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Doktor Karl May in Lappland

Verfasst: 17.8.2007, 12:44
von marlies
bin gerade darauf gestossen ... sehr schoen ... eine der 1200 Sprachen, und seine Medizin dabei ...

der Mayster in vollem Flug ...

quote:
»Mon lep luokatest, mon lep hawetetowum ... ich habe Schmerz, ich bin verwundet worden!«
Ich untersuchte die Stelle, welche seine Hand bezeichnet hatte, und entdeckte unter der dicken Pelzhaube, welche er trug, eine ziemliche Anschwellung. Er war also doch mit dem Kopfe aufgestoßen.
»Tunji mon kalkap wekketet ... ich werde dir helfen!« tröstete ich ihn und griff zu meiner Tinktur.
»Toteleppäsker ... du bist ein Doktor?» fragte er erstaunt.
»Ja,« antwortete ich, um ihm Vertrauen zu machen.
»Was hast du hier?«
»Das ist eine Arznei, welche dir die Schmerzen stillen wird.«
»Schmeckt sie gut?«
»Du wirst sie nicht trinken, sondern ich werde sie dir auf den Kopf legen.«
unquote

irgendwie klingt es so natuerlich ... oder habe ich zuviel May gelesen in letzter Zeit ...

(uebrigens ... seids ihr alle in den Ferien? ... it's so quiet in here ... :? )

Verfasst: 17.8.2007, 13:19
von Kurt Altherr
Du hast auf jeden Fall zuviel Karl May gelesen, Marlies. Aber das macht nix, macht gar nix.

:wink:

Verfasst: 17.8.2007, 13:42
von marlies
... vielleicht brauch ich Ferien ... :roll: ... nee ... macht mir zuviel Spass ... 8) ... one can never have too much of a good thing ... :lol: ... wo war ich ... :?: ... irgendwo in Lappland ... :mrgreen: ... mit Rudolf the red-nosed reindeer ... :P

Verfasst: 17.8.2007, 13:52
von Kurt Altherr
Karl Mays in Lappland handelnde Erzählung "Saiwa tjalem" ist zu unbedeutend, um sich mit ihr länger aufzuhalten.

Befasse dich doch mal mit Mays Erzählung "Der Boer van het Roer". Südafrika, das ist great. Sogar bei Karl May.

Verfasst: 17.8.2007, 13:59
von marlies
habs mit dem Afrikaander nicht verglichen (text vergleich) - ist es mehr oder weniger gleich? (wenn ja, dann hab ich das schon gemacht - wenn nicht - wo ist die differenz?)

Verfasst: 17.8.2007, 14:02
von marlies
addendum:
in Saiwa Tjalem sind zwei drei winzig kleine jedoch sehr wichtige Bemerkungen drin die mir fuer Savage to Saint sehr wilkommen waren...

Verfasst: 17.8.2007, 16:27
von rodger
Gegen Alltagswehwehchen die richtigen Mittel zu kennen und erfolgreich anzuwenden, ist ja keineswegs schwer, ich mache das auch. Sich schlaumachen und aufs eigene Händchen vertrauen keeps, so gut es geht, the doctor away, so wie im Spruch vom apple a day.

*

Ich finde „Saiwa tjalem“ eine teilweise entzückende, nette kleine Geschichte.

Für solche Passagen liebe ich ihn:

Was mich betraf, so hatte ich das Glück, von der schönen Marja bedient zu werden. Sie war die älteste Tochter Pents, zählte vielleicht dreiundzwanzig Jahre und schien mich während meines vierzehntägigen Aufenthaltes in ihrer Hütte bereits sehr freundlich in ihr Herz geschlossen zu haben. Sie reichte mir gerade bis unter die Arme, hatte zwei Pfund Fett in ihren Zöpfen und dreißig Quadratzoll Pechsalbe auf ihren Wangen; ihre Lippen lächelten zwölf Centimeter breit; ihr Näschen glich einer Haselnuß, und ihre Aeuglein hatten sich infolge des immerwährenden Schneeblendens ein Spitzmausblinzeln angewöhnt, welches auf mein unbewachtes Herz einen durch Logarithmen nicht ganz genau zu berechnenden Eindruck machte.
Sie zerzupfte die besten Stückchen, welche sie für mich aus den Zähnen der Hunde erwischen konnte, mit ihren dicken Teer-Rosen-Fingerchen und steckte sie mir in den sich vergeblich »nach rückwärts konzentrierenden« Mund. Die Eltern sahen dieser gastfreundlichen Schelmerei mit Wohlbehagen zu, und ich konnte mich diesem zutraulichen Ausgestopftwerden nur dadurch entziehen, daß ich mich erhob und für kurze Zeit vor die Hütte ging, um meiner Digestionsorgane wieder Herr zu werden.
Als ich wieder eintrat, fiel mir ein himmlisches Lächeln auf, welches mit einer Wärme von siebzig Grad Réaumur auf den Gesichtern thronte. Sofort ward ich mir meiner Unvorsichtigkeit bewußt, langte nach meiner Flasche und hielt sie gegen die Flamme - sie war leer, »bom bosch« würde der Türke sagen - »ganz leer«; die braven Lappen und Lappinnen hatten sich mit meiner Tinktur die Magen von innen eingerieben!“

*

Der „Boer“ ist weitaus umfangreicher und m.E. erzählerisch wesentlich gelungener als der „Africander“. Karl May hat auch einige wesentliche Umarbeitungen hinsichtlich der Personen und Handlung vorgenommen.

