Am Jenseits

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rodger
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Beitrag von rodger »

Kurt Altherr hat geschrieben: Natürlich ist "In Mekka" keine Fortsetzung von Karl Mays "Am Jenseits" sondern wurde von Franz Kandolf 1922 eher lustlos zusammengeschustert.

Dieses Buch von Kandolf als Band 50 der "Gesammelten Werke" zu präsentieren ist schon eine ganz schöne Dreistigkeit des Karl-May-Verlages.
Aber, aber ... Nichts gegen "In Mekka". Gefällt mir. Ehrlich.

Bleib doch auch mal fair.

:wink:
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rodger
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Beitrag von rodger »

Werner Fleischer hat geschrieben: Ich denke May war vom Spiritismus sehr fasziniert, war sich aber auch bewußt wie seine Umwelt und seine Lesern diesen Dingen gegenüberstanden. Glauben Sie ernsthaft, daß Karl May es sich leisten konnte in den Unionsbänden seine Leidenschaft für den Spiritismus niederzuschreiben?

Ich nicht!
Fasziniert sein, in welchem Ausmaß auch immer, ist nicht gleich Leidenschaft. (Über das Wort Faszinosum ist seinerzeit schon der Herr Jenninger gestolpert, weil man nicht kapiert hat oder nicht kapieren wollte wie sein Redenschreiber und er das gemeint hatten). Das ist halt immer diese Schwarzweißmalerei.
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Lieber Herr Fleischer,

ich meine, dass Sie in Ihrem Eintrag (21.43 Uhr) zu sehr an der äußeren Handlung kleben. ›Und Friede auf Erden!‹ ist INSOFERN die Fortsetzung von ›Am Jenseits‹, als in beiden Romanen dieselben psychischen Energien zur Wirkung kommen und im ›Friede‹-Roman die METAPHYSISCHE Thematik des ›Jenseits‹-Buches weitergeführt wird.

Hoffentlich, lieber Herr Fleischer, steinigen Sie mich nicht, wenn ich ganz ungeschminkt sage: Die von Ihnen angesprochenen Handlungselemente (die ich als nebensächliche Äußerlichkeiten empfinde) haben mich noch nie so recht interessiert. Da die fiktionale Handlung ohnehin nur erfunden ist, spielt es für mich keine besondere Rolle, ob die Helden jemals nach Mekka kommen oder nicht. Einen Film, der solche Sachen zeigt, würde ich mir nicht anschauen.
Werner Fleischer

Beitrag von Werner Fleischer »

Ich gehe allerdings davon aus, daß die Leser denen die äußere Handlung gefällt ein Recht darauf haben zu erfahren wie sie endet. Natürlich können wir es auch mit Müller Junior nehmen, der einmal äußerte, "Die besten Geschichten finden im Kopf statt".

Roger ich mag die Dessauergeschichten, daß Problem ist nur ich habe sie noch nie alle gelesen, kennst du eine, kennst du im Grunde alle. Die Handlungselemente wiederholen sich hier wesentlich schneller wie bei großen Romanen Karl Mays. Aber sei beruhig auch be Perry Rhodan wird auf vergangenes zurückgegriffen.
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rodger
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Beitrag von rodger »

(Den Gag daß ich den letzten Satz (tatsächlich) zuerst gelesen habe und irrtümlich erstmal einen anderen Bezug vermutete, lasse ich mal weg, obwohl es mir schwerfällt; dazu (zu dem vermuteten Bezug) hat übrigens Kardinal Lehmann, ein sehr interessanter Mann, seinerzeit mal Bemerkenswertes gesagt)
dieselben psychischen Energien zur Wirkung kommen und im ›Friede‹-Roman die METAPHYSISCHE Thematik des ›Jenseits‹-Buches weitergeführt wird
Sehr schön, Ja.
Die von Ihnen angesprochenen Handlungselemente (die ich als nebensächliche Äußerlichkeiten empfinde) haben mich noch nie so recht interessiert. Da die fiktionale Handlung ohnehin nur erfunden ist, spielt es für mich keine besondere Rolle, ob die Helden jemals nach Mekka kommen oder nicht.
Geht mir ganz genau so.

