Eisenbahngeplauder ...

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rodger
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Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von rodger »

Im September erscheint im Karl May Verlag

Unter Volldampf
Abenteuergeschichten rund um die Eisenbahn

mit Auszügen aus Karl Mays Werk.

Ich entdeckte vor kurzem das kombinierte Fahrrad- / Bahnreisen an Rhein und Neckar, eine erste Tour führte nach Hirschhorn am Neckar, mit der Bahn hin, mit dem Rad zurück. Die Mitnahme des Rades in S- oder Regionalbahnen ist hier kostenlos und relativ unkompliziert.

Karl May erwähnt gelegentlich die Mitnahme von Pferden auf der Eisenbahn ...

Heute fuhr ich mit dem Rad nach Gernsheim und mit dem Zug zurück. Der Bahnhof in Gernsheim verblüffte mich einigermaßen: kein Schalter, Fahrkartenautomat kaputt, schnell durch die Unterführung zu einem anderen Gleis, relativ weiter Weg, Automat dort funktioniert, schnell wieder zurück zum richtigen Gleis und hoffen daß der Zug in der Zwischenzeit nicht kommt, und der Knüller: auf dem gesamten Bahnhofsgelände nicht ein Fahrplan, keinerlei Möglichkeit herauszubekommen wann ein Zug fährt und wo er hält ... lediglich das richtige Gleis für die Fahrtrichtung ließ sich dank eines Hinweisschildes ermitteln ... da hingen wohl mal vor längerer Zeit Pläne, aber die Glasscheiben wurden offenbar eingeschlagen und die Pläne entfernt und kein Mensch kümmert sich darum ... der Bahnhof sah nicht aus wie in einem Ballungsgebiet im kapitalistischen Deutschland, sondern wie vielleicht im Osten Sibiriens ... oder im Wilden Westen ...

(ich könnte mich ja auch in einem Bahn-Forum anmelden, aber ich habe gedacht ich mache ein bißchen Wildwest und Karl May drumrum und schreibe es hier ...)

:wink:
Zwockel

Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von Zwockel »

Da in Deutschland die Fahrpläne vertaktet sind, so im Fachargon, hätten Sie davon ausgehen können, das mindestens alle Stunde ein Zug fährt. Wo war also ihr Problem?
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rodger
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Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von rodger »

Ah, noch ein Bahnexperte. Ich hatte eigentlich den anderen herbeilocken wollen ...

:mrgreen:

Jenun, das habe ich mir auch gedacht, daß vermutlich spätestens nach 1 Stunde ein Zug kommt, und so war es dann auch. Aber wenn ich den Zeitpunkt dessen Eintreffens gewußt hätte, hätte ich vielleicht noch ein bißchen in den Ort gehen können anstatt da wie Piek Sieben auf dem Bahnsteig zu stehen und nicht durchzublicken ...

Finden Sie nicht auch gepflegte, in Ordnung gehaltene Bahnhöfe besser als derart vernachlässigte ? Diese Unterführungen z.B. ... (dort und andernorts) man kriegt ja sozusagen einen Schlag wenn man das sieht und möchte spätestens nach Einbruch der Dämmerung dort besser nicht mehr sein ...

:roll:
Zwockel

Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von Zwockel »

rodger hat geschrieben:Ah, noch ein Bahnexperte. Ich hatte eigentlich den anderen herbeilocken wollen ...

:mrgreen:

Jenun, das habe ich mir auch gedacht, daß vermutlich spätestens nach 1 Stunde ein Zug kommt, und so war es dann auch. Aber wenn ich den Zeitpunkt dessen Eintreffens gewußt hätte, hätte ich vielleicht noch ein bißchen in den Ort gehen können anstatt da wie Piek Sieben auf dem Bahnsteig zu stehen und nicht durchzublicken ...

Finden Sie nicht auch gepflegte, in Ordnung gehaltene Bahnhöfe besser als derart vernachlässigte ? Diese Unterführungen z.B. ... (dort und andernorts) man kriegt ja sozusagen einen Schlag wenn man das sieht und möchte spätestens nach Einbruch der Dämmerung dort besser nicht mehr sein ...

