Blindheit

Hermann Wohlgschaft
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Blindheit

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

In der aktuellen Nr. 12 des ‚Beobachters an der Elbe’ findet sich ein hochinteressanter Artikel von Ralf Harder: ‚Das Kurländer Palais’. Es geht hier nicht nur um den Wiederaufbau einer Kriegsruine in Dresden, sondern um wichtige Erkenntnisse über die – durchaus wahrscheinliche – frühkindliche Erblindung Karl Mays. Insbesondere der ausführliche Bericht über ein 3 ½ jähriges Mädchen zeigt, dass wir Mays Blindheits-Schilderungen in ‚Mein Leben und Streben’ keineswegs als Mythos abtun können.

Auch wenn bei diesem kleinen Mädchen ein Auge völlig zerstört war, so kann, was das andere Auge betrifft, der medizinische Bericht des anerkannten Augenarztes Prof. Dr. W. Uhthoff m. E. ohne Schwierigkeit auf die Erkrankung des kleinen Karl May übertragen werden. Die beispielhaften Ausführungen Uhthoffs stimmen in höchst eindrucksvoller Weise mit der Darstellung des Blepharospasmus (Augenlidverschluss mit Verlernen des Sehens) im Lehrbuch ‚Die Augen-Erkrankungen im Kindesalter’ von Prof. Dr. Oskar Eversbusch überein. Die Erkenntnisse zweier namhafter Professoren der Augenmedizin darf nun die May-Forschung nicht einfach ignorieren. Das wäre leichtfertig und wissenschaftlich nicht seriös.

Bemerkenswert in Harders neuem Artikel scheint mir auch die Beschreibung der Hungersnot und ihrer Auswirkungen in Ernstthal. Das Totenbuch der Ernstthaler Kirche St. Trinitatis ist gewiss eine wichtige beweiskräftige Quelle.

Auf die Fortsetzung des Harder-Textes im ‚Beobachter Nr. 13’ dürfen wir gespannt sein. In jedem Fall aber bleibt es das Verdienst von Johannes Zeilinger: Er hat aufgezeigt, dass eine Erblindung Karl Mays sofort nach der Geburt völlig ausgeschlossen ist. Zeilinger macht deutlich, wie es nicht gewesen sein kann. Damit hat er eine für die May-Forschung wichtige Diskussion in Gang gesetzt. Nur: Für Mays charakterliche Prägung war es m. E. unerheblich, ob er nun vier Jahre lang oder ‚nur’ 9 Monate lang nichts sehen konnte. Denn die Auswirkungen einer funktionellen Blindheit im Kindesalter sind – wie Uhthoffs Beispiel zeigt – ganz enorm. Wegen der Erkenntnisse Zeilingers muss die May-Biographie also nicht wesentlich umgeschrieben werden!

Hermann Wohlgschaft
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rodger
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Re: Blindheit

Beitrag von rodger »

Ob wirklich blind oder nicht, das bleibt sich gleich ...

(das ist jetzt nicht als Respektlosigkeit gegenüber Personen oder gegenüber dem Thema aufzufassen, obwohl ich zugebe, daß mich das Thema in dieser Weise nicht sonderlich interessiert; mir geht es im Folgenden um zusätzliche Aspekte)

Nehmen wir doch diese Blindheit, wie allerhand bei Karl May, als Bild, als Gleichnis.

Ich bin ja mittlerweile davon überzeugt, so „verrückt“ das vordergründig betrachtet klingen mag, daß Karl May im Grunde genommen weder Orient- noch Indianergeschichten geschrieben hat, sondern daß das alles Bilder, Gleichnisse sind, und insofern auch Untersuchungen zu realen geographischen Hintergründen usw. letztlich schnurz oder auch müßig.

„Was für einen hübschen Garten malen Sie da …“
„Das ist kein Garten.“
„… Ah, ich verstehe, der Garten ist also ein Symbol für etwas Anderes, Dahinterstehendes …“
„Ich habe Ihnen doch gesagt es ist kein Garten“.

(das ist aus dem Film „Sommergäste“ von Peter Stein nach Gorki; aus der Erinnerung zitiert, insofern möglicherweise nicht hundertprozentig wörtlich)

Nun könnten aber, wenn die Malerin tot ist, wohlmeinende Interessenten in Publikationen aller Art in [vermeintlichem] Zusammenhang mit ihrem Werk sich über botanische Einzelthemen aller Art auslassen, rauf und runter ringsherum und immerzu, ohne sich jemals zu vergegenwärtigen, dass die Malerin wirklich keinen Garten gemalt hat und es ihr um ganz andere Dinge ging …

Und ich gehe so weit, das so ähnlich auch in Sachen Blindheit zu sehen. Freilich, sowohl was Orient- und Indianergeschichten betrifft, hat Karl May natürlich zunächst durchaus versucht, seinem Publikum diese als solche „unterzujubeln“ (bis heute erfolgreich ...), das ist ja gerade die Kunst, so zu schreiben, daß auch die eine Leseebene für sich als solche „funktioniert“. Und freilich hat er auch die Blindheit auf sozusagen reduzierter Ebene als solche „verkauft“. Aber er dürfte auch in diesem Fall noch mehr gemeint haben ...

