlichsten (aus Karl Mays Lebzeiten wäre noch Klara May zu nennen, die zwar, objektiv betrachtet, offensichtlich kein ‚großes Licht’ war und auch allerhand Zweifelhaftes angestellt bzw. veranlasst hat, aber ihm eine große Stütze war, und sehr wichtig für ihn. Und das zählt. Außerdem Johannes Kochta, über den aber meines Wissens wenig bekannt ist).

Auf den Fotos der Internetpräsenz von Herrn Jendrewski sehen wir schöne, nostalgisch anmutende Bücher und Hefte, und Verleger Fehsenfeld als einen offenbar gutmütigen, liebenswürdigen, herzlichen Menschen mit Sonne im Herzen; Karl Mays Ausspruch ‚So muß mein Verleger aussehen’ kann ich lebhaft nachvollziehen. Wir lasen schon von Skatrunden, gemeinsamen Ausflügen, Lebensfreude, gutem Einverständnis, Freundschaft (das blieb nicht immer so). Und aus der vorliegenden Korrespondenz ist ersichtlich, daß Fehsenfeld seinem schwierigen Autor gegenüber nahezu durchgehend, auch in sehr schwieriger Zeit, noble Umsicht und freundliches Entgegenkommen hat walten lassen.

Mays Durchbruch zum großen Erfolg und die Herausgabe von Mays Hauptwerk in einer zuverlässigen Ausgabe ist Fehsenfeld zu verdanken. Diese Ausgabe ist noch heute als Reprint erhältlich und unbedingt empfehlenswert (Karl-May-Verlag, 33 Bände, ab 499 €).

Auch die beiden Briefbände der Korrespondenz zwischen Fehsenfeld und May sollte man haben (‚Gesammelte Werke’ Band 91 + 92).

Fehsenfeld ist einer der relativ wenigen Menschen, bei dem ich mich freue, wenn ich an ihn denke, bzw., ein gutes Gefühl habe. Und das dürfte auch Karl May längere Zeit ähnlich gegangen sein.
markus
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von markus »

Fehsenfeld war wohl auch einer der ganz wenigen (wenn nicht sogar der einzige) die wirklich fast alles mitgemacht haben was May ihnen aufgetischt hat. Er hat soviel ich weiß nichts gestrichen, nichts hinzugefügt, nichts bearbeitet. Bearbeitet hat May höchstens selber (für die Buchausgabe) und das nicht immer zum besten, aber es war ja sein Werk, seine Party und er bestimmt was dort gespielt wird.
Fehsenfeld hatte sogar Sascha Schneider mitgemacht, obwohl er davon wohl nicht sehr erbaut war. Auch das Spätwerk hatte er mehr oder weniger Zähneknirschend hingenommen.
Alles in allem hielt er lange an May fest, auch über den Tod hinaus, während May sich mit all den anderen Verlegern, auch Pustet, längst überworfen hatte.
Was wäre wohl aus May ohne Fehsenfeld geworden?

Was ich auch an Fehsenfeld mag: Die kleinen grünen Bände, ein großer Wurf und bis heute der Klassiker schlechthin (leider mit bearbeiteten Text). Wer die Idee wohl hatte, Fehsenfeld, May, beide oder doch ein Redakteur? Eine Bitte an den KMV für 2012: Die 33 gesammelten Reiseerzählungen im grünen Gewande als Reprint mit Deckelbildern von damals: http://jendrewski.npage.de/karl_may_2_44563379.html
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rodger
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben:
Die 33 gesammelten Reiseerzählungen im grünen Gewande als Reprint mit Deckelbildern von damals:
Ein paar davon gibt's ja schon, Winnetou I-IV und 'Weihnacht'.
markus
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:
markus hat geschrieben:
Die 33 gesammelten Reiseerzählungen im grünen Gewande als Reprint mit Deckelbildern von damals:
Ein paar davon gibt's ja schon, Winnetou I-IV und 'Weihnacht'.
Und die werden in nicht allzulanger Zukunft mir gehören :mrgreen:
Kurt Altherr
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von Kurt Altherr »

Moin lewe Lüüd,

der "große Wurf" mit den grünen bänden ist eher das Verdienst von Drucker Felix Krais, den mit Fehsenfeld auch verwandtschaftliche Beziehungen verknüpften.

