Harald Mischnick
  

»Ich ging den Leichenweg hinab«

Die so genannte Urszene und die Spaltung des menschlichen Erinnerungsvermögens

   

Der angesehene Karl-May-Biograf Hans Wollschläger stellte im ›Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1972/73‹ seine apodiktische These auf, die Mutter Karl Mays habe ihrem Sohn die Mutterliebe verweigert, ja ihn geradezu vernachlässigt, denn sie habe einen Liebhaber im Geburtshaus empfangen, und begründete seine Urszenentheorie mit gewissen Passagen aus ›Mein Leben und Streben‹.

Seinerzeit war Karl May in der damaligen DDR noch nicht wohlangesehen und die Karl-May-Stätten zur Nachprüfung schwer zugänglich. Im Jahre 1987 konnte ich erstmals das Haus Niedergasse 122, heute Karl-May-Straße 54, sehr eingehend besichtigen und zu dessen Geschichte auch den leider im gleichen Jahr verstorbenen dortigen Karl-May-Forscher Adolf Stärz befragen. Da sich unterdes Veränderungen der Baulichkeit u.a. durch Hinzufügung von eigentlich dorthin nicht gehörigen Dachgauben ergeben haben, möchte ich an dieser Stelle meinen »Befund« vom April 1987 einfügen:
 

»Hinauf nach der Wohnstube«
 

Die Haustür öffnet sich nach innen auf einen mehrere Meter langen, schmalen, fensterlosen Gang, der zu Karl Mays frühen Kindesjahren bestenfalls schwach beleuchtet gewesen sein kann. Er mündet auf einen kleinen Flur. Gegenüber führt eine Tür dorthin, wo sich einst die Mangel befand. Ob diese in einem wirklichen festen Anbau untergebracht war oder in einem, wie die alten Fotos vermuten lassen, schlichten Bretterschuppen, ist im Endeffekt minder wichtig. Möglicherweise befand sich dort auch damals schon jene Anlage, die woanders samt ihrem herzchen-förmigen Loch in der Tür im Hinterhof lokalisiert wird. Auf baupolizeiliche Anordnung hin mussten bei der Herrichtung für Museumszwecke hier Toiletten und Waschbecken eingesetzt werden. Ansonsten wurde fast nichts verändert, allerdings mussten, ebenfalls aufgrund Anordnungen der Baupolizei, zwei anfänglich sekundär scheinende Änderungen vorgenommen werden, auf die ich gleich zurückkomme. Einige Dezimeter rech-terhand der Einmündung des genannten Ganges ist die Eingangstür jenes Zimmers angesetzt, in welchem Karl Mays Großmutter lebte. Der Fußboden besteht aus Bohlen; zwei ladenbewehrte Fenster haben den Ausblick auf die Straße zu ermöglichen. Dicke Balken stellen die Zimmerdecke dar. Ein Herd wird wohl nicht in dieser Stube gestanden haben. Wahrscheinlich führte die Großmutter keinen eigenständigen Haushalt mehr, sondern teilte mit ihren Nachkommen nicht nur das Haus, sondern auch den Esstisch. Der heutige Mensch mit etwas mehr als durchschnittlicher Länge muss nicht nur bei dieser Tür den Kopf sehr einziehen.

Direkt gegenüber der Tür jenes Zimmers nimmt die Treppe in die oberen Etagen ihren Anfang, nicht etwa eine Stiege, sondern aus Platzgründen eine sehr steile im Uhrzeigersinn zu erklimmende hölzerne Wendeltreppe. Zuerst lehnen sich die schmalen Stufen an die linke Treppenhauswand an, dann an die Rückfront, wobei sie ein Fenster passieren, dessen rechtes unteres Viertel vom Treppenunterbau verdeckt wird, danach an die rechte Wand. Alle Stufen münden von unten aus gesehen rechts in einen starken, sich bis ins Dachgeschoss hinziehenden runden hölzernen Pfeiler. Sie sind nicht etwa durchgehend und massiv, sondern bestehen aus einzelnen Bohlen und lassen sehr viel Durchblick zwischen den Tritten zu. Zu Karl Mays Zeiten bot der Pfeiler die einzige ununterbrochene Möglichkeit, sich treppauf oder treppab festzuhalten, denn der heute linkerhand angebrachte Handlauf ist erst 1985 bei der Rekonstruktion auf baupolizeiliche Anordnung hin der Sicherheit der Besucher wegen angebracht worden. Adolf Stärz erinnerte sich, dass diese Stufen bereits die zweiten Nachfolger der ursprünglichen gewesen seien, die genauso ausgesehen hätten und an der gleichen Stelle angebracht, jedoch jeweils in einen sehr desolaten Zustand geraten wären. Das Treppenhaus selbst habe seine ursprüngliche Gestalt behalten. Ekkehard Fröde berichtete mir in der Zwischenzeit, dass die 1985 vorgefundenen Stufen niedriger gewesen seien und deswegen die Wendelung der Treppe auch einen anderen Gradwinkel gehabt habe. Nichtsdestotrotz wären die Stufen Anfang der 1840er Jahre für Erwachsene leichter zu erklimmen gewesen; erstens waren die Menschen kleiner mit anderer Schrittlänge, zweitens kannte man noch keine DIN für alles und jedes, und 14 Stufen zwischen den Etagen von Gebäuden galt noch lange nicht als Beinahe-Norm.
  