:roll:
In der Tat sind viele Bahnhöfe in einem erbärmlichen Zustand, den schlimmsten habe ich in Lebach im Saarland vorgefunden. Dazu kommt, dass, wie sie schreiben, bei Einbruch der Dunkelheit sich wirklich viel schlimmes Volk dort rumtreibt. Aber das ist Deutschland im Jahre 2010. Das war früher besser, da waren Bahnhöfe Schmuckstücke, die Visitenkarte eines jeden Ortes, einer jeden Stadt.
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rodger
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Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von rodger »

Nachdem ich vom hiesigen S-Bahnnetz und der komfortablen Fahrradmitnahmemöglichkeit doch sehr angetan war (es gibt auch überall ausgeschilderte Radwege; in dieser Hinsicht hat sich wirklich einiges zum Vorteil verändert) war ich heute wirklich unangenehm überrascht, auch auf der Zugfahrt hatte ich dann an kleinen Bahnhöfen einen ähnlichen Eindruck wie in Gernsheim, große Lieblosigkeit und Vernachlässigung. Schade. Es gibt da offenbar ein großes Gefälle, der Hauptbahnhof Mannheim z.B. ist dann wieder durchaus sehr vorzeigbar.

Auf das neue Buch aus dem Karl May Verlag über Karl May und die Eisenbahn bin ich gespannt; man spürt ja bei Karl May starkes Interesse für die Bahn, ich hoffe das wird gut herausgearbeitet und einfühlsam kommentiert. In der Hinsicht waren ja die Eckardt-Bände "Mit Kara Ben Nemsi durch den Orient" und "An der Quelle des Löwen" durchaus gelungen.
Zwockel

Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von Zwockel »

rodger hat geschrieben:Nachdem ich vom hiesigen S-Bahnnetz und der komfortablen Fahrradmitnahmemöglichkeit doch sehr angetan war (es gibt auch überall ausgeschilderte Radwege; in dieser Hinsicht hat sich wirklich einiges zum Vorteil verändert) war ich heute wirklich unangenehm überrascht, auch auf der Zugfahrt hatte ich dann an kleinen Bahnhöfen einen ähnlichen Eindruck wie in Gernsheim, große Lieblosigkeit und Vernachlässigung. Schade. Es gibt da offenbar ein großes Gefälle, der Hauptbahnhof Mannheim z.B. ist dann wieder durchaus sehr vorzeigbar.

Auf das neue Buch aus dem Karl May Verlag über Karl May und die Eisenbahn bin ich gespannt; man spürt ja bei Karl May starkes Interesse für die Bahn, ich hoffe das wird gut herausgearbeitet und einfühlsam kommentiert. In der Hinsicht waren ja die Eckardt-Bände "Mit Kara Ben Nemsi durch den Orient" und "An der Quelle des Löwen" durchaus gelungen.
Diesem Buch sehe ich auch mit einem gewissen Interesse entgegen. Waren Sie schon einmal in Radebeul, in der "Villa Shatterhand"?

Wenn es dort sehr ruhig ist und sie am Arbeitsziummer Karl Mays stehen und die Schmalspurbahn fährt von Radebeul Ost läutend und pfeifend nach Radeburg nahe an der "Villa Shatterhand" vorbei, so kann man sich schon vorstellen, dass dies bei May nicht ohne Einfluß war. Das gilt auch für seine anderen Wohnsitze in Radebeul und Kötzschenbroda, die allesamt sehr nahe an der Eisenbahn gelegen haben.
Ferner hat er in seiner Kindheit und Jugend den Bau der Eisenbahn in seiner sächsischen Heimat wargenommen und erlebt. Das alles blieb nicht ohne Einfluß auf sein Werk.

