Marah Durimeh

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rodger
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Re: Marah Durimeh

Beitrag von rodger »

@Kafka-Zitat

Heißt es dort nun von der Barriere oder vor der Barriere ? Ich meine, vor ... (ich meine es seitens Klaus Kammer so im Ohr(, selber 1976 so gesprochen) und auch gelesen zu haben; Hat jemand eine zuverlässige Kafka-Ausgabe ?) Vor läßt den Abstand mehr als reinen Fakt erscheinen, während von in dem Zusammenhang ein wenig nach Scheu, Distanz o.ä seitens der Begleitenden klingt ... paßt zwar beides aber ich glaube Kafka meint die Distanz als Fakt ohne irgendwelche emotionalen oder sonstigen "Besetzungen" derselben ...

(Nachtrag: In "Beim Bau der chinesischen Mauer und andere Schriften aus dem Nachlaß", in der Fassung der Handschrift, steht "vor" (auf S. 106). Andere Ausgaben sind mir im Moment nicht zugänglich. Im Internet findet man zitatsuchenderweise mehrmals "von".)
markus
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Re: Marah Durimeh

Beitrag von markus »

Von Kalkmangel kann bei dir ja keine Rede sein. :lol:
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rodger
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Re: Marah Durimeh

Beitrag von rodger »

:lol:
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rodger
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Re: Marah Durimeh

Beitrag von rodger »

Ich sah gerade in der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende die Zeichnung "Rattelschnecks Cluburlaub", "Ich fliege zwar First-Clown-Class, aber wieso ist mein Fenster nicht größer?" und mußte umgehend wieder an die dieser Tage gleichsam weltbewegende Thematik von Hadschi Halefs Schlafstelle bei Marah Durimeh in "Ardistan und Dschinnistan" denken ... die Zeichnung drückt nämlich sehr schön aus, wie sehr es eigentlich wirklich um solche Dinge geht, nämlich überhaupt nicht ... (Ja wenn es denn überhaupt wirklich darum ginge bei Karl May an der Stelle ... da ist es aber als Gleichnis zu betrachten, das kommt noch hinzu ...)

Wo wir gerade dabei sind ... Daß Halef bei Marah Durimeh auf Sitara bei den Dienern schläft, bedeutet m.E. dreierlei: a.) die Figur, läßt May auf diese Weise mitschwingen, tritt gegenüber früheren Erzählungen in den Hintergrund, weil er Wesentlicheres mitzuteilen hat, b.) die Anima hat auf dem Weg der Erkenntnis, der Reife und des Wachstums sich mit dem abzufinden, was ihr zusteht: allenfalls einer Nebenrolle, und c.) weiter vermutlich nichts.
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rodger
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Re: Marah Durimeh

Beitrag von rodger »

Und hier noch einmal die entsprechende Stelle bei Karl May:
Wir wohnten nicht in der Stadt, sondern bei ihr im Palaste, ich in demselben Stockwerke mit ihr, Halef aber im Erdgeschoß bei den dienenden Geistern. Sie liebte auch ihn. Sie war von seiner fast beispiellosen Liebe und Treue gerührt. Sie beglückwünschte mich, ihn gefunden und mir zum Begleiter erzogen zu haben. Aber sie tadelte an ihm, daß er sich keine Mühe gab, seine Seele in Geist umzusetzen, und sie hielt gerade das, was andere an ihm lobten, nämlich seine Liebenswürdigkeit, für seine größte Schwäche. Sie, die unvergleichliche Menschenkennerin, konnte keinen Menschen für entwickelt halten, der nicht die Kraft besaß, über die Forderungen seiner körperlichen Anima hinauszukommen.
(Wir sind eben nicht bei z.B. beleidigten Pauschalreisetouristen mit Geltungsbedürfnis ...)
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rodger
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Re: Marah Durimeh

Beitrag von rodger »