Treppe im Karl-May-Haus

Die Treppe in Mays Geburtshaus.
  

Im ersten Obergeschoss findet man zum Treppenhaus hin offen einen kurzen, schmalen Flur vor, aus dem die Weiterführung der Treppe scharf rechterhand abzweigt. Fast genau gegenüber den ersten Stufen führt die einzige Tür dieser Etage in einen ungefähr L-förmigen Doppelraum. Adolf Stärz behauptete seinerzeit mir gegenüber, der Webstuhl solle im hinteren, wegen des Treppenhauses nur halb so breiten, Teil der Stube, gestanden haben, denn das dortige einzige Fenster, ein doppeltes, sitzt in der Hinterfront, die zugleich die Südseite ist, während man im Raumteil zur Straße hin das einstige ›Wohnzimmer‹ zu vermuten habe. Noch 1987 ging der Blick über freies Feld in Richtung des neuen Ernstthaler Friedhofes. Nur hier, an der Südseite, könne man so lange wie möglich bei Tageslicht arbeiten und an künstlicher Beleuchtung sparen. Die Stube hat auch drei Fenster zur Straße hin, allerdings naturgemäß auch weit kürzeren und auch noch durch die gegenüberliegenden Hausecken verringerten Tageslichteinfall. Der Raum war nirgends durch Wände unterteilt; Wohn- und Arbeitsbereich gingen ineinander über. Das war nach Meinung von Adolf Stärz des langen Webstuhls wegen auch sehr praktisch. Später teilte mir Ekkehard Fröde jedoch mit, dass der Webstuhl mit Blickrichtung gen Nordwesten gestanden haben müsse. Bei der Rekonstruktion des Hauses ab 1985 habe man die tiefen Einkerbungen eines schweren Webstuhls im Fußboden der ersten Etage im straßenseitigen Bereich vorgefunden. Davon wusste Adolf Stärz offensichtlich nichts.

Auf dem Weg zum zweiten Obergeschoss führt die Treppe erneut an einem Fenster vorbei, berührt dieses aber so ungünstig, dass fast die gesamte untere Hälfte verdeckt ist und daher als natürliche Lichtquelle ausfällt; deswegen herrscht hier auch bei Tageslicht eine eher dämmrige Beleuchtung. Der winzige Flur in jener Etage unterscheidet sich nicht von jenem eine Etage tiefer, und auch die Tür befindet sich an der gleichen Stelle wie unten. Diese Etage allerdings ist in zwei Räume unterteilt. Die Zwischentür öffnet sich vom größeren in das kleinere Zimmer mit Blick nach Süden. Sie sitzt auf einer eingefügten Schwelle auf; dadurch wird deren Durchlass niedrig. Der größere Raum war laut Adolf Stärz, der das Haus schon vor 1985 auch von innen kannte, das Schlafzimmer der Kinder, der kleinere jenes der Eltern. Im Jahre 1987 war im ersteren die Weberstube zu besichtigen.

Die letzte Treppenwindung führt in das Dachgeschoss. Der dortige Flur war anders gestaltet als die unteren, denn von ihm aus gingen zwei Türen in Räumlichkeiten, eine an der rechten Schmalseite in ein vermutlich winziges Gelass, einst vielleicht Lagerraum. An der zu den Etagen darunter korrespondierenden Stelle kam man durch eine Tür in einen kleinen Raum, hier unter der Dachschräge, seinerzeit im April 1987 mit Ausrüstungsgegenständen aus dem Buschgespenst-Film geradezu vollgestopft, so dass von den vielzitierten Taubenfluglöchern nichts zu sehen war. Gegenüber der Tür zum einstigen Dachboden war der Flur mit einem Geländer abgesichert worden, das allerdings als Kindersicherung erst nachträglich eingebaut wurde, denn die zuvor einzig vorhandene, authentische, kaum handbreit hohe Schwelle stellte eine Gefährdung für unvorsichtige Besucher dar.

Alle Türen waren mit vorgeblendeten Holzbalken umkleidet, darunter aber befand sich ebenfalls Holz, wahrscheinlich sogar das originale; Balken durchziehen im Fachwerkstil auch das Treppenhaus. Von der Möblierung zu Karl Mays Zeiten scheint kein Detail bekannt zu sein. Standen etwa auf den winzigen Fluren beziehungsweise Treppenabsätzen wegen Platzknappheit in den Zimmern auch noch Truhen, Laden oder Schränke?

