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Zum Tage

Verfasst: 11.11.2011, 11:56
von rodger
Seine "(manchmal durchbrechende) Art auch den Wohlmeinendsten vor den Kopf zu stossen macht es manchmal eher schwierig mit ihm zurecht zu kommen", kriegte einer attestiert und konnte das als sachlich richtig, als zutreffend, bestätigen.

Das heißt nun nicht daß daraus zwangsläufig zu folgern sei er betrachte diese Angelegenheit [des immer wieder mal Andere vor den Kopf stoßens] als Fehlverhalten …

Nicht zwangsläufig heißt daß es möglich wäre, daß der entsprechend Beschriebene "Fehlverhalten" einräumt und entsprechend "Besserung" versucht, möglich wäre indes auch die Gegenrichtung, indem er gleichsam trotzig hartnäckig am Status quo in Sachen persönlicher Umgangsformen beharrlich festzuhalten gedächte.

Sei es wie es sei, will sagen unabhängig vom Tendieren des Betroffenen in nun diese oder jene Richtung, es geht hier ja nicht um den Einzelfall: betrachten wir das im ersten Absatz angeführte Bestätigen einfach als wertungsfrei sachlich. Information entgegengenommen, Information bestätigt. So als ob einer sagt 'Sie haben grüne Augen'; wenn das Gegenüber nun sagt 'Ja das stimmt' muß das weder heißen er hätte lieber blaue, noch daß ihm die grünen Augen sonderlich gefallen, möglich ist zwar in der Tat beides, aber man kann die Sache wie gesagt auch einfach als wert[ungs]freies Bestätigen eines Sachverhaltes betrachten.

„Ich bin halt ehrlich. Lügner sind beliebter, weil freundlicher“ mag unserem Freund heute morgen beim Frühstück, auf eine einfache Formel reduziert (man könnte z.B. statt "Lügner" auch "sich Verstellende", "sich angepaßt [oder umgänglich] gebende" o.ä. formulieren), dazu noch eingefallen sein … Auch wiederum völlig wertungsfrei. Daß man gewisse Kompromisse zu schließen habe im menschlichen Miteinander, eine gewisses Mindestmaß an Anpassung unerlässlich sei undsoweiterblabla, das hat man ja alles schon tausendmal gehört und ist des faden Tons nun satt …

Schauen wir uns Chronik Band II S. 10 / 11 an. Pustet und der Gast aus Brasilien sind sich einig, Karl May habe sich eindeutig falsch verhalten, so etwas tue man nicht. Falsch. Die Herrschaften sind, und so ist es halt bis heute überall zu beobachten, dermaßen verstrickt in das gesellschaftlich nahezu allgemein "gültige" Netz aus Lebenslüge und Doppelmoral, daß sie fatalerweise die Umwertung von allerhand Werten gar nicht mehr bemerken … Sie sind im Unrecht, der Verkünder unbequemer Wahrheiten durchaus im Recht, auch wenn es den anderen ebenso unbequem als auch mittlerweile überflüssig sowie im falschen Moment vorgetragen erscheinen mag. Sie wollen beschönigen, unter den Teppich kehren, „aus der Welt schaffen“ (und genau das geht eben nicht, nichts ist jemals „aus der Welt“ …), ihr Gegenüber verweigert sich diesem Ansinnen, so leicht macht er es ihnen nicht … Bravo. ("Die volle Wahrheit muß auf den Tisch"; Franz Josef Strauß. Und um gleich noch einen Unionspolitiker zu bemühen, beim nächsten Mal nehm' ich dann vielleicht wieder Gysi oder sonstwen, ich fand das völlig in Ordnung wie Schäuble seinem Mitarbeiter da öffentlich eins auf den Hut gegeben hat … man muß so was halt aushalten können … empörtes Gemaule quer durch die Gesellschaft, ja das haben sie nicht gern, sie lullen sich lieber alle gegenseitig ein und zücken hinter dem Rücken gleichsam das Messer …)

Schauen wir uns in dem Zusammenhang noch eine meiner persönlichen Lieblingsstellen aus dem Werk Karl Mays an.

In „Three carde monte“ (die Geschichte wurde später in den zweiten von drei Old Surehand - Bänden eingebaut) konfrontiert Abraham Lincoln den Erzähler wirklich knallhart, regelrecht brutal, mit dessen Fehlern.

„Das wäre nicht geschehen, wenn Ihr mit dem Schusse bis zur rechten Zeit gewartet hättet. Ich rechne, das wenige Pulver und die kleine Kugel kosten Euch die Braut und den Vater“

haut er dem Betroffenen unmittelbar nach dem Geschehen gnadenlos um die Ohren, und das wird akzeptiert,

„Das war die rechte Lehre, im rechten Augenblick gegeben, Gentlemen. Ich habe sie und diesen Augenblick niemals vergessen, darauf könnt Ihr Euch verlassen“.

Angemessene Härte, Streitkultur, Konfliktfähigkeit …

Und als sie sich später wiedertreffen, begrüßt Lincoln den armen Kerl mit den Worten

„By god, das ist Master Kroner, der sich um seine Braut geschossen hat!“ …

Mir gefällt’s … Nicht weil ich [nur … ausschließlich …] ein kalter Zyniker wäre sondern im Zusammenhang mit dem was da oben steht; noch einmal:

Das war die rechte Lehre, im rechten Augenblick gegeben, Gentlemen. Ich habe sie und diesen Augenblick niemals vergessen, darauf könnt Ihr Euch verlassen.

(Nicht missverstehen, es geht [aktuell] nicht [primär] um Lehre, „Bekehrung“, Bla bla blö, Nein, sondern [generell] um das Akzeptierenkönnen wenn auch unbequemer so doch angemessener Härte. Das hat man selten, dieses Akzeptierenkönnen. Aber bekanntlich steht es um die Sache der Menschheit nicht so, daß das Bessere der Mehrheit gefiele.)

(Dieser Beitrag wurde bewusst am 11.11.11 geschrieben (und sollte ursprünglich um 11 Uhr 11 gepostet werden; indes, da liefen noch die 'Rosenheim-Cops' …). Er ist indes wie diesmal zumindest zwischenzeitlich vermutlich nicht zu übersehen war völlig ernst gemeint … Die Dinge sind [bekanntlich] gleichzeitig ernst und unernst [zu sehen], was [durch Wählen besagten Zeitpunktes] einmal mehr zu beweisen war …)