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Verfasst: 16.8.2006, 14:34
von FoxMulder
Von allen Biographien ist die von Irving Stone sicher die unterhaltsamste. Aber mit einigen Fakten hat er es (siehe Todesumstände) nicht immer ganz genau genommen. Auch diese, doch sehr interpretatorische Beschreibung des Schreibdrangs von Jack London ist doch sehr idealisierend. JL selbst wurde nicht müde, immer wieder klarzustellen, daß er eigentlich an der Kohle interessiert war. Ihm war bewusst, dass dies sein Weg aus dem "Slot" sein würde, nachdem er in Alaska gescheitert war. "Dollars, is it want I want. Dollars, Dollars, Dollars!"

Aber JL neigte auch zu schockierenden Selbstbekenntissen, schon allein der Medienwirkung wegen...

:-)

Verfasst: 16.8.2006, 15:20
von rodger
Nehmen wir einmal an, Stone habe, was die Sache mit dem "Schreibdrang" angeht, Recht gehabt (was ich auch für sehr gut möglich halte, bzw.: so sehe), das heißt ja nicht, daß es Jack London so, wie Stone es beschreibt, bewußt gewesen sein muß. Wer kennt sich schon selbst (ob z.B. Karl May bewußt war, daß man sein Werk zu großen Teilen auch als einen gewaltigen Schrei nach Anerkennung, nach Aufmerksamkeit interpretieren bzw. sehen kann ?).

Und dieses Zitat mit den Dollars, das nehme ich nicht so ernst, obwohl ich es mittlerweile auch schon zig mal gelesen habe. Da sagt einer einmal so was (vgl. Karl Mays "Ich verändere nie, und ich feile nie", was ebensowenig immer zutrifft) und dann wird das über Generationen rauf und runter zitiert und alle wollen ganz schlau damit sein.

Ich sehe es so, daß er, als er das gesagt hat, sozusagen dem coolen, etwas banausigen Anteil in sich selbst Worte verschafft hat. Aber daß er immer und nur so war, das dürfte er selbst nicht geglaubt haben. Der war so feinfühlig und hat so an der Welt gelitten (und auf tausend Arten versucht, da gegenan zu kämpfen, das Beste daraus zu machen, Lustgewinn zu erzielen), daß das nur 1 Anteil von vielen in ihm gewesen sein kann.

Verfasst: 16.8.2006, 18:19
von FoxMulder
Gebe Ihnen völlig Recht, klar hat JL gerne mit dieser Attitüde kokettiert. Das meinte ich auch mit meinem letzten Satz...
Jack London ging es auch um weitaus mehr, als seinen "Schreibdrang" auszuleben, er hatte eine Vision und eine Botschaft, die in sich vielleicht nicht immer konsistent gewesen sein mag, die aber dennoch klar und unmißverständlich war: der Mensch ist eine von Zweifeln geplagte Kreatur, die in einer primär feindlichen Umgebung um Bewußtsein ringt, um das Recht zu leben und das Recht auf Wahrheit. Und er hatte durch leidvolle Erfahrungen erkennen müssen, daß den meisten Menschen dieses Recht verweigert wird - daher sein Kampf für soziale Gerechtigkeit. Im war gleichzeitig aber auch bewußt, daß Gerechtigkeit nicht einfach so verliehen wird, sondern auch erkämpft werden muß, daher wiederum seine Doktrin vom "survival of the fittest". Ein Sozial-Darwinist in reinster Form. All dies war ihm sehr wichtig, sonst hätte nicht Werke wie "die eiserne Ferse" geschrieben oder "Lockruf des Goldes".
Daß man die literarischen und sozialkritischen Anteile aus seinem Werk bei diversen Verfilmungen rausgestrichen hat, folgt der Logik Hollywoods, die nicht seine Logik war.
Vielleicht hat mich an der Beschreibung Stones gestört, daß er Jack London in diesen Sätzen zu einem "Sturm & Drang"- Adepten macht, zu einer nach Anerkennung schreienden Künstlerseele. Das paßt halt nicht auf ihn - er war immer von einer Vielzahl von Motiven angetrieben und es zeichnet seinen Charakter aus, daß er all diese Motive versuchte, gleichzeitig unterzubringen. Aber Geld war in der Tat vor allem in den letzten Lebensjahren sein Hauptantrieb, deshalb sind ja auch so schwache Leistungen wie "Der Wolf von Wallstreet" darunter.
Aber ein Autor der so etwas wie "Menschen am Abgrund" schreibt ist ganz bestimmt von edlerem Gemüt als ein reiner Lohnschreiber...