Schauen wir uns den Text mal an:

„Eigentlich war in dieser meiner frühen Knabenzeit jedes lebendige Wesen nur Seele, nichts als Seele. Ich sah nichts. Es gab für mich weder Gestalten noch Formen, noch Farben, weder Orte noch Ortsveränderungen. Ich konnte die Personen und Gegenstände wohl fühlen, hören, auch riechen; aber das genügte nicht, sie mir wahr und plastisch darzustellen. Ich konnte sie mir nur denken. Wie ein Mensch, ein Hund, ein Tisch aussieht, das wußte ich nicht; ich konnte mir nur innerlich ein Bild davon machen, und dieses Bild war seelisch. Wenn jemand sprach, hörte ich nicht seinen Körper, sondern seine Seele. Nicht sein Aeußeres, sondern sein Inneres trat mir näher. Es gab für mich nur Seelen, nichts als Seelen. Und so ist es geblieben, auch als ich sehen gelernt hatte, von Jugend an bis auf den heutigen Tag. Das ist der Unterschied zwischen mir und anderen. Das ist der Schlüssel zu meinen Büchern. Das ist die Erklärung zu allem, was man an mir lobt, und zu allem, was man an mir tadelt. Nur wer blind gewesen ist und wieder sehend wurde, und nur wer eine so tief gegründete und so mächtige Innenwelt besaß, daß sie selbst dann, als er sehend wurde, für lebenslang seine ganze Außenwelt beherrschte, nur der kann sich in alles hineindenken, was ich plante, was ich tat und was ich schrieb“.

Ich habe das eben – ich mag nicht verschweigen: mit angehaltenem Atem – erneut gelesen. Ja deutlicher geht es ja kaum.

Mir geht es lebenslänglich so: wenn einer zur Tür hereinkommt, sehe ich, in seinen Augen, an seiner Körpersprache, wie es ihm geht, was mit ihm los ist, wie er „drauf“ ist. Ob er einen Anzug anhat oder einen Overall, das sehe ich nicht. Ebensowenig ob er gestern noch einen Vollbart hatte und heute nicht mehr. Oder welche Farbe sein Haar hat, oder ob er groß oder klein ist. Ich sehe es nicht, wirklich. Wenn ich drauf achte ja, klar, ich hab’ nichts an den Augen.

Wollschläger hatte in Essen offenbar die Haare gefärbt. Ich habe das nicht gesehen, meine Lebensgefährtin hat mich darauf aufmerksam gemacht. Dann habe ich gedacht, ja, jetzt, wo sie’s sagt ... Aber seinen Augenausdruck in Bamberg auf dem Podium und die ganze, herrlich nonverbal mitteilsame Haltung (2003) sehe ich heute noch vor mir. (Was er anhatte, in Bamberg wie in Essen, weiß ich nicht.)

Ein anderes Beispiel, auch 2003: da habe ich einen Menschen zum ersten und bislang letzten Mal gesehen. Und habe über schätzungsweise 50 m hinweg gesehen, da ist eine Energie, das ist ein besonderer Mensch. Aber ich gerate mal wieder ins Plaudern.

Will sagen: es geht nicht um Äußeres. Karl May hat vielleicht im Außen weniger „gesehen“ als andere, aber dafür umso klarer ...

Schön, daß Sie wieder hier schreiben, lieber Herr Wohlgschaft. Ich hatte Ihren Namen gestern abend schon unter „Wer ist online“ gesehen und gedacht, vielleicht schreiben Sie etwas zu unseren teilweise sehr spontan / launig geratenen Anmerkungen zu Spätwerk und Winnetou IV ... :wink:
Rene Grießbach
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Re: Blindheit

Beitrag von Rene Grießbach »

rodger hat geschrieben: ... Ich bin ja mittlerweile davon überzeugt, so „verrückt“ das vordergründig betrachtet klingen mag, daß Karl May im Grunde genommen weder Orient- noch Indianergeschichten geschrieben hat, sondern daß das alles Bilder, Gleichnisse sind...

sehe ich mittlerweile sehr ähnlich.

und das interessanteste ist dabei, dass das Karl May in seinen letzten Lebensjahren selber auch gesagt/geschrieben hat, was nach wie vor manch einer für Blödsinn oder Ausrede in Zusammenhang mit seinen Prozessen hält.

