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Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 19.10.2014, 14:09
von Doro
rodger hat geschrieben:"Wenn wir imstande sind, uns so mißzuverstehen, warum haben wir dann das Wort Liebe überhaupt erfunden" heißt es in der "Zoogeschichte" von Edward Albee. Die Geschichte von Jerry und dem Hund. ("Könn'semalnachlesen.")
Werdsch dann ma machen näää :D
Du bist manchmal vielleicht etwas wirr,

Schräch bitte, nich wirr, schrräääächh!!
Scheinst Dich aber aufgrund offenbar optimierungsfähigen Selbstwertgefühls immer angesprochen zu fühlen, wenn einer unbotmäßig über andere herzieht ... :D
Jouw! Einer is immer schuld, warum also ned ich ... aber, ich geh mal in mich, zwecks der Optimierungsfähigkeit.
(meint er nun in die eine oder andere Richtung *grübel* :lol: :lol: )

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 19.10.2014, 17:44
von Wolfgang Sämmer
Nach Erscheinen von Und Friede auf Erden! schreibt Ludwig Freytag in seiner Rezension zu Mays Roman:
„Daß einem vielgereisten Autor einzelne Seltsamkeiten im Ausdruck und auch einzelne stilistische Eigentümlichkeiten mit unterlaufen, hat nichts zu bedeuten. Seltsam ist z. B. (...) die mißverständliche Hinweisung darauf, daß zwei Engländer sich nicht mit „Thou“ anreden. Der verehrte Autor weiß ja so gut wie ich, daß das (abgesehen von der Quäkersekte) im modernen Umgangsenglisch überhaupt unmöglich ist.
[Jb-KMG 2005, S. 95]

Im modernen Umgangsenglisch unmöglich, kommt es in einem Roman Karl Mays eben doch vor. So etwas nennt man dichterische Freiheit. Die allerdings wollte Fräulein Marie Silling unserem Autor überhaupt nicht zubilligen. Ihre Besprechung von Und Friede auf Erden! fiel denn auch vernichtend aus. In seiner Antwort geht May auch auf die – schon von Ludwig Freytag monierte – „Thou“-Stelle ein:
Und nun gar mein Englisch! Da bin ich doch der reine Botokude! Aber auch diese Seite 270 klingt in meinem Buche ganz anders, als von Fräulein Silling angegeben wird, und wenn ich an anderer Stelle das „thou“ dem „you“ einmal gegenübersetze, so geschieht es in einer höchst wichtigen, psychologischen Absicht, für welche Fräulein Silling kein Verständnis besitzen kann. Psychologische Rätsel durch verbotene persönliche Fürwörter zu beleuchten, das sind ja böhmische Dörfer!
[Jb-KMG 1972/73, S. 126]

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 19.10.2014, 17:53
von rodger
Dankeschön. Über Fräulein Silling und Konsorten ärgere ich mich heute noch. Sie sind ja auch keineswegs ausgestorben.

:D

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 21.10.2014, 18:44
von Doro
Interessante Story, die Zoogeschichte. Als Vollinterpretarist (gibt's zwar ned das Wort, aber was tut's zur Sache 8) ) entdecke ich doch tatsächlich Parallelen zur Lebenswelt von Karl May und, nein, ich meine nicht, dass sich Winnetou in die Kugel wirft, die OS treffen soll, nein, ich meine eher zur realen Geschichte.

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 21.10.2014, 22:58
von rodger
Doro hat geschrieben:Winnetou in die Kugel wirft, die OS treffen soll
Verwechselst Du gerade Klekih-Petra mit Winnetou und Winnetou mit Old Shatterhand ? :wink:
(Oder ist das im Film so ? Weiß ich im Moment nicht. Im Buch meines Wissens nicht.)

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 22.10.2014, 19:48
von Rene Grießbach
rodger hat geschrieben:Oder ist das im Film so ?
ja
siehe hier: http://www.youtube.com/watch?v=yjwPO79fJ7E
Im Buch ists tatsächlich nicht so

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 23.10.2014, 9:37
von rodger
Das wird ja alles vermantscht und verpantscht, aus Bearbeitungen zitiert wenn vermeintlich May zitiert wird, Filmszenen als original May ausgegeben ... Wer sich nicht auskennt blickt nicht durch. Die Karl May Gesellschaft hat mal ein paar Jahrzehnte lang versucht, gegenzusteuern, mittlerweile nimmt man es auch da nicht mehr so genau ... Filmen und Freilichtbühnen werde zukünftig mehr Aufmerksamkeit gewidmet, schrieb der Vorsitzende vor ein paar Jahren in einem Vorwort zu einem Jahrbuch, denn, so zu lesen, "wir schulden ihnen diese". Na denn.

