Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

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Redaktion
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Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von Redaktion »

Erwin Müller, der keinen Internetzugang hat, schickte uns folgenden Text:


Öffentlichkeitsarbeit für Karl May
Eine notwendige Diskussion


Zum KMG-Kongress in Essen im Herbst 2005 hatte Dr. Christian Heermann (Leipzig) einen Antrag gestellt, den in der Satzung formulierten Aufgabenkatalog der Karl-May-Gesellschaft um den Punkt zu ergänzen, auch Öffentlichkeitsarbeit für unseren Autor und sein Werk zu betreiben, um damit der drohenden Gefahr entgegenzuwirken, dass er nicht mehr gelesen und damit vergessen würde. Ein ehrenwerter Antrag also, der aber leider mehrheitlich abgelehnt wurde, allerdings mit der Maßgabe, dass er zwei Jahre später noch einmal auf die Tagesordnung gesetzt werden sollte.

Aber auch beim Berliner KMG-Kongress, der im Oktober 2007 stattfand, war die Mehrheit der anwesenden Mitglieder nicht bereit, dem Vorschlag Heermanns zu folgen. Die Antragsgegner hatten offenbar die Befürchtung, eine ausdrückliche Aufnahme der Öffentlichkeitsarbeit in die Satzung könnte als Verpflichtung zur Propaganda für Karl May und sein Werk oder als Werbung für den Karl-May-Verlag missverstanden werden. Nach längerer Diskussion einigte man sich auf eine Anregung des neuen KMG-Vorsitzenden Dr. Johannes Zeilinger, das Thema in zwei Jahren noch einmal zu behandeln und dann nach Möglichkeit mit einem Kompromiss abzuschließen.

Als langjähriger Geschäftsführer der KMG (1983–1999) war es für mich und auch die übrigen Vorstandsmitglieder immer eine Selbstverständlichkeit, in der Öffentlichkeit und vor allem gegenüber den Medien für Karl May und sein Werk einzutreten – auch ohne ausdrückliche Satzungsbestimmung. Aber in einer Zeit, in der der Bekanntheitsgrad Karl Mays allmählich abnimmt und seine Bücher, vor allem von jungen Menschen, immer weniger gelesen werden, ist es sicher sinnvoll, die Öffentlichkeitsarbeit als ständige Aufgabe auch in der Satzung zu verankern. Davon würden zweifellos auch das Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal und das Karl-May-Museum in Radebeul profitieren, was ja gewiss im Interesse der KMG läge.

Mit einer solchen Regelung stünde unsere Gesellschaft auch nicht allein auf weiter Flur. Denn viele andere Vereinigungen, Museen und Dichterhäuser, mit denen wir uns in der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG) zusammengeschlossen haben, stehen vor dem gleichen Problem. Aber eine Auseinandersetzung, wie sie nun in der KMG seit fast drei Jahren geführt wird, ist mir aus anderen Gesellschaften nicht bekannt geworden, obwohl ich jahrelang Vorstandsmitglied der ALG gewesen bin. Dass eine literarische Gesellschaft sich in der Öffentlichkeit für ihren Autor und die Verbreitung seines Werkes vehement einsetzt und PR-Arbeit in diesem Sinne leistet, wird geradezu als selbstverständliche und vorrangige Zielsetzung angesehen.

In der halbjährlich erscheinenden „ALG-Umschau“ (September 2007) hat sich ein Beitrag gerade mit diesem Thema beschäftigt: Man brauche nur einen „Blick in manch eine Satzung literarischer Gesellschaften“ zu werfen. „Dort heißt es in immer wiederkehrender Form, dass sich die Gesellschaft dem Andenken und dem Erbe des jeweiligen Dichters verpflichtet fühlt und ihn in der Öffentlichkeit lebendig halten will.“ In der Satzung der Karl-May-Gesellschaft fehlt leider eine solche Aussage. Diese Lücke zu schließen, ist die Intention von Christian Heermann; hierfür gilt es, in den kommenden Monaten eine Mehrheit zu finden.

Die Diskussion ist eröffnet! Eine möglichst breite Meinungsbildung im Forum der KMG-NACHRICHTEN wird sicher dazu beitragen, in der Mitgliederversammlung im Herbst 2009 eine pragmatische Lösung zu finden, auf die sich Befürworter und Gegner einer Satzungsänderung dann hoffentlich werden einigen können.

