Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

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Ralf Harder
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Beitrag von Ralf Harder »

Ich finde es völlig richtig, dass Hermann Wohlgschaft hier Stellung bezieht. Das ist bei den meisten Autoren leider nicht immer selbstverständlich. Es sind zwar nicht viele, die sich hier im Forum an der Diskussion beteiligen. Die extrem hohe Zahl der Aufrufe (bisher 23366 Besuche im Thread ›Wohlgschaft-Biografie‹, Stand: 11. Juni, 19.18 Uhr) beweist jedoch, dass das Interesse an der Biografie nach wie vor relativ groß ist.

Ralf Harder
Jutta Laroche
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Beitrag von Jutta Laroche »

Hallo,

ja, ich bestätige es: Ich habe die Wohlgschaft-Bio mit Freude gelesen und es wird nicht bei dem einen Mal bleiben - ich will mich gerne noch einmal und mehr darin vertiefen.

Aber Sie, Herr Wohlgschaft, werden es nie allen recht machen können. Was der eine kritisiert, empfindet der andere gerade als positiv. Das ist so, das wird immer so sein bei allen Veröffentlichungen und bei aller Kunst. Es handelt sich bei der Biografie nun mal nicht um eine wissenschaftlich exakte Abhandlung. Hier geht es - wie bei jeder Biografie - neben den Fakten auch und vor allem um Psychologie. Und das ist nun mal keine mathematische Größe. Da ist der Mensch gefragt, und zwar in allen seinen Widersprüchen.

Aber ich bin der Meinung, dass eines festgehalten und anerkannt werden sollte: Ihr Werk ergänzt, erweitert und bereichert das Wissen um die Persönlichkeit Karl Mays. Dieses Verdienst wird Ihnen niemand streitig machen können und sicherlich auch nicht wollen.

Liebe Grüße - Jutta Laroche
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Liebe May-Freunde, liebe Frau Laroche,

Ihr Eintrag freut mich sehr. Ich glaube, Sie haben verstanden, worum es mir geht: Karl May als eine interessante Persönlichkeit zu würdigen und als einen ernstzunehmenden Autor, der – auch für anspruchsvolle Erwachsene – sehr Wertvolles geschrieben hat.

Freilich sollten wir May-Freunde uns keinen Illusionen hingeben: Wenn es seit 1970 der wissenschaftlichen May-Forschung noch immer nicht geglückt ist, das gängige – negative – May-Bild in einer breiteren Öffentlichkeit zu korrigieren, dann wird dies meiner (in 1000 Exemplaren aufgelegten, von nur wenigen Leserinnen und Lesern wirklich zur Kenntnis genommenen) May-Biographie auch nicht gelingen. Für viele ist Karl May, nach wie vor, ein unbedeutender Jugendschriftsteller, ein komischer Lügenbold, ein billiger Trivialliterat, der im Gefängnis saß, der die Länder, die er beschrieb, nie gesehen hat und der die dümmsten Klischees über den Wilden Westen und den Orient verbreitet hat. Auch in den (überwiegend christlichen) Kreisen, in denen ich mich bewege, wird Karl May – von vielen – nur belächelt: als Abenteuerschriftsteller für unreife Buben.

Vielleicht müssen noch einmal 100 Jahre vergehen, bevor Karl May die Anerkennung findet, die er verdient.

Mit freundlichem Gruß
Hermann Wohlgschaft
Dernen
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Beitrag von Dernen »

Hallo in die Runde!

Daß die Korrektur des May-Bildes in der Öffentlichkeit der wissenschaftlichen Karl-May-Forschung nicht gelungen ist, sollte niemanden verwundern. Wer liest schon verdienstvolle Veröffentlichungen wie die neue Biographie oder die fünfbändige Chronik? Und auch die eher populär geschriebenen Bücher über Karl May (wie etwa Heermanns "Winnetous Blutsbruder") erreichen doch nur die, die sowieso schon ein zumindest differenziertes Bild von May haben. Solange aber Journalisten und andere Kommunikatoren immer noch auf Klischees rumreiten, ändert sich in Bezug auf das May-Image überhaupt nichts. Man muß bei denen ansetzen, die Inhalte verbreiten, also bei den Medien. Oder im eigenen Saft schmoren.

Grüße

Rolf Dernen
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rodger
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Beitrag von rodger »

Hallo Herr Wohlgschaft,

da werden auch hundert und auch tausend Jahre nichts nützen; Sie wissen ja, wie das ist: seit Jesus sind rund zweitausend Jahre vergangen, und es hat sich im Grunde nichts geändert. Wir fahren zwar heute Auto statt Pferdewagen, spielen im Internet usw., aber die in der Bibel beschriebenen Menschen sind die gleichen geblieben, wie sie heute z.B. in unseren Fußgängerzonen herumlaufen, und allzu sehr gefruchtet haben seine Worte auch nicht.

