Winnetou IV - noch mal

Rene Grießbach
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Winnetou IV - noch mal

Beitrag von Rene Grießbach »

Immer wieder mal erinnere ich mich an das Ende dieses Romans:

„ ... Das ist der Schluß dieses vierten Bandes. Indem ich ihn jetzt, Ostern 1910, beende, kommt das Herzle und legt mir eine deutsche Zeitung vom 23. März dieses Jahres vor, in welcher unter dem Titel »Ein Denkmal für die Indianer« folgendes zu lesen ist:
»Aus New York wird berichtet: Das große Standbild der Columbia in der New Yorker Hafeneinfahrt wird voraussichtlich in kurzer Zeit ein Gegenstück erhalten. Am Hafen der amerikanischen Metropole soll ein großes, mächtiges Denkmal entstehen, das bestimmt ist, kommenden Generationen die Erinnerung an die rote Rasse aufrecht zu erhalten, die vielleicht in
wenigen Menschenaltern als solche ausgestorben sein wird. Der Plan dieses Denkmales geht auf Mr. Rodman Wanamaker zurück und hat im ganzen Land sofort lebhaften Widerhall gefunden. Auch Präsident Taft hat der Idee zugestimmt. An der Hafeneinfahrt soll das Standbild eines riesigen Indianers errichtet werden, als ein Sinnbild dafür, daß das Volk Amerikas trotz aller der roten Rasse zugefügten Ungerechtigkeiten die edlen Eigenschaften der Ureinwohner Amerikas vollauf würdigt. Es soll die Schuld des Landes gegen die aussterbende Rasse der 'ersten Amerikaner' symbolisieren und künftigen Geschlechtern die schönen Charakterzüge der roten Rasse vor Augen führen. Der Indianer wird mit ausgestreckten Händen dargestellt, wie er die ersten weißen Männer willkommen hieß, die Amerikas Küste beraten.«
Ich frage: Ist das nicht interessant?“


[Karl Mays Werke: Winnetou IV, S. 793. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 68882 (vgl. KMW-V.7, S. 622-623)]



was mich dabei wirklich mal interessieren würde, ist der Plan historisch belegt? Und wenn, inwieweit wurde an seiner Verwirklichung gearbeitet?
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rodger
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von rodger »

Es handelt sich um die Übernahme eines Textes, der u.a. im "Dresdner Anzeiger" erschien. Ich habe mir dieser Tage gerade den KMG-Reprint 'Winnetou IV' zuschicken lassen, da ist dieser Zeitungsartikel auf S. 290 abgebildet.

Der Denkmalsplan wurde laut Kommentar im Reprint durch Ausbruch des Krieges verhindert.

Mit diesen sehr empfehlenswerten Reprints hat die KMG seinerzeit ganz eigenständig richtig was auf die Beine gestellt. Das waren noch Zeiten, da sprachen auf Kongressen Walther Ilmer oder Hans Wollschläger ... wie heißt es doch so passend, 'da können se mal sehen wie die Zeit vergeht' ... oder vornehmer ausgedrückt, tempi passati ...

:roll:

Mit etwas Glück, Geduld und Spucke finden Sie irgendwo die Bestelladresse (ich muß auch jedesmal suchen; mal sehen ob die neue Öffentlichkeitsarbeit sich auch solcher wesentlicher Petitessen annehmen wird oder sich mehr um Filme und Freilichtspiele kümmern), ein paar Reprints gibt es noch. Glückauf.
markus
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von markus »

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sven.becker.kiel
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von sven.becker.kiel »