Erwin Müller, Föhren
Rene Grießbach
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Beitrag von Rene Grießbach »

Ich zähle mich auch zu denen, für die die Öffentlichkeitsarbeit für Karl May und alles was damit in Zusammenhang steht, eine Selbstverständlichkeit ist und nach meinen (eher bescheidenen) Möglichkeiten versuche ich das auch umzusetzen. So wie das wohl auch viele andere tun dürften. Insofern bedürfte es für mich keines Satzungseintrags, dass das überhaupt gemacht werden sollte.
Nichts destotrotz habe ich es bedauert, dass bei dem letzten Kongress der entsprechende Antrag nicht durchkam und meine, dass beim nächsten Kongress auf jeden Fall ein neuer dahingehender Antrag vorliegen sollte.
Ist es doch so, dass gerade diese Frage in meinen Augen auch für die Ernsthaftigkeit einer literarischen Gesellschaft wie der unseren ein Gradmesser ist.
Erwin Müller weist berechtigt darauf hin, dass Karl Mays Bekanntheitsgrad allmählich abnimmt, v.a. unter jungen Leuten. Ich möchte hinzufügen:
Weniger der Name an sich als vielmehr das Werk und seine Inhalte in seiner ganzen Breite.
Für die Gestaltung von Indianerfesten wie unlängst in Schipkau, einem Ort nahe Senftenberg ist auch der Name Karl May zu finden. Wegen seiner Indianererzählungen, mehr noch wegen der Filme.
Nun ist zwar natürlich die Indianerthematik das vielleicht prägendste Moment in dem Gesamtwerk Karl Mays, aber darüber beginnt ja doch m.E. leider leider das Vergessen anderer Bereiche. (Ich denke da in erster Linie an die Humoresken und Dessauergeschichten.)

Wenn es also hoffentlich dazu kommen sollte, diese Angelegenheit erneut zu beantragen, bzw. entsprechend dem Vorschlag von J. Zeilinger das ganze mit einem Kompromiss abgeschlossen werden könnte, wäre es m.E. eine elementare Voraussetzung, die Meinung derer, die gegen den Antrag waren/sind, auch zu kennen. Um auf dieser Basis die Diskussion weiterzuentwickeln und sich, was eben einen Kompromiss ausmacht, sich irgendwo in der Mitte treffen zu können.
Nur, diese Meinung kennen wir leider nicht, zumindest nicht, wenn man nicht am Kongress teilnehmen konnte.
Erwin Müller schrieb: "Die Antragsgegner hatten OFFENBAR (eigene Hervorhebung R.G.) die Befürchtung ...."
Das Wörtchen offenbar verrät uns aber, dass das nun wieder auf einer Interpretationsweise oder Auslegung der Antragsbefürworter zu beruhen scheint. Also leider keine wirkliche Analyse.
Es wär also sehr hilfreich, darüber näheres und v.a. gesichertes zu erfahren. Warum der eine oder andere, letztlich aber ein Großteil der Kongressteilnehmer gegen die entsprechende Satzungsänderung ist. Im Interesse der berechtigt geforderten Diskussion und einer endlichen Einigung in einem reichlichen Jahr.

In diesem Sinne
René
Rene Grießbach
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von Rene Grießbach »

Obwohl sich zu diesem Thema leider (noch) keine Diskussion hier im Forum entwickelt hat, erlaube ich mir, mich hiermit noch mal dazu zu Wort zu melden. Immerhin ist zwischen dem letzten und dem nächsten Kongress der KMG inzwischen beinah die Halbzeit erreicht.

Wie ich schon einmal ausführte, fand ich den Antrag von Christian Heermann, der lt. KMG-Nachrichten Nr.154 „... in Grundsatz vorsah, Öffentlichkeitsarbeit neu und ausdrücklich als Aufgabe der KMG in der Satzung zu verankern.“ gut und seine Ablehnung bedauerlich.
Mit der/dem einen oder andern habe ich mittlerweile darüber geredet. Im Grunde war allen die Meinung anzumerken, dass es schade sei, dass der Antrag abgelehnt wurde.
In die selbe Richtung ging auch der Eingangsbeitrag von Erwin Müller, der sowohl in den KMG-Nachrichten Nr.156 als auch hier im Forum erschien, aber wie gesagt leider nicht die angestrebte und gewünschte Diskussion entfachte.