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 23.10.2014, 12:52
von Helmut
"Man" ist eben der Meinung, dadurch könne man (den sterbenden) Karl May am Leben zu erhalten; aber welchen Karl May?
(Es soll ja sogar vorgekommen sein, dass ein Besucher der Freilichtspiele sich hinterher ein Buch von Karl May gekauft hat (am ehesten vermutlich noch in Segeberg, denn dort gibt es E. Bartsch)).

Helmut

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 23.10.2014, 13:16
von rodger
Helmut hat geschrieben:"Man" ist eben der Meinung, dadurch könne man (den sterbenden) Karl May am Leben zu erhalten; aber welchen Karl May?
'Leben' definiert sich halt nicht dadurch daß Hinz und Kunz und Kind und Kegel sich mit etwas beschäftigen bzw. glauben zu kennen ...

8)

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 23.10.2014, 18:47
von Rene Grießbach
rodger hat geschrieben: 'Leben' definiert sich halt nicht dadurch daß Hinz und Kunz und Kind und Kegel sich mit etwas beschäftigen bzw. glauben zu kennen ...

8)
Stimmt schon.
Aber wenn sich heute Hinz und Kunz und Kind und Kegel sich mit etwas mehr oder weniger gründlich beschäftigen und sich morgen nur ein kleiner Teil davon weiter damit beschäftigt und sich dann auch damit auskennt, dann bleibt das Objekt der Beschäftigung auch am 'Leben'.
Deshalb ist es mir lieb, sehr lieb, wenn sich zunächst mal viele auch mit Karl May beschäftigen, die einen kürzer, um sich dann anderen Themen zuzuwenden, die anderen länger und intensiver.

Und die Sache mit Winnetous Tod - ob nun wie im Buch durch einen Sioux namens Ko-itse oder wie im Film durch einen weißen Banditen - da sag ich mal so:
Zum einen sollte man gerade das bei Karl-May-Freunden unter sich nicht so auf die Goldwaage legen und zum andern halte ich Winnetous Filmtod (die Kugel des Banditen, nicht das spätere Sterben unter militärischer Ehrenbezeugung durch die US-Army) für eine der sehr wenigen eher positiven Vorlagenveränderungen durch die Filmindustrie, wird es doch Karl Mays in der Einleitung zu "Winnetou I" festgehaltenem Anliegen bzgl. des Untergangs der roten Völker gerechter als die früher aufgeschriebene und dann unter - bereits öfter diskutierten Bedingungen - in "Winnetou III" wiederverwendete Sterbevariante.

(Hat zwar jetzt mit dem "Geruch der Pferde" nichts mehr zu tun, aber, naja ... :wink: )

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 23.10.2014, 19:01
von Rene Grießbach
Helmut hat geschrieben: (Es soll ja sogar vorgekommen sein, dass ein Besucher der Freilichtspiele sich hinterher ein Buch von Karl May gekauft hat (am ehesten vermutlich noch in Segeberg, denn dort gibt es E. Bartsch)).
Kann ich bestätigen.
Aber nicht von Bad Segeberg, wo das sicher auch vorkam - in Bad Segeberg war ich nie - sondern von der Felsenbühne Rathen in Sachsen. Dort habe ich vor einigen Jahren nach der Aufführung von "Winnetou I" beobachtet, wie ein Mädchen sich am Souvenirstand von ihren Eltern das Buch "Winnetou I" (KMV-Variante, aber das spielt ja hier mal keine Rolle) kaufen ließ.
Natürlich hab ich keine Ahnung, ob sich das Mädchen dann nachhaltig für Karl May begeisterte, aber bei Lesen hatte sie dann auf jeden Fall das vorher gesehene Stück wiedererkannt. Denn: Rathen zeichnet sich (bekanntlich?) für eine ausgesprochene Treue zur jeweiligen Vorlage aus.
(Ob sie in Segeberg auch beim Lesen das Stück wiedererkannt hätte, weiß ich nicht.)

Und vielleicht hatte die junge Dame beim Lesen und dem Zurückerinnern an die Aufführung in Rathen dann ja auch den Geruch der Pferde zumindest gedanklich wieder in der Nase.
... Uff, damit hätte ich sogar zumindest den Versuch der Verbindung zum eigentlichen Thema hinter mich gebracht. :wink:

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 23.10.2014, 19:02
von rodger
@vorletzter Beitrag