Hallo zusammen,

hier eine authentische Bestätigung, allerdings nicht aus 1910:
Artikel aus der NEW YORK TIMES (23. August 1911)
Artikel aus der NEW YORK TIMES (23. August 1911)
Indian Statue Wanamaker.JPG (53.06 KiB) 12360 mal betrachtet
Und hier eine Zeichnung des Bauprojekts:
Das "National Indian Memorial", eingeweiht Februar 1913, das auf der Fort Wadsworth Island im New Yorker Hafen entstehen sollte; es wäre größer gewesen als die "Statue of Liberty".
Das "National Indian Memorial", eingeweiht Februar 1913, das auf der Fort Wadsworth Island im New Yorker Hafen entstehen sollte; es wäre größer gewesen als die "Statue of Liberty".
Indian Statue Wanamaker 2.JPG (24.61 KiB) 12350 mal betrachtet
Grüße aus Kiel

Sven
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rodger
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von rodger »

Ist ja auch irgendwie makaber, erst treiben sie sie in Reservate, verteilen pockeninfizierte Decken, lassen sie hungern, massakrieren sie usw., und dann bauen sie ein Denkmal. Auf daß allen immer ganz feierlich zumute sei. Aber so is datt. Da könnensehinguckenwosewollen. (Zitat Schlußsatz einmal mehr Hanns Dieter Hüsch)

Andererseits hat man mich mal vermutlich zu Recht belehrt daß bei den Indianern oder auch Natives auch vorher, bevor die Weißen kamen, keineswegs alles „eitel Sonnenschein“ war ... Kriege, Mord und Totschlag usw. kannten die auch. Ist halt so, überall, seit Anbeginn. Und wird sich nie ändern. Steht übrigens auch am Ende von „Und Friede auf Erden“: Krieg gibt’s. Nix Frieden. Das wird gern sehr oberflächlich fehlinterpretiert. Vgl. auch William Golding, Herr der Fliegen; „beweinte er das Ende der Unschuld in des Menschen Herz“, steht da irgendwo so oder ähnlich, ist ca. gut 35 Jahre her daß ich das gelesen habe.

Es liegt vor mir ein weites Trümmerfeld,
das sich vom Einst bis auf das Heut erstreckt:
die Klagewüste einer Schattenwelt,
die selbst den Mut des Mutigsten erschreckt.
Und mitten in der Öde, blutig rot,
getränkt von Krieg und Sieg, ein tiefer See;
da haust als Völkermord der Heldentod
und badet sein Skelett im Menschenweh!

(Karl May)

Dazu Claus Roxin: (http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg ... 1989/9.htm)

"Eine Schreckensvision. die heute als realistisch erscheint; bedenkt man aber, was die meisten deutschen Dichter noch 1914 drucken ließen, dann überrascht es doch, daß der verachtete Karl May ihnen und dem ganzen deutschen Bürgertum schon Jahre früher einige Einsichten voraushatte."
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sven.becker.kiel
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von sven.becker.kiel »

Hallo zusammen,

offenbar hat man mit dem Bau ernsthaft begonnen:
Grundsteinlegung durch (Mr.?) Taft, Jahr unbekannt (1913?).
Grundsteinlegung durch (Mr.?) Taft, Jahr unbekannt (1913?).
Grundsteinlegung.jpg (83.78 KiB) 12342 mal betrachtet
Grüße aus Altenholz

Sven
markus
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:Ist ja auch irgendwie makaber, erst treiben sie sie in Reservate, verteilen pockeninfizierte Decken, lassen sie hungern, massakrieren sie usw., und dann bauen sie ein Denkmal.
Das finde ich ganz normal, sowas gehört zur Aussöhnung dazu. Machen wir Deutschen doch auch in Beziehung auf Israel. Im Grunde haben die USA bisher viel zu wenig für die Aussöhnung mit den amerikanischen Ureinwohnern getan.
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rodger
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben:
rodger hat geschrieben:Ist ja auch irgendwie makaber, erst treiben sie sie in Reservate, verteilen pockeninfizierte Decken, lassen sie hungern, massakrieren sie usw., und dann bauen sie ein Denkmal.
Das finde ich ganz normal, sowas gehört zur Aussöhnung dazu. Machen wir Deutschen doch auch in Beziehung auf Israel. Im Grunde haben die USA bisher viel zu wenig für die Aussöhnung mit den amerikanischen Ureinwohnern getan.
Mit 'makaber' meinte ich ja nicht die als Aussöhnungs-Geste angesehene Aktion alleine, für sich betrachtet. Sondern das Vorher und Nachher zusammen.

