Fund im Wollschläger-Nachlass

Antworten
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von rodger »

In Hans Wollschlägers Nachlaß wurde jetzt ein eigenartiger Text gefunden, der sich offenbar auf irgendeinen Verein, eine Gruppierung, Partei o.ä. bezieht ... Weiß jemand genaueres ? Der Text kommt mir irgendwie bekannt vor, möglicherweise handelt es sich gar um eine Bearbeitung eines Textes eines anderen Autors, aber ich weiß nicht, worauf Wollschläger ihn bezieht ...
So kam ich unter die Pappnasen. Ich forderte nicht viel und war gefaßt, noch weniger zu finden, kam wie der heimatlose blinde Oedipus zum Tore von Athen, wo ihn der Götterhain empfing; und schöne Seelen ihm begegneten –

Wie anders ging es mir!

Barbaren von alters her, durch Fleiß und Wissenschaft barbarischer geworden, tiefunfähig jedes göttlichen Gefühls, verdorben bis ins Mark, in jedem Grad der Übertreibung und der Ärmlichkeit beleidigend für jede gutgeartete Seele – das, mein lieber Freund und Kupferstecher, waren meine Tröster.

Die Tugenden der Pappnasen lassen trostlos jede reine Seele, die von Schönem gern sich nährt, ach! die verwöhnt vom heiligen Zusammenklang in edleren Naturen, den Mißlaut nicht erträgt, der schreiend ist in all der toten Ordnung dieser Menschen.

Ich sage dir: es ist nichts Heiliges, was nicht entheiligt, nicht zum ärmlichen Behelf herabgewürdigt ist bei diesem Volk, und was selbst unter Wilden göttlichrein sich meist erhält, das treiben diese allberechnenden Barbaren, wie man so ein Handwerk treibt, und können es nicht anders, denn wo einmal ein menschlich Wesen abgerichtet ist, da dient es seinem Zweck, da sucht es seinen Nutzen, es schwärmt nicht mehr, bewahre Gott! es bleibt gesetzt ...

Wenn sie nur bescheiden wären, diese Menschen, zum Gesetze nicht sich machten für die Bessern unter ihnen! wenn sie nur nicht lästerten, was sie nicht sind ...

Ihr entwürdiget, ihr zerreißt, wo sie euch duldet, die geduldige Natur, doch lebt sie fort, in unendlicher Jugend, und ihren Herbst und ihren Frühling könnt ihr nicht vertreiben, ihren Aether, den verderbt ihr nicht.

O göttlich muß sie sein, weil ihr zerstören dürft, und dennoch sie nicht altert und trotz euch schön das Schöne bleibt! –

Es ist auch herzzerreißend, wenn man eure Dichter, eure Künstler sieht, und alle, die den Genius noch achten, die das Schöne lieben und es pflegen. Die Guten! Sie leben in der Welt, wie Fremdlinge im eigenen Hause, sie sind so recht, wie der Dulder Ulyß, da er in Bettlersgestalt an seiner Türe saß, indes die unverschämten Freier im Saale lärmten und fragten, wer hat uns den Landläufer gebracht?

Wenn doch einmal diesen Gottverlaßnen einer sagte, daß bei ihnen nur so unvollkommen alles ist, weil sie nichts Reines unverdorben, nichts Heiliges unbetastet lassen mit den plumpen Händen, daß bei ihnen nichts gedeiht, weil sie die Wurzel des Gedeihns, die göttliche Natur nicht achten, daß bei ihnen eigentlich das Leben schal und sorgenschwer und übervoll von kalter stummer Zwietracht ist, weil sie den Genius verschmähn ...

Und wehe dem Fremdling, der aus Liebe wandert, und zu solchem Volke kömmt, und dreifach wehe dem, der, so wie ich, von großem Schmerz getrieben, ein Bettler meiner Art, zu solchem Volke kömmt! –

Genug! du kennst mich, wirst es gut aufnehmen ... Ich sprach in deinem Namen auch, ich sprach für alle, die in diesem Lande sind und leiden, wie ich dort gelitten.
Zwockel

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von Zwockel »

Es ist doch eigentlich völlig egal, ob Wollschläger oder ein anderer Spinner den Text geschrieben hat. Texte, die die Welt nicht wirklich braucht.
Benutzeravatar
Helmut
Beiträge: 888
Registriert: 13.11.2004, 12:50
Wohnort: Nürnberg