Waren Sie es nicht sogar, der öfters schreibt, das May in seinen Orient- und Amerikaromanen eigentlich Erlebnisse aus seiner Heimat schildert?
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rodger
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Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von rodger »

Zwockel hat geschrieben:
Waren Sie schon einmal in Radebeul, in der "Villa Shatterhand"?
Ja, mehrmals. Aber seit einigen Jahren nicht mehr. Mich stören dort zwei Dinge: einmal die, sagen wir, offensive Vermarktung und zum anderen daß dort bunte Kindernachmittage und ähnlicher Unfug veranstaltet werden, Dinge die mit Karl May nichts zu tun haben ...
(sie müssen dort Geld einnehmen, ich weiß, ja, ok ... aber dann halt nicht mehr meines ... und daß ihnen hunderte oder tausende Euro von "ahnungslosen" ("keine Ahnung" habenden) Familien mit Kindern lieber sind als mein bißchen Eintrittsgeld alle Jubeljahre mal, versteh' ich auch ... :wink: )
Zwockel hat geschrieben: Waren Sie es nicht sogar, der öfters schreibt, das May in seinen Orient- und Amerikaromanen eigentlich Erlebnisse aus seiner Heimat schildert?
Ja, hab' ich schon geschrieben. Aber da bin ich ja bei weitem nicht der einzige.

Nehmen wir z.B. "Im Lande des Mahdi" und die Figur des Murad Nassyr. Für mich besteht nach mehrmaligem Lesen nicht mehr der geringste Zweifel daran, daß damit Münchmeyer gemeint ist. May beherrschte die Kunst auf zwei Ebenen zu schreiben, und zwar so daß es auf der einen wie auf der anderen "aufgeht", man kann das alles als Abenteuergeschichte in Afrika mit einem Sklavenhändler lesen oder auch als Erfahrungsbericht aus der Münchmeyer-Zeit ... Oder als beides ...
Zwockel

Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von Zwockel »

Bleiben wir nochmal bei der Eisenbahn und Karl May. Meine Enkelin, sie ist der eigentliche Karl-May-Fan und zeigte mir dieses Forum, schleppte mich mal zu einer Karl-May-Tagung mit. Das war vor einigen Jahren in Erlangen. Dort lernte ich einen Dr. Lowsky kennen, mit dem ich gepflegt speiste und der mir erzählte, das Karl May bei seinem Aufenthalt in Kirchheim an der Teck im Herbst 1898 das erste Kapitel zu "Am Jenseits" schrieb. Da in Kirchheim gerade die Eisenbahn gebaut wurde habe ihn dies dazu verleitet, über Frauen und die Eisenbahn usw, Sie kennen sicher das Buch, zu schreiben. Auch die Bagdadbahn war damals in aller Munde.
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rodger
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Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von rodger »

Ist ja wirklich interessant manchmal, gewisse Interessensüberschneidungen ... wenn man sich [umgehend] entsprechend erinnert und z.B. "Teck" oder "Teck Lowsky" in das Feld der Suchfunktion eingibt, kommt man zu mehreren Beiträgen, in denen von der Angelegenheit auch schon die Rede war.

Ja, "Am Jenseits" habe ich schon sehr oft gelesen und halte es für eines der wesentlichsten Bücher Karl Mays, übrigens auch für sehr, wie sagt man, spirituell. Was ihn nicht hinderte, nebenbei kräftig herumzualbern und z.B. die köstliche Bemerkung einzubauen, er sei nicht nur mit fremden Müttern, sondern ggf. auch schon deren Töchtern Eisenbahn gefahren.
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Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:May beherrschte die Kunst auf zwei Ebenen zu schreiben, und zwar so daß es auf der einen wie auf der anderen "aufgeht", man kann das alles als Abenteuergeschichte in Afrika mit einem Sklavenhändler lesen oder auch als Erfahrungsbericht aus der Münchmeyer-Zeit ... Oder als beides ...
Das ist es ja wenn er sinngemäß ungefähr schreibt: "Ich habe schon immer in meinen Werken symbolisch geschrieben.", auch wenn er es bewußt erst im Alterswerk tat. Aber das ist immer wieder verblüffend, wie er philosophisches einstreut, ganze Aufsätze, Monologe schreibt und man es trotzdem (oder gerade deswegen...) zur 'Handlung' dazugehörig empfindet.
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Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von Zwockel »