Sicher hatte er - v.a. - seine früheren Erzählungen in erster Linie als "reine" (was ist das eigentlich?) Indianer- bzw. Orientgeschichten geschrieben, später - glaube ich immer mehr - diente dies "nur noch" als geeigneter und publikumswirksamer Rahmen.
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Ralf Harder
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Re: Blindheit

Beitrag von Ralf Harder »

"Und freilich hat er auch die Blindheit auf sozusagen reduzierter Ebene als solche 'verkauft'."

Man kann natürlich alles in Frage stellen. Hat Karl May überhaupt gelebt? In den 1870er Jahren erschienen einige Texte unter dem Namen "Emma Pollmer". Vielleicht war sie ja der echte Karl May? Vielleicht war sie die Verfasserin? Niemand war dabei, ob Emma oder Karl am Schreibtisch saß ...
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rodger
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Re: Blindheit

Beitrag von rodger »

Sie haben mich offenbar [mal wieder] mißverstanden. Ich habe nicht geschrieben, daß er nicht blind war. (Ich persönlich habe dazu keine Meinung, ich weiß es nicht.) Ich habe gemeint, ob er blind war oder auch nicht, er hat die Blindheit [auch] als solche „verkauft“ und dem Leser überlassen, ob er dahinter zusätzlich vielleicht auch noch mehr als körperliche Blindheit sehen mag. Genauso wie er dem Leser das bei den vermeintlichen Abenteuergeschichten überlassen hat, ob da vielleicht auch noch ein bisserl mehr dabei ist ...
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rodger
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Re: Blindheit

Beitrag von rodger »

Ralf Harder hat geschrieben:In den 1870er Jahren erschienen einige Texte unter dem Namen "Emma Pollmer". Vielleicht war sie ja der echte Karl May? Vielleicht war sie die Verfasserin? Niemand war dabei, ob Emma oder Karl am Schreibtisch saß ...
Sie werden lachen ... (Nein, werden sie vermutlich nicht; es handelt sich bei dieser Formulierung bekanntlich um eine Floskel, mit der nicht konkret gemeint ist, daß der andere tatsächlich lachen wird ...)

Also, wie gesagt, sie werden lachen (s.o.), aber beim Anfangsteil des "Verlornen Sohnes" habe ich manchmal tatsächlich den Eindruck, daß der nicht von Karl May ist ... INTUITIV, um das böse Wort so recht aus dem tiefsten Herzensgrunde einmal mehr genüßlich zu gebrauchen ... und derzeit bei "Satan und Ischariot" auch manchmal ... passagenweise ... (beim "Sohn" aber deutlich mehr. Bei den Emma Pollmer - Geschichten nicht, die dürften schon von ihm sein.) Ätschebätsche.

:wink:
H. Mischnick
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Re: Blindheit

Beitrag von H. Mischnick »

Hervorragend erkannt!

Wie neueste Forschungen ergeben haben, stammt "Der Verlorene Sohn" in Wahrheit von Marie Thecla Vogel. Dies versicherte mir der bekannte Karl-May-Forscher Professor Heulmeier brieflich. Auch die "Geographischen Predigten" sind seinen Erkenntnissen nach nicht von Karl May verfaßt worden, sondern vom genialen Emil Pollmer, dem in Niederwürschnitz Frühverschiedenen ... also durchlitt May keine "Affäre Stollberg" ...
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rodger
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Re: Blindheit

Beitrag von rodger »

Ich sprach nicht vom 'Verlornen Sohn', sondern von dessen Anfangsteil. Auch Sie sollten etwas genauer hingucken. Im ersten Band (HKA). Bis Seite wieviel, kann ich Ihnen im Moment nicht genau sagen. Müßte ich nachgucken und mir nochmal genauer anschauen, dazu bin ich im Moment zu faul bzw. verspüre keinen Drang dazu. Für den "Fremden aus Indien" hat man seinerzeit die ganze lange Passage auf eine kurze Nacherzählung reduziert; warum wohl; weil selbst Bearbeiter offenbar erkennen, wenn ein Text schwach ist.

Ihr Witzchen in Ehren, und daß mich einige für einen durchgeknallten Spinner halten, ist mir eh längst klar, und Blödinn mache ich auch oft und gern, aber das mit dem 'Sohn' ist schon ernst gemeint.
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rodger
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Re: Blindheit

Beitrag von rodger »

Und zu Vorangegangenem noch ein paar Erläuterungen, bevor wieder alle alles falsch verstehen (viele ja eh immer, aber alle alles, das muß denn doch hier & heute nicht sein ...)

Natürlich kann man Mays Geschichten AUCH als Abenteuergeschichten lesen, davon leben Freilichtbühnen und Filme. Aber NUR als solche, das wäre m.E. halt sozusagen "zum Sterben langweilig" ...