Ich stimme Rodger zu, dass Fehsenfeld sehr sympathisch nicht nur bei unserer Generation rüberkommt.

Interessant ist aber der Bericht vom September 1911 von Curt Hauschild (geb. 1893) - Inhaber des Verlages Grethlein & Co. - über den Verlag Fehsenfeld, der deutlich erkennen lässt, das Fehsenfeld auch über ein gewisses Phlegma verfügte und sein Verlag sehr chaotisch und unübersichtlich geführt wurde.

Alles in allem ist Fehsenfeld ein Mann, mit dem man im nächsten Leben gerne mal speissen und einen gepflegten badischen Rotwein trinken würde.

Viele Grüße
Kurt
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rodger
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von rodger »

Moin lewe Lüüd,
Für Nicht-Lateiner: das heißt übersetzt in etwa "Guten Morgen liebe Leute" (oder auch z.B. 'Tach auch, liebe Leute', da 'Moin' tageszeitunabhängig eingesetzt wird) und ist so etwas wie die Robin Williams ("Good morning Vietnam") - Variante von Radio Bad Segeberg.

:wink:

(Fehsenfeld wie May konnten sicher auch manchen frotzeligen Spaß vertragen in ihren Speise- und Rotwein-Runden)
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Helmut
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von Helmut »

Nur so ganz nebenbei und bevor Fehsenfeld hier noch heilig gesprochen wird.
Er hat natürlich auch ganz schön an May verdient, der war schließlich i.w. der einzige Autor, der den ganzen Verlag (und die Fehsenfelds) finanziell unterhalten hat. Von den paar Büchern anderer Autoren konnte wohl weder Verlag noch Familie leben.
Nichts für ungut, aber dies gehört meiner Meinung auch zu dem Bild des Verlegers Fehsenfeld.

Helmut
Kurt Altherr
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von Kurt Altherr »

Natürlich hat Fehsenfeld mit seinem Hausautoren Karl May viel Geld verdient, den Lehenhof gekauft, eine Jagd gepachtet, war einer der ersten Automobilbesitzer in Freiburg.

Na und? Es ist doch geil wenn ein Verleger Kohle macht mit nur einem Autor.

Ferner spricht für Fehsenfeld, dass er seinen Autor Karl May - der oft ihm gegenüber "neben dem Gleis" stand - stets nobel behandelt hat, auch in schweren Zeiten.
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rodger
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von rodger »

In Richtungen wie ‚Heiligsprechung’ o.ä. ging es ja in diesem Thread an keiner einzigen Stelle. Manchmal seltsam, diese Missverständnisse.

Warum soll einer nicht Geld verdienen, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Eine gewisse Entspanntheit und Noblesse im Umgang damit, Großzügigkeit usw. auf Seiten Fehsenfelds geht aber aus vielen Überlieferungen recht deutlich hervor. Und das ist keineswegs so selbstverständlich, da gibt’s ganz andere Kaliber …
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Helmut
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von Helmut »

Was mich dabei stört (wie Du, lieber Rüdiger, sicher weißt) ist diese an Schwarz-Weiß-Malerei grenzende Beurteilung, des "spinnenden" Autors auf der einen Seite, und des "großzügigen Gönners" als Verleger auf der anderen Seite. Ich will eigentlich nur sagen, dass beide Seiten aus dieser "Beziehung" kräftig Vorteil gezogen haben, und dass eben Fehsenfeld die "Spinnereien" Mays auch nur soweit mitgemacht hat, soweit sie ihm nicht zuviel gekostet haben (,was selbstverständlich sein gutes Recht war). Teilweise hat er wohl auch dieses "Mitmachen" May gegenüber nur vorgetäuscht.

Helmut
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rodger
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von rodger »

Daß Karl May den Bezug zur Realität zeitweise verlor, darüber dürfte ja vermutlich weitgehend Einigkeit herrschen. Und die Großzügigkeit Fehsenfelds ist ja belegt. Ich sehe insofern keine 'Schwarzweiß'-Symptomatik in entsprechender Beurteilung.

Daß beide Seiten aus der Verbindung kräftig Vorteil gezogen haben, dagegen spricht ja nun wirklich rein gar nichts, im Gegenteil, so soll es sein. Und daß Fehsenfeld töricht gewesen wäre, wenn er allzugroße Verluste in Kauf genommen hätte, ist für mich auch keine Frage.