(Jetzt werden sie bald wieder schreiben daß das hier eine gegenseitige Selbstbeweihräucherung oder -sonstwas ist, ich hör's schon, da muß man durch)

:wink:
Zuletzt geändert von rodger am 4.1.2008, 22:52, insgesamt 2-mal geändert.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Werner Fleischer hat geschrieben: Ich gehe allerdings davon aus, daß die Leser denen die äußere Handlung gefällt ein Recht darauf haben zu erfahren wie sie endet. Natürlich können wir es auch mit Müller Junior nehmen, der einmal äußerte, "Die besten Geschichten finden im Kopf statt".

Roger ich mag die Dessauergeschichten, daß Problem ist nur ich habe sie noch nie alle gelesen, kennst du eine, kennst du im Grunde alle. Die Handlungselemente wiederholen sich hier wesentlich schneller wie bei großen Romanen Karl Mays. Aber sei beruhig auch be Perry Rhodan wird auf vergangenes zurückgegriffen.
Recht auf Handlungs-Auflösung, oijoijoi ... Beckett wäre dann vermutlich auch nichts für Dich ... (ein Berliner Politiker soll seinerzeit bei der Berliner Erstaufführung laut gefragt haben, ob dett jetzt Godot sei, als der Regisseur sich beim Schlußapplaus verbeugte ...)

Wer ist Müller Junior ? Kenn' ich nicht, aber der Mann hat Recht ...

Jetzt bin ich aber enttäuscht was Perry Rhodan betrifft. Ich dachte immer in jedem der ca. siebentausendfünfhundertdreiundsiebzig Hefte stünde eine ganz neue Geschichte, etwas noch nie dagewesenes ...

:wink:
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Lieber Herr Wick,

die von Ihnen angesprochenen Phänomene (Sprechen mit zwei Stimmen, Erzählen von Wesen, die normalerweise nicht zu hören und zu sehen sind) sind durchaus ernst zu nehmen. In der heutigen Parapsychologie werden sie beschrieben, in der modernen Psychiatrie werden sie (manchmal erfolgreich) therapiert. Aber mit dem spiritistischen Quatsch haben diese Dinge – ich sage es zum 124./125. Mal – doch gar nichts zu tun.

Das zielgerichtete Gehen bei gleichzeitiger Blindheit ist ebenfalls nichts Spiritistisches. Ich denke, das sollten wir bildhaft-symbolisch verstehen. Vielleicht meint May auch sich selbst: Einerseits war er in mancher Hinsicht ›blind‹, andrerseits aber vermochte er sehr zielgerichtet zu agieren.

PS: Jetzt probier ich's wieder mit dem Smilie: :lol:
Werner Fleischer

Beitrag von Werner Fleischer »

Siehst du - du solltest anfangen zu lesen, am besten besorgst du dir die E-Books des Verlags, da bekommst du die unbearbeitete - für wissenschaftliche Zwecke sehr wertvolle - Erste Auflage.

Ich werde am Montag direkt einmal Klaus Bollhöfener anrufen, daß er dir ein Abo verkauft, am besten nimmst du direkt alles - etwas neues braucht der Mensch.

Das mit dem Besuchen einer spiritistischen Sitzung erinnert mich an Bill Clinton. Der hat doch auch nur einmal an einer Haschischzigarrette gezogen aber nicht inhaliert. Also wenn Bill soetwas darf, warum soll Karl nicht aus Langeweile eine Sitzung besuchen.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Überall Gleichnisse ...

:lol:

(das ist ja wirklich verwirrend ... Zigarette, Zigarre, .. Nein, das war wieder was anderes)

Geh mir los mit dem Abo, auch wenn's nett gemeint ist

:wink:
die von Ihnen angesprochenen Phänomene (Sprechen mit zwei Stimmen, Erzählen von Wesen, die normalerweise nicht zu hören und zu sehen sind) sind durchaus ernst zu nehmen. In der heutigen Parapsychologie werden sie beschrieben, in der modernen Psychiatrie werden sie (manchmal erfolgreich) therapiert.
Das bezweifle ich nicht und dachte es mir durchaus.
Aber mit dem spiritistischen Quatsch haben diese Dinge – ich sage es zum 124./125. Mal – doch gar nichts zu tun.
Und das ist eben der Punkt den ich nach wie vor nicht verstehe. Ich meine halt auch daß man nicht alles immer so fein säuberlich voneinander abgrenzen kann, die Grenzen sind fließend (zum wievielten Mal ?)