Und so eben auch diese ominöse Blindheit, MAG SEIN, daß er tatsächlich auch körperlich blind war, was weiß denn ich, aber DARÜBER HINAUS meint er halt noch allerhand mehr, das schreibt er ja schwarz auf weiß in der zitierten Passage.

Und mit den Geschichtchen aus Bamberg, Essen und sonstnochwo ging es mir nicht primär um private Plaudereien und auch keineswegs darum, etwa sagen zu wollen, so sei Karl Mays Blindheit zu verstehen, also meiner persönlichen Teil - "Blindheit" vergleichbar, das war in der Tat mißverständlich, Nein, das sollten Beispiele dafür sein, daß es m.E. nicht so sehr auf die Wahrnehmung von Äußerlichkeiten ankommt, sondern darauf, richtig zu gucken, man sieht nur mit dem Herzen gut, hat St.Exupery gescrhieben, das meine ich, und da war der Bezug zu Karl May. Daß er GESEHEN hat, ob Äußerlichkeiten oder nicht das bleibt sich gleich und das weiß ich nicht, aber DAS WESENTLICHE, das hat er gesehen.

Alles klar ?

:wink:
markus
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Re: Blindheit

Beitrag von markus »

Bei mir auf jeden Fall :D . Das wesentliche sieht man nur mit dem Herzen gut, dem Auge bleibt es verschlossen.
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rodger
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Re: Blindheit

Beitrag von rodger »

Nö, so nun auch nicht. Mit Augen zu hätte ich so meine Schwierigkeiten ... und all' die hübschen Geschichtchen nicht erzählen können ...

:lol:

Man nehme das Adlerauge und schalte das "Herz" dazu ein (oder auch die, tätä, Intuition ... da machen sie sich ja gern drüber lustig, deshalb schreib' ich's nochmal) Bzw., man muß gar nicht schalten, wenn man Automatik hat ...

:wink:

(aber wenn Du "dem Auge allein" geschrieben hättest und wir dann auch noch gemerkt hätten, daß man sich das "allein" betont denken muß, hätte ich mir die blöden Bemerkungen sparen können)

:wink:
markus
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Re: Blindheit

Beitrag von markus »

Super-Gam komm raus, du bist umzingelt :lol: . Nicht das Auge bleibt verschlossen, sonderm dem Auge bleiben wesentliche Dinge des Lebens verschlossen, die sieht man nur mit dem Herzen gut (aber es gibt leider auch Zeitgenossen die glauben nur das was sie sehen, mit dem Auge, verschtescht, mit dem Herzen sehen die nix, oder halten es für unfug) :wink: .
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rodger
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Re: Blindheit

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben: mit dem Herzen sehen die nix, oder halten es für unfug
Ich kenne einen (durchaus sympathischen, in der Hinsicht will ich ihm ja gar nichts) Herrn in wichtiger, leitender Postion und zwar gar im, sagen wir, musischen Bereich (Ihr braucht nicht mutmaßen; den dürfte hier vermutlich niemand kennen), der versteht bei Dahlkes "Krankheit als Weg" noch nicht einmal den Titel ...

:roll:
Hermann Wohlgschaft
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Re: Blindheit

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Zu Rüdiger Wick und Markus:

Gewiss gibt es neben körperlicher Blindheit auch ganz andere Arten von Blindheit. Wenn ich z. B. nicht sehe, was einem anderen gut tut oder was ihn kaputtmacht, dann bin ich auf dem sozialen Auge blind. Es steht für mich auch außer Zweifel, dass May mit dem „sehen lernen“ nicht nur einen körperlichen, sondern mehr noch – „symbolisch“ – einen geistig-seelischen Vorgang meint. Durchaus im Sinne von A. de Saint-Exupéry: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Gleichwohl ging es mir im obigen Eintrag gezielt um die Möglichkeit bzw. Wahrscheinlichkeit einer KÖRPERLICHEN Erblindung des kleinen Karl. Mit der vorschnellen Bestreitung dieser frühkindlichen Erblindung wird ja nicht selten – direkt oder indirekt – die Unterstellung verknüpft, unser Autor sei insgesamt ein notorischer Lügner, gerade auch in der Selbstdarstellung ‚Mein Leben und Streben’. Mir geht es um die grundsätzliche Glaubwürdigkeit der Mayschen Selbstbiographie!
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rodger
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Re: Blindheit

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben: Super-Gam [...] Nicht das Auge bleibt verschlossen [...]
Du hast mich auch wieder mißverstanden ...

:lol:

Ich meinte nicht, daß Du meintest, daß das Auge verschlossen bleibt, sondern daß Du meintest, dem Auge allein bliebe dieses und jenes verschlossen, dem Auge im Sinne von dem Auge allein, mit der gedachten Betonung auf allein. - Ich find's ganz einfach ...

:lol:
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