Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

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Tobias K.
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Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von Tobias K. »

Ich bin ja gestern abend noch etwas im mir bisher unbekannten "Schwarzen Mustang" rumgestriffen.

Und nachdem ja das "Du"-und-"Sie"-Thema bei May erschöpfendst behandeltw urde, blieb ich an einer weiteren Stelle hängen, wo ich einfach nicht wüsste, wie ich die laut vorlesen sollte. Was wollte der Dichter da... hören?
Mein Vater sagte stets Has' oder vielmehr Has anstatt Hasael, und ich habe mich daran gewöhnt. Mach du es ebenso!«
»Has? Hm! Dann müßtest du zu mir auch Kas' oder vielmehr Kas sagen anstatt Kasimir!«
[Karl Mays Werke: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe. Karl Mays Werke, S. 40781 (vgl. KMW-III.7-284:2, S. 18)]
"So scheint mein Rohr besser zu sein als das Eurige, obgleich es viel kleiner ist."
[Der Schatz im Silbersee, 217.]

"Der Deutsche pflegt zwar albern, aber auch ehrlich zu sein."
[Der Sohn des Bärenjägers, 508.]
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rodger
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von rodger »

Karl May war halt ein Schriftmensch ...

Davon abgesehen ist es hier aber - sozusagen mit ein bißchen guten Willen - ein bißchen ähnlich wie mit dem gefühlten Du oder Sie;

wenn ein guter Sprecher Has' und Has bzw. Kas' und Kas beim Sprechen jeweils denkt / fühlt, besteht durchaus die Chance, daß der Zuhörer merkt, was er meint ...
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Tobias K.
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von Tobias K. »

Das mit dem Schriftmensch trifft meinen Eindurck ganz gut.

Dann aber bleibt bei mir das Gefühl der Tragik: dass er mehr mit den Menschen in seinem Kopf redete, als mit wirklichen - und dass er seine Wortspiele und Phantasien mehrliebte (weil er sich dort sicher fühlte), als die Konfrontation mit "echten" Menschen. Ich vermute (und das ist sehr subjektiv), dass er zwar mit Menschen redete - im Zweifelsfall aber mehr projizierte, als wahrnahm - und sich von ihnen trennte, wenn die Projektion mal merklich von der Wirklichkeit abwich.

Unabhängig davon: Ich würde ja wetten, dass der Teil in jeder Bearbeitung einfach gestrichen wurde (hat wer die Bamberger Ausgabe? Stehts da drin?) und selbst Komplettlesungen ja nicht die Historisch-Kritische lesen. Und ganz ehrlich: Ich wüßte als Sprecher nicht, wie das ginge - und obs der Karl-Heinz Gabor wusste, hab ich noch nicht raus... ;)
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rodger
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von rodger »

Tobias K. hat geschrieben: 8.1.2020, 10:30 dass er mehr mit den Menschen in seinem Kopf redete, als mit wirklichen - und dass er seine Wortspiele und Phantasien mehrliebte (weil er sich dort sicher fühlte), als die Konfrontation mit "echten" Menschen. Ich vermute (und das ist sehr subjektiv), dass er zwar mit Menschen redete - im Zweifelsfall aber mehr projizierte, als wahrnahm - und sich von ihnen trennte, wenn die Projektion mal merklich von der Wirklichkeit abwich.
Du hast mich, äh, es auf den Punkt getroffen.
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Tobias K.
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von Tobias K. »

rodger hat geschrieben: 8.1.2020, 10:34
Tobias K. hat geschrieben: 8.1.2020, 10:30 dass er mehr mit den Menschen in seinem Kopf redete, als mit wirklichen - und dass er seine Wortspiele und Phantasien mehrliebte (weil er sich dort sicher fühlte), als die Konfrontation mit "echten" Menschen. Ich vermute (und das ist sehr subjektiv), dass er zwar mit Menschen redete - im Zweifelsfall aber mehr projizierte, als wahrnahm - und sich von ihnen trennte, wenn die Projektion mal merklich von der Wirklichkeit abwich.
Du hast mich, äh, es auf den Punkt getroffen.
Ich habe auch so mein Anschauungsmaterial. Und habe selber eine Tendenz dazu. Zur Zeit weniger. Aber ich sehe mit Grausen manchmal auf meine Jugend zurück. ;)
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rodger
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von rodger »

Ich bin 64 ... :roll:
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Tobias K.
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von Tobias K. »

Der Pessimist sagt: Irgendwann geht halt alles wieder rückwärts.
Der Optimist sagt: Lange jung gehalten ;)'

Mach Dich nicht bekloppt.
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rodger
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von rodger »

Ich stehe zu mir ... :D

Da geht nichts rückwärts das war [vermutlich] immer so ...
Und lange jung gehalten stimmt in positiver wie weniger positiver Hinsicht ...
Soviel zu [Über-]Präzisierung.
Zurück zum Schwarzen Mustang.

:D
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rodger
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von rodger »

Nee, war nicht immer so. Die Tendenz zu Rückzug nebst Begleiterscheinungen hat sich im Lauf der Jahrzehnte verstärkt.

(arg privat hier gerad', gell ?)
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rodger
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von rodger »

Tobias K. hat geschrieben: 8.1.2020, 10:30 Ich wüßte als Sprecher nicht, wie das ginge - und obs der Karl-Heinz Gabor wusste, hab ich noch nicht raus... ;)
Der kann das. Ich kenn' ihn zwar nicht, zumindest den Namen nicht, vermutlich hab' ich ihn schon sprechen hören, aber nach dem was bei Google steht kann der das ...

Rein technisch bei "Kas'" (mit Apostroph) vielleicht den Kopf ein wenig hochziehen und bei "Kas" (ohne) so etwas wie nicken. Und dazu das jeweils Gemeinte/Gesagte denken / fühlen. Dann kommt's rüber.
(Vielleicht merken's von hundert nur zwei aber das ist dann die übliche Bewußtlosigkeit der Leut' ...)
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rodger
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von rodger »

Tobias K. hat geschrieben: 8.1.2020, 10:30 Ich würde ja wetten, dass der Teil in jeder Bearbeitung einfach gestrichen wurde (hat wer die Bamberger Ausgabe? Stehts da drin?)
In meiner "Halbblut"-Ausgabe ((c) 1997) steht auf S. 20 / 21 "Mein Vater sagte stets Has anstatt Hasael" und "Dann müßtest du zu mir auch Kas sagen anstatt Kasimir".
Nina Krause
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von Nina Krause »

Gelöscht
Zuletzt geändert von Nina Krause am 8.1.2020, 16:46, insgesamt 2-mal geändert.
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rodger
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von rodger »

ächz ...

wieso Wette verloren ? Der Teil "oder vielmehr [Has / Kas]" fehlt jeweils. Darum ging's ihm, wenn ich mich nicht irre ...
Nina Krause
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von Nina Krause »

So, jetzt ächz mal weiter,ich bin hier raus....
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rodger
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Re: Der schwarze Mustang und die Überpräzisierung

Beitrag von rodger »

Ist recht.
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