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Neues Jahrbuch der KMG

Verfasst: 18.10.2004, 16:21
von rodger
Das neue Jahrbuch der KMG ist gekommen. Zunächst bin ich enttäuscht, besteht es doch zu großen Teilen aus schon in Plauen gehörten Vorträgen (das ist wohl so Usus, aber ich bin erst seit ein paar Jahren in der KMG und habe erst eine Tagung miterlebt, daher war mir dieser Brauch neu; - der mehrfach abgekürzte Zweieinhalbstundenvortrag des Vorsitzenden steht aber nicht drin), ein weiterer Grund (neben Unlust an Begegnungen), der nächsten Tagung nicht mehrtägig beizuwohnen, mal vorbeischauen und an den Ständen gucken reicht mir.

Der wie immer wundervoll geschriebene Literaturbericht von Helmut Schmiedt aber läßt allein schon das Buch sein Geld wert sein, endlich (nach über einem Jahr) wird auch der „Geschliffene Diamant“ so besprochen, wie er es verdient hat, das Fatale an diesem Buch wurde vorher nirgends so richtig erkannt und angesprochen, der Formulierungskünstler Schmiedt tut es, differenziert, klug und sachlich. Diese Seiten seien insbesondere denjenigen, die goldene Verlegerworte anscheinend immer noch als endgültigen Quell der Weisheit anzusehen pflegen, wärmstens anempfohlen.

Auch die einmal mehr weisen Worte Wollschlägers im Vorwort lassen einen der hohlen Phrasen überdrüssigen auf seine Kosten kommen, wenn man dann noch 2007 einen Vorsitzenden wählt, der in Bezug auf Niveau und differenzierte Betrachtung einigermaßen mit den beiden genannten Herren mithalten kann, braucht es uns um die KMG nicht bang zu sein.

Verfasst: 18.10.2004, 18:37
von Gast
Hallo Rüdiger,

warum mit der Wahl eines neuen Vorsitzenden bis 2007 warten? Die nächste Tagung ist doch bereits 2005 in Essen. Ich denke da an Worte wie - Merkel, Palastrevolution und Intrigen. So etwas ist doch heute durchaus populär und - fast - legal. 8)

Bezüglich des Jahrbuches sind wir in vielem einer Meinung. Helmut Schmiedt hat das Buch "Der geschliffene Diamant" doch sehr fair beurteilt und auch dessen Vorzüge durchaus anerkannt.

Viele Grüße
Kurt

Verfasst: 18.10.2004, 19:21
von rodger
„braucht es uns um die KMG nicht bang zu sein“, vielleicht war ich da etwas voreilig.

Man sollte nicht glauben, daß das folgende so wörtlich in einem Jahrbuch der Karl May Gesellschaft steht:

Die Old Surehand-Inszenierung in Bad Segeberg überzeugte mit einer höchst attraktiven Besetzung. Wayne Carpendale, Sohn des Schlagersängers Howard Carpendale, als Old Surehand und Anderson Farah als Apanatschka stahlen den Alt-Helden Gojko Mitic als Winnetou und Joshy Peters als Old Shatterhand durch Jugendlichkeit und Sex-Appeal die Show, wobei der braungelockte Carpendale seiner Figur, wie sie von Karl May beschrieben wurde, besonders nahe kam.

Doch, es steht so auf S. 231.

Die (Karl May-) Welt ist aus den Fugen, ein einstiges Festpiel-Blättchen mutiert zum Fachmagazin, und die KMG lobt das Freilichtspektakel, in Gestalt eines durch und durch belanglosen, fehlbesetzten Schauspielers.

Da gucken wir doch schnell noch mal ins Vorwort und lesen von allgemeinen Endzeitgefühlen, von denen alle Kulturarbeiter heute unweigerlich beschlichen werden.

Verfasst: 18.10.2004, 19:28
von Gast
Hallo Rüdiger,

welche Möglichkeiten siehst Du, um die KMG in eine bessere und gesicherte Zukunft zu führen?