Wir erleben das ja auch im Alltag. Da werden Leute in den Tod geärgert, indem man sie, manchmal recht subtil, oder auch ohne es zu wollen, demütigt und quält, kriegen irgendwann ihren Herzinfarkt, ihren Krebs oder was auch immer, oder legen selber Hand an, und dann kriegen sie goldenwortige Nachrufe, manchmal von den sozusagen Verantwortlichen, und alle sind ganz gerührt ... ick säch jo, je genauer man hinguckt, umso spannender wird's. Viele wollen aber lieber so genau gar nicht hingucken, weil sie damit nicht zurechtkommen oder -kämen, und machen sich lieber etwas vor, sich selber und auch gegenseitig. Alles unter den Teppich kehren und Harmonie und Friede Freude Eierkuchen vorgaukeln. Pshaw. Närrisch.
markus
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von markus »

Tja, dieses Thema ist nicht so ganz einfach. Ein Täter (oder ein Tätervolk (wenn man das so ausdrücken kann)), er kann eine Tat ja nie wieder ungeschehen machen, auch wenn er noch so viel Reue zeigt. Sicher, das sieht immer makaber aus wenn er ein Zeichen, wie hier ein Denkmal, der Aussöhnung setzt. Aber was für eine Chance hat er sonst. Man müßte sich in den Täter hinein versetzen können um zu verstehen wie schwer es ist sich mit der Tat auseinander zu setzen, sofern er wirklich aus tiefstem Herzen reuig ist. Aber das kann ich nicht, ich der nie schlimme Sachen angestellt hat, außer kleinere Fehler die jeder mal begeht (aber wie sagte schon Hitchcock, jeder ist zum Mord fähig, bei einem wird die Fähigkeit dazu eher geweckt, beim anderen sehr viel schwerer, bei den meisten ist es so gut wie unmöglich) :wink: . Damit will ich natürlich keine schwere Tat verharmlosen. Jede Tat gehört bestraft. Aber ich halte es da mit Karl May/Old Shatterhand/Kara Ben Nemsi, in seinen Romanen hat er immer versucht wenn es irgendwie möglich ist zu vermeiden, Blut zu vergießen. Gleiches mit gleichem zu vergelten, das war nicht sein Ding. Im Roman ist es natürlich einfacher ein Urteil dahin zu bewegen, daß der Täter Reue zeigt und das Urteil damit milde für ihn ausfällt. Das ist ja mit die Symbolhaftigkeit in Mays Werk. Aber selbst in der sogenannten realen Welt wäre so etwas durchaus möglich. Ich sag jetzt mal einfach Obama und der nahe Osten, obwohl das ein immens längerer Prozess sein wird, als eine Aussöhnung innerhalb eines May-Romans (Die Welt ist auch nicht (wie es laut Bibel heißt) in nur 7 Tagen entstanden, sondern diese 7 Tage stehen symbolisch für eine weitaus längere Zeit).

Friede Freude Eierkuchen, dafür bin ich auch nicht (obwohl manchmal gibts das auch, selten, aber wenn sollte man sich für den Moment glücklich schätzen). Die Gegensätze, Mißverständnisse, Spannungen usw. sollten immer klar aufgezeigt werden, darüber reden, aus dem Weg räumen (irgendwann, alles auf einmal geht nicht). Siehe 20 Jahre deutsche Einheit. Da herrscht auch, oder wird von oben beschlossen, Friede Freude Eierkuchen. Aber soweit sind wir noch längst nicht. Sicher bin ich auch immer entsetzt wenn heute vielfach behauptet wird die DDR wäre kein Unrechtsstaat gewesen. Aber 1. kann ich da kaum mitreden weil ich dort nicht gelebt habe (was aber an der Tatsache daß die DDR trotzdem ein Unrechtsstaat war, nichts ändert) und 2. kann ich verstehen daß die Bürger der ehemaligen DDR ihre ganz persönliche Biografie haben die nicht in allen Fällen mit der Idologie der DDR zu tun hat (was eigentlich selbstverständlich ist wenn man sich damit auseinander setzt). Aber jetzt wirds zu politisch und das sollte ich eigentlich vermeiden, bin ich doch damit letztens fast mit auf die Schnauze gefallen 8) .
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rodger
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von rodger »

