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Der Schatz im Silbersee

Verfasst: 25.4.2005, 23:02
von Günther Wüste
Zeitschriftenfassung 1890/91 Der Gute Kamerad:

http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germa ... _ss01.html

Gruss Günther Wüste

Verfasst: 22.8.2007, 1:02
von Anika
Hallo zunächst einmal!

Ich habe am Wochenende das erste mal seit langem wieder den Schatz im Silbersee gelesen und da sind mir doch drei riesige Schnitzer aufgefallen! Habe ich da nur etwas überlesen oder steht das wirklich so "fehlerhaft" im Text?!

(1) Auf der Dogfish reist der Ingenieur Butler noch mit Frau und Tochter (wird dort vom schwarzen Panter angegriffen und durch den Kleinen Bären gerettet). Auf der Farm seines Bruders ist aber schon keine Rede mehr von der Mutter! Der Ingenieur ist mit seinem Bruder und Ellen fort geritten, um für diese Kleider zu kaufen. Auf der Farm ist nur die Frau des Bruders. Und auch während des Rittes zum Silbersee ist nur von Ellen in der Sänfte und später deren "wohltuenden" Einflusses auf die "rauen" Männer die Rede.

(2) Nach dem Wettrennen Hobble-Franks mit dem Springenden Hirsch weist Old Shatterhand Frank in Deutscher Sprache an zum Zelt zu gehen und alles für die Flucht vorzubereiten. Der Häuptling weist die beiden daraufhin zurecht, warum diese in einer ihm unbekannten Sprache miteinander reden. Shatterhand erklärt dies dadurch, dass Frank nur Deutsch versteht, aber dieser wurde kurz vorher noch durch den Häuptling - offensichtlich in Englischer Sprache - verhört!

(3) Der Bahnarbeiter (Watson?) der mit Engel den Winter am Silbersee verbracht hat und den Großvater des Großen Bären gepflegt hat, fragt mit Firehand am Silbersee angekommen den Großen Bären, ob dieser ihn kennen würde und dieser bejaht das. Vorher hatte aber Watson erklärt die beiden Bären nie getroffen zu haben, da den betreffenden Winter die ersten Schneestürme so früh einbrachen, dass die beiden Bären nicht rechtzeitig zum See zurück kamen und Watson und Engel vor den selben Stürmen am See Zuflucht suchten. Als der Winter endlich vorbei war seien beide zeitig aufgebrochen, ohne die Ankunft der Bären abzuwarten.

Hoffe die Erklärungen sind so verständlich und es kann mich einer oder eine aufklären!

Nun weiß ich zwar, dass in den Werken Mays verschiedenen Ungereimtheiten auftauchen, was zeitliche Zusammenhänge oder auch Personen betrifft. Aber solche Schnitzer in einem Band?!? Und mit dichterischer Freiheit ist dies nun ganz und gar nicht zu erklären! Zumal im Nachwort Gerhard Henniger den "Schatz im Silbersee" als einen der "reifen" Werke Karl Mays bezeichnet.

Verfasst: 22.8.2007, 3:09
von marlies
Welcome to the World of Karl May :lol: yep ... det ish unser Karle :lol: (waere noch interessant zu wissen welche Ausgabe ... ?) Dichterische Freiheit? Karl May's Schnitzer haben mehr damit zu tun dass er seine Meinung mitten im Strom aenderte und in eine andere Richtung zu paddeln anfing. Und auch damit dass die Herren Redakteure damals ihren Job nicht richtig verstanden (oder verstehen wollten - aber das gehoert zum Muenchmeyer Kapitel und nicht hierher da es ja eine Jugenderzaehlung ist) - und sich um das korrigieren solcher Schnitzer nicht bemuehten - wie es heute der Fall sein MUSS.
Aber ohne die Schnitzer waere Karl May eben nicht Karl May. :lol:

Verfasst: 22.8.2007, 7:53
von rodger
Einige persönliche Anmerkungen …

Solche Dinge fallen mir beim Lesen so gut wie nie auf.

Es gibt solche Dinge zweifellos.

Solche Dinge haben mich nie gestört.

Meine Zeit ist mir zu schade, mir über solche Dinge Gedanken zu machen.

