Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

JennyFlorstedt
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Beitrag von JennyFlorstedt »

Ralf Harder hat geschrieben: Aber Sie scheinen die Bedeutsamkeit von Mays Bibliothek ignorieren zu wollen. Und das ist unwissenschaftlich, wenn man wichtige Quellen ausklammert.
Kein Mensch klammert. Ich hab nur festgestellt, dass andere Forscher zu anderen Schlüssen gekommen sind (oder ich das zumindest so verstanden habe) und habe Herrn Wohlgschaft dahingehend eine Frage gestellt.
Ihm.

Mit besten Grüßen

Jenny Florstedt
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Waukel
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Spiritismus

Beitrag von Waukel »

Die Frage ist doch auch, wieso May sich überhaupt mit Spiritismus befasst hat. War es eine Modeerscheinung? War es hauptsächlich deshalb, weil Emma sich dafür interessiert hat?
Wenn May ein ernsthafter Spiritist gewesen wäre, hätte er diese Thematik wohl auch mehr in seinen Werken verarbeitet (schließlich hat er dort alles verarbeitet).

Gruß
Sylvia
JennyFlorstedt
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Beitrag von JennyFlorstedt »

Hallo Sylvia!

Da kann ich dir jetzt wirklich die Karl-May-Haus-Information Nr. 18 (2004) ans Herz legen. Da ist der von mir erwähnte Steinmetz-Aufsatz drin, der eben auch das ganze Drumherum (Modeerscheinung oder nicht, zeitgenössische Presse, Reaktionen der Kirchen und Institutionen etc.) widerspiegelt.
Der genaue Titel ist übrigens "Zwischen Skepsis und Glauben - Karl Mays Weg zum Spiritismus".

Liebe Grüße

ta
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Ralf Harder
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Beitrag von Ralf Harder »

JennyFlorstedt hat geschrieben:... und habe Herrn Wohlgschaft dahingehend eine Frage gestellt.
Ihm.
Dann müssen Sie ihn auch bitte direkt im Forum ansprechen. Sonst führt dies zu Missverständnissen. Ihre Anfrage folgte schließlich direkt auf meinen Eintrag von heute, während Wohlgschafts Eintrag 2 Tage alt ist.

Ralf Harder

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Waukel
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Beitrag von Waukel »

Hallo zusammen!

Die Informationen habe ich wieder mal nicht, wären aber insofern interessant, weil ich mir Karl als überzeugten Spiritisten nicht vorstellen kann.
Und auch wenn das, was ich jetzt schreibe total unwissenschaftlich ist, muss ich dieses Bild doch hier loswerden:

Also ich glaub das nicht, dass May überzeugter Spiritist war. Nee, dafür hatte er zuviel Humor. Ich kann mir vorstellen, dass er das ganz gruslig fand und dass diese Sitzungen damals sowas waren wie ein gesellschaftliches Treffen mit Romme oder Fondue oder Diaabend oder eben spiritualistischem Buhuu. Aber Emma war davon wahrscheinlich ganz hin und wech. Kann mir richtig vorstellen, wie sie gekreischt hat innerlich. Der arme Karl!

Gruß
Sylvia
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Zuletzt geändert von Waukel am 5.2.2006, 17:47, insgesamt 1-mal geändert.
Dernen
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Beitrag von Dernen »

Das mit Mays Annotationen ist natürlich interessant. Allerdings dürfte Mays Bibliothek nicht in allen Fragen die letzte Instanz sein. Was mag Klara nach Karls Tod alle entfernt haben? Soweit ich weiß, hat sie auf jeden Fall einen großen Teil Abenteuerliteratur rausgeschmissen, um irgendwelche Plagiatsvorwürfe zu entkräften.

Grüße

Rolf Dernen
JennyFlorstedt
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Beitrag von JennyFlorstedt »

Ralf Harder hat geschrieben:Dann müssen Sie ihn auch bitte direkt im Forum ansprechen. Sonst führt dies zu Missverständnissen. Ihre Anfrage folgte schließlich direkt auf meinen Eintrag von heute, während Wohlgschafts Eintrag 2 Tage alt ist.
Hatte ich in meinem Posting davor getan. Und wenn man Ihre Beiträge nicht überspringen darf, dann fungieren Sie doch immer als Stopper. Kann ja auch nicht Sinn der Sache sein. Egal. Zurück zum Spiritismus.