Viele Grüße
Kurt

Verfasst: 18.10.2004, 19:54
von rodger
Hallo Kurt,

der Linie und dem Anspruch treu bleiben, mit dem man einst angetreten ist.
Das wahre Werk Karl Mays hegen und pflegen, im Unterschied zu dem in der Öffentlichkeit verbreiteten Bild des gefälligen Jugendschriftstellers.
Sich wohltuend unterscheiden von dem allseits gängigen und beliebten Spektakel und Brimborium, von allen Vermarktungs-Auswüchsen.
Sich den schon in Gang gekommenen Vereinheitlichungstendenzen in Sachen Karl May standhaft verweigern, sonst können wir eines Tages die Bearbeitungen von den Originalen nicht mehr unterscheiden.
Ausgabe der HKA zügig vorantreiben.
Zusätzlich dazu eine erschwingliche Taschenbuchausgabe der Originaltexte (ohne „historisch-kritischen“ Anhang) herausgeben.

Ob die KMG so „in eine bessere und gesicherte Zukunft“ geführt würde, weiß ich nicht, aber so sollte sie m.E. sein; sie sollte sich treu bleiben, sich nicht anpassen oder anbiedern, und sich nicht vereinnahmen lassen.

Beste Grüße

Rüdiger

- Die Frage nach Michael Ende war übrigens ernst gemeint; entnehme ich Deinem Nicht-Antworten richtig, daß der Teil Deines Beitrags doch ein Scherz war, Du ihn also nicht gekannt hast ? -

Verfasst: 18.10.2004, 20:09
von Gast
Hallo Rüdiger,

wenn ich einen Mann einmal kurz gesehen und mit ihm 3 Sätze gewechselt habe, kommen bei mir große Skrupel auf zu behaupten, daß ich ihn - hier Michael Ende - gekannt habe.

Viele Grüße
Kurt

Verfasst: 19.10.2004, 0:48
von J. Bielefeld
Hallo Rüdiger,
Man sollte nicht glauben, daß das folgende so wörtlich in einem Jahrbuch der Karl May Gesellschaft steht:

Die Old Surehand-Inszenierung in Bad Segeberg überzeugte mit einer höchst attraktiven Besetzung. Wayne Carpendale, Sohn des Schlagersängers Howard Carpendale, als Old Surehand und Anderson Farah als Apanatschka stahlen den Alt-Helden Gojko Mitic als Winnetou und Joshy Peters als Old Shatterhand durch Jugendlichkeit und Sex-Appeal die Show, wobei der braungelockte Carpendale seiner Figur, wie sie von Karl May beschrieben wurde, besonders nahe kam.
die subjektive Meinung des Medienberichterstatters Peter Krauskopf ist nicht die kollektive Meinung der KMG. Ich bin froh, dass die KMG seit ein paar Jahren die Rubrik "Medienbericht" eingeführt hat.
Auch die Literaturberichte bzw. -kritiken sind rein subjektiv und lassen Raum für eine eigene Meinung.

Gruß
Jörg

Re: Neues Jahrbuch der KMG

Verfasst: 21.10.2004, 23:07
von Ralf Harder
Das neue Jahrbuch der KMG zeigt, dass Hans-Dieter Steinmetz derzeit zu den fleißigsten und seriösesten May-Forschern überhaupt gehört! Neben Plaul, Hoffmann, Wollschläger, Bartsch, Hatzig und Roxin hat er ganz besonders die biografische May-Forschung mit größtenteils sehr guten Beiträgen bereichert. Ich gratuliere Herrn Steinmetz zu seinem glänzenden Jahrbuchbeitrag! - RH

Verfasst: 22.10.2004, 11:41
von Gast
Da kann Herrn Harder nur zugestimmt werden.
In diesem Zusammenhang möchte ich aber nicht versäumen, Herrn Dr. Sudhoff noch zu erwähnen, der auf hochinteressante Veröffentlichungen verweisen kann und mit Herrn Steinmetz das hervorragende Werk "Leben im Schatten des Lichts" veröffentlicht hat.

So kann man mit großem Interesse der "Karl-May-Chronik" in 5 Bänden entgegensehen, die ebenfalls von den Herren Steinmetz und Dr. Sudhoff herausgegeben wird.

Nicht zuletzt sei noch auf die Herren Wolfgang Hermesmeier und Dr. Schmatz hingewiesen, die gerade auf editionsgeschichtlichem Gebiet hervorragendes leisten.

Viele Grüße
Kurt Altherr