Ich habe die oben vorgetragenen Sachverhalte zum Teil kaum verstanden und werde mir auch nicht die Mühe machen, den Beitrag ein zweites Mal zu lesen. Diese Denkweise ist mir so fremd als würde etwa Hebräisch oder Suaheli gesprochen.

Karl May hat beim Schreiben nicht darüber nachgedacht in welcher Sprache gerade gesprochen wird, wer das jeweils versteht u.dgl. Nur wenn es für das Bild, das ihn gerade umtrieb, wesentlich war, sonst nicht. Sonst ist es ja auch ganz unwesentlich.

Wen kratzt es denn welche Frau da gerade auf dem Schiff und später auf der Farm ist und welche nicht. Sind Sie von der Volkszählung oder vom Meldeamt ?

Für Denksportaufgaben wie die mit den „Bären“ (auch nach dem zweiten Lesen, zu dem ich mich denn doch durchgerungen habe, immer noch nicht verstanden) gibt es sicher ein Kniffel-Forum oder so etwas in der Art …

:roll:

:wink:

( Siehe auch: )

http://www.karl-may-stiftung.de/diskuss ... .php?t=364

Verfasst: 22.8.2007, 7:59
von rodger
Ich hab' g'rad noch sowas gefunden, völlig unlogisch, so geht das nicht, da wird gast mit mir einer Meinung sein:

(das ist ja noch schlimmer als bei Karl May ...)


Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.

Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da ­

und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.

Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.

Ein Anblick grässlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.

Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko.

(Christian Morgenstern)

Verfasst: 22.8.2007, 13:48
von Anika
zum Bären:

http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germa ... _ss10.html
„Ein alter Indianer. Ich habe noch nie einen so ur-, ur-, uralten Menschen gesehen. Er war geradezu zum Gerippe abgezehrt und sagte uns selbst, daß er weit mehr als hundert Sommer erlebt habe. Er nannte sich Hauey-kolakakho, teilte uns aber einst vertraulich mit, daß er eigentlich Ikhatschi-tatli heiße. Was diese indianischen Namen zu bedeuten haben, weiß ich nicht.“
„Aber ich weiß es,“ fiel Old Firehand ein. „Der erstere gehört Der Tonkawa-, der zweite der aztekischen Sprache an, und beide haben ganz dieselbe Bedeutung, nämlich „großer Vater“. Sprecht weiter, Mr. Watson. Ich bin außerordentlich begierig, zu erfahren, auf welche Weise Ihr diesen Indianer kennen gelernt habt.“
„Nun es ist eigentlich gar nichts Besonderes, oder gar Abenteuerliches dabei Ich hatte mich in der Zeit verrechnet und war zu lange in den Bergen geblieben, so daß ich von dem ersten Schnee überrascht wurde. Ich mußte also oben bleiben und mich nach einem Orte umsehen, an welchem ich, ohne verhungern zu müssen, überwintern konnte. Ich ganz allein, tief eingeschneit, das war kein Spaß! Glücklicherweise kam ich noch bis an den Silbersee und erblickte dort eine Steinhütte, |244| aus welcher Rauch aufstieg; ich war gerettet. Der Besitzer dieser Hütte war eben jener alte Indianer. Er hatte einen Enkel und einen Urenkel, Namens der große und der kleine Bär, welche - -“
„Ah! Nintropan-hauey und Nintropan-homosch?“ fiel Old Firehand ein.
„Ja, so waren die indianischen Worte. Kennt Ihr vielleicht diese beiden, Sir?“
„Ja. „Doch weiter, weiter!“
Die beiden „Bären“ waren nach den Wahsatschbergen hinüber, wo sie bis zum Frühjahr bleiben mußten. Der Winter kam allzufrüh, und es war eine vollständige Unmöglichkeit, durch den Massenschnee von dort herüber nach dem Silbersee zu kommen. Jedenfalls waren sie um den Alten in großer Sorge. Sie wußten ihn allein und mußten überzeugt sein, daß er in dieser Einsamkeit zu Grunde gehen müsse. Glücklicherweise kam ich zu ihm, und fand auch schon einen andern in seiner Hütte, eben den vorhin erwähnten Deutschen, Namens Engel, welcher sich gerade so wie ich vor dem ersten Schneesturme hierher gerettet hatte. Ich schätze, daß es geraten ist, mich kurz zu fassen, und will nur sagen, daß wir drei den ganzen Winter miteinander verlebten. Zu hungern brauchten wir nicht; es gab Wild genug; aber die Kälte hatte den Alten zu sehr angegriffen, und als die ersten lauen Lüfte wehten, mußten wir ihn begraben. Er hatte uns lieb gewonnen und teilte uns, um sich uns dankbar zu erweisen, das Geheimnis vom Schatze des Silbersees mit. Er besaß ein uraltes Lederstück, auf welchem sich eine genaue Zeichnung der betreffenden Stelle befand, und erlaubte uns, eine Kopie davon zu machen. Zufälligerweise hatte Engel Papier bei sich, ohne welches wir die Zeichnung nicht hätten erhalten können, weil der Alte das Leder uns nicht geben, sondern dasselbe für die beiden „Bären“ aufbewahren wollte. Er hat es am Tage vor seinem Tode vergraben, doch wo, das erfuhren wir nicht, da wir seinen Willen achteten und nicht nachforschten. Als er dann unter seinem Hügel lag, brachen wir auf. Engel hatte die Zeichnung in seinen Jagdrock eingenäht.“
„Ihr habt nicht auf die Rückkehr der beiden „Bären“ gewartet?“ fragte Old Firehand.
„Nein.“