Schwarzweiß ? "Wer's sagt ..."

:wink:
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Helmut
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von Helmut »

rodger hat geschrieben:
markus hat geschrieben:
Die 33 gesammelten Reiseerzählungen im grünen Gewande als Reprint mit Deckelbildern von damals:
Ein paar davon gibt's ja schon, Winnetou I-IV und 'Weihnacht'.
Nur so nebenbei:

'Weihnacht' mit dem Deckelbild von Corregio gibts als Reprint leider nicht mehr (ist wohl vergriffen).
Winnetou IV mit dem Deckelbild, wie es den Reprint "ziert", gehört antiquarisch zu den absoluten Seltenheiten. Selbst in "nur befriedigendem" Zustand ist es, wenn überhaupt, dann nur zu einem 4-stelligen Eurobetrag zu bekommen. Wesentlich häufiger ist Winnetou IV mit dem Sascha Schneider Bild ("in hoc signo vinces ?!") zu haben (allerdings das dann wieder in weinrotem Leineneinband gehört zu den Seltenheiten).

Helmut
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von Helmut »

Hallo Rüdiger,

Was ich mich außerdem sehr verwundert in dieser ganzen Geschichte, ist dass sich sonst niemand die Frage stellt, die sich mir einfach aufdrängt.
Warum hat May, der ja zu jener Zeit eben auch äußerst freundlich, jovial und großzügig zeigte, sich ausgerechnet Fehsenfeld gegenüber so schofel benommen (zumindest in den Briefen, für anderes gibts ja keine Beweise, wenn man von den Erinnerungen der Fehsenfeld-Witwe absieht (denn was Erinnerungen einer 80 jährigen an Ereignissen vor 50 Jahren wert sind ...)).
Und da mag und kann ich einerseits einfach nicht glauben, dass das alles nur Mays "Schuld" gewesen sein soll, und versuche andererseits immer noch rauszukriegen, woran das sonst noch liegen könnte. Ein Grund mag ja sein, dass sich in May durch seine vielen leidvollen Erfahrungen seiner Anfangszeit einfach (zum Teil wenigstens berechtigt) Widerwillen gegen die "menschliche Kategorie Verleger" gebildet hat. Und vielleicht war ja Fehsenfeld eben doch nicht nur der großzügige Gönner und Verleger, als der er immer hingestellt wird, und May wusste dies oder hat es "gefühlt".

Helmut
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rodger
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Re: Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933)

Beitrag von rodger »

Hallo Helmut,

ganz unwissenschaftlich, [teilweise] spekulativ und spontan aus dem Bauch heraus:

sicherlich konnte Karl May auch "äußerst freundlich, jovial und großzügig" sein, gar keine Frage, aber er konnte eben auch ganz anders (sein). (Schon ein Pfundskerl, wenn er nicht gerade unerträglich ist, habe ich mal halbwegs scherzhaft über zwei andere geschrieben, diese Formulierung gilt sozusagen wie die Faust aufs Auge auch für Karl May.) Als ich seinerzeit in der Chronik einen Brief von ihm an Marie Hannes las, hat es mir geradezu körperlich weh getan. Und wenn er dreimal Recht gehabt hätte, wie kann man so brutal sein, habe ich mich gefragt.

Und wenn er sich ungerecht behandelt fühlte (von Fehsenfeld u.a.), da wuchs dann, sozusagen, kein Gras mehr (verständlich bei einem der sein ganzes Leben lang ungerecht behandelt worden ist). Wobei dieses Sich-ungerecht-behandelt-fühlen durchaus auch schon mal auf einer Fehleinschätzung seinerseits beruhen konnte.

May hat allerhand 'gefühlt', aber in Sachen 'Babel und Bibel' usw. und in Zusammenhang damit dann auch in Sachen Fehsenfeld lag er halt völlig daneben. Und gab einem die Schuld, der relativ wenig dafür konnte, anstatt einzusehen, daß mit so einem Stück, wenn man sich darüber hinaus auch noch so ungeschickt 'verkauft', nun mal kein Blumentopf zu gewinnen ist in dieser Welt.

Die Schneider-Bilder als Deckelbild, so beeindruckend sie im Einzelfall sein mögen: eine Schnapsidee, mit Verlaub. So verkauft man doch keine Bücher.

Grüße

Rüdiger
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