Laut dem Artikel in den KMG-N. Nr 145wird weiter ausgeführt, dass der neue Vorsitzende der KMG, Dr. Zeilinger, eine neue Formulierung für die gewünschte Satzungsänderung vorschlug, die von der Mehrheit der Anwesenden begrüßt wurde. Die Formulierung lautet: „...§2 Abs.1 der Satzung der KMG („Die Gesellschaft will ...“) wird um folgenden Passus ergänzt: „d) durch wissenschaftliche Arbeit dazu beitragen, dass Karl May und sein Werk in der Öffentlichkeit lebendig bleiben.““ (S.4)

Spontan hatte ich beim erstmaligen Lesen des Textes den Vorschlag auch für gut befunden, finde das im Grunde auch nach wie vor. Ich meine aber, dass er doch noch etwas diskussionsbedürftig ist, weil ich nicht glaube, dass er dem Anliegen des ursprünglichen Antrags voll entspricht.
Warum nicht?:
Die wissenschaftliche Arbeit zu Karl May ist m.E. gut entwickelt. Zahlreiche interessante Beiträge in den Publikationen der KMG ebenso wie im „Beobachter an der Elbe“ und in „Karl May & Co.“ legen klares Zeugnis dafür ab.
Das Problem ist nur, dass v.a. die KMG-Publikationen der Öffentlichkeit außerhalb der KMG weitestgehend vorbehalten bleiben. Die Mitteilungen der KMG werden vorrangig „intern“ gelesen. Das Jahrbuch ist zwar auch über diverse Buchanbieter beziehbar (z.B. WELTBILD), hat aber wohl kaum eine wirklich breite Verbreitung (blöde Formulierung, ich weiß. Mir fällt aber keine bessre ein ... :D )

Wie genau die „Öffentlichkeitsarbeit“ aussehen soll, neben solchen tollen Ereignissen wie der Ausstellung im DHM könnten das beispielsweise örtliche oder an mehreren Orten stattfindende Vortragsveranstaltungen zu Forschungsergebnissen oder dergleichen sein unter dem Titel "Die Karl-May-Gesellschaft lädt ein zu ..." (natürlich jeweils in Absprache mit dem Vorstand), ist natürlich ebenso zu diskutieren.

Jedenfalls glaube zumindest ich persönlich, dass es hierzu noch genug Diskussionsstoff geben wird und das sollte nicht erst kurz vor dem nächsten Kongress anfangen. Denn dann könnte es zu kurz sein ...
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giesbert
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von giesbert »

Rene Grießbach hat geschrieben:Das Jahrbuch ist zwar auch über diverse Buchanbieter beziehbar (z.B. WELTBILD)
Nicht ganz. Das Jahrbuch ist eine normale Buchpublikation und als solche nicht nur über "diverse Buchanbieter" zu beziehen (also nicht nur über "man muss wissen, wo es das gibt"-Anbieter), sondern kann von jedermann in jeder Buchhandlung bestellt werden, ob Amazon oder die kleine Buchhandlung auf dem Dorfe. Das Jahrbuch 2008 kann zB jetzt vorbestellt werden und kostet 27 Euro.

Die Jahrbücher haben die Verbreitung, die Jahrbücher literarischer Gesellschaften halt so haben.
Kurt Altherr
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von Kurt Altherr »

Öffentlichkeitsarbeit für Karl May besteht für mich in der Hauptsache darin, junge Leute für Karl Mays Leben und Werk zu interessieren und an sein Werk heranzuführen.

So wie es Radio Bad Segeberg in der Vergangenheit mit Erfolg gelungen ist, besonders junge Leute für das "Radio machen" zu interessieren, so kann dies auch mit einfachen Mitteln in Sachen Karl May geschehen.