„Das war ein großer Fehler!“
„Mag sein, aber wir waren monatelang eingeschneit gewesen und sehnten uns nach Menschen. ...

Verfasst: 22.8.2007, 13:56
von Anika
http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germa ... _ss16.html

Seit der Ankunft am See hatte Watson, der frühere Schichtmeister, keine Gelegenheit gehabt, mit dem „großen Bären“ zu sprechen, und dieser hatte gar nicht darauf geachtet. Jetzt aber, als sie nahe bei einander am Feuer saßen, meinte der Weiße zu dem Roten: „Mein roter Bruder hat noch nicht mit mir gesprochen. Er mag mich einmal betrachten und mir dann sagen, ob er sich nicht erinnert, mich bereits einmal gesehen zu haben.“
Der Bär warf einen forschenden Blick auf ihn und antwortete dann: „Mein weißer Bruder trägt jetzt einen längeren Bart als früher; aber ich erkenne ihn doch wieder.“
„Nun, wer bin ich?“
„Einer von den beiden Bleichgesichtern, welche hier oben einen ganzen Winter zubrachten. Damals lebte Ikhatschi-tatli noch, der große Vater, welcher krank war, und von ihnen gepflegt wurde, bis er starb.“

„Ja, wir pflegten ihn, und er war uns dankbar dafür. Er gab uns ein Geschenk, dessen sich der „große Bär“ vielleicht erinnern wird.“
„Ich weiß es,“ nickte der Rote, aber in einer Weise, als ob er sich nur ungern an diesen Umstand erinnern lasse.
„Es war ein Geheimnis, welches er uns anvertraute, ein Geheimnis von einem Schatze, welcher hier verborgen liegt.“
„Ja; aber der große Vater hatte sehr unrecht, als er von diesem Geheimnisse sprach. Er war alt und schwach geworden, und die Dankbarkeit verhinderte ihn, sich zu erinnern, daß er ewiges Schweigen gelobt hatte. Er durfte von diesem Geheimnisse, welches sich auf die Nachkommen zu vererben hat, nur zu seinem Sohne und Enkel sprechen. Die Gegenstände, um welche es sich handelt, waren nicht sein Eigentum; er durfte nicht das Geringste verschenken. Ganz besonders aber war es seine Pflicht, gegen Bleichgesichter zu schweigen.“
„So meinst du, daß ich nicht das Recht habe, von dieser Sache zu sprechen?“
„Ich kann es dir nicht verbieten.“
|511| „Wir hatten eine Zeichnung darüber.“
„Die nützt dir nichts, denn wenn du dich nach derselben richtest, wirst du nichts finden. Ich habe den aufbewahrten Gegenständen einen andern Platz gegeben.
„Und den darf ich nicht erfahren?“
„Nein.“
„So bist du weniger dankbar als dein Vater!“
„Ich thue meine Pflicht, werde es dir aber nicht vergessen, daß du bei seinem Tode zugegen gewesen bist. Auf die Ausnutzung des Geheimnisses mußt du verzichten; jeden andern Wunsch aber werde ich dir mit Freuden erfüllen.“

Verfasst: 22.8.2007, 14:08
von Anika
@rodger: Das Gedicht von Morgenstern verstehe ich eher im Sinne von "des Kaisers neue Kleider", also schon mit Hintersinn!