Sicher, das sieht immer makaber aus wenn er ein Zeichen, wie hier ein Denkmal, der Aussöhnung setzt.
Noch einmal: das meinte ich nicht mit ‚makaber’. Ich habe es ja schon erklärt: das ‚Danach’ in Zusammenhang mit dem ‚Davor’. Nicht das ‚Danach’ alleine.
bei den meisten ist es so gut wie unmöglich
:lol:

Na laß mal wieder einen Krieg „ausbrechen“ (lassen ...), da wirst Du sehen wie schnell das geht.
in seinen Romanen hat er immer versucht wenn es irgendwie möglich ist zu vermeiden, Blut zu vergießen. Gleiches mit gleichem zu vergelten, das war nicht sein Ding.
Ich habe heute in Satan und Ischariot III gerade folgendes gelesen:
Der vierfache Mord schrie zum Himmel auf; er mußte gerächt werden, und wir haben ihn gerächt. Vier hatten wir schon erschossen; am folgenden Tag gab es andere vier; einen Tag später wieder drei - -«
»Das sind elf; vierzehn waren es; blieben also noch drei.«
»Die Rechnung ist richtig. Sie hatten alle den Tod verdient; es mußte aber einer leben bleiben, um daheim zu erzählen, wie Winnetou den Mord zu rächen weiß. Wir überraschten die drei letzten droben am Canadian an einer Stelle, weiche von den Komantschen Keapa-yuay, das Thal des Todes, genannt wird, und es ist für zwei von ihnen auch wirklich zum Todesthale geworden.«
»Der Häuptling war schon tot?«
»Nein; er gehörte zu den dreien. Wir hoben ihn bis zuletzt auf, um ihm auch das Vergnügen zu gönnen, den sichern Tod vor sich zu sehen. Ihn und den einen seiner Begleiter schossen wir nieder
Das erzählt, wohlgemerkt, Old Shatterhand ...
Ich sag jetzt mal einfach Obama und der nahe Osten,
Irgendwann mußte auch ich einsehen daß der Weihnachtsmann doch eher Onkel Willi war. (Es gäbe freilich schlimmeres ...)
Die Gegensätze, Mißverständnisse, Spannungen usw. sollten immer klar aufgezeigt werden, darüber reden, aus dem Weg räumen
Man läuft dann (wenn man offen ist) gelegentlich Gefahr, daß andere einem mitteilen, das sei „unsympathisch“ oder „abstoßend“, was man da von sich gibt ... Ist mir gestern gerade passiert. Die Leute halten oft Ehrlichkeit für Frechheit, unbotmäßig oder sonst etwas. Oder (ein anderer Fall) sie wollen vorgefallene Dinge lieber nicht besprechen, trotz entsprechend klar formuliertem Angebot, das wäre ihnen zu unbequem oder weiß ich was. In unserer Gesellschaft sülzt und heuchelt man sich lieber gegenseitig etwas vor, als offen und ehrlich (und ggf natürlich auch mal sehr unbequem !) miteinander zu kommunizieren.
Siehe 20 Jahre deutsche Einheit. Da herrscht auch, oder wird von oben beschlossen, Friede Freude Eierkuchen. Aber soweit sind wir noch längst nicht.
Bis hierhin bin ich ganz Deiner Meinung.
Sicher bin ich auch immer entsetzt wenn heute vielfach behauptet wird die DDR wäre kein Unrechtsstaat gewesen.
Dazu schreibe ich Dir vielleicht privat was ... Hier erstmal nur soviel:

War interessant neulich auf Phoenix, 60 Jahre Deutschland, da haben sie des öfteren die Fernsehberichterstattung aus Ost und West gezeigt zu verschiedenen Ereignissen ... da habe ich wieder gesehen sie veräppeln einen halt so oder so herum ... (rechts, links oder auch durch die Mitte ...)

Ich habe neulich in einem Einkaufszentrum die Regale gesehen und gedacht, wir leben hier ja wirklich im Schlaraffenland ... und dann habe ich die Leute gesehen die da rumliefen mit ihren Einkaufswagen ... degenerierte Idioten, teilweise ... (das ist nicht freundlich aber diese Formulierung entspricht halt exakt meinem Eindruck) mit Gesichtsausdrücken wie Kühe oder Ochsen aus dem Westerwald (wobei ich weder der Region, ich hätte z.B. auch Odenwald schreiben können, noch den armen Tieren zu nahe treten will, sie sind letzten Endes tatsächlich der erfreulichere Anblick ...) Was haben wir denn von unserem „Wohlstand“ ? Nichts ... Die Leut’ sind doch kaputt, alle miteinander ... dann lieber auf Kuba bißchen Spaß haben, da können die Fassaden ruhig bissel bröckeln ... Und „Freiheit“ ? Daß ich nicht lache. Die Freiheit, den Handy-Anbieter zu wählen, vielleicht ... Ich lese gerade "Von MTV nach Mekka", nachdem die Autorin neulich nächtens im Fernsehen in der Diskussionsrunde zum Thema Gott mir sehr gut gefiel (da war auch der mittlerweile 82jährige Elten, für den Fall daß ihn jemand kennt ...), da schreibt sie auch an einer Stelle wie die Ärmsten der Armen im fernen Asien sie mit leuchtenden Augen bewirtet haben ... hier haben sie äußerlich alles, aber sind innerlich verkrüppelt und im Eimer ...