Die Treppe wird auch von Leuten, die über gutes Augenlicht verfügen, als sehr steil empfunden. Der heutige Besucher kann mittels des Handlaufes relativ bequem treppauf oder treppab gelangen; dem Knaben Karl stand solch Luxus nicht zur Verfügung. Ich – da selbst schwer sehbehindert mit starker Kurzsichtigkeit, Astigmatismus sowie Gesichtsfeldeinschränkung – habe mich in seine Lage versetzen können. Sollte er überhaupt imstande gewesen sein, zu laufen und allein die Treppe zu bewältigen, so wird er sich am Pfeiler festgehalten haben, den man besser als eine glatte Wand mit der Hand umgreifen kann; man muss aber berücksichtigen, dass die Stufen zum Pfeiler hin naturgemäß immer schmaler werden. Der kleine Karl, zeitweise zusätzlich gehandicapt durch seine funktionelle Blindheit, müsste also sehr langsam Stufe um Stufe bewältigt haben, treppab noch viel langsamer als treppauf, denn er musste sich mit dem Fuß erst den Punkt ertasten, auf den er diesen als Nächstes setzen konnte, und möglichst gleichzeitig die Breite der Stufe. Das wandseitige Herunterlaufen ist aber auch nicht sehr viel mehr sicherheitgebend, da dort die Hand nirgends fest zupacken kann und außerdem zwei Fenster die Außenwand unterbrechen, die bestimmt nicht ständig geschlossen waren. Ich neige zu der Auffassung, dass der Knabe die Treppe nicht allein bewältigen konnte, sondern immer getragen werden musste, bestenfalls sich Stufe um Stufe sitzend herunterlassen konnte, wohl nachdem dessen Versuche, damit zurechtzukommen, mit schweren Stürzen, Schmerzen und Angstgeschrei geendet hatten.

Einen dumpfen Eindruck vom Empfinden des Kindes vermitteln eventuell die Beschreibungen der Treppenhäuser im Innern des Tempelturmes von Ussula sowie in den Friedensengeln am Pass El Chatar sowie am Maha-Lama-See[1]. Vielleicht musste das Kind, so dieses überhaupt laufen konnte, beim Versuche, dieses zu bewältigen, im Ernstthaler Treppenhaus genauso begleitet werden wie Kara Ben Nemsi im finsteren Innern des Tempelturmes zu Ussula von Taldscha und der Priesterin, die in dieser Szene Stellvertreterfunktionen für Mutter und Großmutter[2] hätten. Aus einem der Südfenster dieses oder vieler anderer Häuser in Ernstthal hätte der Knabe zwar nicht über Nieder- und Oberardistan Richtung Dschinnistan blicken können, so aber doch über Oberlungwitz sowie Nieder- und Oberwürschnitz nach den Höhen des Erzgebirges, ganz abgesehen davon, dass sich in der Nähe auch der Ort Ursprung[3] befindet.

Ernstthal liegt im hügeligen Erzgebirgsvorland. Das Terrain steigt von Süden nach Norden stark an; den Aufstieg vom Markt zum ehemaligen Friedhof via Leichenweg alias heute Bergstraße[4] muss man als ziemlich steil bezeichnen; solche Höhenunterschiede sind aber in diesem Gebiet nicht unüblich. Auch der Markt ist am Nordende um einiges höher gelegen als am Südende. Aus den Nordfenstern des Geburtshauses kann man direkt zur östlichen Seite des Markts blicken. Die Familie wohnte nun laut Karl May, zumindest im Selbmann-Haus, in der ersten Etage. Die Häuser der damaligen Westseite des Markts waren unter dem Dach nur zweigeschossig. Da in früheren Zeiten die Eigentümer von Mietshäusern sehr häufig in deren Parterre zu wohnen pflegten, dürften die Mays im Knobloch-Haus ebenfalls in der ersten Etage gelebt haben, was für den kranken Knaben im Endeffekt bequemer war, da er innerhalb des Wohnbereiches keine Treppen mehr bewältigen musste und dies für Mutter und Großmutter weniger Aufwand und Hilfestellung bedeutete. Neue Forschungsergebnisse belegen, dass das Knobloch-Haus das größte jener drei Gebäude war, in denen Karl May seine Kindheit und Jugend verlebte.

Um sich bewusst an die Zeit im Geburtshaus erinnern zu können, war Karl May seinerzeit einfach zu jung. Wenn überhaupt, hatte er sehr punktuelle, aber prägende Erfahrungen machen können oder müssen. Im Alter kommt die Erinnerung an die Kindheit zurück; sie wird aber genauso wenig linear aufgebaut gewesen sein wie der Handlungsfaden von Mays Kolportageromanen. Jeder, der in seiner Kindheit häufig umgezogen ist, wird Schwierigkeiten haben, kleinste Erinnerungen aus irgendeinem Zimmer einem bestimmten Haus zuzuordnen. Ich kann da nicht mitreden, da ich vom zweiten bis in das elfte Lebensjahr immer im gleichen Haus wohnte. Aus meinen dritten und vierten Lebensjahr verfüge ich nur über zwei oder drei kleine, sehr punktuelle, aber visuelle Erinnerungssequenzen. Welches Kind hat schon früh genug den Kalender und die Uhr kennen gelernt, um seine Erinnerung auch im Alter korrekt einordnen zu können? Wenn er eine genaue Zeit weiß, so ist sie ihm irgendwann mitgeteilt worden.
 

