Karl Mays Einsamkeit

Gast

Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von Gast »

Angeregt durch einige Beiträge Rüdigers - die ich übrigens mit großem und ernsthaften Interesse lese - über die generelle Einsamkeit Karl Mays haben mich veranlasst, den 1. Aufenthalt des Autors in Kairo und seine Lebensgewohnheiten allenthalben näher zu beleuchten.

In der Tat war der gesamte 1. Reiseabschnitt Mays 1899 von gewaltigen Wandlungen und neuen Erkenntissen Karl Mays geprägt - und von Einsamkeit, die jedoch nicht unbedingt im Naturuell Mays gelegen haben muß.

Karl May reist zum 1. Mal ohne seine geliebte Emma - wie problematisch der 2. Reiseabschnitt 1900 mit ihr werden würde - kann May noch nicht wissen, nicht einmal erahnen.
Zumindest ist erwiesen, daß die Reisen mit Emma in den Jahren zuvor recht unproblematisch waren. Aber nun hier in Kairo ganz alleine ohne Emma macht sich schon die Einsamkeit breit - die ich umso mehr nachzuvollziehen weiss, wenn ich selbst alleine ohne meine Frau unterwegs bin und mich dann recht einsam fühle.

Mir ist Karl May - wenn ich mich intensiv mit seiner Biografie befasse - als ein Mensch bekannt, der durchaus Geselligkeit zu schätzen wußte. Gewiß gab es durch seine trüben Erfahrungen der Jahre bis 1874 eine gewisse Zurückhaltung und Schüchternheit, die aber keineswegs als die eines einsamen Menschen zu betrachten sind.

Sein Bekannten- und Freundeskreis war auch wesentlich größer, als es Rüdiger vermittelt und es muß festgehalten werden, daß Karl May ein durchaus offenes Haus führte. Man denke nur an die vielen Gäste in der "Villa Shatterhand" die Karl May schon manchmal genervt haben dürften. Ein Karl May - wie ihn Rüdiger schildert - hätte jedoch niemand ins Haus gelassen.

Mein Eindruck ist abschließend vielmehr, daß May Geselligkeit und Freundschaften durchaus schätzte, daran ändert auch nichts die Tatsache, daß er so mancher Freundin Emmas reserviert und ablehnend gegenüberstand.

Viele Grüße
Kurt
Gast

Beitrag von Gast »

In diesem Zusammenhang mal eine Frage, die ich mir selbst schon öfters gestellt habe: Kannte May so etwas wie wirkliche Freundschaft? War beispielsweise Richard Plöhn ein Freund oder eher ein Bewunderer? War May überhaupt in der Lage, eine wirkliche Freundschaft zu pflegen, zu der ja auch gehört, daß man Kritik ertragen kann?

Grüße ins Wochenende

Rolf
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Rolf,

zieht man die Freundschaft zwischen Karl May und Sascha Schneider zu Rate, dann könnte man zu der Annahme neigen, daß May keine wirkliche Freundschaften pflegen konnte, denn die Kritik Schneiders an seinem "Babel & Bibel" - ach, es war nicht mal richtige Kritik - kühlte die "Freundschaft" geradezu ab, war eigentlich beendet.

Und die Freundschaft mit Richard Plöhn? Die Mays und die Plöhns lernten sich kennen, noch bevor Karl May der berühmte Autor wurde. Ich nehme an, da war schon etwas mehr als nur Bewunderung. Zumindest hat der gute Charley Klara Plöhn von Anfang an bewundert. :lol:

Aber ich denke, Rolf, Du erwartest auch wieder mal zu viel von den Menschen, setzt die Latte der wahren Freundschaft recht hoch an.

Viele Grüße
Kurt
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Kurt!