Kommen wir zum Threadthema zurück. Ich habe gerade die Passage aus Winnetou IV noch einmal gelesen. Dazu ist mir auch noch allerhand eingefallen. Hätte es damals das Stück „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch schon gegeben, in indianischer Übersetzung ... aber ob es was genützt hätte ?
markus
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:
markus hat geschrieben:Sicher, das sieht immer makaber aus wenn er ein Zeichen, wie hier ein Denkmal, der Aussöhnung setzt.
Noch einmal: das meinte ich nicht mit ‚makaber’. Ich habe es ja schon erklärt: das ‚Danach’ in Zusammenhang mit dem ‚Davor’. Nicht das ‚Danach’ alleine.
Ich meinte es genauso, oder auch nicht, ganz so wie es dir beliebt, bin ja auch mal großzügig :wink: .
rodger hat geschrieben:Na laß mal wieder einen Krieg „ausbrechen“
Hab ich eigentlich nicht vor :lol: .
rodger hat geschrieben:Ich habe heute in Satan und Ischariot III gerade folgendes gelesen:
Der vierfache Mord schrie zum Himmel auf; er mußte gerächt werden, und wir haben ihn gerächt. Vier hatten wir schon erschossen; am folgenden Tag gab es andere vier; einen Tag später wieder drei - -«
»Das sind elf; vierzehn waren es; blieben also noch drei.«
»Die Rechnung ist richtig. Sie hatten alle den Tod verdient; es mußte aber einer leben bleiben, um daheim zu erzählen, wie Winnetou den Mord zu rächen weiß. Wir überraschten die drei letzten droben am Canadian an einer Stelle, weiche von den Komantschen Keapa-yuay, das Thal des Todes, genannt wird, und es ist für zwei von ihnen auch wirklich zum Todesthale geworden.«
»Der Häuptling war schon tot?«
»Nein; er gehörte zu den dreien. Wir hoben ihn bis zuletzt auf, um ihm auch das Vergnügen zu gönnen, den sichern Tod vor sich zu sehen. Ihn und den einen seiner Begleiter schossen wir nieder
Das erzählt, wohlgemerkt, Old Shatterhand ...
Was soll ich dazu sagen, daß es immer zwei Seiten einer Medaile gibt, daß man seine Haltung und seine Meinung auch mal ändern kann (wie der Administrator eines gewissen Forums daß wir beide kennen :wink: ), heute so, morgen so, wie das Fähnchen im Winde und wie es grade am besten passt. Wir sind doch alle schwach, ich hab auch eine grundsätzliche Haltung, ich möchte mich immer an alle Verkehrsregeln halten und wie oft hab ich mich regelwidrig gehalten (keine Angst, bin kein bekannter Hund in Flensburg), nobody is perfekt.
rodger hat geschrieben:Man läuft dann (wenn man offen ist) gelegentlich Gefahr, daß andere einem mitteilen, das sei „unsympathisch“ oder „abstoßend“, was man da von sich gibt ... Ist mir gestern gerade passiert. Die Leute halten oft Ehrlichkeit für Frechheit, unbotmäßig oder sonst etwas. Oder (ein anderer Fall) sie wollen vorgefallene Dinge lieber nicht besprechen, trotz entsprechend klar formuliertem Angebot, das wäre ihnen zu unbequem oder weiß ich was. In unserer Gesellschaft sülzt und heuchelt man sich lieber gegenseitig etwas vor, als offen und ehrlich (und ggf natürlich auch mal sehr unbequem !) miteinander zu kommunizieren.
Der Mensch will halt belogen werden...
rodger hat geschrieben:Ich habe neulich in einem Einkaufszentrum die Regale gesehen und gedacht, wir leben hier ja wirklich im Schlaraffenland ... und dann habe ich die Leute gesehen die da rumliefen mit ihren Einkaufswagen ... degenerierte Idioten, teilweise ... (das ist nicht freundlich aber diese Formulierung entspricht halt exakt meinem Eindruck) mit Gesichtsausdrücken wie Kühe oder Ochsen aus dem Westerwald (wobei ich weder der Region, ich hätte z.B. auch Odenwald schreiben können, noch den armen Tieren zu nahe treten will, sie sind letzten Endes tatsächlich der erfreulichere Anblick ...) Was haben wir denn von unserem „Wohlstand“ ? Nichts ... Die Leut’ sind doch kaputt, alle miteinander ... dann lieber auf Kuba bißchen Spaß haben, da können die Fassaden ruhig bissel bröckeln ... Und „Freiheit“ ? Daß ich nicht lache. Die Freiheit, den Handy-Anbieter zu wählen, vielleicht ... Ich lese gerade "Von MTV nach Mekka", nachdem die Autorin neulich nächtens im Fernsehen in der Diskussionsrunde zum Thema Gott mir sehr gut gefiel (da war auch der mittlerweile 82jährige Elten, für den Fall daß ihn jemand kennt ...), da schreibt sie auch an einer Stelle wie die Ärmsten der Armen im fernen Asien sie mit leuchtenden Augen bewirtet haben ... hier haben sie äußerlich alles, aber sind innerlich verkrüppelt und im Eimer ...
Dem gibts nichts mehr hinzuzufügen. Die Menschen hier haben eben verlernt das zu schätzen was sie haben, können sich von ihren Großeltern eine Scheibe abschneiden.
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rodger
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von rodger »