»Fort, fort, fort!«
 

Wie wir wissen, hat May seine Großmutter sehr mystifiziert und seine Mutter sogar als ›Heilige‹ geschildert. Hans Wollschläger vermutete in letzterer eine Deckerinnerung für eine sehr unerfreuliche Erfahrung mit ihr. Mit ihr? Musste Karl May nicht Mutter und Großmutter glorifizieren, weil zu verhindern war, dass das wahre Wesen des Vaters erkenntlich wurde, auch weil 1910 noch genügend Leute lebten, die seinen Vater gut gekannt hatten, vor allem Mays Schwestern? Musste er nicht den Vater so umfassend wie möglich schonen, um dessen nicht sonderlich guten Ruf in der Vaterstadt nicht noch mehr zu beschädigen? Trotzdem beschreibt er ihn zwischen den Zeilen überdeutlich als gutgläubig naiv, gleichzeitig aber querköpfig, cholerisch und in der Wut brutal[5]. Heinrich August schlug seine Kinder in einer Zeit, in der Schläge als Erziehungsmethode für Kinder normal waren und von diesen als selbstverständlich betrachtet wurden, offensichtlich übermäßig oft, willkürlich und grausam. Möglicherweise kam auch Christiane Wilhelmine nicht immer ungeschoren davon.

May schreibt mit Recht, dass seine Kindheit mit der Rückkehr aus Dresden nach der erfolgreichen Behandlung endete. Krank, arbeitsunfähig und als einziger Junge unter den Kindern war er jemand, auf den der Vater unbedingt Rücksicht nehmen und, aufgrund der Möglichkeit, in Dresden behandelt zu werden, auch finanziell alles für ihn tun musste. Entsprechend hoch waren die väterlichen Anforderungen an den geheilten Knaben, der von nun an voll belastbar zur Ernährung der Familie aktiv beitragen konnte und musste und außerdem sämtliche übersteigerten Erwartungen des Vaters zu erfüllen hatte. Der Knabe hatte nicht nur mit der Familie Geld zu verdienen, sondern sich auch jung als Mann zu bewähren, sprich, Vater May drillte ihn, nicht nur zum Soldaten, sondern auch zum Kinderarbeiter mit knapper Freizeit und vermutlich wenigen wirklich dauerhaften Beziehungen zu Gleichaltrigen. Deswegen wird der kleine Karl seine Fantastereien an der Kirchentür gegenüber Jungen seiner Altersstufe in bester Erinnerung behalten und später verklärt haben. Der Stoff dazu dürfte nicht aus Märchenbüchern, sondern aus dem von ihm beklagten Literaturwust und später den Räuberromanen der Leihbibliothek gestammt haben. Interessanterweise war ja die märchenerzählende Großmutter die Mutter des Vaters, konnte demzufolge das, was ihr Sohn bei ihrem Enkel anrichtete, mildern, vielleicht sogar einen Ausgleich schaffen.

Von ihrem Sohn, Karls Vater, redete das Ortsgerücht noch 1987, die Mutter sei die wahre Ernährerin der Familie gewesen, während der Vater »alles durch die Gurgel gejagt« habe. Dass Heinrich August seinen Beruf nicht gar zu sehr liebte, berichtet ja sogar sein Sohn. Sein von Karl geschilderter Jähzorn könnte durch exzessive Schnapssauferei noch vergrößert worden sein. Betreffs übermäßigen Alkoholgenusses in der Öffentlichkeit scheinen sich die bekannten Akten jedoch auszuschweigen. Das Verhalten des Vaters prägte die Jugend Karls ebenso wie die Großmutter, während die Mutter sehr positiv verehrend geschildert wird, obwohl er einmal schlimme Worte aus ihrem Munde hörte:

»Ich ging den Leichenweg hinab, über den Markt hinüber und öffnete leise die Tür unseres Hauses, […]
   ›Wie siehst du aus! Schnell wieder fort, fort, fort! […]‹«[6]

Hans Wollschläger meint jedoch, dass jene Worte nicht Karl, sondern einem von ihm postulierten Geliebten der Mutter gegolten hätten. Dem ist nun unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse nachzugehen. Wollschläger führt an, dass sich die von ihm so genannte Urszene nicht im Jahre 1869 abgespielt haben könne. Tatsache ist, dass in der Umgebung Ernstthals seinerzeit keine kriminelle Niederbrennung eines Hauses aktenkundig wurde und damit auch kein Vorwurf einer Straftat polizeilicherseits. Für den Zeitraum 1858 bis 1866 ist eine Akte im Sächsischen Staatsarchiv Chemnitz vorhanden[7], in der genau beschrieben wird, wo in den Schönburgischen Receßherrschaften Feuer entstand, wieviele Häuser betroffen waren, ob Brandstiftung vorlag, und wenn ja, durch wen. Sie berichtet auch von Schadensereignissen in Hohenstein. Der Name Karl May ist hierin nicht enthalten.

Der kleine Brand in Hohenstein am 3. Februar 1861 ist durch Unvorsichtigkeit eines elfjährigen Kindes im Umgang mit Zündhölzern im gemeinsamen Bett (!) der Kinder entstanden. Bei einem Großbrand in Hohenstein am 17. Dezember 1864, der zehn Häuser in Mitleidenschaft zog, wird »dolose«, also absichtliche, Brandstiftung ausgeschlossen. Brände mussten seinerzeit gemäß einer Verordnung der Königlichen Kreisdirection Zwickau vom 10. August 1857 stets an das Justizamt, zuständig war für Ernstthal Hinterglauchau, als zuständige Criminalbehörde gemeldet werden, das über die Einleitung einer Untersuchung zu entscheiden hatte.