Zum Geruch der Pferde kommen wir gleich zurück ... :D

Zunächst noch zum letzten [edit.: resp. vorletzten] Beitrag, :wink:
wenn sich heute Hinz und Kunz und Kind und Kegel sich mit etwas mehr oder weniger gründlich beschäftigen und sich morgen nur ein kleiner Teil davon weiter damit beschäftigt und sich dann auch damit auskennt, dann bleibt das Objekt der Beschäftigung auch am 'Leben'.
Ich meinte eben, das 'Leben' ist ganz unabhängig davon, ob sich irgendjemand damit beschäftigt ... Robinson auf seiner Insel, z.B., war sehr lebendig, auch ohne Freitag oder Samstag ... Und mir persönlich gefällt mein Leben am besten wenn keiner da ist der mich stört ... :D (ich merk' das [z.B.] immer wenn ich mit dem Fahrrad nach Heidelberg fahre, allein durch die Felder, wunderbar, sobald Menschen auf der Bildfläche erscheinen, Kellner im Lokal oder dann die Dödels in der Fußgängerzone, ist alles im Eimer ...)
Zum einen sollte man gerade das bei Karl-May-Freunden unter sich nicht so auf die Goldwaage legen
Es geht ja nicht um auf die Goldwaage legen, aber es ist halt schlichtweg falsch wenn es heißt bei Karl May werfe sich Winnetou vor Old Shatterhand. Habe ich neulich auch auf einer Internetseite gelesen, irgendso so ein Filmgedöns, Winnetous Sohn oder dergleichen. Fehlinformation. Punkt.

Das recht unspektakuläre Sterben Winnetous in Winnetou III [bei Karl May ...] halte ich für passender, er wird halt "abgeschossen", man kennt nicht einmal den Namen des Schützen, so banal geht's zu im Leben ... Daß sein Leben bald um ist, spürt er ja schon vorher, da kommt es dann nicht darauf an ob einem ein Stein auf den Kopf fällt, man vom Stuhl fällt oder sonstwas ...

Und nun wieder zum Geruch der Pferde :D , mir ist noch aufgefallen daß Mays "Natürlich ruhige Luft vorausgesetzt" etwas unpräzise ist, er hätte so etwas wie ", bzw. eine entsprechend günstige Luftrichtung" anhängen sollen oder können.

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 23.10.2014, 19:12
von rodger
Rene Grießbach hat geschrieben:Felsenbühne Rathen in Sachsen. Dort habe ich vor einigen Jahren nach der Aufführung von "Winnetou I" beobachtet, wie ein Mädchen sich am Souvenirstand von ihren Eltern das Buch "Winnetou I" (KMV-Variante, aber das spielt ja hier mal keine Rolle) kaufen ließ.
Ich habe dort vor zehn Jahren beobachtet, daß die KMV-Wollschläger- (auch Du Sohn Brutus ...) - Variante mit einem Schild "Original" versehen war. Daneben stand der Weltbild-Band ... Spielt keine Rolle ? Naja ... Na gut, wie man's nimmt ... sagen wir so: ist ein absolutes Unding, aber gut, hast Recht, meinetwegen piepschnurzegal, macht doch alle was ihr wollt ... :D :wink:
Rathen zeichnet sich (bekanntlich?) für eine ausgesprochene Treue zur jeweiligen Vorlage aus.

Ich fand's seinerzeit bissel langweilig in Rathen. Bis auf Olaf Hörbe. Der war sehr gut. (In Sachen Treue zur Vorlage: wenn ein Kapellmeister exakt die Noten spielen läßt, wie sie da stehen, reicht das noch nicht ... er muß sie zu 'beseelen' wissen ...)

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 23.10.2014, 19:17
von Rene Grießbach
rodger hat geschrieben: Ich habe dort vor zehn Jahren beobachtet, daß die KMV-Wollschläger- (auch Du Sohn Brutus ...) - Variante mit einem Schild "Original" versehen war. Daneben stand der Weltbild-Band ... Spielt keine Rolle ?
Wenn beide Bände nebeneinander stehen und dann auch noch ein Schild mit "original" - dann ist das schon was anderes. In meinem Falle, also den, den ich beobachten konnte, gabs nur den Grünen Band und das ganze ohne Schild. Daher rührte auch meine sehr liberale Betrachtungsweise in dieser konkreten Frage. Weil da sag ich mir: wenn oftmals (und wenn überhaupt) nur KMV-Karl-May-Bücher zu haben sind *, dann ist es mir noch lieber, die vorzugsweise jungen Leute kaufen sich zunächst mal so einen als überhaupt keinen "Karl May".


* egal ob Buchhandel oder Souvenirstand, dein Beispiel mit dem WELTBILD-Band oder Eckehard Bartsch sein Geschäft in Segeberg halt ich zunächst mal für eine schöne Ausnahme, man belehre mich eines besseren.

Re: Der Geruch der Pferde

Verfasst: 23.10.2014, 19:22
von rodger
Wenn der Weltbild-Band weg ist braucht man ja den anderen nicht mehr zum "Original" zu erklären ...

:D

(mit piepschnurzegal und macht doch alle was ihr wollt meinte ich übrigens daß, auch wenn etwas ein Unding ist, es noch lange kein Grund zur Aufregung sein muß ... die Welt ist voller Undinge ... und an der Verbesserungsfähigkeit der Welt läßt sich mit Recht zweifeln ...)