@rodger: auch mir fallen solchen Sachen gewöhnlich nicht gleich auf. Ich habe den Schatz im Silbersee auch bisher bestimmt 3mal gelesen, aber die genannten Sachverhalte so nicht mitgeschnitten (selbst das mit Hobble-Frank und der englischen Sprache, was einen ja eigentlich förmlich anspringen sollte).

Dass mit der Mutter hat mich nur so verwundert, weil Sie auf der Dogfish noch ständig Erwähnung findet und immer beschrieben wird, wo Sie sich aufhält ... (obwohl Sie fast nicht einmal als Randfigur beschrieben werden kann) > Das fand ich dann schon etwas seltsam. Warum mann Sie dann im nachhinein gestrichen hat, ist mir schon klar, aber warum nicht gleich auch auf dem Schiff?!? Dort hätte genauso gut der Vater, also der Ingenieur um das Leben seiner Tochter bangen können ... .

Die Bärengeschichte ist da für mich schon verständlicher. Die anderen beiden aber sind doch wirklich grobe Patzer!

@marlies: Die mir vorliegende Ausgabe ist zwar auch Grün, aber gehört wohl nicht zu den berühmten "grünen Bänden" da die dort fehlenden hier im Forum aufgeführten Passagen mir soweit bekannt sind. Ich habe Ausgaben der Verlag Neues Berlin (1984) die "unter Zugrundelegung der 1894 in der Union Deutsche Verlagsgesellschaft erschienenen Originalfassung Karl Mays" aufgelegt worden ist.

Auf der Dogfisch

Verfasst: 22.8.2007, 14:23
von Anika
http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germa ... _ss01.html

1. Kapitel: Der schwarze Panther:

... Da ertönte in der Nähe der Kommandobrücke ein entsetzlicher Schrei. Eine Dame wollte sich auf dieselbe flüchten. Der Panther sah |22| sie eben, als das erwähnte Brüllen beendet war. Er duckte sich nieder und sprang dann in langen, weiten Sätzen auf sie zu. Sie sah es und stieß jenen Schrei aus. Sie befand sich noch unten, während Old Firehand auf der fünften oder sechsten Stufe stand. Im Nu hatte er sie erfaßt, schwang sie zu sich empor und hob sie mit starken Armen über sich hinauf, wo der Kapitän sie an sich nahm. ...

... kurz und gut, er richtete die Augen nicht mehr auf Old Firehand, sondern nach dem Vorderdeck, wo jetzt ein etwa dreizehnjähriges Mädchen stand, unbeweglich, wie vom Schreck gelähmt, beide Arme nach der Kommandobrücke ausgestreckt. Es war die Tochter der Dame, welche Old Firehand soeben vor dem Panther gerettet hatte. Das Kind hatte, sich selbst auf der Flucht befindend, seine Mutter in Gefahr gesehen und und war vor Entsetzen darüber da, wo es noch stand, halten geblieben, in ein helles, weithin leuchtendes Gewand gekleidet, welches dem Panther in die Augen fiel. Er ließ die Tatzen von der Treppe, wendete sich ab und schnellte sich, sechs bis acht Ellen lange Sätze machend, auf das Kind zu, welches das Entsetzliche kommen sah und sich weder zu bewegen, noch einen Laut auszustoßen vermochte.
„Mein Kind, mein Kind!“ jammerte die Mutter. ...

... Die Mutter des Kindes war in Ohnmacht gefallen, der Vater desselben rief mit überlauter Stimme: „Tausend Dollar für die Rettung meiner Tochter, zweitausend, dreitausend, fünftausend, noch mehr, noch viel mehr!“ ...

