"Himmelsgedanken" - ein Vergleich

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rodger
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Beitrag von rodger »

Hermann Hesse hat sich ganz ähnlich geäußert ...

:lol:
Sandhofer
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Beitrag von Sandhofer »

rodger hat geschrieben:Nun könnte man mir auch erzählen, das Schnitzel mit Pommes im Waldhof-Clubhaus (4 €) sei qualitativ indiskutabel, ernährungswissenschaftlich betrachtet eine Katastrophe und der Koch könne halt nichts. Mag alles sein. Ich werde aber weiter dahin fahren (immer mal wieder) und das Gourmetrestaurant mit den gedünsteten Brüstchenfilets von glücklichen Hühnern und Wachtelsommersprossen an Holunderschaumcreme (dazu eine Calvados-Création gemäßigter Temperatur) eher links oder rechts liegen lassen.
Man kann ja auch das eine tun und das andere nicht lassen :wink: . Und ich wage doch zu vermuten, dass, wenn Dein Waldorf-Clubhaus seine Pommes mit ranzigem Öl brutzelt, Du dich höflichst bedanken und zurückziehen würdest ... :lol:
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rodger
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Beitrag von rodger »

Dein Waldorf-Clubhaus
Auch nicht schlecht. SV Waldorf Mannheim …

Nee, nix Rudolf Steiner, etwas prolliges Lokal, nett & gemütlich.
seine Pommes mit ranzigem Öl brutzelt, Du dich höflichst bedanken und zurückziehen würdest ...
Ich bin mir jetzt nicht sicher wie das mit dem Zurückziehen gemeint ist, aber wie dem auch sei: ich würde es vermutlich gar nicht merken, in was für einem Öl sie gebrutzelt werden. Mein Feinempfinden ist ganz außerordentlich ungleich verteilt … Insofern würde ich mich in der Tat höflich bedanken, aufessen, gehen und wiederkommen.

Ich möchte noch mal den Spruch aus dem „Surehand“ bemühen:

„Soll ein Buch seinen Zweck erreichen, so muß es eine Seele haben, nämlich die Seele des Verfassers. Ist es bei zugeknöpftem Rock geschrieben, so mag ich es nicht lesen“

Ich weiß nicht ob Karl May bewusst war, wie sehr das mit dem zugeknöpften Rock z.B. auf den vermeintlichen Dichterfürsten Goethe passt (Literaturempfehlung: Dichter beschimpfen Dichter, Haffmans bei Zweitausendeins). Und von dessen Meister-(im Anpassen …)Mentalität mal abgesehen, Perfektion der äußeren Form kann auch auf Kosten von Ursprünglichkeit, Glaubwürdigkeit, ja: Seele gehen. Und mir persönlich ist halt ein rührend-holperiger Himmelsgedanken-May lieber als ein geschliffener, aber kalter Wort-Großmeister.
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Ich weiß nicht ob Karl May bewusst war, wie sehr das mit dem zugeknöpften Rock z.B. auf den vermeintlichen Dichterfürsten Goethe passt (Literaturempfehlung: Dichter beschimpfen Dichter, Haffmans bei Zweitausendeins). Und von dessen Meister-(im Anpassen …)Mentalität mal abgesehen, Perfektion der äußeren Form kann auch auf Kosten von Ursprünglichkeit, Glaubwürdigkeit, ja: Seele gehen. Und mir persönlich ist halt ein rührend-holperiger Himmelsgedanken-May lieber als ein geschliffener, aber kalter Wort-Großmeister.[/quote]

Das hast du schoen formuliert. Aber ich glaube der Lustgreis und Opportunist Goethe wird zwar von jedem Deutschen angefuehrt,wenn man einen beruehmten Dichter nennen soll,aber freiwillig lesen tun ihn wohl wenige.Wobei ich zugeben muss den Werther sehr gerne gelesen zu haben.
Sandhofer
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Beitrag von Sandhofer »

rodger hat geschrieben:Ich bin mir jetzt nicht sicher wie das mit dem Zurückziehen gemeint ist, aber wie dem auch sei: ich würde es vermutlich gar nicht merken, in was für einem Öl sie gebrutzelt werden.
Du könntest wahrscheinlich von Glück reden, wenn Du noch bis aufs Klo kämest ... :lol:

Im übrigen ist es eben eine andere Form von Elitarismus, wenn man sich auf sein Proletarier-sein kapriziert ... Bertolt Brecht, damals schon in Ost-Berlin, soll mal gefragt worden sein: "Wo lassen Sie Ihre Proletarier-Uniform schneidern?" :wink:
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rodger
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Beitrag von rodger »

Achgottachgott ...

Hab' ich gesagt ich sei Proletarier ?

Ich seh' schon, nicht mal mehr die halbwegs G'scheiten können differenzieren ...

:roll:
Sandhofer
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Beitrag von Sandhofer »

"Ich habe mich beschmutzt!" - Wolfgang Hohlbein. :D
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rodger
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Beitrag von rodger »

Das sagt mir nun leider gar nichts, da ich von dem Mann zwar gehört, aber noch nichts gelesen habe. Und Googeln hilft auch nichts. Na denn, dann geht das mit dem vorzüglichen gegenseitigen Verständnis auf beiden Seiten halt nach gutem Brauch und alter Sitt' weiter wie bisher ...

:lol:

Mit dem Feinempfinden, die einen haben es bei Sprache und Literatur, die anderen bei Essen, Trinken, Kleidung und Wohnungseinrichtung. Da fällt mir wieder "Martin Eden" ein ...

(aber schon richtig, man kann das eine tun und das andere nicht lassen. Ich hör' wenigstens zu ...)

:wink:
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