Insofern: sorry, ich war einseitig und nehme das hier gern zurück.

Verfasst: 16.8.2006, 21:26
von rodger
Nun, Karl May war gelegentlich einseitig, Jack London ebenfalls, warum sollen Sie und ich es nicht auch ab und zu sein ...

:wink:

Verfasst: 16.8.2006, 23:16
von FoxMulder
Darauf einen Dujardin
:-)

Verfasst: 2.9.2006, 22:43
von rodger
Mit der MEUTEREI AUF DER ELSINORE hatte ich so meine leichten Schwierigkeiten, bzw., ich hatte mir auch irgendwie mehr von dem Buch erwartet.

Wofür steht die Figur des Kapitäns ? Für Gott ? Daß es mit dem Kapitän irgendetwas ganz Spezielles auf sich hat, ist doch von Anfang an zu spüren ... Gibt es da Hinweise von London selbst oder in der Sekundärliteratur ?

DAS MONDTAL wird m.E. in vielen Besprechungen unterschätzt. Ich empfinde es wie eine Art Vermächtnis, eine Art weltanschauliches Kompendium, verpackt in eine Liebesgeschichte ...

Auch die Verschiedenartigkeit der Bücher Londons fällt mir auf. Jedes ist wieder anders, und eine durchgängige "Handschrift" ist nicht so sonderlich ausgeprägt ...

Ein sehr vielseitiger Autor.

Verfasst: 24.9.2006, 14:08
von rodger
Mit Leben und Werk Jack Londons befaßt sich auch ein zweiteiliger Artikel des Historikers Michael Solka, der in der vorletzten und der neuesten Ausgabe des MAGAZINS FÜR AMERIKANISTIK erschien.

www.amerikanistik-verlag.de

Verfasst: 7.2.2008, 9:58
von Hanno
Da ich schon während meiner Pubertät viele seiner Bücher las, empfand ich es damals als ganz angenehm, daß seine Geschichten selten durch Liebesgeschichten "verwässert" wurden. :wink:

Für mich ist London ein Klassiker der amerikanischen Literatur und darf ruhig in einer Reihe mit Steinbeck oder Hemingway genannt werden (auch wenn es jetzt Haue setzt :D)

Re: Jack London

Verfasst: 4.12.2008, 14:07
von rodger
Von der neuen 'Seewolf'-Verfilmung, die vor einigen Wochen im Fernsehen zu sehen war (ProSieben), bleiben in Erinnerung:

ein charismatischer Thomas Kretschmann (als Larsen), ein interessanter, intelligenter Schauspieler mit guter Ausstrahlung, der sowohl seine Rolle als auch Autor London offenbar verstanden hat. Eben kein Bilderbuchteufel. Ein m.E. zu jung besetzter van Weyden. Eine junge Dame, die zunächst herb-reserviert herüberkam und dann zwischenzeitlich auf interessante Weise regelrecht aufzublühen schien (bei einem Dialog mit Gesicht in Großaufnahme) und am Schluß eine beeindruckende Kuß-Szene hinlegte (ein hübsche Dokumentation der Tatsache, dass ein Kuß in voller Bekleidung deutlich überzeugender und anregender herüberkommen kann als irgendwelches gschaftlhuberisches Herumgehampel völlig unbekleideter, einigermaßen hübscher, aber halt des öfteren völlig langweiliger Menschen …)

:wink:

Gute und interessante Besetzungen auch kleinerer Rollen. Zunehmende Längen und Action-Lastigkeit insbesondere im zweiten Teil (ich brauche keine Unterwasseraufnahmen und dergleichen; die Idee mit dem Hai im ersten Teil war ja noch ganz nett, dass der gleich an die versenkten Leichen geht, aber da hätte schon eine schwimmende Flosse gereicht, die man dezent durchs Bild ziehen sieht ...), zunehmend nervige Musik und Geräuschuntermalung, sowie eine versuchte Vergewaltigung (inwieweit die 'erfolgreich' war oder nicht, war mir nicht recht erkennbar), die bei London nicht vorkommt, und auch an deren Andeutung ich mich bei ihm nicht erinnere.

