1858 Gartenlaube Wild West Geschichte

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marlies

1858 Gartenlaube Wild West Geschichte

Beitrag von marlies »

Die KMG Mitteilungen 1997 enthalten (Seite 15) einen Artikel mit Titel: Martin Krichbaum, Frankfurt/Main .. Ferdinand Stolle und Karl May. Da wird die 'erste' Wild West geschichte von May erwaehnt die er als 16-jaehriger Seminarist an die Gartenlaube abgeschickt hat (haben soll). Mein Leben und Streben erwaehnt das auch. Jedoch in 'Karl May und sein Orient von Amand von Ozoriczy (1991? [KMS01]), der es auch erwaehnt, ist es annotiert als 'Eine Fiktion Mays'.
Weiss man davon mehr heutzutage, ist jemand fuendiger geworden?
JennyFlorstedt
Beiträge: 213
Registriert: 12.5.2004, 18:21

Beitrag von JennyFlorstedt »

Naja.. eine Fiktion (wie so viele andere seiner Fiktionen) war diese erste Erzählung vermutlich nicht.

Aber es gibt bisher meines Wissens außer Mays eigenen Aussagen keine anderen Anhaltspunkte.

Es ist gar nicht lange her, da glaubte Hans-Jürgen Glaab diese Erzählung gefunden zu haben.
Seine damalige Mail kam über die KMG-Liste, wo dann auch über das Für und Wider diskutiert wurde.

Ein kleiner Nachhall (mit Kopie seiner Entdecker-Mail) findet sich hier:
http://141.30.89.80/~thomas/maybuecher/ ... p?11,16029

Dort findet sich auch ein weiterführender Link, den ich nochmal direkt hierher kopiere: http://www.karl-may-stammtisch.de/Aktue ... elles.html
Ob es inzwischen diesbezüglich neue Erkenntnisse gibt, weiß ich nicht. regelrecht ausgewertet war sein Fund damals aber noch nicht.

ta
Täglich neues zu entdecken bei www.karl-may-wiki.de
marlies

Beitrag von marlies »

so cool ... habs heruntergeladen und werds lesen - danke - und dank auch an Hans-Jürgen Glaab.
So hoffen wir dass der 'Gutturaltone' des Indianers derselbe des Apachen ist :wink: - cheers
marlies

Beitrag von marlies »

addendum:

habe gerade das gelesen von Rolf Dernen im 'anderen' forum ........ Es gibt recht detaillierte Beschreibungen in dem Text, ließ sich sowas damals in Mays näherer Umgebung finden? Dazu müßte ich wissen, wie Bibliotheken in Orten von der Größe Hohensteins bzw. Ernstthals bestückt waren. (Wäre auch ein interessantes Forschungsobjekt. Ob es da noch alte Bibliothekskataloge gibt?)

Wie waers mit Prinz von zu Wied? Ich weiss jedoch nicht wie weit H-E von Dresden liegt, wo die Bibliothek war mit zu Wied's folio; war aber doch aktuell, es wurde wahrscheinlich darueber geschrieben in diversen zeitungen/ heften (?) ... vielleicht eine moeglichkeit ...
marlies

>>>wie versprochen<<<

Beitrag von marlies »

Das Geheimnis des Indianers
Kommentar zum Text von Marlies Bugmann, 28 April 2007.

Textstellen sind angegeben vom PDF download von Hans-Jürgen Glaab; so: PDF seite 147, linke/rechte spalte/ paragraph 3, 4 etc.

(Ich bitte schon jetzt um Verzeihung fuer moegliche grammatikalische Wuergereien meinerseits, ich hoffe dass der Text aber inhaltlich Nutzen bringt)

Ein paar generelle Eindruecke:
- Ziemlich viele Parallelen zu spaeteren May Texten
- Landschaft/Geschichte/Geographie/Industrie/Handel — Beschreibungen wie die eines Studenten der zeigen will was er gerade gelernt hat.
- Nicht-May Elemente identifizierbar
- May’s Texte sind generall von Dialog getragen; dieser Text nicht, obwohl (falls es von einem 16jaehrigen geschrieben wurde) es jemandem in diesem Alter leichter faelt eine situation zu ‘beschreiben’ anstatt sie zu ‘erleben’ via dialog. So kann das Fehlen von Dialog erklaert werden.

Text Notizen:
St. Marienfluss – May brauchte generell Englische (oder englisch-toenende) Woerter — dies koennte vom ‘Bearbeiter’ sein.
Das Wort lucrative (lukrative) ist mir in anderen May Texten nicht aufgefallen, hier kommt es oefters vor.
Das Wort ‘Ei’, als ein Ausruf am Anfang eines Dialoges (PDF seite 146, para 3) “Ei nun,” fragte Werner… ist kein May Ausdruck (ausser es sei ein Teenager Ausdruck der mid-1800s).
Worte wie ‘Actiencompagnie’ ‘Hyhpothesen’, ‘Trappformation’, oder Ausdruecke wie ‘landesuebliche Sectenwesen’, ‘nativistischen Gesinnungen’, scheinen ‘Lehrbuechern’ oder ‘Sachtexten’ zu entstammen – etwas das ein Student tun wuerde.
Das Wort ‘kolossal’ kommt auch oefters vor, ist mir jedoch in anderen May-Texten nicht aufgefallen.
Generell empfinde ich den ersten langen Paragraph als ein nicht von May geschriebener.
Der zweite Paragraph toent fremd fuer May, und scheint fast abgeschrieben zu sein.
Dann aber der erste Paragraph in der zweiten Spalte: “>…Auch haben wir als Betriebsdirector einen deutschen Gentleman engagirt, der frueher seine Studien auf der beruehmten Bergschule zu Freiberg in Sachsen gemacht hat und uns vom Professor Agassiz(?) (Frakturschrift?) empfohlen worden ist. Sehen Sie den Herrn, der dort auf der Galerie sitzt und so emsig nach der Kueste schaut. Das ist er!”< toent mir nach May … der Leiter der Silbermine in Der Scout kommt mir in den Sinn.
Der darauffolgende Dialog als Mr. Jones sich Herrn Werner vorstellt toent nach May.
Beschreibungen von Dingen wie der Sturm auf dem See als die Saratoga beschaedigt wurde, und nachher das Indianer canoe sozusagen eingeschneit wurde toent nach May … Ein Blizzard kommt mir in den Sinn. Auch die Beschreibung von Atmosphaere (Ambience) (was der May sehr gut konnte spaeter) toent nach May. Die Bemerkung von ‘reine Luft einatmen’ oder der Vermerk auf der drittletzten PDF Seite >”…die schleichendedn Fieber abzuschuetteln welche ihnen in Mississipithale das Mark verzehren…”< das erinnert mich an Der Scout.
Dann dies >”…vor seinem geistigen Auge schwebten die politischen Kaempfe, welche ihn aus dem Vaterland vertrieben hatten, wie es um nationale Selbststaendigkeit rang…”< (erinnert mich an Klekih Petra; oder >”…es handelte sich jetzt fuer ihn darum, eine neue Existenz zu erkaempfen, um spaeterhin eine Vereinigung mit den Seinen moeglich zu machen…”< erinnert mich an Hiller.
Ein Faden der sich durch alle Karl May Wild West Geschichten zog war der unverschleierte Verachtung von Yankees, und was die ‘Weissen’ den ‘Roten’ angetan hatten. Das Echo ist hier: >”…indessen liess sein deutsches Gemueth nicht zu, dass er sich unter diesen scharfmarkirten anglo=saechsischen Charakteren wohl fuehlte…”< oder etwas spaeter: >”…Man [die Amerikaner] wird nun Ihre Kenntnisse und Talente so gut wie moeglich ausbeuten, und wenn Sie dann alle Einrichtungen getroffen haben werden, wenn zweckmaessigere Schachte und Stollen hergestellt sind, kurz und gut, wenn man Ihnen Ihre Kunst und Wissenschaft abgelaucht hat und Ihre Dienste nicht mehr nothwendig braucht, dann wird man Sie wegwerfen wie eine ausgequetschte Citrone und an Ihre Stelle einen Yankee einstellen, der den Herren mehr zu Willen ist und die fremden Arbeiter besser beschwindeln kann…”<.
Ein anderer May-typischer Satz: > “Ich dachte,” sagte Werner “die hiesigen Indianer waeren friedlicher Natur und ohnehin genug zu beklagen, dass die fortschreitende Civilisation sie aus der Heimath ihrer Vaeter verdraengt.”
Wobei der naechste Paragraph Jones’ Antwort enthaelt und als ‘Yankee’ beschreibt er die Indianer als verraetherisches Gesindel, und er also sagt: >”…Einige von den alten Sagamores(?) (Frakturschrift?) kennen durch Tradition noch die Metallschaetze des Landes und wissen genau, wo das Silber liegt, aber sie behalten das Geheimniss fuer sich, weil sie fuerchten, dass die Kunde davon unzaehlige Ansiedler herbeiziehen wuerde, denen in kuerzester Frist Grund und Boden anheimfiele.”< Das erinnert mich stark an die Ausschweifung am Anfang des 2ten Kapitels in “Weihnacht!” oder das letzte Kapitel im Schwarzen Mustang.
Auch ist da gerade ein kleiner zynischer Satz der sehr stark an May’s spaetere, obwohl versteckte, ‘anti-Kirche’ Gesinnung anspielt (nicht anti-Religion, oder anti-Glaube, da er ja ausgesprochener Christ ist), nur ‘anti-Kirche’, die ‘falschen’ Lehren >”…Die Kirche [Kirche!, nicht ‘Bibel’] lehrt ja, dass die Brut von Kain abstammt und deshalb zum unstaeten Wanderleben verdammt, keinen bleibenden Besitz eignen kann.” (Mr. Jones sagt das von den Indianern).
