Klara May und Angela Raubal

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Gast

Klara May und Angela Raubal

Beitrag von Gast »

Wer heute bewundernd vor dem "Yenidize", einem ehemaligen Tabakkontor, in Dresden steht, wird vielleicht wissen, dass der eindruckvolle Palast von dem Architekten Martin Hammitzsch erbaut wurde.

Das wäre ganz gewiß nicht unbedingt erwähnenwert, hätte dieser Archtekt gerade im jahre 1936 Hitlers Halbschwester Angela Raubal
(1883-1949) geheiratet und für uns Karl-May-Fans wäre das ebenso wenig bemerkenswert, wäre eben nicht jene Angela Raubal eine sehr gute Freundin Klaras Mays gewesen.

Klara May - wir alles wissen es - war eine glühende Anhängerin Hitlers und verannte sich sogar in die Idee, dass die Werke ihres 2. Ehemannes, Karl May, geistige Vorläufer eben jenes "böhmischen Gefreiten" gewesen seien. Schrecklicher Gedanke - aber Klara May dachte so.

Wie intensiv die Freundschaft oder Bekanntschaft Klara Mays mit Angela Hammitzsch war, wissen wir nicht so genau - aber persönliche Treffen und ein intensiver Briefwechsel waren es auf jeden Fall.

Im Mai 1942 allerdings - und das sollte festgehalten werden - war es Angela Rabaul, die Klara May noch vor ihrem unseligen Tun der Umbettung ihres 1. Ehemannes und ihrer Mutter warnte und nicht für angemessen hielt. Klara May tat es dennoch und die Sympathie der damaligen Machthabern - allen voran der Gauleiter Mutschmann - brachte es ihr nichts mehr ein. Das sie jüdische Vorfahren gehabt haben sollte, wog damals schwer

Am 31.12.1944 verstarb Klara May und 5 Jahre später - 1949 - Angela Raubal.

Zur Vertiefung der Thematik sei auf den Beitrag von Hans-Dieter Steinmetz "Karl Mays Grabmal in Radebeul" im "Jahrbuch der KMG 1995" verwiesen. Auch Hans Wollschlägers Charakterisierung Klara Mays im Vorwort zum gleichen Jahrbuch ist sehr zu empfehlen.
Grafenberg
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Beitrag von Grafenberg »

Im KMG Jahrbuch 1970 schreibt Wollschläger zu Klara Mays Aufsatz im Jahrbuch 1919 (Die Lieblingsschriftsteller Karl Mays) "... sei nochmals daran erinert, daß hier nicht Karl May redet, sondern seine Witwe. Ein Unterschied, ähnlich groß wie der zwischen Wahrheit und Dichtung..."
Zu Klara fehlt eigentlich immer noch eine seriöse Biografie. In velen Sachen zwiespältig, engstirnig, aber auch großzügig. Auch ihr Verhältnis zur NSDAP sollte anders angepackt werden. In diesen Jahren gab es sehr viele Parteigäger, teilweise auch ein Muss, und dass Frau May alleine aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung Verbindungen zu den örtlichen Größen hatte, ist nicht verwunderlich. Diese NS-Größen hatten als Kinder/Jugendliche ihren Shatterhand erlebt und suchten den Kontakt zu "May".
Klara war auch nicht die geistige Leuchte, so dass zusammen mit ihrem fortgeschrittenen Alter viel Blödsinn herauskam.
Aber sie war nicht antisemitisch, sie war "May-Fan" durch und durch :-)

Grüße
Thomas Grafenberg
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rodger
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Beitrag von rodger »

Eine unparteiische, differenzierte Betrachtung, fern üblicher Nachplapper-Mechanismen.

Danke, Herr Grafenberg.

:D
Gast

Beitrag von Gast »

Um Mißverständnissen vorzubeugen, habe ich genannte Meinung zu Klara May seit Jahren, die mit denen Hans Wollschlägers identisch ist. Hans-Dieter Steinmetz Arbeit im KMG-Jahrbuch 1995 kann als sehr differenziert und ausgewogen betrachtet werden.

Meine Meinung über Klara May ist sehr fest gefügt, fern jeder "Nachblabberei" und etwas anders gelagert wie die des von mir sehr geschätzten Herrn Grafenberg. Das ist auch legitim und bereichert die Diskussion in diesem Forum.

Dokumente und Äusserungen aus den Jahren 1933 - 1942 belegen aber eindrucksvoll die Geisteshaltung, die Klara May dem Nationalsozialismus entgegenbrachte. Das ist nun einmal so.

Allerdings stimme ich meinen lieben Freund, Rüdiger Wick, zu, dass Klara May ihrem 2. Ehemann, Karl May, in den sehr schwierigen Jahren von 1902 bis 1912 eine große Stütze war und ihr Verdienst um das "Karl-May-Museum" ist unbestritten. Daran gibt es nichts zu deuteln.

Viele Grüße
Kurt Altherr
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rodger
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Beitrag von rodger »

Um Mißverständnissen vorzubeugen:

1.) Das mit den Nachplapper-Mechanismen war nicht auf Kurt gemünzt, überhaupt auf keine konkrete Person, sondern bezog sich auf eine allgemein oft übliche Erscheinung.

2.) Ich bin nicht Kurts lieber Freund.

:lol: :lol: :lol:

Unverhohlenes Wohlwollen früherer Tage hat in letzter Zeit doch einige Erschütterungen abbekommen. Schauen wir mal.
Gast

Beitrag von Gast »

Nun die Wertschätzung meinerseits für den genannten Internet-Freund bedarf ja nicht der Erwiderung, aber gerade dieses Forum sollte frei sein von persönlichen Animositäten und ausschließlich der Diskussion über das Thema "Karl May" dienen.
Ich habe dies für meine Person Herrn Harder versprochen und zugesichert und würde mich sehr freuen, wenn sich die anderen Forenteilnehmer auch daran halten. :D

- Kurt Altherr -
Gast

Beitrag von Gast »

Zu meinen Thread "Klara May und Angela Raubal" möchte ich ergänzend hinweisen, dass ich diesen Beitrag von dem Forenteilnehmer "Abukital" im KMC-Forum keiner Weise "abgeschrieben" habe. Er stellte lediglich eine Inspirationsquelle da.

Wie der feinsinnige Leser aber sofort erkennt, hat mein Beitrag zu dem Thema einen ganz anderen Inhalt und Aussage wie der von Herrn Mayer.

- Kurt Altherr -
Zuletzt geändert von Gast am 24.2.2005, 14:03, insgesamt 2-mal geändert.
abukital

Beitrag von abukital »

Hallo Herr Altherr,

dann ist es also inzwischen auch schon zu Ihnen durchgedrungen,
daß wir beide in Wahrheit eine Person sind! ;-)

Ich habe übrigens Ihren Beitrag hier mit Interesse gelesen, und auch ich würde ihn nicht als von mir abgekupfert bezeichnen. Dieses Thema ist in meinen Augen durchaus interssant genug, um in zwei verschiedenen Foren behandelt zu werden.

So, jetzt habe ich den Anhängern von Verschwörungstheorien vermutlich wieder neue Nahrung gegeben. Wir beide MÜSSEN nachgerade ein und die selbe Person sein! ;-)

Viele Grüße von Forum zu Forum
abukital
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Beitrag von Redaktion »

abukital hat geschrieben:Hallo Herr Altherr,

dann ist es also inzwischen auch schon zu Ihnen durchgedrungen,
daß wir beide in Wahrheit eine Person sind! ;-)

Ich habe übrigens Ihren Beitrag hier mit Interesse gelesen, und auch ich würde ihn nicht als von mir abgekupfert bezeichnen. Dieses Thema ist in meinen Augen durchaus interssant genug, um in zwei verschiedenen Foren behandelt zu werden.

So, jetzt habe ich den Anhängern von Verschwörungstheorien vermutlich wieder neue Nahrung gegeben. Wir beide MÜSSEN nachgerade ein und die selbe Person sein! ;-)

Viele Grüße von Forum zu Forum
abukital

"Solche Kindereien sind hier nicht gestattet. "abukital" wurde soeben aus dem Forum entfernt."