2. Kapitel: Die Tramps
http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germa ... _ss02.html

... Ich begreife nur nicht, daß dieser Ingenieur hinauf in das Felsengebirge will und doch ein junges Mädchen bei sich hat.“
„Er hat nur dieses eine Kind. Die Tochter liebt ihn sehr und hat sich nicht von ihm trennen wollen. Da er nun beabsichtigt, eine ungewöhnlich lange Zeit in den Bergen zu bleiben, wozu es sogar notwendig sein wird, Blockhäuser zu bauen, so hat er sich endlich entschlossen, sie und die Mutter mitzunehmen.“
„Blockhäuser? Hat er das gesagt?“
„Ja.“
Für ihn und seine Tochter würde doch eine einzige Blockhütte genügen. Es steht also zu vermuten, daß sie nicht allein sein, sondern sich in Gesellschaft befinden werden. Ich möchte wissen, welchen Zweck sie verfolgen.“...
[Hier wird die Mutter bereits das erste mal "vergessen"]

... „Auf der Steuerbordseite, von hier aus also links. Das Mädchen des Ingenieurs schläft natürlich mit ihrer Mutter in einer Damenkabine. Doch brauche ich nicht davon zu reden, denn das alles kann Sie ja gar nicht interessieren.“ ...

... Jetzt bedankte sich auch die Mutter des Mädchens und zwar durch einfachen Händedruck. Dann sagte der Vater: ...

... Old Firehand tröstete ihn, indem er ihm sagte: „Noch ist Hoffnung vorhanden, das Geld wieder zu erhalten. Fahrt in Gottes Namen mit Eurer Frau und Tochter weiter. Ich treffe bei Eurem Bruder wieder mit Euch zusammen.“


> auf Butlers Farm ist dann die Frau, wie bereits erwähnt, wie von Geisterhand verschwunden und wird nie wieder genannt. Also ist Sie im Grunde genommen eine völlig überflüssige Figur, die nur im Zusammenhang mit der Tochter des Ingenieurs Erwähnung findet. Warum hat May Sie dann überhaupt erst in die Geschichte eingeführt?

Verfasst: 22.8.2007, 14:29
von rodger
was einen ja eigentlich förmlich anspringen sollte
Sollte es ? Find' ich nicht. Ist so ungemütlich, angesprungen zu werden …

In „Von Bagdad nach Stambul“ bietet ein freundlicher Wirt Tabak an und fragt, ob die Leut' ihre Pfeifen dabei haben. Daraufhin heißt es

„bei der Frage dieses unvergleichlichen Mannes aber langten alle zehn Arme und alle fünfzig Finger nach den Pfeifen, und im vollsten Chore erscholl ein lautes „Ja!“ durch den Raum“ („Von Bagdad nach Stambul“, Haffmanns, S. 145)

In einer früheren, mittlerweile aus dem Verkehr gezogenen Bearbeitung war an dieser Stelle folgendes zu lesen:

„Bei der Frage dieses unvergleichlichen Mannes aber langten acht Arme und alle vierzig Finger nach den Pfeifen, und im vollsten Chor erklang ein lautes „Ja!“. Nur David Lindsay, der die arabische Frage nicht verstanden hatte, blieb so lange unbeteiligt, bis er sah, was uns hier geboten wurde." (Bamberg, in einer früheren Ausgabe, „Klassische Meisterwerke“, S. 80)

Lebensfreude, Gemeinsamkeitsgefühl und good vibrations hier, beckmesserisch erbsenkackende und korinthenzählerische Piesepampelei dort, das ist ein Unterschied. Dann doch lieber die „unlogischere“, aber weitaus „wohlschmeckendere“, nämlich eine ganz spezielle Atmosphäre herüberbringende Passage des Originals.

(Das mit den Indianern am Silbersee verstehe ich immer noch nicht. Ist mir auch zu mühsam, das jetzt noch zwei- bis zwölfmal zu lesen und jedes mal über so unwesentliche Logikfuzzerei nachzudenken …)

(Und was diese Mutter betrifft, meine Güte, vielleicht ist sie gerade was weiß ich wo, wäre ja sozusagen an Entsetzlichkeit nicht mehr zu überbieten, wenn Familien nur noch vollständig im Rudel aufträten ...)