Und: sehr brutal ging’s zu, außerordentlich. Aber das ist vielleicht ganz gut, so waren Prügeleien mal als das erkennbar was sie sind: rohe Gewalt, die höllisch schmerzhaft und wirklich schrecklich sein kann, alles andere als nett, lustig oder unterhaltsam (oder gar "zünftig"). Lehrreich für gewisse Freilichtbühnenfreundinnen und Freunde der oberflächlicheren Art.

:wink:

Re: Jack London

Verfasst: 4.12.2008, 21:01
von markus
Ich kann Rüdiger in vielen Dingen Recht geben. Aber daß man die Gewalt mit soviel Ketchup anreichern mußte, war in meinen Augen nicht nötig. Du sagst doch selber immer, viele Dinge brauchen nur angedeutet zu werden, so wie mit der Hai-szene, das hast du schon richtig gesagt. Das wurde in der Harmstorf-Fassung besser gelöst.

Heutzutage muß immer möglichst viel Blut fließen, damit der Zuschauer auch wirklich glaubt daß es weh tut. Mein Gott, Hitchcock brauchte sowas nicht. Mich gruselts bei ihm manchmal mehr als bei heutigen Produktionen, obwohl bei ihm gar kein, oder kaum Blut fließt. Die Gewalt ist immer nur angedeutet, entsteht im Kopf des Zuschauers. Sowas haben die heutigen Filmemacher wohl nicht mehr drauf. Schade.

Thomas Kretschmann war die einzig wirklich gute Besetzung. Fast noch zynischer als seinerzeit Harmstorf. Glaube er war der einzige von der ganzen Produktion, der den Roman nicht nur gelesen hat, sondern ihn auch verstanden hat, wie Rüdiger richtig erkannt hat. Aber wie will ein einziger eine, meiner Meinung nach einigermaßen verkorkste Produktion retten? Gut, diese Verfilmung hält sich zum ersten mal sehr an der Romanvorlage (und nicht wie der alte Weihnachtsvierteiler, der eigentlich aus mehreren Romanen besteht (dafür aber exzellent gemacht)). Aber die markanten Dialoge, vor allem die zwischen Larsen und van Weiden, wirken irgendwie künstlich aufgesetzt, so als ob der Regiesseur sie mal eben reingeklatscht hat weil sie eben dazu gehören, und jetzt weiter mit Action bitte, Pflicht ist getan.
Gerade diese Dialoge zwischen Larsen und van Weiden haben u.a. den großen Erfolg der damaligen Verfilmung mit Harmstorf ausgemacht. Die waren echt, nicht aufgesetzt.

Was war noch? Der Darsteller van Weiden´s war wirklich noch ein Milchbubi und die Musik war grausam. Ach und die viele Werbung nervte auch.

Im zweiten Teil habe ich mich stellenweise sehr gelangweilt. Mit Werbung kam da sicher eine halbe Stunde bei raus. Das darf nicht sein.

Achso, und die Brewster sah, auch wenn sie nicht so mein Typ ist :wink: , besser aus, als die aus der alten Verfilmung.

Im nächsten Jahr kommt ja die Verfilmung mit Sebastian Koch (der ja angeblich den Kara Ben Nemsi spielen sollte in einer Karl May-Verfilmung namens "Im Schatten des Schut", von dem man nichts mehr hört) im ZDF. Mal sehen. Koch als Seewolf klingt ja schonmal vielversprechend. Auch das Budget ist höher, was aber nicht immer was heißen soll.

Übrigens Rüdiger, der Pro-7-Zweiteiler war letzte Woche und nicht vor einigen Wochen wie du meintest. Den Zweiteiler den du meinst, hast du sicher vor einigen Wochen oder Monaten an irgendeinem Strand am Meer, wahlweise auch Freibad, gesehen :mrgreen:

Re: Jack London

Verfasst: 4.12.2008, 23:44
von rodger
Ich wollte erst schreiben, vor ein oder zwei Wochen. Und dann war ich mir nicht mehr sicher ob es nicht doch schon länger her ist als zwei Wochen (was unter anderem daran lag, daß ich die Filme aufgenommen und erst zeitversetzt gesehen habe). Und sowas ist mir dann nicht wichtig genug, um es zu recherchieren. Und dann greife ich zu so einer schwammig-schwabbeligen Lösung wie "vor einigen Wochen". Bei Jahreszahlen usw. manchmal auch. Wenn ich z.B. nicht auswendig weiß, ob 1892 oder 93 oder so, schreibe ich "Anfang der Neunzigerjahre". So etwas kann also entweder bewußt einen Zeitraum von mehreren Jahren meinen, oder aber schlicht und ergreifend auf reiner Faulheit beruhen.

