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"Sihdi, ich verlange Krieg!" - Gedanken zur Weihnachtszeit

Verfasst: 20.12.2016, 21:13
von Rene Grießbach
„[...] Sihdi, ich verlange Krieg! Ich muß Krieg haben, unbedingt Krieg! Denn nur durch Krieg und wieder Krieg und zum dritten Male Krieg kann ich dir zeigen, was für ein außerordentlicher, ganz unvergleichlicher und berühmter Kerl ich bin! [...]“

[...]

„[...] Halef, ich kenne dich anders, als du dich da gezeichnet hast, und das ist dein Glück! Denn wenn dir diese Verlästerung unserer herrlichen Marah Durimeh wirklich aus dem Herzen gekommen wäre, würde ich dich auf der Stelle zum Teufel jagen! [...]“

(Karl May, „Ardistan und Dschinnistan I“, HKA, S. 341/343)
Immer, wenn mir dieser Dialogausschnitt zwischen Hadschi Halef Omar und seinem Sihdi einfällt, und das ist in der letzten Zeit relativ oft, dann muss ich auch an den Briefwechsel zwischen Karl May und Sascha Schneider denken.

Schneider schrieb am 3.9.1906 an May:
„[...] Der Acker braucht den Pflug, und die Menschheit den Krieg! Krieg! Blut und Wunden, damit wir wieder ein Geschlecht von Männern erhalten! [...]“
(„Briefwechsel mit Sascha Schneider“, KMV 2009, S. 233)
Karl Mays Antwort:
„[...] Sie sagen, die Menschheit brauche den Krieg, damit wir wieder ein Geschlecht von Männern bekommen? Wo sind die Männer, die durch die letzten Kriege entstanden? Ich sehe sie nicht !!! […] unsere Schlachten werden nicht mehr von sogenannten „Männern und Helden“ entschieden, sondern durch gute Stiefelsohlen und chemische Teufeleien, durch Druck und Drill, durch Hunger und Fieber [...]“
(„Briefwechsel mit Sascha Schneider“, KMV 2009, S. 239 f.)
Dieser kleine aber tiefgehende Ausschnitt aus dem Briefwechsel lässt mich davon überzeugt sein, dass sich Karl May für die Aussage Halefs Sascha Schneider bzw. dessen Aussage zum Vorbild genommen hatte.

Und beide Sichtweisen, sowohl die von Halef/Schneider als auch die von Sihdi/May, sind dieselben polarisierenden Sichtweisen, mit denen heute manche aktuelle Auseinandersetzung, ob „nur“ in Deutschland oder weltweit geführt wird, ebenso wie die gesamte Auseinandersetzung Krieg – Frieden bekanntlich brandaktuell ist.

Die letzten Worte von Karl Mays allerletzter Erzählung, sie lauten
„Es sei Friede“
und ich wünsche ihm und uns allen auf dieser Welt, dass dieses sein Vermächtnis,
dass Karl Mays große Ideale,
Frieden, Humanität, Völkerverständigung
endlich Wirklichkeit werden, dass sie nicht nur in der Weihnachtszeit sondern jeden Tag in unseren Herzen leben und für die Erfüllung dieser Ideale können wir alle unsern Teil beitragen. Damit ehren wir nicht zuletzt auch wieder unsern Karl May.

Re: "Sihdi, ich verlange Krieg!" - Gedanken zur Weihnachts

Verfasst: 21.12.2016, 13:10
von rodger
Rene Grießbach hat geschrieben: Die letzten Worte von Karl Mays allerletzter Erzählung, sie lauten
„Es sei Friede“
"Bis zum nächsten Mal", fiel mir umgehend dazu ein, aus einem Schlager, da heißt es zuvor "Nie wieder, nie wieder ..."

Nee, datt wird nix mit dem Frieden auf Erden. Karl May hat es auch gewußt und den Schluß von Band 30 entsprechend gestaltet.

Re: "Sihdi, ich verlange Krieg!" - Gedanken zur Weihnachts

Verfasst: 22.12.2016, 5:07
von Thomas Math
rodger hat geschrieben:
Nee, datt wird nix mit dem Frieden auf Erden. Karl May hat es auch gewußt....
Ich lese mit Vergnügen deine klugen Kommentare im Brechreiz erzeugenden Meinungseinheitsbrei.

Re: "Sihdi, ich verlange Krieg!" - Gedanken zur Weihnachts

Verfasst: 22.12.2016, 11:21
von rodger
Ob Brechreiz oder nicht das bleibt sich gleich, ich finde es ja unter anderem noch sozusagen rührend, wenn die Leut' noch an den Weltfrieden [und den Weihnachtsmann] glauben, mir selber war aber, Zitat Hans Wollschläger, "diese schöne Zeit nicht lange beschieden" ... :D

Na, auch mal wieder da, nach über einem Jahr ? Hatte schon im US-Wahlspiel oder auch, wie man zu sagen pflegt, Wahlkampf, mit einem knackigen Beitrag Deinerseits gerechnet ... :D

(kriegst im Laufe des Tages noch eine längere PN in Sachen einer unerfreulichen Kranken- oder auch Sterbegeschichte. Mich interessiert mal Deine Meinung als Mediziner ...)