Lieber Herr Wohlgschaft,
um mal die Fragen aus einer anderen Diskussionsrunde zum Thema hier einzubringen:
Ist Spiritist
- wer sich Bücher zum Thema anschafft?
- wer regelmäßig und über längere Zeiträume an spiritistischen Sitzungen teilnimmt?
- wer in Briefen den Geistern Namen gibt?
- wer "Am Jenseits" verfasst?
- wer Séancen benutzt oder missbraucht, um andere Menschen in ihrem Verhalten zu beeinflussen?

Interessierte Grüße

Jenny Florstedt
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Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Liebe Frau Florstedt,

da ich nicht zuhause war und soben erst zurückgekehrt bin, konnte ich mich im Forum heute nicht äußern. Auch morgen bin ich den ganzen Tag außer Haus. Sobald es mir möglich ist, werde ich zum Thema 'Karl May und Spiritismus' sehr gerne nochmals Stellung nehmen.

Für heute mit besten Grüßen
Hermann Wohlgschaft
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rodger
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Beitrag von rodger »

Ich finde ja die ganze Fragestellung bzw. das Bedürfnis, den Begriff „Spiritist“ nun ganz genau definieren zu wollen und davon ausgehend festzulegen, ob Karl May nun einer war, eigentlich müßig, da die Grenzen, wie alles, fließend sind. Die ganzen Ismen sind doch letzten Endes Versuche, Dinge festklopfen zu wollen, die nicht festzuklopfen sind.

War Karl May dieses oder jenes, Spiritist, Nonkonformist, Pseudologe, gläubiger Christ, unglaubwürdig, ein wunderbarer Mensch, ein genialer Schriftsteller, war er bösartig, kriminell, Zyniker, Nihilist, war er, um das zur allgemeinen Auflockerung auch noch mal zu erwähnen, latent homosexuell ? Das alles und noch viel mehr, könnte man sagen, oder auch, all diese Fragen sind, wie viele andere, nur mit einem kräftigen Ja und Nein zu beantworten.

Und insofern ist auch Ihre These vom viereckigen Mond, lieber Herr Harder, zwar originell und gefällt mir sogar irgendwie, aber das mit dem Nicht-in-den-Kram-passen trifft hier nicht zu; Karl May hat sich mit Spiritismus beschäftigt, aber Spiritist war er deswegen noch lange nicht; mit was haben wir alle uns schon mal beschäftigt, ohne hoffentlich gleich in der betreffenden Schublade landen zu müssen. Ich hatte mich mit dem launigen „Doch“-Beitrag, dem Ihre Bemerkung (auch) galt, lediglich humorvoll ausdrücken wollen, dass ich die These, man könne etwas ausschließen, nur weil sich in einer Bibliothek kein Hinweis findet, generell für etwas, sagen wir, gewagt halte. Ich habe aber keinerlei Problem damit, wenn wir sagen, daß Karl May kein Spiritist war. Siehe oben.
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giesbert
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Beitrag von giesbert »

rodger hat geschrieben:dass ich die These, man könne etwas ausschließen, nur weil sich in einer Bibliothek kein Hinweis findet, generell für etwas, sagen wir, gewagt halte.
Das hat, wenn ich das richtig sehe, in dieser allgemeine Form auch niemand behauptet.

Aber: Wenn es in Mays Bibliothek Bücher zu einem bestimmten Thema gibt (hier: Spiritismus) und wenn er diese durchgearbeitet hat und wenn sich in diesen Büchern hinreichend viele und hinreichend ausführliche Anmerkungen und Kommentare von Mays Hand finden: Dann ist das eine exzellente Quelle, vergleichbar einer Tagebuchnotiz, bei der man, anders als zB bei Briefen, taktische Rethorik fast vollständig ausschließen kann.

Wenn May also -- ich erfinde mal rasch ein Beispiel, da ich weder die Biografie kenne, noch je in Mays Bibliothek gewesen bin -- in einem spiritistischen Grundlagenbuch kritische Anmerkungen a la "Das ist doch alles Quatsch" anbringt, dann wiegt das mehr als alle Spekulationen.