:wink:

Verfasst: 22.8.2007, 14:39
von Anika
in Ordnung! Anders erklären kann ich's jetzt auch nicht mehr :lol:
Zumindest nicht, ohne noch mehr solcher riesenposts zu hinterlassen, die dann eh keiner ließt ...

Ich fand's halt nur seltsam, dass May erst eine Figur einführt und dann auf halbem Wege am ausgestreckten Arm verhungern lässt - er hätts halt auch gleich bleiben lassen können ... . Aber 'ne Mutter, die um Hilfe für ihr Töchterchen schreit ist halt anrührender, als ein Ingenieur :D

P.S. Mit dem Orientzyklus bin ich nicht so vertraut, habe da nur "Durch das wilde Kurdistan" (glaube ich, bin mir nicht mehr sicher welches) gelesen.

Verfasst: 22.8.2007, 14:52
von rodger
Lassen Sie sich durch mich mal nicht irritieren, was meinen Sie wieviel Leut' es hier gibt die Ihre Ausführungen hochinteressant finden ... Reichlich ...
Aber 'ne Mutter, die um Hilfe für ihr Töchterchen schreit ist halt anrührender, als ein Ingenieur
Na also, langsam kommt's ...

:wink:
Mit dem Orientzyklus bin ich nicht so vertraut
Ob das Beispiel nun aus dem Orientzyklus, dem Alten Dessauer oder dem Buch der Liebe ist, ist doch ganz wurscht, nicht immer so an Nebensächlichkeiten klammern ...

:wink:

Verfasst: 22.8.2007, 14:57
von marlies
interessant ist die Jahreszahl (beide) 1894 / 1984 - nur so nebenbei - heute ist mein Schlagwort 'interessant' ... das geht dann auch wieder vorbei ...

Beim Uebersetzen habe ich viele (relativ gesehen) solcher Schnitzer gefunden ... wenn er sie erkannte hat er sie meistens so korrigiert: "An dieser Stelle muss ich meinen Lesern noch sagen dass ..." (oder so aehnlich), wenn er sie nicht erkannte, blieben sie - wie in diesem Falle.

Dies waren 'Fortsetzungen' und - so sehe ich das - er hatte keine Zeit nachzulesen und 'continuity' zu sichern ... ganz einfach - heute wertvolle Karl-May-Idiosyncrasies und zu verstehen fuer was sie sind - historische Dokumentation ueber May's Arbeitsweise.

@rodger ... jadoch ... Engel und Watson sind eingeschneit mit dem alten Indianer - der dann stirbt. Er ERZAEHLT den zwei Weissen von seinem Enkel und Urenkel N-Hauey & N-Homosh. Aber gegenseitig getroffen haben die zwei Nintropans, und Engel und Watson sich da noch nicht.
Dann spaeter fragt Watson wo er die zwei Nintropans trifft, ob N-Hauey ihn WIEDER erkannt habe - und der sagt 'ja trotz dem langen Bart' -- obwohl DIES deren erstes Treffen ist.

Verfasst: 22.8.2007, 15:02
von rodger
@rodger ... jadoch ... Engel und Watson sind eingeschneit mit dem alten Indianer - der dann stirbt. Er ERZAEHLT den zwei Weissen von seinem Enkel und Urenkel N-Hauey & N-Homosh. Aber gegenseitig getroffen haben die zwei Nintropans, und Engel und Watson sich da noch nicht.
Dann spaeter fragt Watson wo er die zwei Nintropans trifft, ob N-Hauey ihn WIEDER erkannt habe - und der sagt 'ja trotz dem langen Bart' -- obwohl DIES deren erstes Treffen ist.
Es hat keinen Sinn ... wenn ich einmal eine innere Sperre aufgebaut habe und etwas so genau gar nicht wissen WILL, da kann man sich auf den Kopf stellen ...

:wink:

Verfasst: 22.8.2007, 15:12
von marlies
da kann ich genauso sein - und kann mitfuehlen ... also nochmals:

zuerst schreibt May dass Watson & Engels die Nintropans sich noch nie getroffen haben im Schnee in der Huette - - -

dann ein paar Seiten weiter in der Geschichte, aendert May seine Meinung darueber und, ohne Erklaerung ... erkennen Watson und Nintropan Hauey einander wieder vom Treffen im Schnee in der Huette (das ueberhaupt nicht war).

:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: