Fehler oder nicht?

Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Ich dachte S.Zweig hat sich wegen schwerer Depressionen mit Barbituraten ins Jenseits befoerdert.
Heisst ja nicht,dass er zeitlebens verrueckt war.Im Gegensatz zu Hesse,der hat angeblich sein Leben lang an Schueben von Geisteskrankheit gelitten.
Der gute May dagegen,der seine Straftaten gerne auf irgendeine zeitlich limitierte geistige Krankheit geschoben hat,war wahrscheinlich voellig normal.
marlies

Beitrag von marlies »

darf ich mal ...?

May scheint mir als der normalste seiner Zeitgenossen ... er hat sich als Mensch gesehen 'mit all seinen Fehlern'.

(sorry, das mit dem zitat machen kriege ich einfach nicht hin ... so kopiere ich das einfach) ...

>>>Der gute May dagegen,der seine Straftaten gerne auf irgendeine zeitlich limitierte geistige Krankheit geschoben hat,war wahrscheinlich voellig normal.<<<

Danke fuer die Blumen, und das ist doch eigentlich die Basis von welcher man seine Buecher ansehen soll, ja? Ein voellig normaler Mensch. Fuer mich eigentlich das beste was ich in der letzteren Haelfte dieses threads gelesen habe; und das freut mich ungemein.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Nur, was haben Depressionen mit "geistiger Umnachtung" oder auch nur mit "verrückt" zu tun ? - Ok, vielleicht ist es nur die Sprachbarriere.

Soweit ich es bislang verstanden habe, ist Zweig zunehmend an der Welt bzw. ihrer Entwicklung (2. Weltkrieg) und seiner dadurch verursachten "Heimatlosigkeit" (auch im übertragenen Sinne) verzweifelt, und das ist ja wohl nachvollziehbar.

*

May normal ? Normal kommt von "Norm". Aber nicht doch, bittschön ...

:wink:
marlies

Beitrag von marlies »

s'war nich von mir :) - ich hab mich nur bedankt dafuer - es mag schon von 'Norm' kommen, aber 'uebertragen' (wenn ich Dein Wort gebrauchen darf) heisst es bei mir dass er grad so gut oder boese we wir alle war ... weil doch so viele vom May immer sag(t)en dass er nicht wie wir war - entweder zu boese oder zu heilig - was ja beides nicht stimmt - er war 'normal' - nur hat er sich getraut seinen Mitmenschen von sich selber zu erzaehlen - da sind die meisten von uns etwas '... retentive'; und spielen uns selber und den anderen Mitmenschen etwas vor das wir nicht sind ... oder oeppe noed?
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rodger
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Beitrag von rodger »

Ich bin ja der Meinung, wir haben alle alles in uns, nur ist es dem einen ein wenig bewusster als dem anderen (in der Fußgängerzone oder im Supermarkt habe ich oft den Eindruck, es mit mehr oder weniger sozusagen Bewusstlosen zu tun zu haben, und wundere mich immer, wie sie es schaffen, z.B. auf der Autobahn zu fahren, ohne dass es einen Unfall nach dem anderen gibt).

Böse und heilig – beides etwas zu hinterfragende Begriffe – wir haben es in uns, und bei Karl May zeigte sich beides recht ausgeprägt.

Ja, viele halten sich sehr bedeckt. Viele wollen aber auch gar nicht so genau in sich hineingucken, immer hübsch an der Oberfläche bleiben … was mir viel zu uninteressant wäre.

Es ist aber auch schwierig … Ich habe es gestern wieder, im schriftlichen wie im mündlichen Kommunizieren, erlebt, die Menschen hören sich oft gar nicht richtig zu, ihre Wahrnehmungen sind schon so unterschiedlich, dass der eine völlig andere Dinge hört, als der andere gesagt hat, jeder ist auf seiner Schiene …

Kommunikation ist oft illusionär. Es sei denn es „schnackelt“ mal richtig mit den Wellenlängen. Das ist dann sehr angenehm (wenn auch sehr selten) …
marlies

Beitrag von marlies »

Bewusstlos, bedeckt, oberflaechlich ... darum ist mir meist ueberall langweilig, nur beim Mayster nicht ... da kann ich mich echt vertiefen ... mein co-uebersetzer hat mich mal beschuldigt '... you are far to enamoured with Sharlih ...' das war fuer mich ein kompliment, obwohl ers nicht so gemeint hat, May's Gedankensaeusserungen, die vielschichtige Fantasie regt meine eigene Gedankenswelt an -- nichts ist unmoeglich.
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Depression ist eine geistige Krankheit (mental illness)und wenn man dann alles nur noch schwarz sieht und die Gedanken nur noch um Selbstmord kreisen,ist man geistig umnachtet.
Apropos die Lage so manches Exilanten war auch nicht rosig,trotzdem wurde nicht gleich zu Barbituraten gegriffen.Im uebrigen eher eine feminine Form des Suizids.