Aus Arthur Schopenhauers Nachlass wurden zB seine "Randschriften in Bücher" publiziert, die in vielen Fällen die erste und wichtigtste Quelle für seine Auseinandersetzung mit Themen und Theorien bilden, die in seinem sonst publizierten Werk nicht oder nicht sonderlich ausführlich erwähnt werden. In anderen Fällen kann man über diese Randnotizen den Weg nachgehen, den Schopenhauers Gedanken nahmen oder sie treten als ergänzende Korrektur seinen öffentlichen Äußerungen zur Seite.

Es wäre schön, wenn es mal eine ähnliche Edition für Karl May geben würde.
Ekkehard Bartsch
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Beitrag von Ekkehard Bartsch »

Anmerkungen zu Rolf Dernens Hinweise auf Karl Mays Bibliothek:

Daß Klara May "auf jeden Fall" nach Karl Mays Tod aus der Bibliothek Bücher der Klassischen Abenteuerliteratur entfernt habe, ist, soweit ich sehe, durch nichts belegt. Die immer wieder aufgestellte Behauptung beruht wohl auf Kandolfs Hinweis in der Vorbemerkung zu "Karl Mays Bücherei" (Karl-May-Jahrbuch 1931, S. 212)-: die "Vorläufer" Mays wie Defoe, Cooper, Bird, Ruppius, Sealsfield, Dumas, Gerstäcker, Retcliffe, Aimard, Mayne Reid, Armand, Maurus Jokai fehlten vollständig in Mays Bibliothek. Selbst Ferrys "Waldläufer" sei zwar vorhanden, nicht aber in der von Karl May bearbeiteten Ausgabe. Diese Behauptung ist eindeutig ein Irrtum. Der Band war vorhanden, er existiert noch heute im Karl-May-Verlag, und Mays hdschr. Bemerkung auf dem Vorsatzblatt hat Roland Schmid in seinem Waldläufer-Reprint sogar faksimiliert. Daß Kandolf ihn damals in der Villa "Shatterhand" nicht vorfand, lag sicherlich daran, daß er bereits in der Verlagsbücherei in der Roonstraße stand.

Klara May hat nach Mays Tod zwar Briefe und andere Dokumente vernichtet, um ein Karl-May-Bild nach ihren Vorstellungen zu schaffen (schmerzlichster Verlust: das Orientreise-Tagebuch, von dem bis auf wenige Einzelblätter nur die - sicher nur auszugsweise - Abschrift Klaras existiert). Daß sie auch Bücher aussortiert und vernichtet oder weggegeben hat, ist dagegen eher unwahrscheinlich. Als Karl May in seinen frühen Erzählungen Anleihen bei anderen Abenteuerautoren machte (z.B. bei Gerstäcker im "Ehri" und in der Kaliforniengeschichte "Vom Tode erstanden"), da besaß er ja noch keine größere Bibliothek, sondern hat sich Werke aus öffentlichen Büchereien beschafft. Ob er sich diese Abenteuergeschichten dann später alle nochmal selbst angeschafft hat, darf man bezweifeln. Und wenn er wirklich Cooper, Gerstäcker usw. besaß, so kann ich mir vorstellen, daß er solche Bücher nach der Jahrhundertwende mit aussortiert hat. Sie hatten keine Bedeutung mehr für ihn (seine Reiseerzählungen sah er ja nun nur noch "symbolisch resp. figürlich"). Und wie er den ausgestopften Löwen an die Radebeuler Schule verschenkte, könnte er auch solche Bücher der Schulbücherei oder anderen Leuten gestiftet haben. Denkbar ist auch, daß unehrliche Besucher der Villa "Shatterhand" hier und da etwas haben mitgehen lassen (so wie die Läufe der "Silberbüchse"). Das alles wird sich wohl nicht mehr klären lassen.

Ein Selektieren von Büchern wegen der Plagiatsvorwürfe wäre ja auch schon deshalb sinnlos, weil diese Bücher ja noch in vielen Exemplaren existieren und man anhand von Textvergleichen jederzeit solche literarischen Anleihen hätte nachweisen können (wie Pöllmann dies schon 1910 gemacht hat). Und wenn Karl May wirklich seine "Vorläufer" in größerem Umfang in der Bibliothek stehen hatte, so wären sie sicherlich zumindest teilweise in seinem handschriftlichen Bibliothekskatalog aufgeführt. Denn aus diesem hat Klara wohl keine Seiten entfernt.

