Wie heißt es doch bei Arno Schmidt: „Schon A. W. Schlegel mußte feststellen, wie es das Kismet Deutscher Dichtung wäre, daß die wahrhaft guten Schriftsteller unpopulär und die populären nicht gut seien.“ In diesem Zusammenhang interessant ist eine Äußerung, die Ernst Keil, lange bevor er die „Gartenlaube“ herausgab, in der Zeitschrift „Unser Planet“ hinterlassen hat:
Ernst Keil – diesem Namen begegnen wir auch in Karl Mays Autobiographie Mein Leben und Streben. Dort schildert der Autor, wie er als Sechzehnjähriger dem Herausgeber der „Gartenlaube“ eine Indianergeschichte angeboten habe. Nachdem er wochenlang vergeblich auf eine Reaktion gewartet hatte, verlangte der ungeduldige May sein Manuskript zurück:Wird ein Buch stark gelesen und spricht es a l l g e m e i n an, so kann das Buch unmöglich schlecht sein und wenn es täglich von Journalrecensenten herabgesetzt wird. Steht es hingegen Jahrelang im Fache, bestaubt und unberührt trotz aller Referate und Lobhudeleien der Tagesliteratur – das Buch ist schlecht und wenn es von einem Gott wäre. (Unser Planet. Blätter für Unterhaltung, Literatur, Kunst und Theater. Redigirt von Ernst Keil. Nr. 109. Juli 1843. S. 436)
Es kam. Dazu ein Brief von Ernst Keil selbst geschrieben, vier große Quartseiten lang. Ich war fern davon, dies so zu schätzen, wie es zu schätzen war. Er kanzelte mich zunächst ganz tüchtig herunter, so daß ich mich wirklich aufrichtig schämte, denn er zählte mir höchst gewissenhaft alle Missetaten auf, die ich, natürlich ohne es zu ahnen, in der Erzählung begangen hatte. Gegen den Schluß hin milderten sich die Vorwürfe, und am Ende reichte er mir, dem dummen Jungen, vergnügt die Hand und sagte mir, daß er nicht übermäßig entsetzt sein werde, wenn sich nach vier oder fünf Jahren wieder eine Indianergeschichte von mir bei ihm einstellen sollte. Er hat keine bekommen; aber daran trage nicht ich die Schuld, sondern die Verhältnisse gestatteten es nicht. Das war der erste literarische Erfolg, den ich zu verzeichnen habe. (Karl May: Mein Leben und Streben. Nachdruck der Ausgabe Freiburg i. Br. Olms-Presse, Hildesheim, New York 1975, S. 99f.)