Normal habe ich nicht als normiert verstanden sondern frei von Geisteskrankheit,gesund gewissermassen
marlies

Beitrag von marlies »

nur heute ist es vielfach, meistens und en masse umgekehrt ... die Drogen kreieren Depression ... Barbiturate & Co, und etc. ... das heisst also in diesem Falle, dass die Drogen uns geisteskrank machen ? Aber sicher doch ! Ja warum gibt 'man' sie uns denn ? Warum nimmt 'man' sie ? 'Man' soll ja nicht glauben dass nur Drogenhaendler und Apotheker davon profitieren - nur ein kleiner Schub auf dem grossen Schachbrett der Zivilisationen. Das heisst auch nicht dass ich ein Anhaenger der 'global conspiracy theory' bin ... sind nur so meine Beobachtungen in engerem Kreise. ... und zur Betonung dass Geisteskrankheit von verschiedenen Richtungen 'acquired' werden kann, wie auch geerbt werden kann ... aber das weiss 'man' ja, oder?
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rodger
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Beitrag von rodger »

Depression ist eine geistige Krankheit (mental illness)und wenn man dann alles nur noch schwarz sieht und die Gedanken nur noch um Selbstmord kreisen,ist man geistig umnachtet
Ich verstehe unter geistiger Umnachtung etwas anderes, den Fall Nietzsche etwa, zum Beispiel (obwohl – selbst da könnte man [zunächst] noch geteilter Meinung sein, die Sache mit dem Pferd in Turin finde ich eigentlich sehr nachvollziehbar und darüber hinaus auch sehr sympathisch). Oder Hölderlin (aber da gibt es wiederum die Theorie als habe er sozusagen nur so getan als ob). Nehmen wir die dementen Leut' in den Pflegeheimen, die nicht mehr wissen wo sie sind und was vor einer Minute war.

Zweig ging indes mit völlig „klarem Kopf“ in den Tod, für ihn war er offenbar eine bewusste, nüchterne Entscheidung. Was ja auch wiederum völlig nachvollziehbar ist und auch nicht die Bohne mit Geisteskrankheit zu tun haben muß.

An seine frühere Frau schrieb er "Love and friendship and cheer up, knowing me quiet and happy" als Schlusssatz im letzten Brief und in einem Abschiedsschreiben an die Allgemeinheit, einer Art „öffentlicher Erklärung“, heißt es "Aber nach dem sechzigsten Jahre bedurfte es besonderer Kräfte, um noch einmal völlig neu zu beginnen. Und die meinen sind durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft. So halte ich es für besser, rechtzeitig und in aufrechter Haltung ein Leben abzuschließen […] Ich grüße alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus." – Es wäre schön, wenn mancher Mitmensch so klar in seinem Kopf wäre wie Zweig in seinen letzten Stunden.

:wink:

Und was die „feminine Form“ des Suizids betrifft, spätestens am Lebensende sollte es denn mal vorbei sein mit der einseitigen, verbissenen Festlegung („Ich bin ein Mann – holt mich hier raus“)

:wink:

Schön, dass Zweig (wie May; der in den letzten Jahren seines Lebens übrigens auch des öfteren an Freitod dachte, wie aus der „Chronik“ hervorgeht) auch einen hohen "weiblichen" Anteil in sich hatte und so feinfühlig, feinnervig, einfühlsam war sowie wachen Sinnes, beide hätten sie sonst nicht so schön schreiben können.

@Marlies

Ich glaube, Du hast gerade ein bißchen viel in einen Topf geworfen. Daß Drogen depressiv machen können, dafür können die (zweifellos existenten) Strippenzieher hinter den Vorhängen nichts. Im Zweifelsfall Finger davon lassen. Und verrückt (ver - rückt) kann man auch ganz ohne Strippenzieher werden (sie helfen aber auch schon mal nach, das mag wohl sein).

:wink:
marlies

Beitrag von marlies »

na ja, mag eben nicht einmal eine Kopfwehtablette ... Drogen sind ueberhaupt nicht meine Sache (in allen Formen) ... 'tschuldige meine Deutschkenntnisse (or lack thereof) ... was ist ein Strippenzieher? Noch nie gehoert ... :?: :oops: :shock:
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rodger
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Beitrag von rodger »

Beim Marionetten- oder Kasperl-Theater sieht man die (scheinbar) agierenden Figuren (es gibt mittlerweile auch welche mit Schröder- oder Merkel-Köpfen), die, die hinter dem Vorhang die Fäden lenken (= die Strippen ziehen) sieht man nicht. Ich kam drauf von wegen 'global conspiracy theory' und der Flugzeuge neulich.

:wink:
marlies

Beitrag von marlies »

dann ist ja alles gut :roll: solang die Strippenzieher unschuldig sind :roll: ich geh jetzt wieder zurueck in meine Karl May Welt :arrow: :|
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rodger
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Beitrag von rodger »

solang die Strippenzieher unschuldig sind
Nicht immer, und auch nicht immer öfter, aber gelegentlich schon ...