:wink:

Das viele Ketschup hätte ich auch nicht unbedingt sehen müssen, aber daß die Härte gnadenlos 'rüberkam, fand ich aus o.g. Gründen schon gut.

Strand am Meer, Freibad ... die Badewanne hast Du noch vergessen. 'In meiner Badewanne bin ich der Kapitän'.

:wink:

Re: Jack London

Verfasst: 5.12.2008, 12:09
von markus
rodger hat geschrieben:Ich wollte erst schreiben, vor ein oder zwei Wochen. Und dann war ich mir nicht mehr sicher ob es nicht doch schon länger her ist als zwei Wochen (was unter anderem daran lag, daß ich die Filme aufgenommen und erst zeitversetzt gesehen habe). Und sowas ist mir dann nicht wichtig genug, um es zu recherchieren. Und dann greife ich zu so einer schwammig-schwabbeligen Lösung wie "vor einigen Wochen". Bei Jahreszahlen usw. manchmal auch. Wenn ich z.B. nicht auswendig weiß, ob 1892 oder 93 oder so, schreibe ich "Anfang der Neunzigerjahre". So etwas kann also entweder bewußt einen Zeitraum von mehreren Jahren meinen, oder aber schlicht und ergreifend auf reiner Faulheit beruhen.
Ist schon ok. Ich hatte es auch nur geschrieben, weil ich mich noch gut dran erinnern konnte. Im Grunde ist es aber unwichtig :wink: .
rodger hat geschrieben:Das viele Ketschup hätte ich auch nicht unbedingt sehen müssen, aber daß die Härte gnadenlos 'rüberkam, fand ich aus o.g. Gründen schon gut.
Daß Rohheit und Gewalt an Bord herrscht, sollte schon gut rüberkommen. Aber dafür muß nicht alle paar Minuten einer zusammengeschlagen werden. Ein aufmerksamer Zuschauer kriegt das auch so mit, allein schon wenn die Stimmung bedrohlich wirkt. Dieses herzustellen ist die Aufgabe des Regiesseurs und eine Kunst für sich, die aller Anschein nach immer mehr verloren geht. Wie ich schon sagte, die Menschen müssen sehen daß es weh tut und das Blut fließt, sonst glauben sie es nicht. Oder besser, die Filmemacher glauben daß es der Zuschauer so will und machen es so.
rodger hat geschrieben:Strand am Meer, Freibad ... die Badewanne hast Du noch vergessen. 'In meiner Badewanne bin ich der Kapitän'.
Hatte sie nicht vergessen, ich hatte sie lediglich nicht erwähnt. Da ich äußerst selten bade (außer bei Erkältung), kann ich mich an keinen Zweiteiler erinnern der sich dort befindet. Aber ich kann mich demnächst mal wieder eines besseren belehren lassen und mich dort umschauen.

:mrgreen:

Re: Jack London

Verfasst: 5.12.2008, 12:24
von rodger
Reiz mich nicht, sonst schreibe ich Dir eine Seewolf-Badewannen-Version ...

:wink:

(Jetzt reizt es mich selber ... Aber ich hab' im Moment vor lauter Wollschläger, Arno Schmidt und dergleichen eh keine Zeit ...)

*

Und nu' ganz im Ernst; Menschenskind, Du bist wirklich schlauer als mancher andere. Aber schreib' nicht Regisseur mit ie, sonst greifen die, die außer angelernten Fachbegriffen, richtigen Schreibweisen und dergleichen nicht allzuviel drauf haben im Koppe, unbeherzt zu ... sie finden schon einen Grund, sich überlegen zu dünken, und sei er noch so banal und unwesentlich ... die sogenannte Süselbeck-Skala (gestern erfunden ...), mit der Ignoranz gemessen wird, ist nach oben offen ...