Gruß an die Runde
Ekkehard Bartsch
Dernen
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Beitrag von Dernen »

Lieber Herr Bartsch!

Danke für den Hinweis. Ich bin da wohl tatsächlich dem Kandolfschen Irrtum aufgesessen. Mich würde allerdings interessieren, ob die spiritistische Literatur, die May in seinem handschriftlichen Katalog aufgeführt hat, heute noch komplett in der Bibliothek steht. Mein größter Wunsch ist ja überhaupt ein Bestandsverzeichnis dessen, was sich an Büchern in der Villa "Shatterhand." befindet. Ob ich das noch erlebe? Sollte mich unverhoffter Reichtum ereilen, würde ich das ja gerne selbst machen...
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Liebe Frau Florstedt, liebe Forums-Teilnehmer/innen,

wie versprochen melde ich mich zum Thema ‚May und der Spritismus‘ nochmals zu Wort. Ich meine, es gilt einiges klar- bzw. richtigzustellen:

1. „Waukel“ (im Eintrag vom 5.2.06, 16.20 Uhr) hat völlig Recht: Mays Erzählwerk in den 1880/90er Jahren läßt deutlich erkennen, daß der Autor kein Spiritist war. Über spiritistische Geisterbeschwörungen macht sich May in seinen Romanen ja oftmals lustig! Ein gläubiger Spiritist hätte solche Romanpartien (Belegstellen in der Biogr. II, S. 937) niemals verfaßt – so wenig wie ein Islamist Karikaturen über den Propheten Mohammed verbreiten würde.
2. Die Annahme, Klara May habe spiritistische Literatur aus der Bibliothek in der Villa „Shatterhand“ entfernt, ist reine Spekulation. Es gibt für diese Hypothese keinerlei Anhaltspunkte. Hätte Klara den Bibliotheksbestand im Blick auf den Spiritismus ‚bereinigen‘ wollen, dann hätte sie am besten gleich alle einschlägigen Titel herausgenommen und nicht 75 Broschüren in den Regalen gelassen.
3. Die genaue Durchsicht der ‚spiritistischen‘ Literatur in Mays Bibliothek läßt nicht nur erkennen, daß es für Mays angeblichen ‚Spiritismus‘ keinen überzeugenden Beleg gibt; ganz im Gegenteil wird erhellt, daß May in seiner ‚Spiritismus‘-Literatur gerade solche Stellen mit Bleistift ganz dick markiert hat, die den Spiritismus als Irrlehre brandmarken! Mays sehr auffällige Markierungen kommen, in ihrer Aussagekraft, Annotationen praktisch gleich.
4. Direkt zu den Fragen Frau Florstedts:
a) Wer sich Bücher über den Spiritismus anschafft, muß noch lange kein Spiritist sein, auch dann nicht, wenn er diese Bücher – wie May – tatsächlich liest und an vielen Stellen mit Bleistift markiert. Bewiesen ist damit Mays Interesse am Thema, mehr aber nicht.
b) Man kann nicht sagen, daß May „regelmäßig und über einen längeren Zeitraum an spiritistischen Sitzungen teilnahm“. Denn bis ca. 1880 hatte May zum Spiritismus, nach heutigem Kenntnisstand, überhaupt keinen Kontakt; in den 1880er Jahren und in der ersten Hälfte der 1890er Jahre nahm er an Séancen nur selten teil und gewiß nur Emma zuliebe; in der zweiten Hälfte der 1890er Jahre allerdings gab es in der Villa „Shatterhand“ des öfteren spiritistische Sitzungen; dies hing mit dem Besuch des Ehepaars Pfefferkorn zusammen und beweist keineswegs, daß Karl May ein Anhänger des Spiritismus war. Mays spätere Aussagen, er habe an solchen Sitzungen nur als kritischer Beobachter teilgenommen, sind nicht zu widerlegen; es gibt m.E. keinen vernünftigen Grund, diese Aussagen Mays zu bezweifeln.
c) Daß May den ‚Geistern‘ in Privatbriefen gelegentlich Namen gab, ist zwar merkwürdig, beweist aber nicht, daß May Spiritist im Sinne der obigen Definition (siehe meinen Eintrag vom 5.2.06) war.
d) Mays Roman ‚Am Jenseits‘ (entstanden 1898/99) wird in der Sekundärliteratur immer wieder als Beleg für Mays ‚spiritistische‘ Einstellung betrachtet. Zu Unrecht! Schon im Jahrbuch der KMG 1988, in meiner Interpratation des ‚Jenseits‘-Bandes, habe ich – mit guten Argumenten – aufgezeigt, daß dieser Roman mit ‚Spiritismus‘ überhaupt nichts zu tun hat. Man lese bitte nach: Jb-KMG 1988, bes. S. 193f.
e) Im Zusammenhang mit Mays Rechtsstreitigkeiten im letzten Lebensjahrzehnt wurde von Mays Prozessgegnern behauptet, Karl May und/oder Klara Plöhn hätten Séancen dazu benutzt, um von Emma die Einwilligung zur Ehescheidung zu bekommen. Selbst wenn das so gewesen sein sollte (was ich bezweifle und was jedenfalls nie bewiesen wurde!), so wäre dieses Verhalten zwar sehr zu verurteilen, würde aber gerade beweisen, daß May bzw. Klara an die ‚Geister‘ nicht wirklich glaubten, sondern sie
mißbrauchten zu betrügerischen Zwecken. Aber, wie gesagt, dieser
angebliche Missbrauch konnte gerichtlich nie erhärtet werden.

