Blindheit
Verfasst: 6.6.2009, 10:50
In der aktuellen Nr. 12 des ‚Beobachters an der Elbe’ findet sich ein hochinteressanter Artikel von Ralf Harder: ‚Das Kurländer Palais’. Es geht hier nicht nur um den Wiederaufbau einer Kriegsruine in Dresden, sondern um wichtige Erkenntnisse über die – durchaus wahrscheinliche – frühkindliche Erblindung Karl Mays. Insbesondere der ausführliche Bericht über ein 3 ½ jähriges Mädchen zeigt, dass wir Mays Blindheits-Schilderungen in ‚Mein Leben und Streben’ keineswegs als Mythos abtun können.
Auch wenn bei diesem kleinen Mädchen ein Auge völlig zerstört war, so kann, was das andere Auge betrifft, der medizinische Bericht des anerkannten Augenarztes Prof. Dr. W. Uhthoff m. E. ohne Schwierigkeit auf die Erkrankung des kleinen Karl May übertragen werden. Die beispielhaften Ausführungen Uhthoffs stimmen in höchst eindrucksvoller Weise mit der Darstellung des Blepharospasmus (Augenlidverschluss mit Verlernen des Sehens) im Lehrbuch ‚Die Augen-Erkrankungen im Kindesalter’ von Prof. Dr. Oskar Eversbusch überein. Die Erkenntnisse zweier namhafter Professoren der Augenmedizin darf nun die May-Forschung nicht einfach ignorieren. Das wäre leichtfertig und wissenschaftlich nicht seriös.
Bemerkenswert in Harders neuem Artikel scheint mir auch die Beschreibung der Hungersnot und ihrer Auswirkungen in Ernstthal. Das Totenbuch der Ernstthaler Kirche St. Trinitatis ist gewiss eine wichtige beweiskräftige Quelle.
Auf die Fortsetzung des Harder-Textes im ‚Beobachter Nr. 13’ dürfen wir gespannt sein. In jedem Fall aber bleibt es das Verdienst von Johannes Zeilinger: Er hat aufgezeigt, dass eine Erblindung Karl Mays sofort nach der Geburt völlig ausgeschlossen ist. Zeilinger macht deutlich, wie es nicht gewesen sein kann. Damit hat er eine für die May-Forschung wichtige Diskussion in Gang gesetzt. Nur: Für Mays charakterliche Prägung war es m. E. unerheblich, ob er nun vier Jahre lang oder ‚nur’ 9 Monate lang nichts sehen konnte. Denn die Auswirkungen einer funktionellen Blindheit im Kindesalter sind – wie Uhthoffs Beispiel zeigt – ganz enorm. Wegen der Erkenntnisse Zeilingers muss die May-Biographie also nicht wesentlich umgeschrieben werden!
Hermann Wohlgschaft
Auch wenn bei diesem kleinen Mädchen ein Auge völlig zerstört war, so kann, was das andere Auge betrifft, der medizinische Bericht des anerkannten Augenarztes Prof. Dr. W. Uhthoff m. E. ohne Schwierigkeit auf die Erkrankung des kleinen Karl May übertragen werden. Die beispielhaften Ausführungen Uhthoffs stimmen in höchst eindrucksvoller Weise mit der Darstellung des Blepharospasmus (Augenlidverschluss mit Verlernen des Sehens) im Lehrbuch ‚Die Augen-Erkrankungen im Kindesalter’ von Prof. Dr. Oskar Eversbusch überein. Die Erkenntnisse zweier namhafter Professoren der Augenmedizin darf nun die May-Forschung nicht einfach ignorieren. Das wäre leichtfertig und wissenschaftlich nicht seriös.
Bemerkenswert in Harders neuem Artikel scheint mir auch die Beschreibung der Hungersnot und ihrer Auswirkungen in Ernstthal. Das Totenbuch der Ernstthaler Kirche St. Trinitatis ist gewiss eine wichtige beweiskräftige Quelle.
Auf die Fortsetzung des Harder-Textes im ‚Beobachter Nr. 13’ dürfen wir gespannt sein. In jedem Fall aber bleibt es das Verdienst von Johannes Zeilinger: Er hat aufgezeigt, dass eine Erblindung Karl Mays sofort nach der Geburt völlig ausgeschlossen ist. Zeilinger macht deutlich, wie es nicht gewesen sein kann. Damit hat er eine für die May-Forschung wichtige Diskussion in Gang gesetzt. Nur: Für Mays charakterliche Prägung war es m. E. unerheblich, ob er nun vier Jahre lang oder ‚nur’ 9 Monate lang nichts sehen konnte. Denn die Auswirkungen einer funktionellen Blindheit im Kindesalter sind – wie Uhthoffs Beispiel zeigt – ganz enorm. Wegen der Erkenntnisse Zeilingers muss die May-Biographie also nicht wesentlich umgeschrieben werden!
Hermann Wohlgschaft