Indianer / Duden
Verfasst: 29.3.2023, 0:18
Ein sehr guter Beitrag von Kerstin Schmäling vom TraumFänger Verlag, der hier mit ihrer Genehmigung vollständig zitiert wird:
Die Diskussion um das Wort "Indianer" wird immer dramatischer: Wir werden inzwischen als "rassistisch" eingestuft, weil in unseren Büchern dieses Wort noch vorkommt. Tatsächlich ist es so, dass wir aufgefordert werden, die Bücher zu überarbeiten und neu zu drucken. Dabei berufen sich Buchhändler, Schulen etc ... auf die Empfehlung des Duden. Wir haben nun folgende Mail an die Redaktion geschickt:
Sehr geehrte Redaktion,
im vorauseilenden Gehorsam haben Sie das Wort „Indianer“ als diskriminierend eingeschätzt – mit weitreichenden Folgen! Innerhalb kürzester Zeit wurden nun alle Bücher verdammt, die dieses Wort enthalten … und das gesamte Thema tabuisiert. Auf wessen Veranlassung hin? Wer hat je mit den Betroffenen darüber geredet?
Die Angelegenheit ist für uns als Verlag dramatisch … Wie soll man als Indianistik Verlag bestehen, wenn einem das Keyword Nummer 1 genommen wird? Außerdem sind wir zu klein, um alle Bücher nochmals zu drucken.
Außerdem können wir nur staunen: Wir sind mit x politischen Organisationen (auch in Nordamerika) verbunden, die mit Staunen auf diese deutsche Debatte schauen und nur den Kopf schütteln können.
Hier ist ein Statement zu diesem Thema:
Ein Zitat von Monika Seiller „Aktionsgruppe Indianer und Menschenrechte“ im Coyote 2022, der Zeitschrift der Aktionsgruppe Indianer und Menschenrechte in München:
„Die wichtigste politische Bewegung der Indigenen in den USA war und ist das American Indian Movement, die erste NGO, die einen Beraterstatus bei den Vereinten Nationen erhielt, war der bis heute äußerst aktive International Indian Treaty Council (der Interessen der indigenen Völker des gesamten amerikanischen Kontinents vertritt), die erste nationale indigene Tageszeitung der USA ist bis heute „Indian Country Today“, das erste und wichtigste Filmfestival indigenen Filmschaffens ist das „American Indian Filmfestival“, die erste nationale Vereinigung der Indigenen Kanadas war die „National Indian Brotherhood“ und die jüngste Selbstzeichnung „NDN“ spricht sich im Englischen ebenfalls als „Indian“ aus. Die zuständige Behörde in den USA heißt „Bureau of Indian Affairs“, die Regionen, in denen die Indigenen leben, heißen im amerikanischen Sprachgebrauch als feststehender Begriff „Indian Country“.“
Hier ein paar Stämme, die das „Indian“ im Namen haben:
USA:
Blackfeet Tribe of the Blackfeet Indian Reservation of Montana
Delaware Tribe of Indians
Fort Apache Indian Reservation
Gila River Indian Community
Kiowa Indian Tribe
Lower Sioux Indian Reservation
Northern Cheyenne Indian Reservation
Oneida Indian Nation
Ponca Tribe of Indians of Oklahoma
Southern Ute Indian Reservation
Turtle Mountain Band of Chippewa Indians
Winnemucca Indian Colony of Nevada
Yavapai-Prescott Indian Tribe
Kanada:
Lubicon Lake Indian Nation
Bridge River Indian Band
Cheam Indian Band
Sechelt Indian Band
Red Rock Indian Band
Hinzu kommt, dass der Begriff Indigenous – zu Deutsch „Indigen“ bei vielen Natives umstritten ist - ebenso die Bezeichnung „Native American“. Wenn überhaupt möchten sie mit ihren Stammesnamen angeredet werden. In Deutschland ist „Indianer“ keinesfalls negativ besetzt – höchsten mit dem Klischee des „edlen Wilden“. Als Sammelbezeichnung ist er natürlich ungenau- aber irgendwo muss man die Leute / Kinder ja abholen.
Uns wurde als Verlag mit dem Schwerpunkt „Indianistik“ mit der Tabuisierung des Wortes „Indianer“ das wichtigste Keyword genommen, um im Buchhandel überhaupt gefunden zu werden. Natürlich sind wir dafür mit Begrifflichkeiten vorsichtig umzugehen – oder über Klischees und die wahre Situation aufzuklären. Dies gelingt aber nicht, indem man einfach ein Wort streicht. Wir merken nur, dass die ganze Thematik vom Tisch gekehrt wird – und wieder irgendwelche „Weiße“ sich erdreisten, für eine vermeintliche Minderheit sprechen zu müssen. Sorry: aber das können die inzwischen selbst – und zwar laut!