Ich lege die Latte der wahren Freundschaft in der Tat recht hoch. (Und Arno Schmidt hätte - besonders in Bezug auf Karl May - seine helle Freude an dieser Formulierung.) Immerhin ist das Freundschaftsbild in Mays Werk ja auch ein ziemlich hehres. Die Frage ist, schreibt May aus eigenem Erleben (was ich eher bezweifle), oder sind diese Freundschaften (Winnetou/Shatterhand, Droll/Frank, Kara Ben Nemsi/Halef etc.) reine Wunscherfüllung.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Nicht nur Arno Schmidt freut sich, Tusch und Hallamarsch. :lol: :!:
Aber eigentlich wollt' ich doch ganz ernst schreiben, also:

Ob auf dem Marktplatz, in Kairo oder auch in der Fußgängerzone, auch in sogenannten geselligen Runden kann man sich gut und gern mutterseelenallein fühlen, wenn einen die Mitmenschen einfach nur maßlos langweilen, selbst wenn sie lieb und nett sind und einem nichts getan haben, ich hab’s heut’ grad’ wieder erleben müssen, und Karl May wird es ähnlich ergangen sein, warum verbringt man denn wohl nahezu sein ganzes Leben allein am Schreibtisch. Er war doch froh, wenn er dem Gesabbel und Getue entweichen und sich in seine Welt zurückziehen konnte. Und diese Einsamkeit hat nichts trauriges an sich, sie kann auch sehr genossen werden.

Noch einige Stellen aus „Mein Leben und Streben“:

Ich aber fühlte mich einsam, einsam wie immer. Denn auch im ganzen Orte gab es keinen einzigen Menschen, der mich hätte verstehen wollen oder gar verstehen können. Und diese Einsamkeit war mir, grad mir, dem innerlich so schwer Angefochtenen, im höchsten Grade gefährlich. Nichts war mir nötiger als verständnisvolle Geselligkeit. Aber ich stand, wenn auch nicht äußerlich, so doch innerlich stets allein und war also den Gestalten, die mich bezwingen wollten, fast unausgesetzt und schutzlos preisgegeben.
[Karl Mays Werke: Mein Leben und Streben, S. 209. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 70833 (vgl. KMW-VI.3, S. 160-161)]

Er sah mein Ringen, mein angestrengtes Arbeiten, oft dreimal wöchentlich die ganze Nacht hindurch, keine helfende Hand, kein warmer Blick, kein aufmunterndes Wort; ich stand innerlich allein, allein, allein, wie stets und allezeit.
[Karl Mays Werke: Mein Leben und Streben, S. 315. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 70939 (vgl. KMW-VI.3, S. 244)]

Ich bin nicht mehr so fürchterlich allein. Ich habe nicht mehr immer nur aus mir selbst herauszuschöpfen, sondern es hat sich mir ein köstlich reiches seelisches Leben zugesellt, durch dessen Einfluß sich Alles, was in mir zum guten Ziele führt, verdoppelt.
[Karl Mays Werke: Mein Leben und Streben, S. 405. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 71029 (vgl. KMW-VI.3, S. 313)]
Jutta Laroche
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Beitrag von Jutta Laroche »

Hallo, zusammen!

Also, ich glaube, dass Karl May zum Zeitpunkt seiner Orientreise reichlich desillusioniert von seinem Leben mit Emma war. Ganz sicher suchte er Gesellschaft, aber Gesellschaft, die ihm geistig gab, wonach er sich sehnte. Ebenso wie Freundschaft. Ich schätze ihn so ein, dass er lieber allein blieb mit seinem hohen Anspruch an Partnerschaft, Freundschaft, Kunst, Geschichte und den Bildern seiner Phantasie, als dass er sich hohlem Geplauder ausliefern wollte angesichts eines Traumes, den er sich erfüllte – den Orient zu sehen. Die Zitate Rüdigers aus Mays Autobiographie bestätigen das. Er suchte verzweifelt nach geistiger Verwandtschaft. Das, glaube ich, hat ihn sein Leben lang begleitet. Ich bin auch überzeugt davon, dass selbst Klara - obwohl mehr als Emma - ihm dennoch nicht ganz das geben konnte, was er brauchte. Auch Freunde, die ihn wirklich vestanden, hat er wahrscheinlich nie gefunden - trotz eines großen Bekanntenkreises. Und darin lag seine ganz persönliche Tragik.

Gruß - Jutta
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Wolfgang Sämmer
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Beitrag von Wolfgang Sämmer »

Hallo zusammen!