Ich überlege schon den ganzen nachmittag, setz ich die Passage rein, lasse ich es sein, lösche ich sie wieder heraus ... und dann zitierst Du sie in voller Länge. Fatal, diese Zitierfunktion ... (ich bin schon ein komischer Vogel. Wenn im Lokal Leute am Nebentisch zuhören können bin ich so gehemmt daß ich nicht einmal übers Wetter reden mag ... und hier erzähle ich jedem der es nicht hören will was ich so denke wenn der Tag lang ist ...)
markus
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von markus »

Dann bin ich der zweite komische Vogel in diesem Dschungel, oder Käfig?, wie auch immer :mrgreen: .
Rene Grießbach
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von Rene Grießbach »

markus hat geschrieben: Ein Täter (oder ein Tätervolk (wenn man das so ausdrücken kann)), er kann eine Tat ja nie wieder ungeschehen machen, auch wenn er noch so viel Reue zeigt. , .

Der Aussage stimme ich einerseits vollkommen zu, andererseits denke ich aber auch, dass die Menschheitsgeschichte inzwischen so viel Erfahrungen gebracht hat, dass es eigentlich nur des gesunden Menschenverstandes bedürfen sollte, um erneute Taten und Ungerechtigkeiten gar nicht erst zu begehen.
Leider aber fangen die Menschen - nein, nicht die Menschen allgemein, eher die Regierungen - immer und immer wieder von vorn mit dem selben Blödsinn an, von dem sie dann behaupten, wie sehr sie die Folgen bedauern ...
Folgen, die ihnen bereits vorher bewusst sind.
Eine Nebenbemerkung noch: viel zu oft wird von Medien und Politikern von wichtigen oder den wichtigsten Nationen auf diesem erdball geschwafelt. Aber wer zum Donnerwetter darf sich eigentlich das Recht herausnehmen, seine eigene Nation für ach so wichtig zu halten und - noch schlimmer - die Frechheit besitzen, andere Nationen für unwichtig zu halten, denn das ist dann der einzig denkbare Umkehrschluss des Ganzen.

Und damit zum Thema WINNETOU IV zurück: Das ist für mich ( in diesem Buch und mindestens ebenso in "Und Friede auf Erden" ) die vielleicht wichtigste Aussage: Das gegenseitige Respektieren der Völker und Nationen und die Bereitschaft, voneinander zu lernen - ohne Vorbehalte.

Das Denkmal wäre eine Geste zur Versöhnung der US-Regierung mit den Natives gewesen, es ist nicht vollendet worden, der I. WK mag ein Argument bzgl. Verzögerung gewesen sein, mehr in meinen Augen nicht.
Aber hier im Forum ist vor ungefähr einem Jahr (geschätzt) schon mal über die offizielle Entschuldigung der kanadischen Regierung gegenüber den Natives diskutiert worden, in diesem Zusammenhang auch darüber, dass so ein Schritt seitens der USA bis heute aussteht. Das ruft in mir die Frage wach: war das Denkmal damals wirklich ehrlich gewollt?

Ich behaupte einfach mal: nein
markus
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Re: Winnetou IV - noch mal

Beitrag von markus »

Rene Grießbach hat geschrieben:
markus hat geschrieben: Ein Täter (oder ein Tätervolk (wenn man das so ausdrücken kann)), er kann eine Tat ja nie wieder ungeschehen machen, auch wenn er noch so viel Reue zeigt. , .