:wink:

Re: Jack London

Verfasst: 5.12.2008, 12:48
von andrea
markus hat geschrieben: Thomas Kretschmann war die einzig wirklich gute Besetzung. Fast noch zynischer als seinerzeit Harmstorf. Glaube er war der einzige von der ganzen Produktion, der den Roman nicht nur gelesen hat, sondern ihn auch verstanden hat, wie Rüdiger richtig erkannt hat. Aber wie will ein einziger eine, meiner Meinung nach einigermaßen verkorkste Produktion retten? Gut, diese Verfilmung hält sich zum ersten mal sehr an der Romanvorlage (und nicht wie der alte Weihnachtsvierteiler, der eigentlich aus mehreren Romanen besteht (dafür aber exzellent gemacht)). Aber die markanten Dialoge, vor allem die zwischen Larsen und van Weiden, wirken irgendwie künstlich aufgesetzt, so als ob der Regiesseur sie mal eben reingeklatscht hat weil sie eben dazu gehören, und jetzt weiter mit Action bitte, Pflicht ist getan.
Gerade diese Dialoge zwischen Larsen und van Weiden haben u.a. den großen Erfolg der damaligen Verfilmung mit Harmstorf ausgemacht. Die waren echt, nicht aufgesetzt.

Das sehe ich ganz genau so.

- Ich habe die 2 Folgen auf Festplatte (im Receiver) aufgenommen und konnte so die Werbungen überspringen.
Dass der van Weyden so jung war, hat mich nicht gestört, aber er kam nicht wirklich als "Feingeist" rüber. Als "unbedarft" aber schon.

Und ich bin ganz gespannt auf die ZDF-Verfilmung, da vor allem wg. Sebastian Koch. Den "Hump" spielt Stephen Campbell Moore, was mir noch nicht allzuviel sagt. Mal ein bisschen rumkugeln.... Auf den Internet-Fotos sieht er schon mal nicht schlecht aus.

Re: Jack London

Verfasst: 5.12.2008, 16:03
von rodger
Ein Hotel. Eine Badewanne.

Jack London in der Wanne. Karl May, gleichfalls unbekleidet, steigt hinzu.

London: Der Alligator bleibt draußen !

May (legt den Plastik-Alligator beiseite, zum Alligator:)

Wenn Dich die Welt aus ihren Toren stößt, so gehe ruhig fort und laß das Klagen …

London (horcht interessiert auf)

May (macht eine Welle)

London: Machen Sie doch nicht immer die Welle ! … da fällt mir ein, ich könnte mal eine See-Geschichte schreiben, nach Art von Stevensons Jekyll & Hyde, aber dann richtig als Abenteuergeschichte verpackt … Sie wissen ja, wir beide sind Abenteuer-Schriftsteller …

May (lacht gequält auf)

London: Ja … der eine kriegt mehr meine Anteile, will sagen, die, die bei mir ausgeprägter sind als bei Ihnen, Herrenmenschenmentalität, Härte, zupackende Kälte … wenn Sie verstehen was ich meine, aber das werden Sie, wie ich Sie kenne, wir sind ja keine Deutschlehrer oder solche die es werden wollten …

May: Zupackende Kälte, ich verstehe …sehr schön … klingt unbeholfen, aber sagt in zwei Worten, was gemeint ist …

London: Im Gegensatz zu der bei Ihnen, die bleibt eher im Kopf und auf dem Papier … (lacht) Sie können ja froh sein, nicht vom Kamel gefallen zu sein, damals im Orient …

May: Also bitte …

London: Von Pferden ganz zu schweigen (lacht sich kaputt)

May (ist beleidigt; zwischen den Zähnen:) Aber ich sehe, Sie haben mich verstanden …

London: Kapitän Kaiman !

May: Wie bitte ?

London: Als Titel !

May: Also wirklich … als Abenteuer- und Jugendschriftsteller kann man sich ja zur Not noch verbraten lassen, aber wollen Sie jetzt Kinderbücher schreiben ?!

London: Sie haben Recht … (plätschert sinnierend) Ich habe Hunger wie ein Wolf ! …Ich hab’s ! Der Seewolf !

May: Das ist gut

(London / May, singen gemeinsam:) In meiner Badewanne, bin ich der Kapitän … (Licht langsam aus, zuletzt ist nur noch das Glimmen im Auge des Alligators zu sehen ...)