Dieses Ergebnis schließt jedoch ein böswillig durch Ortstratsch gestreutes Gerücht nicht aus, das nicht aktenkundig wurde, da sich die Gendarmerie und der Stadtrath über Klatsch erhaben zu fühlen hatten, besonders aus sattsam bekannter Quelle vom Schlage der ›Lügenschmiede‹. Eventuell kann man über mögliche Verdächtigungen an die Adresse Karl Mays etwas in den Akten von Polizei, Feuerwehr oder Justizamt Hinterglauchau finden. Im Jahre 1869 ereignete sich in Lichtenstein ein großer Stadtbrand, den man unmöglich mit der Einäscherung eines einzelnen Hauses gleichsetzen kann; da Karl May nur etwas von einem brennenden Haus schreibt, ohne Aktivitäten der Feuerwehr zur Rettung von Menschenleben oder Hab und Gut, kommt auch Gebäudeleerstand infrage. Die Chroniken von Hohenstein und Oberlungwitz schweigen sich im infragekommenden Zeitraum Feuersbrünste bei Einzelgebäuden betreffend aus. Ob dieses Ereignis in Langenberg oder Wüstenbrand Widerhall gefunden haben mag, kann vielleicht noch festgestellt werden.

Bisher setzte die Forschung den in diesem Zusammenhang von Karl May erwähnten Steinbruch mit jenem nahe der Karl-May-Höhle gleich. Ein anderer Steinbruch jedoch befindet sich dem alten Ernstthaler Friedhof sehr nahe, östlich unterhalb des jetzigen Berggasthauses auf dem Pfaffenberg am Anton-Günther-Weg. Von dort aus ist der Weg zu Markt und Kirche ein sehr kurzer.

 

Steinbruch

Der Steinbruch oberhalb des ehemaligen Ernstthaler Friedhofs.

 
Weiterhin postuliert Wollschläger, dass die angebliche Urszene sich in voller Länge so wie beschrieben ereignet habe, allerdings viele Jahre vor 1869 und mit Karl als nur passivem, lauschenden Zuhörer. Seine Rekonstruktion der Örtlichkeit liest sich folgendermaßen:

»Wer in Ernstthal den Leichenweg hinab kam, mußte nicht über den Markt hinüber gehen, um in das Haus neben der Kirche St. Trinitatis zu gelangen, in dem die Familie May seit dem April 1845 wohnte; er musste es aber tun, wenn es ihn weiter geradeaus in die Niedergasse zog, auf das Haus zu, in dem May geboren wurde und seine frühe Kindheit verbrachte.«[8]

Wollschläger postulierte, dass der kleine Karl 1844/45 die Lauscherfahrung machte, seine Mutter habe ihre Zuneigung von ihm abgezogen und ›einen Geliebten gehabt‹. Seine Ausführungen sorgten seinerzeit für großes Aufsehen und Dispute, werden aber bis heute immer noch bei Veröffentlichungen herangezogen, obgleich sie der Örtlichkeit wegen nicht stimmen können und man sich zudem fragt, ob ein Kind in diesem Alter imstande ist, das Geschehene in seiner Bedeutung korrekt zu erfassen. Wie bereits erwähnt, herrscht im Ernstthaler Stadtgebiet ein bedeutendes Nord-Süd-Gefälle. Vom ehemaligen Friedhof oberhalb der Obergasse, heute Hohe Straße, über den Markt in die Niedergasse hat man eine ziemliche Strecke abschüssigen, unterschiedlich gut gangbaren Weges, zurückzulegen. Zu Mays Zeiten war er vermutlich ungepflastert und vielleicht sogar steinig.
 

»über den Markt hinüber«
 

Wollte der kleine Karl irgendwann in den vierziger Jahren den Leichenweg hinab und über den Markt hinüber gehen, um zur Tür des Hauses zu gelangen, so musste er durchaus nicht in die Niedergasse wollen, denn über den Markt hinüber muss nicht mit ›gerade hinüber‹ im mathematischen Sinne gleichzusetzen sein, sondern kann im normalen Sprachgebrauche ebensogut ›schräg hinüber‹ bedeuten, denn exakt geradeaus über den Markt in die Niedergasse kommt man bis heute vom Leichenweg her schon allein der Kirche wegen nicht, sondern muss in leichtem Bogen über ihn gehen und zudem eine diesen mit der Niedergasse verbindende Straße durchwandern, die allerdings seinerzeit noch zum Markt zählte. Wer den Leichenweg verließ, betrat automatisch den Markt, da alle Gebäude rechts und links zum Markt zählten und links nicht der Hintergasse, die heute Pölitzstraße heißt, zugeordnet waren.
 

Blick zum Ernstthaler Markt

Das Foto enstand vor dem Karl-May-Geburtshaus in Ernstthal.
Die Bergstraße, vormals Leichenweg, auf der linken Seite durch Häuser und Trinitatis-Kirche verdeckt, ist nicht erkennbar.
 