May also machte ‘Zeit Spruenge’, und die sind meistens mit >”…Einige Wochen spaeter…”< (PDF 147, rechte Spalte unten); oder PDF 162 linke Spalte >”…Es war der fuenfte Morgen…”<. Zwei solche ‘Zeit Spruenge’ scheinen ganz und gar nicht May anzugehoeren: >”…Vierzehn Tage spaeter finden wir Werner auf einem …”< das ist nicht typisch May. Oder: >”…Nach wenigen Tagen finden wir den Indianer in Ontonagon…”< auch nicht. Ich habe diese Redewendung noch nie bei May gefunden, und wenn der Text das ‘verschollene Erstlingswerk’ ist, dann scheint es mir als ob beidemale Text gekuerzt wurde, und der ‘Verbindungstext’ eine Bearbeitung darstellt.
Nochmals eine typische May Bemerkung: >”…Werner, der die gehaessigen Ansichten der Amerikaner ueber die Rothhaeute nicht theilte, wurde bald naeher mit ihnen bekannt und fand in den Indianern einen harmlosen Menschenschlag, welcher fuer empfangene Wohlthaten ein warmes Gefuehl der Dankbarkeit hegte…”<
Fruehes Echo an Winnetou finde ich hier: >”…Tawanka, der Haeuptling, ein schoengewachsener Mann von herkulischen Formen, schloss sich an den vorurtheilsfreien Deutschen innig an, so weit es seine schweigsame Natur erlaubte, besuchte ihn oefters in den Minen und zog ihn gern by allen Streitigkeiten zu Rathe…”< Obwohl der Haeuptling noch ‘herkulisch’ war, sind die anderen Winnetou Merkmale da: ‘schoengewachsen’, ‘inniger Anschluss an den Deutschen’, ‘schweigsam’, ‘zu Rathe ziehen’. Das ganze (PDF 148 linke Spalte) liest sich wie das prototyp Verhaeltnis von Old Shatterhand und Winnetou.
Noch eine ‘anti-Yankee’ Phrase: >”…wie denn ueberhaupt der Amerikaner eher einem Hunde ein Stueck Brod zuwirft, als einer ungluecklichen Rothhaut…”<
Danach folgen zwei Paragraphen (PDF 148, rechte Spalte) die ganz und gar May sind, der angedeutete Kampf mit dem Baer, der Weisse pflegt den Indianer bis er wieder gesund ist – was die vielen spaeteren Passagen von ‘Verletzung-Krankheit/Behandlung’ von beider Seiten wiederspiegelt.
Seite Gartenlaube No 11 koennte ganz May sein – linke Spalte, mittel Paragraph beschreibt das ‘verstecken’ des Schatzes sodass die Bleichgesichter es nicht finden, rechte Spalte unten beginnt eine Passage die mich an einen Anfang des, die WW Geschichten durchgehende, Thema vom ‘toedlichen Staub’ ‘Deadly Dust’ erinnert. PDF 162 linke Spalte, mitte, das Mackinawboot, kommt nirgendwoanders in May’s Texten vor, und es scheint ‘abgeschrieben’ zu sein.
Und nun kommt der Mond. May hat in seinen vielen Wild West Romanen ein ganz seltsames Verhaeltnis mit dem Mond. Er kommt nicht nur viel vor, sondern ‘geht auf’ nach einer Periode von totaler Dunkelheit NACH der Daemmerung. Zwar ist da nicht die Rede von ‘abendwerden, daemmern, dunkelsein, Mond aufgehen, lichter werden’ aber der Mond geht doch ein paar mal auf und wieder unter.
Dann ist da noch der zweite Frithiof. May, spaeter durch Hobble-Frank zitiert viele Europaeische geschichtliche, mythische, legendaere Figuren. Auch PDF 162, linke Spalte ein paar Zeilen von unten heissts: <”…wenn nicht Tawanka, der vorn wie ein zweiter Frithiof im Buge stand…”< …ich kenne mich nicht aus in den Gepflogenheiten von Autoren der mid-1800s wenns um das Erwaehnen von geschichtlichen/mythischen/legendaeren Figuren geht, so kann ich nicht sagen ob das eine ‘mode’ war damals, oder ob es May-typisch ist. However! Der ganze Paragraph wo Frithiof erwaehnt ist, liest sich wie ein May Text.
May ‘pflegt’ auch so zu schreiben: >”…und schon schwebten die trueben Bilder der Vergangenheit, ein kurzer Abriss seines ganzen Lebens, wie das bei Ertrinkenden der Fall zu sein pflegt, vor seinem geistigen Auge…”< Na ja, ein ‘unreifer’ Autor wuerde sowas schreiben, denn ein ‘Abriss des Lebens’ schwebt nicht nur einem Ertrinkenden vor ‘seinem geistigen Auge’, aber das ‘geistige Auge’ selber, und das ‘…zu sein pflegt’ ist typisch May.
Auch PDF 162, rechte Spalte, etwa Mitte. Der Schreiber unterbricht die Beschreibung des eisigen Sturmes und der Rettung vor desselben, mit einem neuen Paragraph der das gerade Gegenteil, die Schoenheit des ‘hellen Fruehlingstages’ beschreibt und dann langsam wieder zurueckfuehrt zu der Geschichte im Sturm. Auch das ist May – das Ausschweifen in etwas scheinbar unverwandtes, um die ‘Ganzheit’ zu beschreiben, in diesem Falle, dem Leser zu zeigen dass der See nicht nur von ‘furchtbaren Stuermen’ gepeitscht wird.