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von Helmut »

Du, Rüdiger, hast den bei dem Text liegenden Zettel vergessen zu erwähnen, auf dem sinngemäß steht, dass dieser Text genau an diesem heutigen Tag in einem Forum zu veröffentlichen ist.
:lol:

Helmut
Benutzeravatar
Doro
Beiträge: 1073
Registriert: 8.9.2007, 11:56
Wohnort: Planet Earth

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von Doro »

Schade lieber Helmut, das war ein klein bisl früh dafür...
Dabei ist der Text sooo genial...
:lol: :lol:
People may hate you for being different and not living by society’s standards, but deep down they wish they had the courage to do the same. (Kevin Hart)
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von rodger »

Helmut hat geschrieben:den bei dem Text liegenden Zettel vergessen zu erwähnen, auf dem sinngemäß steht, dass dieser Text genau an diesem heutigen Tag in einem Forum zu veröffentlichen ist.
Es war schwer zu entziffern, ich hatte irgendetwas von "vorzutr." und "Okt." zu erkennen geglaubt. Aber ich kann mich täuschen.
Thomas Math
Beiträge: 1619
Registriert: 4.7.2006, 18:23
Wohnort: Minnesota USA

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von Thomas Math »

Mal fuer die Dummen,diesen Text hast doch Du zum 1.April verbrochen,Ruediger.
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von rodger »

Ich kann gar nicht schreiben ... nur zitieren. Oder bearbeiten.

(Außerdem kommen doch weder „sozusagen“, „halt“, „durchaus“ noch „differenziert“ vor ...)

(Und keine Klammern.)
Thomas Math
Beiträge: 1619
Registriert: 4.7.2006, 18:23
Wohnort: Minnesota USA

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von Thomas Math »

Ja aber er ist genauso unverstaendlich und zaeh wie viele Deiner sonstigen Erguesse, ausserdem vermute ich schon lange, dass viele Deiner Zitate eigentlich von Master Rodger selbst sind.
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von rodger »

Thomas Math hat geschrieben:viele Deiner Zitate eigentlich von Master Rodger selbst sind.
Karl May hat gelegentlich zu dem Trick gegriffen, z.B. "Man sagt" (usw.) an einer heiklen Stelle in einer Umarbeitung der Ehri-Geschichte (die gibt's ja schon bei ihm in drei Varianten, eine davon steht in Band 11), ich eher nicht ...

"Als wär's ein Zitat ..." wäre ein hübscher Buchtitel, frei nach Zuckmayer;

gleich noch eins, in Sachen einige Reaktionen in diesem Thread:
Die Realität ist viel kabarettistischer als wir sie überhaupt betreiben und beschreiben können
,

das ist auch nicht von mir, sondern von Hanns Dieter Hüsch.

:D
markus
Beiträge: 3198
Registriert: 19.10.2007, 0:48
Wohnort: Krefeld

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:Ich kann gar nicht schreiben ... nur zitieren. Oder bearbeiten.

(Außerdem kommen doch weder „sozusagen“, „halt“, „durchaus“ noch „differenziert“ vor ...)

(Und keine Klammern.)
"halt" könnte auch von mir sein, oder "wohl" und zweimal "aber" in einem Satz. Klammern hab ich mir inzwischen auch immer mehr abgeguckt.
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von rodger »

'Halt! Sie reiten ins Verderben!'

(Karl May, Am Rio de la Plata)

8)
markus
Beiträge: 3198
Registriert: 19.10.2007, 0:48
Wohnort: Krefeld

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:'Halt! Sie reiten ins Verderben!'

(Karl May, Am Rio de la Plata)

8)
Heißt das nicht in der neuen Bearbeitung für die Jugend: "Stop! Du fährst in die Leitplanken!"?
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von rodger »

Ja. Und in der Rückbearbeitung steht dann Leidplanken.
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von rodger »

In der Mannheimer Innenstadt heißen sie Leid-Planken. Gängigerweise abgekürzt auf Planken.
markus
Beiträge: 3198
Registriert: 19.10.2007, 0:48
Wohnort: Krefeld

Re: Fund im Wollschläger-Nachlass

Beitrag von markus »

Ja. Und in der Rückbearbeitung steht dann Leidplanken.
Dann passts ja wieder.
Antworten