Inzwischen erhielt ich eine E-Mail von Herrn Mayer. Er kann sich erneut anmelden. Nochmals für alle hier im Forum in aller Deutlichkeit: Hier geht es um KARL MAY!

Mit besten Grüßen
Ralf Harder
Gast

Beitrag von Gast »

In den Karl-May-Jahrbüchern 1978 und 1979 gibt es kleine biografische Ansätze zu einer Klara-May-Biografie von Fritz Maschke, sowie die Arbeit von Christian Heermann "Karl May, der Alte Dessauer und eine >alte Dessauerin<". Das Buch von Dr. Heermann zeigt einmal mehr den problematischen Charakter von Klara May.

Wenn Hans Wollschläger jedoch meint, Klara May sei mit dem Erbe Karl Mays überfordert gewesen, so kann man dies ja auch durchaus wohlwollend sehen und Verständnis dieser Frau entgegenbringen.

Ja, es bedarf einer umfassenden Biografie über Klara May, aber wieviel Leser wird sie finden. Also auch ein verlegerisches Problem.
Grafenberg
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Beitrag von Grafenberg »

weitere Gedanken zu Klara May:
bei den Betrachtungen zu ihrer Person muss a) die Zeit des 19. Jh und Anfang 20. h beachtet werden, da gerade in dieser Zeit die Frau nur minimales Mitspracherecht/gesellschaftliches Recht hat, es sei denn sie ist verheiratet. Für mich auch ein Indiz für Klaras vorgehen, Karl für sich ganz zu gewinnen. Nach dem Tod ihres 1. Mannes noch nicht gewllt, aber in den Monaten danach immer mehr zum Faktor werdend. Wobei ich bei Klara und Karl aus Klaras Sicht eher an Verehrung -bis hin zum absoluten Fan- denke, denn an Liebe. Nach Karls Tod wird sie immer FANatischer in allen Sachen, die Karl betreffen und entfernt sich damit sozusagen vom Gedankengut Karl Mays.
b) die NS-Zeit fällt in ihren letzten Lebensabschnitt und ich denke sie will das auchur benutzen, um IHREN Karl weiter zu verbreiten.

grüße
Thomas Grafenberg
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Thomas!

Was Du über Klara schreibst, ist sehr bedenkenswert. Ich gestehe, daß ich nicht die allerbeste Meinung von ihr habe, aber viele seltsame Handlungen ihrerseits speziell nach Mays Tod dürften wirklich darin begründet gewesen sein, ihn, den in den letzten Lebensjahren immens Angegriffenen, in gewisser Weise zu rehabilitieren. Eine umfassende Biografie über die Dame wäre mehr als wünschenswert. Aber wer soll die schreiben? Und wer wäre in der Lage, Zugang zu allen Dokumenten zu bekommen?

Grüße

Rolf
Gast

Beitrag von Gast »

Welche Betrachtungsweise und Meinung man gegenüber Klara May auch haben mag, das literarische Denkmal, dass Karl May seiner 2. Frau Klara - das "Herzle" - in "Winnetou IV" setzte, kann nur dem Ergebnis führen, ja, das muß Liebe gewesen sein.

Was nach 1912 geschah, ist ein gänzlich anderes Kapitel und müßte der 2. Teil der noch zu schreibenden Biografie sein.

- Kurt Altherr -
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rodger
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Beitrag von rodger »

Kurt Altherr hat geschrieben: ja, das muß Liebe gewesen sein.
Und daß es sowas gibt, die späte Liebe, das hab’ ich von Karl May gelernt und immer dran geglaubt. Hat seinerzeit beim jahrelangen Warten geholfen. Immer das Gefühl gehabt, doch, kommt noch.

:D

("Doch weg von dieser Abschweifung, welche vielleicht Entschuldigung findet, weil sie aus dem Herzen kam!"; Karl May, Am Jenseits)
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