Ein schönes Beispiel kann dafür das Engagement von Herrn Griesbach in Schipkau betrachtet werden.

http://www.lr-online.de/regionen/seenla ... 54,2049648
Gerhard Klußmeier
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von Gerhard Klußmeier »

Die bedauerliche Ablehnung des Vorschlags von Dr. Heerman, in die Satzung der KMG "Öffentlichkeitsarbeit" einzufügen, rührt m.E. von einer falsch verstandenen Elitisierung der KMG her, die sich nahezu ausschließlich, doch zunehmend immer mehr – wenngleich schon gewisse Lichtblicke erkennbar sind – auf die nach Außen hin trocken erscheinende nüchterne „Wissenschaft“ beschränkt. Nach nun Jahrzehnten intensiver Erforschung und kompletter Bewahrung, d.h. umfassender Werkserhaltung und Zugänglichmachung der Schriften Mays, gilt es dringend, die Öffentlichkeit verstärkt auf dieses Werk aufmerksam zu machen – und zwar mit den Mitteln der heutigen Zeit. Und das sind nun einmal – man mag es noch so sehr bedauern – so genannte „Events“. Denn es dürfte ziemlich unwahrscheinlich sein, dass sich durch irgendein Jahrbuch der KMG, nennenswerter „Nachwuchs“ an Karl-May-Lesern einstellen wird. Anders sind ganz sicherlich die ungerechterweise als „trivial“ bezeichneten Veranstaltungen anzusehen, wie Freilichtspiele, Indianertreffen, Western-Shows und ähnliche Feste. Denn wenn von den vielen Besuchern, die zu solchen Gelegenheiten zusammenkommen, nur eine minimale Anzahl sich animiert fühlt, zu einem Abenteuerbuch Karl Mays zu greifen und es zu lesen, ist mehr für den Autor und die Ziele der KMG getan als mit noch so tiefschürfenden Abhandlungen über das Alterwerk oder „Das Waldröschen“. Es besteht wirklich die Gefahr, dass Karl May ähnlich Gerstäcker und Cooper der Vergessenheit anheim fällt, wenn es für ihn nur noch Oberflächlichkeit und elitäre Wissenschaft gibt. Deshalb ist auch den beiden echten Karl-May-Stätten wie Hohenstein-Ernsthal und Radebeul dringend angeraten, ihre Aktivitäten zu intensiver Zusammenarbeit zu bündeln – der Weg zum Lesen und zur Freude an Karl May (wie auch zu anderen kulturellen Dingen) führt nun mal über ein wie auch immer geartetes Ereignis – und das gilt es zu nutzen, wo immer sich die Gelegenheit dazu bietet – und das wäre Öffentlichkeitsarbeit für Karl May im besten Sinne des Wortes und gehört in die Satzung als Verpflichtung. einbezogen.
Gerhard Klußmeier
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rodger
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von rodger »

Elitisierung ... ein Kleingarten- oder ein Kaninchenzüchterverein, ein Modelleisenbahnfreak-, Briefmarkensammlerverein oder was auch immer wird vernünftigerweise gucken, daß die Angelegenheit, für die man sich miteinander interessiert, im passenden Rahmen untereinander, also Leuten vom Fach, die ihre Sache lieben und etwas von ihr verstehen, verhackstückt wird, und sich sinnigerweise nicht bemühen, Leute von der Straße dazuzuholen. Wenn welche kommen und echtes Interesse zeigen, gut, wenn nicht, auch gut. Mit elitär hat das nichts zu tun. Die genannten Vereine möchten den Kleingarten pflegen, Kaninchen züchten, sich ihrer Modelle oder ihrer Briefmarkensammlungen erfreuen, aber vielleicht nicht unbedingt mit jedermann bei Bier, Bratwurst und Volksmusik sich allen möglichen und unmöglichen Quatsch darüber anhören müssen.

Mit der wohlbemerkten 'kompletten Bewahrung' ist das auch so eine Sache, da müssen z.B. die Modellfreaks aufpassen, daß selbst Interessenten überhaupt noch wissen, daß es Originalmodelle gibt, und nicht jedes hübsch aufgemachte Teil für ein solches gehalten und auch als solches benannt wird. Mittlerweile zunehmend selbst von Mitgliedern des Modellbauvereins in deren Publikationen.

Überall Werbeschilder aufhängen, sollte nicht nötig sein, wer sich für Kleingärten interessiert, wird schon noch problemlos welche finden, es gibt sie überall (in der Hinsicht beneidenswert, die Kleingärtner ...)

Events ... bitte nicht. Da wird ja alles zertrampelt. Und nachher gibt es nur noch Kunstblumen.

nur noch Oberflächlichkeit und elitäre Wissenschaft, das ist gut erkannt, so wird es mehr und mehr kommen (beides ist May unangemessen). Wobei die ominöse Öffentlichkeitsarbeit zu ersterem die Tür noch ein wenig weiter aufsperren wird.

