Darüberhinaus drängt sich vielleicht der Eindruck auf, bei dieser Auseinandersetzung ebenso wie bei zahlreichen anderen, beiden Parteien ginge es primär ums Rechthaben ...H.Mischnick hat geschrieben:drängt sich mir der Eindruck auf, jemand wolle unbedingt Recht haben, um Karl May weiterhin als Lügner bezeichnen zu können.
Es wäre halt genauso falsch zu sagen er hat ja eh immer gelogen wie zu sagen er ist im wesentlichen glaubwürdig ... So einfach ist das halt nicht ... Ich muß mein Bild in Teilen auch immer wieder revidieren ...
Lange Jahre war ich schwer beeindruckt z.B. von Mays oder meinetwegen Kara Ben Nemsis erstem Gespräch mit Marah Durimeh; als ich dann erstmalig das „Waldröschen“ in der Originalfassung las bzw. einige wirklich widerwärtig 'genüßlich' geschilderte Schweinereien (Grausamkeiten) darin, und realisierte, daß er das DANACH geschrieben hat (von wegen „frühe Romane“ ...), bin ich auch erstmal sozusagen „vom Glauben abgefallen“ ... (das soll nun nicht heißen daß mich besagtes Gespräch nun nicht mehr berührt, aber ich sehe in Sachen May nun halt zusätzliche „Farben“, die ich früher nicht sah ...)
Mittlerweile denke ich tatsächlich, daß Lebius im Grunde genommen eine, meinetwegen vergrößerte oder verzerrte, Spiegelung eigener Anteile Karl Mays im Außen war, kein Wunder daß er mit dem konfrontiert wurde, und daß Ansgar Pöllmann nicht Unrecht (das ist trotz enthaltenen Anklangs doppelter Verneinung natürlich durchaus etwas anderes als „Recht“) hatte mit seinem „Bald erkannte jedoch der Verfasser dieser Kümmelblättchen-Geschichte, wo sein Weizen blühte, und er begann so hübsch langsam, aber stetig die berühmte Entwicklung ...“ (wobei ich Pöllmann in Sachen einer despektierlichen Einschätzung von „Three carde monte“ als bloßer „Kümmelblättchen-Geschichte“ keineswegs zustimme, siehe Beitrag vom 7.6. in diesem Thread, aber darin, daß May sich beträchtlich an Verleger und Publikum anzupassen wußte und das zunächst auch getan hat)
Auch wenn wir Karl May lieben und schätzen, vor seinen nicht unbeträchtlichen Anteilen von Pseudologie (Neigung, die Unwahrheit zu sagen; erfreulicherweise hat übrigens auch Claus Roxin von Pseudologie gesprochen Karl May betreffend, wer’s mir nicht glaubt, glaubt’s vielleicht ihm ...) und Opportunismus sollten wir nicht die Augen verschließen ... (womit wir wieder halbwegs beim Thema Blindheit wären) ...