Zum Beitrag von Hans-Dieter Steinmetz in der ‚Karl-May-Haus-Information‘ Nr. 18/2004, S. 15-50: Dieser sehr materialreiche Aufsatz enthält, im Vergleich zu meiner Darstellung in der Biographie, keine neuen Fakten. Noch vor der Drucklegung der Biographie habe ich den Steinmetz-Aufsatz gelesen und keine Veranlassung gesehen, an meinem Text etwas zu ändern. Ich habe mich – wie ich meine, zu Recht – damit begnügt, auf den Steinmetz-Aufsatz in einer Fußnote zu verweisen.

Was ich an diesem Aufsatz nun freilich als ärgerlich empfinde, ist die Überschrift: „Zwischen Skepsis und Glauben. Karl Mays Weg zum Spiritismus“. Mit dieser, gelinde gesagt, sehr mißverständlichen Überschrift (es gibt Leute, die nur die Überschrift lesen, um sich die anstrengende Lektüre der langen Abhandlung zu ersparen!) wird ja suggeriert: Der zunächst skeptische Karl May fand immer mehr den Weg zum ‚Glauben‘, d.h. zum Spritismus. So war es – wie ich in der Biographie ja sorgfältig gezeigt habe – aber gerade nicht. Auch wer den Steinmetz-Aufsatz gründlich liest (und nicht nur die irreführende Überschrift zur Kenntnis nimmt), muß keineswegs zur Überzeugung gelangen, daß May wirklich Spiritist gewesen ist.

Ich bleibe also dabei: Wenn May in seinen letzten Lebensjahren schrieb, er sei niemals Spiritist gewesen, so war das keine Schutzbehauptung, sondern entsprach – mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit – durchaus der Wahrheit.

Mit herzlichem Gruß
Hermann Wohlgschaft
Nico
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Beitrag von Nico »

Nun, nur weil Mays Romanfiguren sich kritisch zum Spiritismus äußern, spiegelt das doch nicht automatisch die Einstellung Mays wider.
Ich denke dabei nur mal an Arthur Conan Doyle, der sich ja auch mit dem Spiritismus und Mystizismus befaßte, um mit seinem verstorbenen Sohn Kontakt aufzunehmen, trotzdem seine Figur Sherlock Holmes das Gegenteil vertrat, dass es für alles eine natürliche Erklärung gibt.

Nico
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Johannes Pflug
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Beitrag von Johannes Pflug »

Immerhin hat Karl May 75 Bücher über den Spiritismus gelesen! Wenn damit auch nicht erwiesen ist, dass May selbst ein überzeugter Spiritist war, sein Interesse am Spiritismus war doch erstaunlich groß!

Johannes Pflug
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