Eine Passage im ‘Silbersee’, oder was Old Shatterhand sagt ueber den Ortssinn von Indianern in Old Surehand 1 im Llano Estakado; kommt dieser aehnlich: >”…Wisst Ihr, Freund, dass wir an Ort und Stelle sind und dass ich trotz des Sturmes gestern die Insel nicht verfehlt habe, auf der ich einst mit meinem Vater den Weg zur Silbermine suche? Trotz der Dunkelheit und des Schneegestoebers fand ich die Richtung und ich irrte nur in der Entfernung, weil sich der Lauf des Canoes bei solchem Wetter nicht berechnen lies…”< und gleich danach wieder der Mond: >”…Noch heute Nacht wollen wir aufbrechen, wenn der Vollmond scheint, …”< ein paar Zeilen weiter unten: >”…sich bei dem Eintritt des Mondscheines bereit zu halten…”<, oder: >”…Es war schon spaet am Abend, als der Vollmond siegreich durch die dicken Dunstschichten brach…”<
Auch Mahlzeiten a la May sind da: >”…auch hatten sie einige wilde Kaninchen mit ihren Pfeilen erlegt, die in die Blaetter des wilden Sellerie gewickelt und dann in der Erde gebraten eine vortrefflich Mahlzeit abgaben…”<
Wieviele Male hat Winnetou Sharlih bei der Hand durch einen dunklen Wald gefuehrt: >”…fasste er den Deutschen bei der Hand und leitete ihn so ueber die Hindernisse sicher hinueber…”< und drei Zeilen weiter: >”…Tawanka richtete…mit unfehlbarem Ortssinn seine Schritte nach…”<
Und dann sind da die vielen ‘Krater’ oder ‘eingeschlossenen Thalkessel’: >”…lag ein kleines tiefes Thal, dessen Form an einen erloschenen Krater erinnerte…”< PDF 163, rechte Spalte obere Haelfte.
Und wieder der Mond: >”…den Lauf des Mondes, dessen volle Scheibe ihr mildes Licht…”<
Baeume spielen auch eine Rolle in May’s Geschichten – die 5 Tannen am Nugget-Tsil, der Baum wo Old Shatterhand vergebens auf Winnetou wartet am Anfang von Old Surehand (der Schatten des Baumes zeigte die Zeit an)—so auch hier: >”…Schatten des Baumes…genau um Mitterhacht die Spitze des Schattens hinzeigt…”<
Nebst dem Mond spielen die Sterne eine grosse Rolle in der Nacht; auch hier der Indianer sagt: >”…Seht Ihr nicht, dass das Gestirn zu sinken anfaengt?…”<
In derselben rechten Spalte von PDF 162 beschreibt der Autor nochmals die ‘Trappformation’ (eine geologische Bezeichnung die sicher von einem ‘Textbook’ abgeschrieben ist; aber irgendwie, was dann folgt, speziell der letzte Satz in der Spalte (so dass Werner unwillkuerlich an die Maerchen von Tausend und einer Nacht dachte), brachte fuer mich die Hoehlenbeschreibung in Winnetou IV herauf.
Obwohl (in PDF 164, linke Spalte) offensichtlich eine May-fremde Textstelle ist: >”…Vierzehn Tage spaeter finden wir Werner auf seinem Bureau wieder,…”< toent das folgende May-isch; speziell: >”…um seinem deutschen Freund gegenueber…”< oder>”…und verschwand bald in dem duesteren Schatten der Waelder..”< was mich an Inn-Nu-Woh erinnerte; oder >”…dass der fluechtige Beistand von einem Dutzend unerfahrenen Rothhaeuten, die ohnedem zur regelmaessigen Arbeit selbst bei dem besten Willen untauglich waren…”< oder ein paar Zeilen weiter, wieder die parallele zum ‘Deadly Dust’.
Und wer kennt nicht die zahlreichen ‘Einschiebungen’ von Information, an Stellen die schon ein paar Paragraphen oder sogar Seiten weiterfortgeschritten sind wie das: >”…Offenbar hatte er schon in Ontonagon oder auf dem Wege nach den Toltec-diggings von dem Geruechte gehoert, dass Werner auf einer mysterioesen Excursion nach dem westlichen Ende des Sees grosse Mineralschaetze entdeckt haette, denn so geheim auch Letzterer [wieder ein May Ausdruck … Letzterer, obwohl es auch ein Ausdruck der era sein koennte] die Sache gehalten, so war es doch den neugierigen Beamten der Companie nicht entgangen, dass der Deutsche nach seiner Rueckkehr einen schweren Koffer durch die Indianer nach seiner Wohnung hatte bringen lassen und diesen stets unter Schloss und Riegel hielt…”< was hier erwaehnt wurde, war schon ‘vor Wochen’ passiert. Es ist ein ‘Einschub’.
Zusaetzliche parallelen: >”…Als die regelmaessigen Atemzuege des Deutschen Jones ueberzeugt hatten, dass Ersteren Schlummer ein tiefer und fester sei…”< und wie Jones dann mit: >”…dem geraeuschlosen Tritt einer Pantherkatze, wenn diese auf Raub ausgeht…”< sind die ‘Vergleiche’ schon ‘haeufig’.
Auch die logischen Ueberlegungen die May/Old Shatterhand macht wenn ‘es um etwas Wichtiges geht’, sind vorhanden. Da ueberlegt Jones: >”…Nicht doch,” sagte er in leisem Selbstgespraech, die Waffe wieder einsteckend; “weiss ich doch bis jetzt noch nicht…[…]…und der Dutchman an Ort und Stelle…”< Dutchman, a la Der Scout, a la Spencer’s Beleidigung in Mutter Thick’s Guesthouse.