Ich möchte Sie daher bitten, die Diskussion um die Bedeutung des Wortes wieder aufzunehmen … und möchte Sie bitten, mir auch zu antworten.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Schmäling
https://www.facebook.com/Traumfaenger.Verlag
Die Diskussion um das Wort "Indianer" wird immer dramatischer: Wir werden inzwischen als "rassistisch" eingestuft, weil in unseren Büchern dieses Wort noch vorkommt. Tatsächlich ist es so, dass wir aufgefordert werden, die Bücher zu überarbeiten und neu zu drucken. Dabei berufen sich Buchhändler, Schulen etc ... auf die Empfehlung des Duden. Wir haben nun folgende Mail an die Redaktion geschickt:
Sehr geehrte Redaktion,
im vorauseilenden Gehorsam haben Sie das Wort „Indianer“ als diskriminierend eingeschätzt – mit weitreichenden Folgen! Innerhalb kürzester Zeit wurden nun alle Bücher verdammt, die dieses Wort enthalten … und das gesamte Thema tabuisiert. Auf wessen Veranlassung hin? Wer hat je mit den Betroffenen darüber geredet?
Die Angelegenheit ist für uns als Verlag dramatisch … Wie soll man als Indianistik Verlag bestehen, wenn einem das Keyword Nummer 1 genommen wird? Außerdem sind wir zu klein, um alle Bücher nochmals zu drucken.
Außerdem können wir nur staunen: Wir sind mit x politischen Organisationen (auch in Nordamerika) verbunden, die mit Staunen auf diese deutsche Debatte schauen und nur den Kopf schütteln können.
Hier ist ein Statement zu diesem Thema:
Ein Zitat von Monika Seiller „Aktionsgruppe Indianer und Menschenrechte“ im Coyote 2022, der Zeitschrift der Aktionsgruppe Indianer und Menschenrechte in München:
„Die wichtigste politische Bewegung der Indigenen in den USA war und ist das American Indian Movement, die erste NGO, die einen Beraterstatus bei den Vereinten Nationen erhielt, war der bis heute äußerst aktive International Indian Treaty Council (der Interessen der indigenen Völker des gesamten amerikanischen Kontinents vertritt), die erste nationale indigene Tageszeitung der USA ist bis heute „Indian Country Today“, das erste und wichtigste Filmfestival indigenen Filmschaffens ist das „American Indian Filmfestival“, die erste nationale Vereinigung der Indigenen Kanadas war die „National Indian Brotherhood“ und die jüngste Selbstzeichnung „NDN“ spricht sich im Englischen ebenfalls als „Indian“ aus. Die zuständige Behörde in den USA heißt „Bureau of Indian Affairs“, die Regionen, in denen die Indigenen leben, heißen im amerikanischen Sprachgebrauch als feststehender Begriff „Indian Country“.“
Hier ein paar Stämme, die das „Indian“ im Namen haben:
USA:
Blackfeet Tribe of the Blackfeet Indian Reservation of Montana
Delaware Tribe of Indians
Fort Apache Indian Reservation
Gila River Indian Community
Kiowa Indian Tribe
Lower Sioux Indian Reservation
Northern Cheyenne Indian Reservation
Oneida Indian Nation
Ponca Tribe of Indians of Oklahoma
Southern Ute Indian Reservation
Turtle Mountain Band of Chippewa Indians
Winnemucca Indian Colony of Nevada
Yavapai-Prescott Indian Tribe
Kanada:
Lubicon Lake Indian Nation
Bridge River Indian Band
Cheam Indian Band
Sechelt Indian Band
Red Rock Indian Band
Hinzu kommt, dass der Begriff Indigenous – zu Deutsch „Indigen“ bei vielen Natives umstritten ist - ebenso die Bezeichnung „Native American“. Wenn überhaupt möchten sie mit ihren Stammesnamen angeredet werden. In Deutschland ist „Indianer“ keinesfalls negativ besetzt – höchsten mit dem Klischee des „edlen Wilden“. Als Sammelbezeichnung ist er natürlich ungenau- aber irgendwo muss man die Leute / Kinder ja abholen.
Uns wurde als Verlag mit dem Schwerpunkt „Indianistik“ mit der Tabuisierung des Wortes „Indianer“ das wichtigste Keyword genommen, um im Buchhandel überhaupt gefunden zu werden. Natürlich sind wir dafür mit Begrifflichkeiten vorsichtig umzugehen – oder über Klischees und die wahre Situation aufzuklären. Dies gelingt aber nicht, indem man einfach ein Wort streicht. Wir merken nur, dass die ganze Thematik vom Tisch gekehrt wird – und wieder irgendwelche „Weiße“ sich erdreisten, für eine vermeintliche Minderheit sprechen zu müssen. Sorry: aber das können die inzwischen selbst – und zwar laut!
Ich möchte Sie daher bitten, die Diskussion um die Bedeutung des Wortes wieder aufzunehmen … und möchte Sie bitten, mir auch zu antworten.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Schmäling
https://www.facebook.com/Traumfaenger.Verlag