*

(Nachtrag: "Kaninchenzüchterverein" u.a. war übrigens nicht etwa despektierlich, spaßhaft, augenzwinkernd o.ä. gemeint, ich hätte z.B. auch von Hunde- oder Pferdezüchtern sprechen können, es ging mir darum, sehr spezifische Angelegenheiten aufzuführen, die eben naturgemäß mit der breiten Öffentlichkeit nicht allzuviel zu tun haben. Und dazu zählt eben m.E. auch die ganz unzeitgemäße Beschäftigung mit Karl May.)

(Nachtrag II: "unzeitgemäß" beinhaltet, wenn überhaupt, eher eine positive Wertung als eine negative ...)
Zuletzt geändert von rodger am 30.6.2009, 22:13, insgesamt 1-mal geändert.
Martin
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von Martin »

Um das Beispiel mit dem Kaninchenzüchterverein mal aufzugreifen. Gerade hier wird immer stärker Öffentlichkeitsarbeit betrieben, auch um "die Leute von der Straße" für das Hobby zu gewinnen. Vereine, die das nicht machen, sondern einfach darauf warten, dass jemand mit Interesse von sich aus vorbeischaut, kann man meist daran erkennen, dass die Mitgliederzahl immer weiter zurückgeht und das Durchschnittsalter steigt und steigt... (Und das ist nicht nur bei Kaninchenzüchtervereinen so, ich greife das Beispiel nur auf, da ich mich in diesem Bereich ein klein wenig auskenne.)
markus
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von markus »

Manchmal kommt man sich wirklich hier so vor wie in einem Kaninchenzüchterverein :wink: .

Wenn die unzeitgemäße Beschäftigung nichts mit der breiten Öffentlichkeit zu tun hat, dann heißt es also daß die Textpuristen und May-forscher unter sich bleiben wollen (was ja im Grunde nichts schlimmes ist) und May im original lesen, während das gemeine ahnungslose Volk weiterhin May bearbeitet lesen darf und soll? Ja isses denn?!
Das wäre ziemlich schwarz/weiß, denn die ganze Karl-May-Szene ist ein ziemlich weites Feld und ich sehe mich irgendwo zwischen Textpurist und ahnungsloses Volk (naja, so ganz ahnungslos bin ich nun nicht mehr :wink: ).
Wenn man nun weiterhin jammert daß immer weniger Karl May gelesen wird und daß die Mehrheit der Bevölkerung so gut wie keine Ahnung und auch kaum Zugang zum Original May-text hat, aber andererseits den Otto-Normalverbraucher nicht im "ehrwürdigen Club" haben will, nun da muß man sich nicht wundern wenn die Karl-May-Szene irgendwann ausstirbt. So nach dem Motto "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß"

May´s Texte leben nur wenn sie gelesen werden (und nicht nur von ein paar Auserwählten).

Also ich bin für eine solide Öffentlichkeitsarbeit. Die KMG kann Punkt 1 d) unter §2 ruhig aufnehmen, dafür ein bischen weniger um Freilicht und Filme kümmern, dann passt das schon :wink: .
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rodger
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von rodger »

Gegen eine maßvolle Öffentlichkeitsarbeit spricht ja nichts. Aber warum so ein Aufhebens davon machen und gleich die Satzung ändern ... m.E. völlig überflüssige Gschaftlhuberei.
heißt es also daß die Textpuristen und May-forscher unter sich bleiben wollen (was ja im Grunde nichts schlimmes ist) und May im original lesen, während das gemeine ahnungslose Volk weiterhin May bearbeitet lesen darf und soll?
Ich denke da eher anders herum ... die Sache mit der Öffentlichkeitsarbeit steht für eine gewisse Entwicklung (Aufweichen, Verwässerung von Positionen) und wird die Tendenz, daß man es auch bei der KMG nicht mehr so genau nimmt, zusätzlich unterstützen. Das hat ja längst angefangen.

Die KMG ist ja seinerzeit angetreten, um gegen das ganze Drumherum von Freilichtspielerei usw., wodurch das Bild Karl Mays in der breiten Öffentlichkeit eben ein völlig falsches ist, ein Gegengewicht zu bilden.