Wir sollten bedenken, daß Karl May die meiste Zeit seines Lebens damit beschäftigt war, zu schreiben, zu schreiben und immer wieder zu schreiben. Und um schreiben zu können, brauchte er die Einsamkeit. Was die vielen Besucher in der "Villa Shatterhand" angeht, so empfand ihr Besitzer viele (sicherlich nicht alle) als störend. So schrieb er am 1.10.1898 seinem Verleger Fehsenfeld:
Wie Sie aus meinen Karten ersehen haben, war ich nicht daheim sondern wegen den lästigen, täglichen Leserbesuchen nach dem einsamen Orte geflohen, um ungestört an Band 25 "Am Jenseits" arbeiten zu können. (Karl May: Am Jenseits. Reprint der ersten Buchausgabe 1899. Karl-May-Verlag, Bamberg 1984, S. N15)
Ich bin der Ansicht, daß Karl May zeit seines Lebens ein zutiefst einsamer Mensch gewesen ist. Auch Emma, mit der er immerhin über Jahre hinweg zusammen war, konnte ihm das Gefühl der Einsamkeit nicht nehmen:
Ich arbeitete damals mehr als fleißig, oft wöchentlich zwei oder drei Nächte hindurch. Sie aber bekümmerte sich nicht im geringsten um diese meine Arbeiten und lebte genau so, wie sie in Hohenstein bei ihrem Großvater gelebt hatte. Damals war er der Einsame gewesen; jetzt war ich es. (Karl May: An die 4. Strafkammer des königl. Landgerichtes III in Berlin. Karl-May-Verlag, Bamberg 1982, S. 67)
So ist es geblieben über die Jahre hinweg, so daß Karl May am Ende seines Lebens in seiner Autobiographie den Satz schreiben konnte:
Ich stand innerlich allein, allein, allein, wie stets und allezeit.
Ein Satz, der mich seit jeher tief berührt hat und aus dem der wahre Künstler spricht. Denn ist es nicht das Los jedes wahren Künstlers, einsam zu sein?

Freundliche Grüße
Wolfgang Sämmer
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rodger
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Beitrag von rodger »

Ich stand innerlich allein, allein, allein, wie stets und allezeit.
Ja, das ist einer jener Sätze, die auch mich nicht loslassen. Auch wenn es mir mittlerweile anders geht, wie es auch May im letzten Lebensjahrzehnt anders ging.

Aber das ist ein Kernsatz zu Karl May. Und das ist wohl einer der Gründe, ein ganz wesentlicher, warum es mich immer zu ihm hingezogen hat.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Und dabei konnte der Mann so herrlich albern sein, ich lese gerade den „Oelprinzen“ in der Originalfassung, erst das emotional eskalierende Streitgespräch zwischen dem Kantor emeritus und dem Hobble-Frank, das mich ganz heftig an gewisse Auseinandersetzungen zwischen einem von wissenschaftlichem Denken geprägten und einem „intuitiven Chaoten“ in einem Forum denken ließ, dann die bizarre Ochsenfrosch-Geschichte, höherer Blödsinn über Dutzende von Seiten, herrlich. Man hat alles in sich. Es schadet nichts, einsam zu sein.
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Wolfgang Sämmer
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Beitrag von Wolfgang Sämmer »

Hallo Rodger!
Ich stand innerlich allein, allein, allein, wie stets und allezeit.
Ihre Einschätzung, das sei ein "Kernsatz zu Karl May" teile ich. Auch für mich steht es fest, daß Karl May, gerade weil er solch einen Satz niederschreiben konnte, auf seine Leser diese immense Faszination ausgeübt hat und heute immer noch ausübt. Ich selbst habe ja schon bemerkt, wie tief mich dieser Satz beeindruckt hat. -
Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie allerdings der Meinung, daß May in seinem letzten Lebensjahrzehnt gar nicht mehr so allein gewesen sei. Diese Ansicht teile ich allerdings nicht. Gerade in den Jahren, als sein Alterswerk entstand, wurde die Kluft zwischen dem Schriftsteller, der neues Terrain erkundete, und den Lesern, die ihm dabei folgen konnten oder wollten, immer größer. Selbst eine so herausragende Künstlerpersönlichkeit wie Sascha Schneider wollte es nicht. Mußte Karl May angesichts dessen nicht erst recht das Gefühl bekommen, unverstanden, also einsam zu sein?

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Sämmer

PS:
Es schadet nichts, einsam zu sein.
Diesen Satz von Ihnen würde ich allerdings sofort unterschreiben.
Gast

Beitrag von Gast »

Wer einsam ist, der hat es gut,
weil niemand da - der ihm was tut. (Wilhelm Busch)

Kein gutes Sprichwort. Was hat man Karl May alles angetan!

