Seite 1 von 1

Munch, Der Ruf ...

Verfasst: 3.12.2014, 19:05
von rodger
(Zur Überschrift: das sind halt so Sachen, die einem dann einfallen ...)

Ich entnehme gerade einer Rezension von Ernst Weiß zu Londons "König Alkohol" http://gutenberg.spiegel.de/buch/litera ... ken-4401/9, daß der "Ruf der Wildnis" offenbar in einer älteren Übersetzung "Der Schrei der Wildnis" hieß (es sei denn Weiß habe sich vertan ... auch möglich ... zumindest läßt sich ein "Schrei der Wildnis" nicht ergoogeln ...), und finde das hochinteressant ... Was so ein Wort ausmacht ... [atmosphärisch ...] es klingt gleich nach einem ganz anderen Buch oder einer ganz anderen Geschichte ...

Re: Munch, Der Ruf ...

Verfasst: 4.12.2014, 13:02
von Doro
... einer ganz anderen ...

Der Schrei der Wildnis lässt völlig differente Deutungen zu.

Re: Munch, Der Ruf ...

Verfasst: 4.12.2014, 13:11
von rodger
Hören Sie denn nichts, hören Sie denn nicht die entsetzliche Stimme, die um den ganzen Horizont schreit, und die man gewöhnlich die Stille heißt
(Georg Büchner, Lenz)
Nun haben aber die Sirenen eine noch schrecklichere Waffe als den Gesang, nämlich ihr Schweigen.
(Franz Kafka)
Herr Sanders öffnet seinen Schallplattenschrank
(Titel einer Radiosendung vor Jahrzehnten. Fiel mir gerade ein, weil Onkel Rüdi mal wieder seinen Zitatenschrank öffnete. Man gönnt sich ja sonst nichts oder auch er kann ja auch sonst nichts.)

:|

Re: Munch, Der Ruf ...

Verfasst: 4.12.2014, 13:17
von rodger
Schrei ist insofern besser weil die Natur oder auch Wildnis so romantisch entspannt nicht ist wie Ruf vielleicht mitschwingen läßt, Ruf wiederum [ist] insofern [besser] als die Wildnis den Wolf, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, weniger herbeischreit als eben ruft.

Am besten wäre gar nichts zu übersetzen, geht halt nie richtig eins zu eins, aber das ist dann nichts für Faulpelze wie meinesgleichen deren Englisch sozusagen vorne und hinten nicht reicht ...

8)

Re: Munch, Der Ruf ...

Verfasst: 4.12.2014, 13:37
von rodger
"Darin beschreibt der Schriftsteller das harte Leben zur Zeit des Goldrausches Anfang des 20. Jahrhunderts in Alaska aus der Sicht eines Hundes" in der Wikipedia ist auch gut ... Blauäugige Oberflächlichkeit also auch in der großen Wikipedia ... :D Ich habe seinerzeit bei der Lektüre an alles mögliche gedacht aber weder an Goldrausch noch an Hunde ...

:D

(edit.; der Vollständigkeit halber: und auch an das zwanzigste Jahrhundert resp. dessen Anfang nicht und an Alaska auch nicht.)

(nochmal edit.: ach, das stand ja hier schon in einem Forenbeitrag vom 25.7.2006 ...)
Selbst in einem so gängigen Werk wie "Der Ruf der Wildnis" geht es nicht primär um Hunde, Wölfe und Alaska, sondern um Individuum und Gesellschaft, Moral und Freiheit, Philosophie und Weltanschauung, Bewußtsein und Erkenntnis. Aber man kann es natürlich auch auf eine Tiergeschichte für die ganze Familie reduzieren und entsprechend vermarkten. So hat man schon manchen Autor gleichsam zur Strecke gebracht.