:wink:
Das zielgerichtete Gehen bei gleichzeitiger Blindheit ist ebenfalls nichts Spiritistisches. Ich denke, das sollten wir bildhaft-symbolisch verstehen. Vielleicht meint May auch sich selbst: Einerseits war er in mancher Hinsicht ›blind‹, andrerseits aber vermochte er sehr zielgerichtet zu agieren
Klar. Aber es gibt bekanntlich (hatten wir hier auch schon, gedrehtes Prisma usw.) immer verschiedene Interpretationsmöglichkeiten, die sich gegenseitig nicht ausschließen müssen. Das kennen wir doch aus dem "Silberlöwen", der Pedehr z.B. ist zwar Fehsenfeld, aber nicht durchgehend und nicht ausschließlich, es gibt mehrere Ebenen, und die fließen auch noch manchmal ineinander ... Also, m.E. ist das Bild mit dem blinden & zielgerichteten Gehen vom Spiritismus bzw. Beschäftigung mit solchen Dingen beeinflußt, kann aber gleichzeitig auch noch etwas anderes bedeuten.
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Ich kapituliere. Für heute. Denn ich möchte jetzt noch ein Telefongespräch führen und dann ins Bett gehen.

Die Sache ist noch immer nicht ausdiskutiert. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag. :wink:
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Da wollte ich doch eigentlich den Mund halten

1)Herr Wohlgschaft fuer mich ist jede Religion organisierter Humbug und jede Metaphysik oder Parapsychology Aberglauben und dazwischen sind die Grenzen fliessend,ich kenne ein paar Grautoene.

2)"die von Ihnen angesprochenen Phänomene (Sprechen mit zwei Stimmen, Erzählen von Wesen, die normalerweise nicht zu hören und zu sehen sind) sind durchaus ernst zu nehmen. In der heutigen Parapsychologie werden sie beschrieben, in der modernen Psychiatrie werden sie (manchmal erfolgreich) therapiert"

Hoert sich an wie Schizophrenia eine schwere Erkrankung,deren aktive Symptome meist sehr gut auf Medikamente ansprechen.

3)Nahe Tod Erfahrungen
Koerpereigene Drogen statt Goetter

4)Ehrabschneiderei
Ich fuerchte,da gab's nicht viel abzuschneiden.
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Zumindest in 2 Punkten stimmen rodger und ich überein: rodger hat nie behauptet, dass May ein gläubiger Spiritist gewesen sei; und ich habe nie behauptet, dass sich May für Spiritistisches nie interessiert hätte. Wo also ist das Problem? Worin unterscheiden sich unsere Ansichten?

Ich vermute, der Differenzpunkt liegt in der Sprachregelung, in der Begriffsbestimmung. Ich verwende, dem üblichen Sprachgebrauch entsprechend, das Wort ›Spiritismus‹ ausschließlich im Sinne der Geisterbeschwörungen, also des Herbeirufens von Verstorbenen, um von diesen irgendwelche Auskünfte zu bekommen (über meist sehr albernes Zeug). So etwas finde ich im Erzählwerk Karl Mays nirgendwo – abgesehen von etlichen Szenen in den Kolportageromanen und in den Reiseerzählungen; aber in diesen Szenen werden solche Geisterbeschwörungen vom Autor nicht nur nicht gutgeheißen, sondern mit sarkastischer Ironie ins Lächerliche gezogen (was ich als angemessen empfinde).