Re: "Sihdi, ich verlange Krieg!" - Gedanken zur Weihnachts

Verfasst: 22.12.2016, 16:34
von Rene Grießbach
rodger hat geschrieben: Nee, datt wird nix mit dem Frieden auf Erden.
Dazu fällt mir das hier ein:
Alle sagten, es geht nicht.
Da kam einer, der das nicht wusste
und tat es einfach.
rodger hat geschrieben: mir selber war aber, Zitat Hans Wollschläger, "diese schöne Zeit nicht lange beschieden"
Keine Ahnung, in welchem Zusammenhang Wollschläger das gesagt hat und ich will auch niemanden, der das nicht möchte, zu meiner Überzeugung, wenn ihr so wollt: meinem Glauben, dass der Frieden auf Erden möglich ist, bekehren.
Nur noch so viel: Ich befürchte zwar, dass auch mir in meinem Leben die Zeit, den Frieden auf Erden zu erleben, nicht beschieden sein wird, dazu gibt es leider zuviele Kriege, kleinere und große, aber das hält mich nicht davon ab, auch an die Zukunft und die Zeit nach mir, an die, die nach uns kommen, zu denken.

Friedliche Grüße

Re: "Sihdi, ich verlange Krieg!" - Gedanken zur Weihnachts

Verfasst: 22.12.2016, 17:08
von rodger
Rene Grießbach hat geschrieben:
rodger hat geschrieben: Nee, datt wird nix mit dem Frieden auf Erden.
Dazu fällt mir das hier ein:
Alle sagten, es geht nicht.
Da kam einer, der das nicht wusste
und tat es einfach.
Dann mach' mal ... :D
Keine Ahnung, in welchem Zusammenhang Wollschläger das gesagt hat
In ähnlichem bzw. vergleichbarem. Findet man auch hier im Forum. In beiden Fällen könnte man das "diese schöne Zeit nicht lange beschieden" auch salopp mit in etwa "ist halt scheiße, wenn man durchblickt ..." (den Durchblick indes mag man dennoch durchaus nicht missen ...) übersetzen bzw. übertragen / veranschaulichen ...
Nur noch so viel: Ich befürchte zwar, dass auch mir in meinem Leben die Zeit, den Frieden auf Erden zu erleben, nicht beschieden sein wird
Davon ist auszugehen ...
aber das hält mich nicht davon ab, auch an die Zukunft und die Zeit nach mir, an die, die nach uns kommen, zu denken.
Wir mögen denken soviel wir wollen, es wird sich nichts ändern ... die Menschen schlagen sich seit Tausenden von Jahren gegenseitig tot und werden das auch noch in weiteren Tausenden von Jahren tun, wenn der Planet nicht zuvor abschmiert ... Das ist so in ihnen angelegt. In den Tieren übrigens auch, die gehen sich auch alle gegenseitig ans Leder.

Das ist übrigens alles gar nicht so pessimistisch miesepetrig wie das in sonnigergemütigen Ohren vielleicht klingen mag, das ist einfach nur realistisch ...

Re: "Sihdi, ich verlange Krieg!" - Gedanken zur Weihnachts

Verfasst: 22.12.2016, 17:30
von Hermann Wohlgschaft
In jedem Fall ist es notwendig, das Menschenmögliche zu tun, damit weniger Krieg und mehr Frieden, weniger Gewalt und mehr Verhandlungen, weniger Hass und mehr Verständigung, weniger Ungerechtigkeit und mehr sozialer Ausgleich wird. Respekt vor Menschen wie Karl May, die Texte wie den von René Griesbach oben zitierten zu schreiben wagen! Respekt auch vor Politikern wie Steinmeier, die auf dem Verhandlungsweg doch immerhin mehr erreichen als gar nichts!

Dass die Welt im Argen liegt, ist aber leider wahr.

Re: "Sihdi, ich verlange Krieg!" - Gedanken zur Weihnachts

Verfasst: 22.12.2016, 17:42
von rodger
Wir können versuchen, im kleinen Rahmen Haltung und Anstand zu bewahren. Freilich.

Re: "Sihdi, ich verlange Krieg!" - Gedanken zur Weihnachts

Verfasst: 22.12.2016, 21:31
von Thomas Math
rodger hat geschrieben:Na, auch mal wieder da, nach über einem Jahr ? Hatte schon im US-Wahlspiel oder auch, wie man zu sagen pflegt, Wahlkampf, mit einem knackigen Beitrag Deinerseits gerechnet ... :D
War einfach zu beschaeftigt, ausserdem liegt das Forum im Sterben.
Was den Wahlkampf angeht waren meine Frau und Tochter mehr aktiv, mein Beitrag beschraenkte sich aufs Tee resp.Kaffee kochen,baseball caps verteilen und Daumendruecken.