Leichenweg

Das Foto entstand am Standort des einstigen Selbmann-Hauses.
Die Einmündung der Bergstraße ist deutlich zu sehen. Von dort ist eine direkte Überquerung des Marktes – damals wie heute – möglich.
  

Ernstthaler Markt
 
Der Ernstthaler Markt. Damals wurde der Platz noch nicht von einer Straße gesäumt.
Das Foto enstand an der Einmündung des ehemaligen Leichenwegs, heute Bergstraße. Rechts im Bild, wo sich das grüne Gebäude befindet, stand einst das Selbmann-Haus.
Eine direkte Überquerung des Marktes zum Wohnhaus der Eltern Karl Mays war problemlos möglich.
 

»Wer in Ernstthal den Leichenweg hinab kam, mußte nicht über den Markt hinüber gehen,[…]« – diese Aussage Wollschlägers ist somit eindeutig falsch.

Von der Einmündung des ehemaligen Leichenwegs aus muss man sogar zwanzig Meter nach links gehen, um das Geburtshaus vollständig sehen zu können, unabhängig vom seinerzeitigen baulichen Umfang der Kirche. Wollte Karl May vom Leichenweg zum Wohnhaus gelangen, gleichgültig ob vor oder nach 1845, musste er entweder den Markt schräg überqueren oder sich, für ein krankes Kind, durch Hungersnot geschwächt, kaum des Laufens fähig, wahrscheinlicher, Halt suchend, soweit möglich an den Hauswänden entlang tasten. Der Blinde orientiert sich durch das Tasten an Gegenständen; mit völliger Sicherheit ohne Hilfe geradeaus gehend einen großen, höchstwahrscheinlich unebenen, Platz überqueren zu können, dünkt mir für einen kleinen kranken Jungen unwahrscheinlich.[9]

Die Ortsbesichtigung des Geburtshauses nährt die Zweifel an Wollschlägers Urszenenrekonstruktion. Hätte Mays Mutter seinerzeit einen Geliebten gehabt und in ihr Schlafzimmer gelassen, so erhebt sich für die Nachtstunden automatisch die Frage nach dem Aufenthaltsort des Vaters. Tagsüber wäre kein Fremder der Aufmerksamkeit der Kinder entgangen. In jener Zeit, die für Wollschläger infrage zu kommen scheint, war die ältere Tochter bereits schulpflichtig und die jüngere, geboren am 28. Mai 1844, ein stark die Mutter beschäftigendes Kleinkind, das vielleicht noch nicht in der Nacht durchschlafen konnte. Außerdem musste jeder, der auf der Niedergasse in das elterliche Schlafzimmer wollte, an der Stubentür der Mutter des Mannes im Erdgeschoss vorbeischleichen, den Raum, in welchem die damals drei Kinder schliefen, durchqueren, über jede knarrende Bohle vorinformiert und gewärtig sein, dass die Kinder etwas mitbekamen und sich ahnungslos gegenüber dem Vater verplapperten. Die Reaktion des rabiaten Vaters kann man sich durchaus vorstellen – und danach hätte er bestimmt seine Frau auch nicht zur Hebammenausbildung fahren lassen, bei der sie monatelang seiner Aufsicht entzogen war. Man muss im Kontext lesen, was May über den Ort des Geschehens sagt:

»Der Morgen graute. Ich ging den Leichenweg hinab, über den Markt hinüber und öffnete leise die Tür unsers Hauses, stieg ebenso leise die Treppe hinauf nach der Wohnstube und setzte mich dort an den Tisch. Das tat ich ohne Absicht, ohne Willen, wie eine Puppe, die man am Faden zieht. Nach einiger Zeit öffnete sich die Schlafkammertür. Mutter trat hinaus. […]«[10]

Diese Szene kann sich so nicht im Geburtshaus zugetragen haben, wo Wohnraum und Elternschlafkammer in verschiedenen Etagen lagen, sondern nur in derselben Etage, also in der Mietwohnung. Die Raumaufteilung im Selbmann-Haus betrug ebenso wie im Geburtshaus 2 Stuben, 3 Kammern; die in der Niedergasse kann bis heute problemlos nachvollzogen werden. Das Knobloch-Haus hatte 4 Stuben und 6 Kammern. Zusätzlich waren in den beiden Häusern am Markt je eine Holzremise vorhanden, nicht jedoch in der Niedergasse 122[11]. Die Begriffe ›Wohnstube‹ und ›Schlafkammer‹ sprechen für eine Lokalisierung in der ersten Etage des Selbmann-Hauses nebeneinander.

Nun stellt sich die Frage, ob die Dialoge, die sich in Mays Innern unauslöschlich eingeprägt haben, wirklich aus einer einzigen langen Szene herstammen, oder ob nicht in der Erinnerung mehrere Ereignisse miteinander verlötet wurden. Die so einprägsamen Ausrufe »Fort, fort, fort!«, »Dieses Feuer, dieses Feuer!«, »Wie siehst du aus!« und »Ich darf dich nicht länger sehen« können aus verschiedenen aufwühlenden Gesprächen stammen und durchaus von mehr als einer Person gesprochen worden sein. Sie brauchen nicht einmal ausschließlich Karl May gegolten zu haben. Die komplette Szene, die May seiner Mutter im Gespräch mit ihm zuschreibt, kann man mit geringen Veränderungen verschieben zu einem Dialog oder Streit zwischen Mutter und Vater.