Viele Grüße
Kurt
Sandhofer
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Busch

Beitrag von Sandhofer »

Hallo zusammen!
Kurt Altherr hat geschrieben:Wer einsam ist, der hat es gut,
weil niemand da - der ihm was tut. (Wilhelm Busch)
Kein gutes Sprichwort.
Wobei Busch sehr genau wusste, wovon er sprach. Auch einer der grossen Einsamen der deutschen Literatur. Auch einer, der - zu Unrecht! - in die Kinderbuchecke gedrückt worden ist ...

Grüsse

Sandhofer
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rodger
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Beitrag von rodger »

Hallo Herr Sämmer,

ich war drei Tage in Sachsen unterwegs zu Karl May Stätten und Freilichtbühnen (werde darüber noch berichten) und kann daher Ihren Beitrag erst jetzt beantworten.

Mein Satz zu Karl Mays letztem Lebensjahrzehnt bezog sich auf das Zusammenfinden mit Klara. Ohne sie hätte er sein Läuterungs-Höllenfeuer wohl nicht so lange durchgestanden.

Natürlich gibt es mit Recht auch sehr kritische Stimmen zu dieser Frau, so ist sie ja unter anderem mit schuld an der unseligen Bearbeiterei. Aber da mein Herz für Karl May schlägt und sie ihm zu Lebzeiten außerordentlich viel bedeutet hat, hat auch sie einen Bonus bei mir.

Mit besten Grüßen

Rüdiger Wick
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Wolfgang Sämmer
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Beitrag von Wolfgang Sämmer »

Hallo Herr Wick!

"Ohne sie hätte er sein Läuterungs-Höllenfeuer wohl nicht so lange durchgestanden." Das ist sicher richtig. Richtig ist aber auch, daß Karl May durch Klara an den Rechtsanwalt Rudolf Bernstein geraten ist. Bernstein, so Hans Wollschläger, war "der Regisseur, der eigentliche, des ganzen Satyrspiels, der seinen Klienten von Klage zu Klage hetzt - übel bestärkt von Klara Plöhn, die ihn ins Haus gebracht hat und mit seiner Frau Emmy befreundet ist" (Hans Wollschläger: Karl May. Grundriß eines gebrochenen Lebens. Zürich 1977, S. 113). Zu der Prozessierfreudigkeit Karl Mays, die den Schriftsteller so tief in den Prozeßdschungel führte, daß er am Ende nicht wieder herausfand, trug also auch Klara eine gehörige Portion bei...
Daß Klara ihr (=Emma) an Pekala-Eigenschaften wahrlich in nichts nachstand, wird er auch irgendwo, in einem Winkel seines Gewissens, gewußt haben; aber wie immer sie, mit mausgrau durchtriebener Schläue und triebhaft primitiv, jetzt und später ihre Pläne durchsetzte, sie erreichte, daß May im letzten Altersjahrzehnt die Gefährtin zuteil wurde, nach der ihn verlangte: eine ihm anscheinend blind ergebene, scheinbar passive Helferin, die ihm alles bestätigte, was sonst kein Echo mehr fand. (Hans Wollschläger: Karl May. Grundriß eines gebrochenen Lebens. Zürich 1977, S. 123)
Mit besten Grüßen
Wolfgang Sämmer
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rodger
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Beitrag von rodger »

Hallo miteinander,

in einigen mehr oder wenigen privaten Mails hatte ich es heute mit dem Thema Einsamkeit bzw. freiwilliger und bewusster Rückzug von den Menschen zu tun. Da fiel mir dieser Thread wieder ein, sowie ein schöner Schopenhauer-Text, den ich gerne hierhersetze. Ging es doch hier darum, dass Karl May oft und durchaus auch sehr gern allein war, und der folgende Text (es handelt sich um das wohl allgemein bekannte Stachelschwein-Gleichnis sowie einen Kommentar dazu) erklärt hübsch, wie es ihm damit gegangen sein dürfte:

Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich, an einem kalten Wintertage, recht nahe zusammen, um, durch die gegenseitige Wärme, sich vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln; welches sie dann wieder voneinander entfernte. Wenn nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel; so daß sie zwischen beiden Leiden hin- und hergeworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.

So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu: "Keep your distance" - Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden. Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen.
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