Dr. E.A. Schmid zum 120. Geburtstag

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Gast

Dr. E.A. Schmid zum 120. Geburtstag

Beitrag von Gast »

Am 29. August 2004 gilt es einem Mann zu gedenken, dem es zu verdanken ist, daß Karl May noch heute gelesen wird, dessen Verdienste um den Autor und sein Werk unbestritten und nicht hoch genug eingeschätzt werden können.

Euchar Albrecht Schmid wurde am 29. August 1884 in Gemünden am Main geboren und am 1. Juli 1913 Mitbegründer des Karl-May-Verlages dessen Geschicke er mit großem Erfolg über schwierigste Zeiten hinweg leitete.

"Sie sollten mein Verleger werden", hatte 1911 Karl May zu Dr. E.A. Schmid bei einer Begegnung in Stuttgart gesagt und er wurde es. Eine Erfolgsstory - wie wir heute sagen - nahm ihren Lauf.
Eigentlich wäre es an der Zeit diesem großen Mann und seinem Werk mit einer umfassenden Biografie zu gedenken und ich würde mir es sehr wünschen, wenn ich in 5 Jahren zum 125. Geburtstag von Dr. Schmid diese Biografie in Händen halten könnte.
Viel zu früh verstarb Dr. E.A. Schmid am 15. Juli 1951 in Bad Liebenstein in Thüringen.

Lothar Schmid schrieb: "Denke ich an meinen Vater Dr. Euchar Albrecht Schmid zurück, den Mitbegründer des Karl-May-Verlages in Radebeul, empfinde ich immer stärkere Hochachtung für die überragende Größe und Bedeutung seines Lebenswerkes" (Der geschliffene Diamant S. 6).

Persönlich möchte ich hinzufügen, daß ich dem Karl-May-Verlag viele schöne Lesestunden verdanke, die mir unvergesslich bleiben werden. Daher gilt an dieser Stelle mein Dank Dr. E.A. Schmid und seinen Nachfolgern, die mir - auch heute noch - dieses Lesevergnügen immer wieder bereiten.

Viele Grüße
Kurt Altherr
Zuletzt geändert von Gast am 28.8.2004, 19:59, insgesamt 1-mal geändert.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Zu ganz anderen Ansichten über den Mann gelangt zu Recht Hans Wollschläger in seinem Text „Weltreisen – Glanz und Elend einer biographischen Legende“, enthalten in „Karl May“, nur in der Ausgabe des Verlags der Kunst Dresden, S. 347 ff. Das Buch ist – noch – im Tradingpost Online Shop des Karl May Museums erhältlich.

Leseprobe:

„Sich in Unwissenheit einig zu sein, ist unter Menschen zwangsläufig einfacher als das Gegenteil; wer von Mehrheiten lebt, wertet das aus. Das Glück des Guten Munkelns, gedeihend nur in jener Finsternis, die als Lichtblick allenfalls den Schönen Schein zulässt, hat die Erhellung von Mays Leben behindert wie kaum in einem anderen Fall der Literaturgeschichte, den Nietzsches vielleicht ausgenommen; dass er als Millionen umschlingendes Massen-Idol benutzbar werde, war das Ziel. Das Mittel war: die Unwissenheit mit Sorgfalt zu hegen, […] Mit den Hegern und Pflegern des so aufgefassten Erbes muß sich heute, so freundlich schweigend er die bloß Blinden auch übergehen darf, bedauerlicherweise jeder beschäftigen, der zu einem wahren, erhellten Bild Karl Mays gelangen will.“

Helmut Schmiedt schreibt über diesen Text Wollschlägers (im Jahrbuch der KMG von 1991 im Literaturbericht):

Unpubliziert war bisher ein Aufsatz »"Weltreisen". Glanz und Elend einer biographischen Legende« aus dem Jahr 1971, der seinen Inhalt und seine Tendenz bereits im Titel deutlich zu erkennen gibt. Wollschläger hebt hier vor allem die unrühmliche Rolle hervor, die Euchar Albrecht Schmid bei dem Versuch gespielt hat, May gegen das Zeugnis aller zuverlässigen Dokumente zu einem veritablen Globetrotter zu stilisieren, stellt also ein weiteres Mal die Arbeit des Karl-May-Verlags an den Pranger. Das Fazit, das er zu den meisten Veröffentlichungen des Verlags formuliert, würde er speziell wohl auch auf die Darstellung der angeblichen Weltreisen Mays bezogen wissen wollen: »unedle Einfalt und kommerzielle Schläue grinsen darin um die Wette«.
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Rüdiger,

statt eigener Argumente hast Du leider wieder nur Zitate von Hans Wollschläger und Helmut Schmiedt präsentiert. Das ist einfach zu wenig, um Dr. E. A. Schmid zu würdigen, woran dir sicherlich auch nicht gelegen ist.