Dass der Tratsch Karl May böswillig eine Brandstiftung unterstellte, halte ich, wie bereits gesagt, für durchaus wahrscheinlich, zumal er betont, seinerzeit sehr unter dem Ortsklatsch gelitten zu haben, der damals wie heute für dieses und jenes einen Dummen sucht, der als Schuldiger herhalten muss. »Alle Leute sagen es!« – dieser Satz ist sehr aussagekräftig. Und »Wie siehst du aus!« spricht gewiss jede Mutter gegenüber ihrem Kind unzählige Male aus. Weiterhin ist eine, allerdings bestimmt nicht gerade gern erteilte, Zurückweisung der Mutter gegenüber Karl in einer Notsituation des Jahres 1869 sehr möglich:

»Wie siehst du aus! Schnell wieder fort, fort, fort! Nach Amerika hinüber! Dass man dich nicht erwischt! Wenn man dich wieder einsperrt, das überlebe ich nicht!«
   »Fort? Warum?« antwortete ich.
   »Was hast du getan, was hast du getan! […]«[12]

Doch danach folgte in Wahrheit wohl nicht ein Bezug auf das Feuer, sondern: »Du wirst von der Polizei gesucht!«. Die Signale »Amerika«, »erwischt« und »wieder eingesperrt« passen genau in jene Zeit der sinnlosen Taten und Ortsveränderungen Mays. Im April 1869 hatte May jenen Brief geschrieben, in dem er seine Absicht bekundete, nach Amerika zu gehen[13]. Das war in die Zeit seiner psychisch-seelisch bedingten Gesetzeskonflikte gefallen. Außerdem sagt die Mutter ihrem Sohn ohne große Worte, dass sie ihn deckt:

»Um Gottes willen, laß dich nicht erwischen, vor allen Dingen nicht hier bei uns im Hause! Geh, geh! Ehe die Leute aufstehen und dich sehen! Ich darf nicht sagen, dass du hier warst; ich darf nicht wissen, wo du bist. […]«[14]
Warum sollte Karls Mutter zu einem Geliebten sagen: »Ich darf nicht wissen, wo du bist«? Die Formulierung in diesem Zusammenhang hat wenig Sinn. Vor allem wird durch die Leute deutlich, daß dieser Teil der Erinnerung nicht in der Niedergasse lokalisiert werden darf, wo Karl - oder ein hypothetischer Geliebter der Mutter - auch nicht von anderen Mitbewohnern des Hauses hätte gesehen werden können. In der Niedergasse 122 wohnten im Hause ja nicht Leute, sondern nur die Familie May. Karls Mutter handelte als Mutter, auch wenn ihre Worte den Sohn damals wie Keulenschläge trafen. Und sie musste so auch als Amtsperson handeln. Sie war ja städtisch verpflichtete Hebamme und damit in einer angesehenen Stellung, auf die sie Rücksicht zu nehmen hatte. Dadurch, dass ihr Sohn polizeilich gesucht wurde und sie ständig unangenehme Fragen des Gendarms, vielleicht sogar eine Drohung mit Amtsenthebung, wenn sie einen polizeilich Gesuchten beherbergt hätte, gewärtigen musste, war sie sowieso schon in eine prekäre Lage gekommen. Vielleicht verquirlten sich schon damals in Karls gestörter Seele aktuelle optische und akustische mit alten akustischen Erinnerungen zu einer unauslöschlichen Zurückweisung. Bezeichnenderweise schreibt May:

»Wenn ich mir Mühe gebe, mich auf jene Zeit zu besinnen, so ist es mir wie Einem, der vor fünfzig Jahren irgend ein Theaterstück gesehen hat und nach dieser Zeit noch wissen soll, was von Augenblick zu Augenblick geschah und wie die Kulissen sich verwandelten. Einzelne Bilder sind mir geblieben, doch so undeutlich, daß ich nicht behaupten kann, was daran wahr ist und was nicht. […]«[15]

Damit relativiert er den vorherigen Dialog zwischen seiner Mutter und ihm und eröffnet die Möglichkeit, dass in ihm seine Erinnerung mehrere Ereignisse zusammenschob. Nachweislich hat ihm in jener Zeit nicht die Mutter, sondern der Vater aktiv geholfen, was das schlechte Vaterbild der Kinderjahre sehr abgemildert haben dürfte. Das Tun seines Sohnes sprach den rebellischen Geist seines Vaters an, der anscheinend noch immer bereit war, dem Staat in welcher Form auch immer eine Nase zu drehen.

Zusammenfassend stelle ich fest, dass man der Deutung der vermeintlichen Urszene durch Wollschläger nicht zustimmen kann, allein weil die örtlichen Gegebenheiten und der Gesundheitszustand des kleinen Karl dagegen sprechen. Mays Mutter hatte keinen Geliebten, und die akustische Erfahrung ihres Sohnes stammt auch nicht in dieser komplexen Form aus Mays frühen Kindheitsjahren, sondern setzt sich aus in der Erinnerung ineinander geflossenen einzelnen Ereignissen unterschiedlicher Zeiten und Bedeutungen zusammen.