Roger nun aber, dies ist mein Eindruck, denkt bei ›Spiritismus‹ auch an parapsychologische Phänomene, wie sie im ›Jenseits‹-Band – sehr gekonnt – geschildert werden. Das Argument: Man könne das nicht so scharf voneinander trennen, es gebe da fließende Übergänge. Das mag in der Praxis ja durchaus so sein. In der Zeitschrift ›Psi im Alltag‹ z. B. (Heft 1 des Jahrgangs 2003 liegt mir vor) werden neben spiritistischem Humbug (ich bleibe bewusst bei dieser despektierlichen Wortwahl) auch übersinnliche Phänomene besprochen, die ich keineswegs für Humbug halte, sondern als hochinteressante (und bisher nicht hinreichend erklärbare) Tatsachen ansehe.

Damit die Sache nun ein bisschen konkreter wird, teile ich folgendes mit: In besagter Zeitschrift (Heft 1, S. 4-6) wird unter der Überschrift ›Klara May‹ sehr bedauert, dass »der Karl-May-Biograph Hermann Wohlgschaft« dem Spiritismus ablehnend gegenüberstehe. Dann wird sehr ausführlich aus der Erstfassung meiner Biographie zitiert. Anschließend wird, wie nicht anders zu erwarten, der Spiritismus als die wahre Heilslehre gepriesen. Und zuletzt wird – allen Ernstes!!!!!!! – die verstorbene Klara May interviewt und nach der Stichhaltigkeit meiner Spiritismuskritik gefragt. Klara antwortet sehr eingehend:

»Verehrte Damen, verehrte Herren, uns ist nun die Möglichkeit gegeben, ein Zeugnis für das Leben nach dem Tode zu geben. (…)« Was dann folgt, ist derart haarsträubender Unsinn, dass ich mir die Wiedergabe hier spare.

In derselben Zeitschrift, in anderen Artikeln, findet sich aber auch durchaus Vernünftiges. So gesehen, scheint es in der Tat fließende Übergänge zwischen Glaube und Aberglaube, Sinn und Unsinn zu geben.

Mit spiritistischem Gruß :wink:
HW
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rodger
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Beitrag von rodger »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben: Wo also ist das Problem? Worin unterscheiden sich unsere Ansichten?

So gesehen, scheint es in der Tat fließende Übergänge zwischen Glaube und Aberglaube, Sinn und Unsinn zu geben.
Das erinnert mich an eine köstliche Szene in einem abgelegenen bayerischen Gasthaus, wo eine eselsgeduldige Wirtin nach einem mehrminütigen teilweise grotesken Dialog mit einem Franzosen über offenen Wein (sie verstanden gegenseitig lange Zeit Bahnhof), als sie sich endlich gegenseitig verstanden hatten, mit den Worten "Jetzt sind mir boireinond mir zwoa" (keine Haftung für die Schreibweise, aber so ähnlich klang es; boireinond im Sinne von beieinander) unter herzlichem Gelächter des ganzen Lokals befriedigt hinter ihre Theke zurückkehrte.

Geht doch.

:wink:

Finde ich den Artikel (offenbar von hohem Unterhaltungswert) irgendwo im Netz oder Karl-May-Umfeld-Publikationen (mir ist so als hätte ich schon mal davon gehört) ?
JennyFlorstedt
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Beitrag von JennyFlorstedt »

Die Zeitschrift "Psi im Alltag" veröffentlichte in Heft 1/2003 (kommentierte) Auszüge aus der Biographie von Hermann Wohlgschaft zum Thema Spiritismus sowie ein aktuelles (!) Interview mit Klara May (via "Tonbandstimme" - eine Technik, die auf der Homepage des Vereins genau erläutert wird). Der gesamte Beitrag wurde in der Zeitschrift "Karl May in Leipzig" (Nr. 59; Dezember 2004) nachgedruckt.

(Auszug aus dem Karl-May-Wiki)
Täglich neues zu entdecken bei www.karl-may-wiki.de
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rodger
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Beitrag von rodger »

Danke.

Muß ich gleich mal nachgucken ob ich im Dezember 2004 schon Mitglied war und das Heft habe.

(Wo Du so nett reagierst verrat' ich's Dir doch: ich habe gestern Deine bezaubernde Tochter im Wagner-Forum als Salome besetzt)

:lol:
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