Gerade Helmut Schmiedt ist zudem wohl kaum der geeignete Mann, ein faires Bild über Dr. E.A. Schmid und dem KMV zu zeichnen. Seine diesbezüglichen Auffassungen sind hinreichend bekannt.

Es ist immer wieder das gleiche Lied, daß es die KMG mit ihren Textpuristen nicht schafft, mit dem KMV kultivierte Umgangsformen zu finden. Schade eigentlich.

Viele Grüße
Kurt
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rodger
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Beitrag von rodger »

Hallo Kurt,

ganz bewusst habe ich auf eigene Argumente verzichtet, muß man hier doch immer mal wieder mit einer „gelben Karte“ rechnen (und die Zeilen, die schon geschrieben waren, wären dafür prädestiniert gewesen). Ich lasse den Herren Schmiedt und Wollschläger auch gerne den Vortritt, schöner kann man kaum formulieren.

Gerade Schmiedt empfinde ich als ganz entspannt und objektiv.

Ich habe nichts gegen kultivierte Umgangsformen. Wenn sie aber dazu dienen sollen, zu verschleiern, zu beschönigen und schönzureden, dann habe ich mit ihnen nichts am Hut.

Und ich finde den Dr. E.A. und das, was er gemacht hat, nun mal, wirklich, ganz ohne ironischen Unterton und Polemik, schlicht und einfach schrecklich. Und dass man sein Tun und Treiben immer noch schönredet und zu rechtfertigen versucht, ebenfalls.

Beste Grüße

Rüdiger
Sandhofer
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Re: Dr. E.A. Schmid zum 120. Geburtstag

Beitrag von Sandhofer »

Hallo zusammen!

Es ist immer so eine Sache, einer einzigen Person Schuld oder Verdienst an bzw. für etwas anzuhängen. Keiner ist ein Engel, keiner ein Teufel. So auch bei E.A. Schmid.
Kurt Altherr hat geschrieben:Am 29. August 2004 gilt es einem Mann zu gedenken, dem es zu verdanken ist, daß Karl May noch heute gelesen wird, dessen Verdienste um den Autor und sein Werk unbestritten und nicht hoch genug eingeschätzt werden können.
Aus solchen Statements schliesse ich dann jeweils, dass sich offenbar Karl May und seine Qualität nicht von alleine durchgesetzt hätten. (Eine merkwürdig geringe Idee von Mays Qualität, wenn man mich fragt.) Tatsache ist: Wir wissen nicht, was geschehen wäre, wenn kein Schmid und kein Karl-May-Verlag existiert hätten. Dass E. A. Schmids Verdienste durchaus bestritten sind und werden, zeigte ja schon die Antwort des nächsten Tages ...
Kurt Altherr hat geschrieben:Dr. E.A. Schmid wurde am 29. August 1884 in Gemünden am Main geboren und am 1. Juli 1913 Mitbegründer des Karl-May-Verlages dessen Geschicke er mit großem Erfolg über schwierigste Zeiten hinweg leitete.
Nun ja, als "Doktor" Schmid wurde er wohl kaum geboren ... E. A. Schmid war imho ein typischer Vertreter des Mittelstandes. Sein Geschmack, seine Fähigkeiten - alles deutet darauf hin. Er schätzte (wie so viele damals in Deutschland!) Sudermann und war kein übler Kaufmann. Er war m.W. Doktor der Jurisprudenz; heute hätte er wohl BWL studiert ... Sein grösstes Verdienst ist m.M. der passive Widerstand, den er einer Vereinnahmung Mays durch die Nazi-Ideologie entgegensetzte.
Kurt Altherr hat geschrieben:"Sie sollten mein Verleger werden", hatte 1911 Karl May zu Dr. E.A. Schmid bei einer Begegnung in Stuttgart gesagt [...]
Meines Wissens haben wir als einzige Quelle dieser Aussage - E. A. Schmid selber. Und wiederum meines Wissens erscheint diese Erinnerung zum ersten Mal 2 oder 3 Jahrzehnte nach Mays Tod in der Öffentlichkeit. Nun weiss jeder Kriminalbeamte, was Zeugenaussagen wert sind, selbst unmittelbar nach einem Ereignis, geschweige denn Jahrzehnte später. Nicht, weil Zeugen lügen würden ...
Kurt Altherr hat geschrieben:Eigentlich wäre es an der Zeit diesem großen Mann und seinem Werk mit einer umfassenden Biografie zu gedenken und ich würde mir es sehr wünschen, wenn ich in 5 Jahren zum 125. Geburtstag von Dr. Schmid diese Biografie in Händen halten könnte.
Es müsste aber eine möglichst ehrliche, offene Biografie sein.

Grüsse

Sandhofer
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