Das Fruehstuck darf auch nicht fehlen … und eine weitere ‘Einschiebung von Information’ — beides PDF 190, linke Spalte: >”…denn der umsichtige Deutsche hatte sie durch drei grosse Steine markiert, welche in Form eines Dreiecks die Oeffnung umgaben..,.”< das ‘markieren durch Steine’ passierte Wochen frueher, als der Indianer und der Deutsche zum erstenmal auf der Insel waren. Etwas das mich an May immer etwas stoert.
Dann diese Ueberraschung: >”…rothe Canaille…”< (PDF 191, linke Spalte, unteres Viertel) so wird Inn-Nu-Woh / Winnetou angeredet von entweder dem Kutscher oder dem Captain in der Kutsche, befor der Dampfer ankommt. Und dann: >”…Die Ruhe und Wuerde Tawanka’s imponirten ihnen freilich, indessen, da sie nicht wussten, worum es sich handelte, waere es vielleicht bei ihren Vorurteilen gegen die rothe Race zu Thaetlichkeiten gekommen, wenn nicht gerade im kritischen Augenblick die Glocke des Dampfers das Zeichen zur Abfahrt gegeben haette…”< Auch die ‘Thaetlichkeiten’ zwischen Inn-Nu-Woh / Winnetou und dem Passagier in der Kutsche wurde unterbrochen durche die Ankunft des Dampfers.
May hatte auch seine eigene Logic: >”…Tawanka, der bis dahin nur einen leichten Verdacht gegen den Yankee gehegt hatte, wurde nun ernstlich besorgt und befuerchtete, dass dieser ein verraetherisches Spiel mit Werner getrieben habe, denn wenn Jones sich von dem Deutschen in irgend einer friedlichen Weise getrennt haette, dann war kein Grund vorhanden, jede Bekanntschaft mit diesem abzuleugnen…”<
Und so spaet in der Geschichte ist nun ploetzlich von einer ‘Silberinsel’ die Rede … (PDF 191, rechte Spalte).
Ob es ein May-typisches detail ist, oder ein detail typisch fuer Indianer Autoren der 1800s weiss ich nicht, aber das skalpieren wurde meistens in detail beschrieben, so auch hier, und diesmal so dass es offensichtlich ist, dass es NICHT von einem Indianer getan wurde: >”…zog Jones sein Bowiemesser hervor und scalpirte ziemlich ungeschickt…”< was dann auch vom Indianer bemerkt wird: >”…wie er jedoch die abgezogene Kopfhaut genauer betrachtete, sah er auf der Stelle ein, dass eine Rothhaut unmoeglich der Thaeter gewesen sein konnte, da der Scalp zu ungeschickt geloest war…”<
Wer Ein Blizzard gelesen hat weiss dass im wichtigsten Moment, ein fuerchterlicher Sturm Winnetou und Old Shatterhand die Arbeit abnahm, so auch hier: >”…Es fing auf einmal heftig an zu wehen und der Wind, welcher mir ungemeiner Staerke ueber die kahlen Felsruecken hinfuhr, fegte die Asche wirbelnd durch die Luefte…”<
Und nochmals Winnetou: >”…und liess seine dunkeln Augen…[…]…waehrend sein langes Haar aufgeloest im Winde flatterte…”<
Wie often hatte ich gewuenscht dass May einen etwas poetischen Ausdruck fuer Winnetou’s Stimme hatte, aber eben … Guttural Ton: >”…und stimmte sofort den monotonen, rauhen Kriegsgesang seiner Vorfahren in tiefem Gutturaltone an:…”<
Die Reime die folgen sind so schlecht wie Sapphos.
Einen Paragraph spaeter liest es sich als ob etwas fehle und eine ‘nicht-May’ Passage leitet die weiteren Ereignisse ein: >”…Nach wenigen Tagen finden wir den Indianer…”<
Etwas auffallend ist auch: >”…In seine gestreifte Decke gehuellt…”< Meines Wissens sind Saltillo Decken gestreift.
Dann sind da noch ‘Falkenaugen’ die auch in fruehen Winnetou Erzaehlungen erwaehnt werden.
Der Amerikaner und ‘Wetten’ sind mehrmals erwaehnt durch seine Erzaehlungen hindurch … schon auf dem ‘Steamer’ in Inn-Nu-Woh wo die Passagiere eine Wette abschliessen ob sich der Tierbaendiger in das Kaefig der Tigerin getraue. So hier: >”…Da fiel es einem der Gentlemen, der, wie alle Amerikaner, von dem Geiste des Wettens beseelt war, wenn es sich darum handelt, irgend einen waghalsigen Sport auszufuehren, auf einmal ein, die Frage aufzuwerfen, ob sich wohl einer der Anwesenden getraue, die ganze Spannweite des Thores zu ueberschreiten…”< die Szene erinnert auch an das Wettschiessen mit dem Prayer Man in “Weihnacht!”.
Aber dann das Ende des Boesewichtes ‘Mr. Jones’. Der steht hoch oben auf einem Felsstueck, und wird heruntergeschossen vom Indianer der weit unten im Canoe steht, das Canoe ist auf dem Wasser des Sees. Obwohl Old Shatterhand nicht zum abdruecken kam, stand doch Santer hoch oben auf einem Felsen und stuerzte dann in die Fluten des Sees.