Verfasst: 18.8.2007, 2:46
von marlies
ich muss sagen diese Passage hat's mir auch ungemein angetan - so effektiv dass ich mir tatsaechlich fast >>>meiner Digestionsorgane<<< nicht ganz Herr blieb. DAS ist Erzaehlkunst - wenn's der Leser physikalisch miterleben kann (oder es sogar riechen, schmecken, fuehlen, hoeren, sehen kann).

***

Hab schnell mal den Boer angesehen - ja auch den POV hat er gaendert. Das hat er mit allen seinen 'alten' Geschichten gemacht (so scheint es mir - auch mit 'Nach Sibirien'). Hat sie zuerst als Geschichte ohne ihm drin erzaehlt, dann umgeaendert in Geschichten wo er sich hineinplatzieren konnte. Ganz geschickt eigentlich ...

(POV = Point Of View ... erste person oder dritte person erzaehlweise [Gesichtspunkt])

Verfasst: 18.8.2007, 7:51
von rodger
DAS ist Erzaehlkunst - wenn's der Leser physikalisch miterleben kann (oder es sogar riechen, schmecken, fuehlen, hoeren, sehen kann).
Das dürfte ja eines seiner Erfolgsgeheimnisse sein, wenn nicht das wesentlichste überhaupt, daß er so schreiben konnte, daß er so "drin" war in seiner Sache und sich das halt auch vermittelte, als ob man selber dabei wäre.

In dem Zusammenhang ist ja sein berühmter Satz, von wegen die Gestalten die er bringe "haben gelebt oder leben noch und sind meine Freunde" ja als durchaus wahr zu betrachten ...

Es gibt eine Stelle irgendwo, ich muß es heraussuchen, wo er mit Hanneh eine Art Imaginations-Übung beschreibt. Da geht es um dieses Sich-hineinversetzen, imaginieren ... Das konnte er halt.

Verfasst: 18.8.2007, 8:04
von rodger
»Kann man nur dann sehen, wenn man die Lider öffnet? Schließ deine Augen, Hanneh, und versetze dich in das Lager des Haddedihn?«
»Ich thue es,« nickte sie, indem sie die Augen zumachte.
»Geh jetzt zu deinem Zelte!«
»Ich sehe es.«
»Deutlich?«
»Ja, ganz genau so, wie es ist. Der Vorhang ist zurückgeschlagen; der helle Teppich glänzt heraus; mein Hündchen sitzt darauf. Im Nebenzelte bäckt man Brot. Ich sehe den dünnen Rauch, und ich rieche --- ja, Sihdi, ich rieche, daß der Teig sich schon zu bräunen beginnt. Ich rieche es wirklich, gewiß, wahrhaftig! Ist das nicht sonderbar?«
»Nein, gar nicht sonderbar! Deine Seele war jetzt dort! Wer das nicht begreift, der nennt es Phantasie.«

(Im Reiche des Silbernen Löwen III)

Verfasst: 18.8.2007, 10:17
von marlies
koennte man das nur Lebius und Konsorte unter die Nase reiben bis sie daran ersticken ... ach so ... sind sie ja schon ... dann bin ich schon wieder zu spaet ... jemand hat mir DIE Arbeit abgenommen :twisted: ... und schon sind wir auf den quintessential May gestossen - hach wie schoen - geistesverwandtschaft gibt es doch noch (und det hat mit cousin, vetter, onkel und tante nix zu tun) :mrgreen:

add:
>>>Deine Seele war jetzt dort! Wer das nicht begreift, der nennt es Phantasie<<< - der May hat das begriffen !

Verfasst: 18.8.2007, 13:10
von marlies
... nochmals zurueckkommend auf obige 'Marja' in Lappland ... was ist hiermit gemeint? >>>mit ihren dicken Teer-Rosen-Fingerchen<<<

Teer-Rosen ???

Verfasst: 18.8.2007, 16:45
von rodger
Eher Teer-Rosenfingerchen. Denk Dir einfach den Bindestrich zwischen Teer und Rosen etwas größer als den zwischen Rosen und Fingerchen. Oder, in Zahlen ausgedrückt, einmal einen ganzen Bindestrich und einmal einen dreiviertel (ca.)

:wink:

Verfasst: 19.8.2007, 11:10
von marlies
:lol: