Mesattituden

FritzR
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Mesattituden

Beitrag von FritzR »

erlaubt sich der Confusionsheinrich gegen seine Dorchlaucht in einem ganz frühen Humoreskenentwurf.

Was sind das wohl?

Unziemlichkeiten?
Aufmüpfigkeiten?
Respektlosikeiten?

Gruß Fritz

PS Tippfehlerim Titel verbessert!
Zuletzt geändert von FritzR am 12.1.2010, 14:03, insgesamt 2-mal geändert.
markus
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Re: Mesattiduden

Beitrag von markus »

Dazu müßte man dies Wort in dem Zusammenhang lesen können. Ich bin bei May schon oft über ein Wort/Begriff gestolpert den ich noch nie gehört oder gelesen habe und der so bestimmt auch gar nicht mehr in der breiten Öffentlichkeit gebraucht wird. Aber ich habe meist aus dem Zusammenhang heraus begriffen um was es sich handelt. So habe ich auch bei May zum erstenmale das Wort 'rekognizieren' gelesen und aus dem Zusammenhang erfahren daß es sich um 'erkunden' handelt. Dazu brauchte ich aber kein Lexikon, kein Wikipedia und auch kein Google.

Wenn Sie so nett wären, dann zitieren Sie doch mal die Textstelle in der dieser Begriff steht, dann könnte mans vielleicht herausbekommen. Vielen Dank.

:)
FritzR
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Re: Mesattituden

Beitrag von FritzR »

markus hat geschrieben:Wenn Sie so nett wären, dann zitieren Sie doch mal die Textstelle in der dieser Begriff steht, dann könnte mans vielleicht herausbekommen. Vielen Dank.
Verzeihung! Ich glaubte, durch die Nennung des "Confisionsheinrich" und seiner "Dorchlaucht" den Connaiseurs hier genügend Hinweise gegeben zu haben, dass es sich um das sogenannte "Otto-Victor-Fragment handelt.

Enthalten in: Old Shatterhand in der Heimat, Bd. 79, KMV.
Enthalten auch hier: http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg ... /index.htm

Da da aber nicht aufrufbar, hier der Text:

"Otto-Victor- Fragment

Der Prinz Otto Victor von Schönberg-Wildauen stand am geöffneten Fenster, die lange, holländische Thonpfeife in der Hand, und hüllte sich in ein wahres Gebirge von undurchdringlichen Tabakswolken. An der Thür lehnte Heinrich, sein ---
"Halt", ruft hier gar mancher unsrer Leser, welcher entweder den alten Herrn persönlich gekannt oder wenigstens von ihm gehört hat, erfreut aus, "das ist ja unser alter, guter Knaster mit seinem Confusionsheinrich! Wenn da der Studentenkarl und das Wimmerlinchen noch dazukommen, so giebt das ganz gewiß eine jener sonderbaren und possierlichen Geschichten, wie sie auf, in und um Wildauen so oft passirt sind, als der selige Herr noch lebte. Paßt auf, denn so Etwas bekommt man nicht immer zu hören!"
Errathen! Aber wer da weiß, daß unsre Geschichte der Wirklichkeit angehört, der wird hiermit gebeten, ja nicht aus der Schule zu plaudern. Die Klage, daß die Alles nivellirende Zeit keine Originale mehr dulde, ist keineswegs eine vollständig berechtigte, und wenn hiermit zu dieser Behauptung der Beweis geliefert werden soll, so ist es doch keineswegs nothwendig, Personen und Verhältnisse indiscret mit ihrem eigentlichen Namen zu bezeichnen.
Also, der Prinz Otto Victor von Schönberg-Wildauen stand am geöffneten Fenster, die lange, holländische Thonpfeife in der Hand, und hüllte sich in ein wahres Gebirge von undurchdringlichen Tabakswolken. An der Thür lehnte Heinrich, sein Leibdiener, und zwar in der bequemsten Haltung von der Welt, Nicht etwa, daß es ihm an dem nöthigen Respecte gefehlt hätte, o nein, ganz das Gegentheil, aber man hatte ihm Anno Vierzehn das rechte Bein weggeschossen, und er durfte sich in Folge dessen seinem nachsichtigen Herrn gegenüber schon eine kleine Mesattitude erlauben.
..."

Durch die Nennung dreier Umschreibungen glaube ich auch, gezeigt zu haben, dass ich eine ungefähre Vorstellung von der Bedeutung habe.
Das genügt mir aber nicht. Ich möchts, wie immer, genau wissen.

Daher die Frage: Woher rührt das Wort? Was ist seine genaue Bedeutung?

Für eine erklärende Auskunft wäre ich höchst dankbar.

Gruß Fritz

PS Warum kann man seit einiger Zeit beim Schreiben eines Artikels nur einen Teil des zu schreibenden Texte sehen?
Das ist lästig!
Kann man denn die Schreibfläche nicht größer machen?
FritzR
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Re: Mesattituden

Beitrag von FritzR »

Jüngste Vermutung:

Setzfehler!

Gemeint sind: Missattituden, also schlechte Angewohnheiten.
markus
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Re: Mesattituden

Beitrag von markus »

Es geht ja schon aus dem Text hervor daß es sich weder um Unziemlichkeiten, noch um Aufmüpfigkeiten, noch gar um Respektlosigkeiten handelt. Da der Diener ein kaputtes Bein hat und der Prinz als lieberal beschrieben wird, braucht der Diener auch nicht stramm zu stehen. Jedoch beschreibt jener Begriff doch in etwa jene 3 Wörter die Sie genannt haben und das würde mir persönlich schon reichen. Was es genau damit auf sich hat kann ich leider nicht sagen. Vielleicht andere.

Gruß :)
markus
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Re: Mesattituden

Beitrag von markus »

FritzR hat geschrieben:Jüngste Vermutung:

Setzfehler!

Gemeint sind: Missattituden, also schlechte Angewohnheiten.
Könnte sein, dann wäre es aber ein besonders grober Setzfehler. Außerdem würde, wenn der Diener die Verletzung nicht hätte, er normal stehen, d.h. der Hofetikette entsprechend. Also ist das keine schlechte Angewohnheit, sondern nur dem Umstand der Verletzung entsprechend.

Aber wissen tu ich nix :D .
FritzR
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Re: Mesattituden

Beitrag von FritzR »

markus hat geschrieben:Aber wissen tu ich nix :D .
Danke für die Überlegungen. Was Druck- und Setzfehler angeht, habe ich bei May und auch anderswo schon gräulichere Sachen gesehn. :roll:

Ich will nun Missattituden verstehen als:

Aufgrund von Invalidität nicht ganz der Etikette entsprechendes Verhalten.

Gruß Fritz
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rodger
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Re: Mesattituden

Beitrag von rodger »

Meine erste spontane Vermutung (bei der ich geblieben bin ...) heute morgen beim Lesen des Beitrags (und vermutlich auch seinerzeit beim Lesen der Geschichte ...) war: Wortspielerei, Ableitung von „Mesalliance“, so etwa im Sinne von: Verhaltensweise, die sonst nur dem Herrn ‚zusteht’, erlaubt sich hier der Diener, geht eigentlich nicht, geht aber eben doch, weil ... (siehe vorherige Beiträge) (Statt Invalidität könnte es natürlich auch sonstnochwas sein, vgl. z.B. das Verhalten Kepeks in Band 3 und 26.)

Reine Spekulation und vermutlich nicht belegbar, klar. Und das haben Sie ja nicht so gern, wenn ich mich recht erinnere. Aber schon Einstein äußerte „Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“

:wink:
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Helmut
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Re: Mesattituden

Beitrag von Helmut »

Ich vermute folgendes:
das französische Wort attitude kann man auch mit Haltung übersetzen.
Dann ist mesattitude eine falsche (nicht der Norm entsprechende) Haltung.
Dieses Wort gibt es zwar offenbar nicht im französischen, aber vielleicht gab es dies früher/damals.
(Und französisch war ja bekanntlich die Sprache, die May in Wahrheit noch am besten beherrschte.)

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Re: Mesattituden

Beitrag von sciurus »

Außerdem wurden ja Wörter verdeutscht (Adé) und ein Autor hat die Freiheit, neue Wörter zu kreieren, also ist das ziemlich wahrscheinlich..
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rodger
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Re: Mesattituden

Beitrag von rodger »

sciurus hat geschrieben:und ein Autor hat die Freiheit, neue Wörter zu kreieren
Na das ist doch schön daß wir uns auch mal absolut einig sind ...

8)
sciurus
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Re: Mesattituden

Beitrag von sciurus »

Waren wir doc schonmal. (Weitere Off-Topic-Beiträge bitte in den Saloon)
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Helmut
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Re: Mesattituden

Beitrag von Helmut »

... wobei, es auch immer wieder äußerst interessant ist, in den "Schaffensprozeß" des Autors "hineinzuspitzen".
Im übrigen hat, meiner Meinung nach, May durch das Redigieren fremder Texte vermutlich auch eine ganze Anzahl fremder und neuer Wörter gefunden.

Helmut
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rodger
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Re: Mesattituden

Beitrag von rodger »

sciurus hat geschrieben:Waren wir doc schonmal.
Die Zeichensetzung ist falsch. Waren wir, doc, schonmal muß es heißen, Satzbeginn Anrede Satzschluß. Aber ich bin gar kein Doctor.
sciurus hat geschrieben:Weitere Off-Topic-Beiträge bitte in den Saloon
Willst Du Lehrerin werden ? Das geht ja entsetzlich früh los ...

:lol:
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rodger
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Re: Mesattituden

Beitrag von rodger »

Helmut hat geschrieben:... wobei, es auch immer wieder äußerst interessant ist, in den "Schaffensprozeß" des Autors "hineinzuspitzen".
Im übrigen hat, meiner Meinung nach, May [...] auch eine ganze Anzahl fremder und neuer Wörter gefunden.
Das stimmt natürlich, z.B. Pasta ... (Santillodecke, Rio Boxo ...)

Man weiß bei ihm halt nie, war es jetzt Absicht, ein Versehen, ein Scherz ... Das mögen die Wissenschaftler ja gar nicht, wenn nicht alles eindeutig ist ... Bei May ist es aber nun einmal so.

"versiechen" z.B. KANN ein Saxonismus sein, muß es aber keineswegs ... da hat er halt vielleicht die Assoziation vom Sterben gehabt als er das schrieb, paßt ja auch. Und wie z.B. Hüsch oder Heinz Ehrhardt hat er auch schon mal ganz bewußt Phantasiewörter gebastelt, was ja völlig ok und darüber hinaus auch reizvoll ist.
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