:lol:

(Nicht allzusehr eskapieren in Karl-May-Welt, dös bringt's auch nicht. Immer hübsch maßhalten.)

:wink:
marlies

Beitrag von marlies »

und wenn ich schoen tue was man mir sagt, dann hab ich eine gute Zukunft ... :roll: ... wie alt muss ich werden bis ich die Zukunft mal erreiche? ... was ist das thema dieses threads? Siehst jetzt hab ick mick verloofen ...
***
da faellt mir noch ein ... bis die Biographie fertig ist kann ich nicht anders ... nebst dem Mayster hat nicht viel anderes Platz :wink:

...und das 'zitat' krieg ich einfach nicht hin ... 'rodger schrieb':>>>auch einen hohen "weiblichen" Anteil in sich hatte und so feinfühlig, feinnervig, einfühlsam war sowie wachen Sinnes, beide hätten sie sonst nicht so schön schreiben können. <<<

was meinst Du damit? Koennen nur maennliche Autoren mit hohem weiblichen Anteil schoen schreiben?
Und so schoen schrieb er auch wieder nicht (von Rechtschreibung, Grammar und logic her gesehen - nicht fantasie und geschichte), die Fluechtigkeitsfehler die er da machte sind manchmal schon ganz praechtig. Und gerade die sollten doch die Herren Lektoren vom Verlag ausbuegeln wenns ein Buch verlegen, aber da seh ich es dann wahrscheinlich wieder mal als eine 'conspiracy theory' :roll:

und nochwas faellt mir ein - eigentlich ist 'Lebensbeendung' einfachso mir nix dir nix bloede, langweilig, und unnuetz, und sogar feige, und was ich jetzt 'gehoert' habe von dem Herrn der seine Frau einfach so 'kiss and goodbye' verliess dann moechte ich ihn eigentlich eher verohrfeigen anstatt noch ein Buch von ihm lesen.
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rodger
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Beitrag von rodger »

und wenn ich schoen tue was man mir sagt, dann hab ich eine gute Zukunft ...
Jeder muß seine Fehler schon selber machen und darf das auch („Die Fehler sind da, sie brauchen nur gemacht zu werden“ lautet ein alter Schach-Spruch). Das Berücksichtigen gelegentlicher gutgemeinter Zwischenrufe („Das Gegenteil von Kunst ist gut gemeint“ – Gottfried Benn) ist durchaus der freien Entscheidung des Einzelnen anheimgestellt.

:wink:

Der mit dem Bart (um die offene Frage aus dem anderen Thread gleich mitzubeantworten, passt zum Fehler-Themenkomplex) hieß Mohan alias Bhagwan alias Osho und fuhr in Oregon schließlich mit 99 Rolls Royce in der Gegend herum, Rolex-behangen, Lachgas-inspiriert und auch sonst ganz gut verwöhnt (vorher hatte er seinerzeit eine Menge durchaus kluger Bücher ins Mikrofon gesprochen). Wir hatten es mal in irgendeinem Forum, ich weiß nicht mehr ob es hier war, dass Karl May, wenn es mit seiner Renommierzeit so weitergegangen wäre, eines Tages vielleicht mit 99 Pferdekutschen durch Radebeul gegurkt wäre und sich für den heiligen Piesepampel gehalten hätte …

:wink:
Koennen nur maennliche Autoren mit hohem weiblichen Anteil schoen schreiben?
Nein, man kann natürlich auch anders schön schreiben. „Weiblich“ ist sowieso ein etwas albernes Wort in dem Zusammenhang. Auch so Sprüche wie „Ein Mann weint nicht“ u. dgl., das ist ja eher Stammtisch-Unfug (aber einige Leute sehen es heute noch so …)

Also, ich lese auch gerne mal so einen [vermeintlichen] Ruckzuckmayer wie Hemingway (bei dem habe ich allerdings auch immer das Gefühl der verbirgt hinter seiner Macho-Fassade eigentlich ganz viel Weichheit). Das ist auch schön, aber anders. Anders schön eben.

:wink:

(Karl May alias Old S resp. KBN weint übrigens auch des öfteren in seinem Gesamtwerk. Ab und zu (nicht immer) sind die entsprechenden Stellen dann aber in bestimmten Ausgaben gestrichen.)

Zur Ohrfeigerei; Karl May erscheint einem auch nicht grade sympathisch wenn man die Chronik-Bände liest, von dem Gedanken, er sei immer der liebe gute gewesen, darf man sich wirklich tunlichst verabschieden, auch wenn das einigen Herrschaften gelegentlich schwerfällt. - Aber deswegen ein Werk nicht mehr lesen, wenn einem das menschliche Verhalten des Autor [teilweise] nicht gefällt ? Aber hallo … (womit wir schon wieder bei dem Lachgasfritzen wären. Ein gerissener Halunke, aber die Bücher sind manchmal klasse ...)

(Die Adressatin des Briefs mit dem englischen Satz war übrigens, wie gesagt, Zweigs frühere Frau, seine zweite ging mit ihm in den Tod).
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