Der Aussage stimme ich einerseits vollkommen zu, andererseits denke ich aber auch, dass die Menschheitsgeschichte inzwischen so viel Erfahrungen gebracht hat, dass es eigentlich nur des gesunden Menschenverstandes bedürfen sollte, um erneute Taten und Ungerechtigkeiten gar nicht erst zu begehen.
Ich glaube Sie haben mich da etwas mißverstanden (wie so oft, nicht Sie persönlich, sondern allgemein wird hier viel und oft mißverstanden, aber das gehört hier wohl zum Alltagsgeschäft dazu, ohne wäre es langweilig :lol: ). Ich meinte ein Täter kann seine begangene Tat an sich niemals ungeschehen machen, sondern er kann sie nur aus tiefstem Herzen bereuen und (und da geb ich Ihnen natürlich Recht) Verantwortung dafür tragen daß er erneute Taten nicht mehr begeht. Genauso ist es auch bei uns Deutschen. Wir, die nach dem Krieg geborenen tragen keine Schuld an dem was damals passiert ist und können es auch niemals ungeschehen machen, aber wir sind verantwortlich dafür, daß so etwas nie wieder auf deutschem Boden, von Deutschland aus passiert!
Rene Grießbach hat geschrieben:Leider aber fangen die Menschen - nein, nicht die Menschen allgemein, eher die Regierungen - immer und immer wieder von vorn mit dem selben Blödsinn an, von dem sie dann behaupten, wie sehr sie die Folgen bedauern ...
Folgen, die ihnen bereits vorher bewusst sind.
Dazu hat ja gestern Holocaust-Überlebender und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel vor der KZ-Gedänkstätte Buchenwald sehr passendes gesagt. Er sagte u.a. daß die Menschheit doch aus dem Schrecken des zweiten Weltkrieges und des Holocaust gelernt haben müßte, doch er wäre sich nicht so sicher. Ansonsten hätte es kein Kambodscha, kein Ruanda, kein Kosovo, kein Darfur gegeben. Solange Menschen nicht aufhören andere Menschen zu unterdrücken, deren Land zu besetzen, zu erobern, wird es nie den Weltfrieden geben.
Dazu schrieb Rene Grießbach ganz richtig:
Das gegenseitige Respektieren der Völker und Nationen und die Bereitschaft, voneinander zu lernen - ohne Vorbehalte.
So oder so ähnlich drückte sich auch Obama aus. Und man wird mich für einen Träumer halten, das ist mir völlig egal, aber Obama ist für mich der richtige Mann zur richtigen Zeit. Da haben die US-Amerikaner mal nach Jahren alles richtig gemacht und diesen jungen und dynamischen Mann zu ihren Präsidenten gewählt (ich finds immer noch klasse wie cool und lässig er geht, ganz anders wie sein Vorgänger oder Merkel, so steif :lol: ), da wird er fast mehr als sein Vorgänger nach einem halben Jahr im Amt niedergemacht und schlecht geredet daß sich die Balken biegen. Sicher wird er niemals Wasser zu Wein machen können und alle Probleme dieser Welt innerhalb seiner Amtszeit lösen können, das braucht er auch nicht, dazu ist er nicht da. Er ist auch nur ein Mensch und kein Messias. Während seines Wahlkampfes war ich auch sehr skeptisch und bin es immer noch ein wenig, aber laßt ihn mal machen, er hat die Kraft dazu einiges zu bewegen und es werden nicht nur schöne Worte sein die uns bei ihm in Erinnerung bleiben, sondern es werden auch Taten folgen, da bin ich mir bei ihm sicher. Er wird nicht alles schaffen können, siehe Guantanamo-Häftlinge, da beißt er ja auch bei seinen eigenen Leuten auf Granit, aber das ist eine Politik die sein Vorgänger verursacht hat und er, Obama, soll nun das zerbrochene Porzelan wieder kitten. Aber ich denke das wird er auch meistern.

So jetzt hab ich mich zu so einem Statement hinreissen lassen. Wie sagte ich gestern zu Rüdiger, daß ich auch so ein komischer Vogel bin der im Restaurant oder Café kaum die Schnauze auf kriegt, aber hier umso mehr schreibe. Ich glaube das liegt daran daß ich im Café oder sonstwo von Leuten zuviel und zu oft unterbrochen werde die denken ich wäre schon fertig weil ich so langsam rede und mir dadurch die Lust zum erzählen vergeht, während ich hier nach lust und laune stundenlang über Gott und die Welt philosophieren kann ohne daß man mich unterbricht und nur der liebe Gott des Forums mich ermahnen kann wenns ihm zu bunt wird :mrgreen: .
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