rodger hat geschrieben:Ist ja wirklich interessant manchmal, gewisse Interessensüberschneidungen ... wenn man sich [umgehend] entsprechend erinnert und z.B. "Teck" oder "Teck Lowsky" in das Feld der Suchfunktion eingibt, kommt man zu mehreren Beiträgen, in denen von der Angelegenheit auch schon die Rede war.

Ja, "Am Jenseits" habe ich schon sehr oft gelesen und halte es für eines der wesentlichsten Bücher Karl Mays, übrigens auch für sehr, wie sagt man, spirituell. Was ihn nicht hinderte, nebenbei kräftig herumzualbern und z.B. die köstliche Bemerkung einzubauen, er sei nicht nur mit fremden Müttern, sondern ggf. auch schon deren Töchtern Eisenbahn gefahren.
Ja, Sie haben recht, das war hier schon mal Diskussionsthema. Diese Suchfunktions eröffnet ja einem das ganze Forum seit seinem Bestehen. Interessant.
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Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:...sondern ggf. auch schon deren Töchtern Eisenbahn gefahren.
Sowas solls heutzutage immer noch geben... :mrgreen:
markus
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Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von markus »

Zwockel hat geschrieben:Diese Suchfunktions eröffnet ja einem das ganze Forum seit seinem Bestehen. Interessant.
Im Gegentum. Schrecklicher Gedanke... :o

:lol:
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rodger
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Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von rodger »

Zwockel hat geschrieben: Diese Suchfunktions eröffnet ja einem das ganze Forum seit seinem Bestehen. Interessant.
Um Himmels Willen ... ich glaub' ich muß doch mal knapp viertausend Beiträge durchforsten und zumindest die allerpeinlichsten Stellen löschen ...

:wink:

("hat es [...] (hier und da) fehlen lassen [...] Wir sind zu solchen Eingriffen ermächtigt" ... (Ludwig Gurlitt)) :wink:
Zuletzt geändert von rodger am 5.8.2010, 0:57, insgesamt 1-mal geändert.
markus
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Re: Eisenbahngeplauder ...

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:Heute fuhr ich mit dem Rad nach Gernsheim und mit dem Zug zurück. Der Bahnhof in Gernsheim verblüffte mich einigermaßen: kein Schalter, Fahrkartenautomat kaputt, schnell durch die Unterführung zu einem anderen Gleis, relativ weiter Weg, Automat dort funktioniert, schnell wieder zurück zum richtigen Gleis und hoffen daß der Zug in der Zwischenzeit nicht kommt, und der Knüller: auf dem gesamten Bahnhofsgelände nicht ein Fahrplan, keinerlei Möglichkeit herauszubekommen wann ein Zug fährt und wo er hält ... lediglich das richtige Gleis für die Fahrtrichtung ließ sich dank eines Hinweisschildes ermitteln ... da hingen wohl mal vor längerer Zeit Pläne, aber die Glasscheiben wurden offenbar eingeschlagen und die Pläne entfernt und kein Mensch kümmert sich darum ... der Bahnhof sah nicht aus wie in einem Ballungsgebiet im kapitalistischen Deutschland, sondern wie vielleicht im Osten Sibiriens ... oder im Wilden Westen ...
Solche Geisterbahnhöfe sind nichts ungewöhnliches. Als ich vor ca. 6-7 Jahren fast wöchentlich auf die Bahn angewiesen war, habe ich Sachen erlebt, da ließe sich ein Bestseller drüber schreiben (lediglich die Probleme mit den Klimaanlagen wie in diesem Jahr sind mir bei dem heißen Sommer '03, auch in den Regionalzügen, erspart geblieben).
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