Das waere das Ende meines Kommentars zum Text: Das Geheimnis des Indianers aus: Die Gartenlaube, 1865.
Ob es eine May Erzaehlung ist oder nicht, dafuer braucht es wahrscheinlich eine naehere Untersuchung von May Spezialisten die qualifizierter in Textuntersuchungen sind als ich. Was ich mit ‘gutfeeling’ sagen kann ist dies:
May koennte dies wahrscheinlich in seinem Zustand im 1865 nicht geschrieben haben—im Maerz wurde er verhafted, im Juni wurde er in Zwickau eingeliefert. Die Gartenlaube #10 waere im Maerz erschienen, so haette er es in 1864 oder frueher schreiben muessen, und die zwei-drei Jahre vorher ging es ihm eigentlich nicht gut genug um so etwas so sauber zu produzieren—ich koennte es in so einer Situation auch nicht. Wenn es stimmt dass er mit 16 vom Lehrerseminar aus eine Indianergeschichte an Die Gartenlaube abschickte (und sie ist sprachlich fuer einen Lehrer ‘Studenten’ von der Zeit nicht zu gut,), finde ich es moeglich, und ich gehe davon aus dass die ‘Publishing Industry’ auch damals korrupt genug war dafuer, die Geschichte zu kopieren, zu behalten, und wenn nichts anderes da war um die Seiten zu fuellen, die Geschichte dann bearbeitete und druckte. Auf jedenfall hat die Geschichte mich stark an Inn-Nu-Woh erinnert (und andere Frueharbeiten), und an May’s Gesinnung FUER die Indianer, and seine Gesinnung GEGEN die Yankees. Auch muss ich bemerken dass ich keinen anderen Deutschen Indianergeschichten Autoren von May’s Zeit und Era kenne, und deshalb Haeufigkeiten von Vergleichen von dieser Sicht aus nicht beurteilen kann.
JennyFlorstedt
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Registriert: 12.5.2004, 18:21