[Ob von oder vor der Barriere,] Marah Durimeh hat sich wie Wilhelm Busch u.v.a. aus gutem Grund völlig zurückgezogen und hält von weltlicher Gschaftlhuberei ("Getus" nannte Busch es sehr hübsch) tunlichst fern, nichts von wegen "Media/Aktion/Offline/Online/SocialNet" (soeben gelesen, diese neckische Formulierung, Donnerwetter Ei der Daus). Daß sie in Band 2 noch als Geist der Höhle "gute Taten" verrichtet und gar unter diversen Isegrimmen in großem Stil Frieden stiftet, ist wohl eher Reminiszenz an Dorfgeschichte ("Der Herrgottsengel") bzw. Konzession an Verleger- & Publikumsbedürfnisse, vielleicht auch ein wenig schriftstellerische Träumerei, ebenso hübsch erdacht wie unrealistisch ... Daß Friede auf Erden im landläufigen Sinne sozusagen systeminkompatibel ist, dürfte May allerspätestens bei seinem gleichnamigen Buch klar gewesen sein ... man muß halt dessen Schluß richtig verstehen ...
Marah Durimeh bzw. Karl May hat geschrieben:Ich sah den Hohen fallen und den Niedern emporsteigen; ich sah den Bösen triumphiren und den Guten zu Schanden werden; ich sah den Glücklichen weinen und den Unglücklichen jubeln. Die Gebeine des Muthigen zitterten vor Angst, und der Zaghafte fühlte den Muth des Löwen in seinen Adern. Ich weinte und lachte mit; ich stieg und sank mit - dann kam die Zeit, in der ich denken lernte. Da fand ich, daß ein großer Gott das All regiert und daß ein lieber Vater Alle bei der Hand hält, den Reichen und den Armen, den Jubelnden und den Weinenden. Aber Viele sind abgefallen von ihm; sie lachen über ihn. Und noch Andere nennen sich zwar seine Kinder, aber sie sind dennoch die Kinder dessen, der in der Dschehennah wohnt.
Die Werte und Wertungen täuschen ... Wir leben in einer Schattenwelt voller Maskeraden und Täuschungen ... Sicherheit ist [da] nirgends ... ob gläubig oder ungläubig, das bleibt sich gleich, beide Teile verstehen es nicht ...

(Um solche Dinge geht es. Nicht um ätschebätsche du mußt zu den Dienern oder ätschebätsche auf deine Schlafstellen pfeif' ich. Nix Schillers Handschuh (der in dem Zusammenhang erwähnt wurde). Schöne Geschichte zwar aber da geht es um ganz was Anderes. Ach wo wir gerade dabei sind, in aller Kürze: da geht's darum daß einer sein Leben gegeben hätte und es auch dann noch bereit ist zu geben, als er bereits des-illusioniert ist ... und der signalisiert 'Leben oder Tod, das bleibt sich gleich, ich bin FREI ... Aber du bist es mir nicht mehr wert, da hast du deinen Handschuh ...' darum geht's beim Schiller in der Ballade. Um Freiheit. Unabhängigkeit. Nicht um Ätschbätsch.)
Zuletzt geändert von rodger am 17.8.2010, 8:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Helmut
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Re: Marah Durimeh

Beitrag von Helmut »

rodger hat geschrieben:Ich sah gerade in der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende die Zeichnung "Rattelschnecks Cluburlaub", "Ich fliege zwar First-Clown-Class, aber wieso ist mein Fenster nicht größer?" und mußte umgehend wieder an die dieser Tage gleichsam weltbewegende Thematik von Hadschi Halefs Schlafstelle bei Marah Durimeh in "Ardistan und Dschinnistan" denken ... die Zeichnung drückt nämlich sehr schön aus, wie sehr es eigentlich wirklich um solche Dinge geht, nämlich überhaupt nicht ... (Ja wenn es denn überhaupt wirklich darum ginge bei Karl May an der Stelle ... da ist es aber als Gleichnis zu betrachten, das kommt noch hinzu ...)

Wo wir gerade dabei sind ... Daß Halef bei Marah Durimeh auf Sitara bei den Dienern schläft, bedeutet m.E. dreierlei: a.) die Figur, läßt May auf diese Weise mitschwingen, tritt gegenüber früheren Erzählungen in den Hintergrund, weil er Wesentlicheres mitzuteilen hat, b.) die Anima hat auf dem Weg der Erkenntnis, der Reife und des Wachstums sich mit dem abzufinden, was ihr zusteht: allenfalls einer Nebenrolle, und c.) weiter vermutlich nichts.
... und wenn man noch berücksichtigt, dass (meiner Meinung nach) Halef und KBN (zumindest Teilweise) beides "Spiegelungen" Karl Mays sind, dann erledigt sich der Vorwurf schon von ganz allein; dann bedeutet es bestenfalls, dass eine Seite Mays weiter auf dem Weg zur "Veredlung" ist, als die andere.

Helmut
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rodger
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Re: Marah Durimeh

Beitrag von rodger »

Helmut hat geschrieben: ... und wenn man noch berücksichtigt, dass (meiner Meinung nach) Halef und KBN (zumindest Teilweise) beides "Spiegelungen" Karl Mays sind
Das hatte ich vorausgesetzt.

8)

:wink:
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