giesbert hat geschrieben:Ein gedrucktes Buch ist (für Leser) einfach ungleich praktischer als ein digitales.
Nein, keineswegs. Ich bin auch ein Leser — das ist kein emotionales, sondern völlig rationales Argument — und ich wiederhole es: ein papiernes Buch ist ungleich
unpraktischer als das digitale Buch.
Buch vor dem Einschlafen lesen
Kein Problem mit einem E-Buch: es beleuchtet sich selbst, egal, in welcher Richtung man gerade liegen möchte; ein Handy hält sich viel besser in der Hand als das große Papierbuch. Und die Selbstbeleuchtung ist so gering, dass man sogar im Ehebett in Dunkelheit ein elektronisches Buch lesen kann, ohne dass es die Ehefrau stört.
Notizen im Buch machen
Auf Papier geht das nicht recht, die Räume sind eng und klein (im elektronischen Buch dagegen völlig unbegrenzt), bei papiernem Buch braucht man auch noch einen zusätzlichen Stift und das Buch sieht danach häßlich aus. (Wenn es auch noch ein geliehenes Buch ist, darf man darin überhaupt keine Notizen machen.)
Passagen im
nachts gelesenen Buch mit verschiedenen Farben markieren, um sie dann morgens auf dem großen Computer verarbeiten zu können
Geht mit einem Papierbuch überhaupt nicht. Auch für das bloße Markieren von Passagen bräuchte man einen zusätzlichen Stift, für verschiedene Farben verschiedene Stifte; und das Ergebnis wäre alles andere als übersichtlich, könnte weder auf den großen Computer übertragen noch an andere Leser zugeschickt werden.
Was ist also
ungleich praktischer Das elektronische Buch, gar keine Frage.
(Und das waren nur 3 Beispiele in einer Reihe von ähnlichen Argumenten, siehe die vorherigen Seiten dieses Diskussionsthemas.)
Der Spiegel hat geschrieben:Sondern weil es keinen Strom braucht, nicht kaputtgeht, wenig kostet, einfach zu bedienen ist - und ohne Hilfsmittel perfekt funktioniert.
Das ist reaktionärer Quatsch!
Mit denselben Pseudo-Argumenten könnte man die Benutzung von Autos anfechten und für die Rückkehr zu Pferdekutschen (oder gar zum bloßen Fußmarsch) plädieren. (Und es gibt tatsächlich Sekten, die ähnlich argumentieren.) Ich sage euch: mein Handy braucht keinen Strom, es geht nicht kaputt, es kostet — ein radikaler Unterschied zum Papierbuch
—
überhaupt nichts (denn ich hatte es ja als ein Handy, nicht als ein Buch gekauft), die gesamte Literatur aller Weltsprachen liegt mir auf der Hand (was ist
ungleich praktischer?), kombiniert mit allen Wörterbüchern und Enzyklopädien aller Weltsprachen, ohne, dass ich vom Stuhl/Sessel/Bett aufstehen oder auch nur eine zusätzliche Bewegung machen muss (was ist
ungleich praktischer?), das Handy ist einfach zu bedienen: ein Klick öffnet das elektronische Buch, ein weiterer Klick blättert nach vorne oder rückwärts, und das Handy funktioniert auch ohne Hilfsmittel perfekt.
So kann man eines nach dem anderen die vermeintlichen Gegenargumente leicht widerlegen.
Natürlich respektiere ich voll und ganz, wenn aus persönlichen Gründen (die
Gewohnheit wird das durchschlagende Argument sein, denn „Menschen sind Gewohnheitstiere“, auch wenn dies nicht jedem so bewusst ist) das Papierbuch dem Digitalbuch von vielen Menschen noch vorgezogen wird. Doch die hier zitierten Argumente und ihre tausendfachen Variationen sind einfach Quatsch, das muss man klar festhalten.