Beitrag von JennyFlorstedt »

Liebe Marlies,

vielen Dank für Deinen Textkommentar.
Man könnte aber den Spieß auch umdrehen: Da Karl May zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser "Gartenlaube"-Ausgabe in Leipzig war, könnte er ein Exemplar in die Finger bekommen haben, die Erzählung gelesen und Ideen daraus übernommen haben.

ta
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marlies

Beitrag von marlies »

Das versteht sich ganz von selbst, und ist auch mir klar, und ist wahrscheinlich das moeglichste. (Deshalb habe ich auch nicht gesagt 'es ist von May' nur Moeglichkeiten notiert). Die Vergleiche sind auch vom umgekehrten Spiess her interessant. Es gibt auch eine andere Moeglichkeit: Reiner Zufall. Mich wuerde noch interessieren wer der 'deutsch-amerikanische' Arzt war der es schrieb.
marlies

Chief Tawanka von der Gartenlaube

Beitrag von marlies »

Bin eine Wundernase ... und habe etwas gesurft ... :D

Die einzigen zwei Referenzen zum Gartenlaube Chief ist hier, eigentlich chief Tawonka (mit 'o'): http://www.circlekb.com/page/CKCG/PROD/ ... AT-0603IND
(was ich noch nicht gefunden habe ist das 'original Jahr' von Chief Tawonka, der Statue (abgebildet sind fibre glass replicas)
und die Geschichte der tobacco store indian (the wooden carvings) here:
http://www.circlekb.com/page/CKCG/CTGY/woodcarvings (die replicas)

oder dies:

Ein Film mit Floyd 'Red Crow' Westerman, a Dakota Sioux (in vielen Filmen, auch Tanzt mit Woelfen) spielte mal ein Chief Tawanka, in 1993 'Jonathan of the Bears' (es scheint ein Italo Western zu sein.)

**

Ach ja, und das andere nicht-May detail in der 'Gartenlaube Geschichte' ... der Indianer verhaelt sich, und spricht so 'fluent' wie die Yankees ... da ist nichts von 'gebrochenem English' zu 'hoeren'.
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