In der Satzung heißt es man wolle

das literarische Werk Karl Mays erschließen und bewahren;

und

dem Autor und seinem Werk einen angemessenen Platz in der Literaturgeschichte verschaffen.

Das sollte man vor lauter Volkstümlichkeit nicht aus den Augen verlieren.
markus
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von markus »

Was ist denn maßvolle Öffentlichkeitsarbeit? Wo fängt sie an, wo hört sie auf?

Die Satzung würde auch nicht geändert, sondern ergänzt.

Diese Art von Öffentlichkeitsarbeit mit Freilichtbühnen usw. meine ich gar nicht (obwohl ich das nicht so verwerflich finde; die KMG treibt diese Volkstümlichkeiten nicht voran, sie reagiert nur auf Realitäten).
Wenn die KMG möchte daß Karl May´s Bild in der Öffentlichkeit richtig gestellt wird, muß sie was tun (und nicht nur sie). Was das konkret ist muß sich noch herausstellen. Volksbelustigung und Kindergeburtstag, wie Rüdiger erschreckenderweise wohl glaubt, muß es nicht sein :mrgreen: .
Nur, wenn die KMG und andere glauben es dem Zufall zu überlassen, nunja, da weiß ich nicht ob das gut geht. Vieleicht hat man ja Glück daß einige zufällig auf die Seite der KMG treffen oder hier bei der Stiftung oder den Foren so wie ich. Hätte ich früher mehr über die Karl May Szene und Co. erfahren, wäre ich sicher früher dabei gewesen und nicht so spät dazugestoßen (obwohl, was heißt schon Karl May-Szene; im Grunde will ich ja nur in Ruhe lesen und hier im Netz n bischen rumstöbern und mich auf dem laufenden halten, mit der Szene will ich doch nicht verkehren :wink: :mrgreen: )
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rodger
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von rodger »

Volksbelustigung und Kindergeburtstag
Nein, so simpel habe ich es nicht gemeint.

Aber ich bin die Debattiererei und Erklärerei auch langsam leid. Sollen sie doch alle machen was sie wollen. Es kommt eh so, wie es kommen muß, da kann man sich sozusagen auf den Kopf stellen.
im Grunde will ich ja nur in Ruhe lesen
Das geht mir ganz ähnlich. Deshalb sollte man auch gar nicht mehr auf alles und jedes reagieren. Nur manchmal, wenn man das Gefühl hat, allzusehr für dumm verkauft werden zu sollen, wird halt noch ein entsprechender Impuls ausgelöst.
Gerhard Klußmeier
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von Gerhard Klußmeier »

Roger hat richtig zitiert: "dem Autor und seinem Werk einen angemessenen Platz in der Literaturgeschichte verschaffen" – das ist ja eigentlich geschehen und man könnte zur Tagesordnung übergehen. Dann hätte Karl May, schleift sich der Budenzauber um Segeberg, Film etc. ab, bald den Platz, der vielen klassischen Dichtern und Denkern zugewiesen ist: Sie haben Denkmäler, Straßen tragen ihren Namen und bestenfalls beschäftigen sich wundersame Literaturzirkel mit ihnen – nur gelesen werden sie nicht – nicht mehr. Wenn man das will, sei der KMG und den Text-Puristen zugerufen: "Unbedingt weiter so!" Doch daran sollte den (echten!) May-Freunden nicht gelegen sein und ich meine: Das hat May nicht verdient! Vorbild für die Arbeit einer seriösen literarischen Gesellschaft, die sich einem volksnahen Autor verschrieben hat und erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit betreibt, kann die Wilhelm-Busch-Gesellschaft rundum sein: Auch über Busch ist alles gesagt und geschrieben worden, sein Werk liegt in perfekten Editionen vor, auch in "volkstümlichen" Ausgaben, doch die W.-B.-Gesellschaft hat vernünftiger Weise ihr Betätigungsfeld schon seit vielen Jahren immens erweitert, ohne ihren Namenspatron aus den Augen zu verlieren, hat ihn weiterhin voll im Mittelpunkt behalten, doch dabei (!) sich viele weitere hochinteressante und wichtige Arbeitsgebiete erschlossen, ohne im geringsten an Niveau zu verlieren. Doch es gibt leider im "Inner Circle" der KMG noch viele, hochangesehene, verdienstvolle und somit einflussreiche Persönlichkeiten, die sich noch in den frühen Jahren der KMG-Geschichte aufhalten und an einstmals durchaus notwendigen Vorhaben vehement festhalten – man hat es bei der Ablehnung des Heerman-Vorschlags wortgewaltig vernehmen können. An ihnen, den Unbeweglichen und ihren ehrfurchtsvollen jüngeren Anhängern führt aber wohl noch lange Zeit kein Weg vorbei.
Gerhard Klußmeier
markus
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von markus »