Zur These von Wollschläger muss allerdings angemerkt werden, dass zum Zeitpunkt der Veröffentlichung das Geburtshaus nicht zugänglich war, erst recht nicht für einen Bürger der damaligen Bundesrepublik, dem auch das Forschen in Archiven sehr erschwert wurde. Eine Inaugenscheinnahme der Gebäude war für Wollschläger persönlich fast unmöglich. Trotzdem wäre eine sehr sorgfältige, ja sezierende, Textprüfung vonnöten gewesen. Die Beschreibung des Gebäudes in der vorgeblichen Urszene passt mit der des Geburtshauses überhaupt nicht zusammen.

›Mein Leben und Streben‹ muss insgesamt sehr sorgfältig gelesen werden. Die erwiesene Tatsache, dass das angebliche Märchenbuch ›Der Hakawati‹ eine Fiktion ist, sowie leichte Erinnerungstäuschungen Karl Mays, der nachgewiesene Ereignisse ein Jahr zu spät oder zu früh lokalisiert hat, dürfen nicht als Grund dafür herhalten, die Autobiografie kurzerhand zum fiktionalen Text zu erklären. Karl May war beim Schreiben weitgehend auf sein Erinnerungsvermögen angewiesen und hatte noch keine der heutigen Möglichkeiten unserer audiovisuellen Welt zur Verfügung. Selbst die Erstellung einer Fotografie war eine Ausgabe, die man sich zu Mays Lebzeiten reichlich überlegen musste, und oft ist deren Aufnahmedatum nicht festgehalten worden, ganz zu schweigen davon, dass das Führen von minutiösen Terminkalendern oder gar deren Druck noch nicht allgemein üblich war. Mays Gegnern und der Justiz standen noch genügend Möglichkeiten zur Verfügung, den Wahrheitsgehalt seiner Mitteilungen zu überprüfen. 

  


 

Anmerkungen
 

[1] Karl May: ›Ardistan und Dschinnistan II‹, GR XXXII, S. 321ff.
[2] Taldscha ist wirklich Mutter – zweier Söhne – , und die Priesterin Großmutter, die des Dschirbani.
[3] Laut Karl May bedeutet Ussul eben Ursprung. Dieses Dorf liegt allerdings südlich von Oberlungwitz. – In Niederwürschnitz ereignete sich 1878 die sogenannte Affäre Stollberg Karl Mays.
[4] Die Gleichsetzung der Obergasse mit der heutigen Dresdener Straße in der Abhandlung von Bernd Bammler und Simone Weidt ›Entlang der Ernstthaler Straßen‹, Mitteilungen des Hohenstein-Ernstthaler Geschichtsvereins, Heft 2, S. 14ff., hier S. 15, ist falsch!
[5] Karl May: ›Mein Leben und Streben‹, Freiburg [1910], S. 14.
[6] Ebd., S. 165f.
[7] Sächsisches Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30575, Schönburgische Gesamtkanzlei, Nr. 97, Protocoll, enthaltend Anzeigen über Feuersbrünste 1858–1866, hier insbesondere F. 62f. und 132.
[8] Hans Wollschläger: ›»Die sogenannte Spaltung des Menschlichen Innern, ein Bild der Menschheitsspaltung überhaupt«. Materialien zu einer Charakteranalyse Karl Mays‹. In: Jb-KMG 1972/73. Hamburg 1972, S. 23.
[9] Karl May war mit großer Wahrscheinlichkeit aufgrund eines entzündlichen Augenlidverschlusses (Blepharospasmus) monatelang funktionell erblindet, was zu einem Verlernen des Sehens führte. Vgl. Ralf Harder/Harald Mischnick: Die Hungersnot der 1840er Jahre und ihre Auswirkungen am Beispiel Karl Mays und seiner frühkindlichen Erblindung. Ferner: Ralf Harder: Karl Mays Blindheit. Das Kurländer Palais – Schicksalsstätte für Karl May.
[10] Karl May: ›Mein Leben und Streben‹, wie Anm. 5, S. 165f.
[11] Stadtarchiv Hohenstein-Ernstthal, Bestand Ernstthal II /I/13/II, Verzeichniß sämmtlicher innerhalb der Flur der Stadt Ernstthal gelegen Häuser, Gärten und Wiesen, datiert 1839.
[12] Karl May: ›Mein Leben und Streben‹, wie Anm. 5, S. 166.
[13] Vgl. Klaus Hoffmann: ›Karl May als »Räuberhauptmann« oder die Verfolgung rund um die sächsische Erde. Karl Mays Straftaten und sein Aufenthalt 1868 bis 1870, 1. Teil‹, in: Jb-KMG 1972/73, Hamburg 1972, S. 221f.
[14] Karl May: ›Mein Leben und Streben‹, wie Anm. 5, S. 166.
[15] Ebd., S. 167.

 


 
Karl May – Leben und Werk

Reisen zu Karl May