Gerhard Klußmeier hat geschrieben:Roger hat richtig zitiert: "dem Autor und seinem Werk einen angemessenen Platz in der Literaturgeschichte verschaffen" – das ist ja eigentlich geschehen und man könnte zur Tagesordnung übergehen. Dann hätte Karl May, schleift sich der Budenzauber um Segeberg, Film etc. ab, bald den Platz, der vielen klassischen Dichtern und Denkern zugewiesen ist: Sie haben Denkmäler, Straßen tragen ihren Namen und bestenfalls beschäftigen sich wundersame Literaturzirkel mit ihnen – nur gelesen werden sie nicht – nicht mehr. Wenn man das will, sei der KMG und den Text-Puristen zugerufen: "Unbedingt weiter so!" Doch daran sollte den (echten!) May-Freunden nicht gelegen sein und ich meine: Das hat May nicht verdient! Vorbild für die Arbeit einer seriösen literarischen Gesellschaft, die sich einem volksnahen Autor verschrieben hat und erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit betreibt, kann die Wilhelm-Busch-Gesellschaft rundum sein: Auch über Busch ist alles gesagt und geschrieben worden, sein Werk liegt in perfekten Editionen vor, auch in "volkstümlichen" Ausgaben, doch die W.-B.-Gesellschaft hat vernünftiger Weise ihr Betätigungsfeld schon seit vielen Jahren immens erweitert, ohne ihren Namenspatron aus den Augen zu verlieren, hat ihn weiterhin voll im Mittelpunkt behalten, doch dabei (!) sich viele weitere hochinteressante und wichtige Arbeitsgebiete erschlossen, ohne im geringsten an Niveau zu verlieren. Doch es gibt leider im "Inner Circle" der KMG noch viele, hochangesehene, verdienstvolle und somit einflussreiche Persönlichkeiten, die sich noch in den frühen Jahren der KMG-Geschichte aufhalten und an einstmals durchaus notwendigen Vorhaben vehement festhalten – man hat es bei der Ablehnung des Heerman-Vorschlags wortgewaltig vernehmen können. An ihnen, den Unbeweglichen und ihren ehrfurchtsvollen jüngeren Anhängern führt aber wohl noch lange Zeit kein Weg vorbei.
So in etwa meinte ich es auch, nur konnte ich mich nicht so gut ausdrücken :D . Karl May gehört nicht ins Museum, Karl May gehört gelesen :wink: . Der Umgang mit Karl May kommt mir manchmal so vor wie eine alte Flsche Wein die nie geöffnet und getrunken werden darf.
Dernen
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Re: Öffentlichkeitsarbeit für Karl May

Beitrag von Dernen »

markus hat geschrieben: Der Umgang mit Karl May kommt mir manchmal so vor wie eine alte Fl[a]sche Wein die nie geöffnet und getrunken werden darf.
Eine sehr alte Flasche Wein ist nur dann wertvoll, wenn sie eben nicht geöffnet worden ist. Entkorkt man sie dann doch irgendwann, könnte es sich herausstellen, daß der Inhalt mittlerweile zu Essig geworden ist.

Sorry, es war einfach zu verführerisch, dieses Beispiel zu bringen.

Unter PR für Karl May verstehe ich übrigens genau das Gegenteil von Popularisierung und Simplifizierung, wobei die KMG sicher gut tut, populäre (und teilweise gar nicht mal so simple) Auseinandersetzungen mit May zu beobachten und zu kommentieren. Öffentlichkeitsarbeit für den literarischen Karl May verstehe ich in erster Linie als das Angehen gegen Klischees, die über May bestehen, denn die Gleichung "Karl May = simpler Abenteuerschreiber auf Groschenheftniveau" ist nach wie vor im allgemeinen Bewußtsein präsent.
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