Und was Auflagezahlen und „Erfolg“ Ihrer wunderbaren Bücher angeht: wären Sie Dieter Bohlen oder Stefan Raab und nicht Hermann Wohlgschaft, gingen Ihre Bücher weg wie warme Semmeln. Seien Sie getrost nichtsdestotrotz froh, dass Sie Hermann Wohlgschaft sind.

Es steht mit der Sache der Menschheit nicht so gut, daß das Bessere der Mehrzahl gefällt; ein großer Haufe ist ein Beweis vom Schlechtesten. Laß uns daher fragen, was am Besten zu thun sei, nicht was am gewöhnlichsten geschehe, und was uns in den Besitz eines ewigen Glücks setze, nicht was dem großen Haufen, dem schlechtesten Dolmetscher der Wahrheit, genehm sei. Den großen Haufen aber nenne ich eben sowohl die Leute mit Kronen, als die im Flausrock.

(Seneca)

;)

(Das wird glaube ich nichts mit den Medien, Rolf. Die wollen ja den "großen Haufen" bedienen.)
Nscho-tschi
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Beitrag von Nscho-tschi »

Liebe May-Freunde, lieber Hermann,

mit großem Interesse lese ich jeden Eintrag hier im Forum. Es wäre schade, Hermann, wenn Deine Biografie nur von ‚Insidern‘ der ‚Karl-May-Szene‘ gelesen würde. Es steht so vieles in Deinen Büchern, das von allgemein menschlicher Bedeutung ist!

Am „Fest für Kritiker“ (Werner Kittstein) kann ich mich nicht beteiligen, weil ich ja keine Literaturexpertin bin. Ich möchte die Biografie auch gar nicht kritisieren, sie gefällt mir bestens. Gerade auch die Ausführungen zu Emma Pollmer (z. B. Biografie S. 449-480 u. S. 790 zur Spiegelung Emmas in Judith Silberstein) finde ich besonders gut.

Einen schönen Tag
Nscho-tschi
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rodger
Beiträge: 6992
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Beitrag von rodger »

Um Judith geht es allerdings nur auf Seite 790.

Die Judith-Figur gäbe noch Stoff für einige Sequels mit Kara Ben Halefs Enkel ab, im Stil von Philip Roth, da schreiben wir dann all das, was Karl May nicht durfte, aber sicher gern gemacht (geschrieben !) hätte. - Die äußere Handlung von Band 1: Judiths Enkelin arbeitet als Sekretärin beim Vizekönig im Zweistromland. Der Vizekönig wird entlassen, an seine Stelle tritt [spurenverwischenderweise edit.: zunächst dieser und jener,] später eine Vizekönigin. Judith malt hübsche Bilder und schreibt lausige Gedichte. Sie wechselt ständig ihre Kleider, ihre Frisuren und auch ihre Flirt-Partner. Bei Tisch erfährt Kara Ben Halefs Enkel, dass sie nie ein Buch liest und sich mehr für Kreditkarten, Espressomaschinen und dergleichen interessiert (mit beidem ist wiederum Kara Ben Halefs Enkel noch nie in Berührung gekommen, hier wird schön deutlich dass die beiden in zwei ganz verschiedenen Welten leben). Aber nichtsdestotrotz, wie weiland bei Old Shatterhand: doch irgendwie eine durchaus interessante Figur, die den Leser nicht kaltlässt.
Zuletzt geändert von rodger am 5.1.2011, 14:33, insgesamt 2-mal geändert.
peter seidel
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Beitrag von peter seidel »

Hallo Hermann,
nach längerer Pause habe ich mal wieder ins Forum geschaut und die letzten Einträge gelesen. Du meinst, deine Bücher würden das (ziemlich negative) Bild Karl Mays in der Öffentlichkeit nicht verändern.
Dernen und rodger sehen das auch so. Da kommen mir zwei Fragen:
1. Wie viele Biografie-Exemplare sind denn schon verkauft worden?
2. Gibt es eine nennenswerte Zahl von Interessenten, Leserinnen und Lesern, auch außerhalb der engeren May-Gemeinde?
Mit herzlichen Gruß
Peter
charmides
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Beitrag von charmides »

Hallo Herr Seidel,

ja, das würde mich auch interessieren. Ich selbst gehöre zu den (wenigen?) Biografie-Lesern außerhalb der Karl-May-Gesellschaft.

Mit besten Grüßen
charmides
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Ralf Harder
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Beitrag von Ralf Harder »

peter seidel hat geschrieben:Du meinst, deine Bücher würden das (ziemlich negative) Bild Karl Mays in der Öffentlichkeit nicht verändern.
Dernen und rodger sehen das auch so.
Diese Einstellung ist m. E. falsch. Wenn alles so sinnlos wäre, hätte man beispielsweise gar nicht erst die Karl-May-Gesellschaft 1969 gründen brauchen. Die Gründungsväter hatten ja laut Satzung die Aufwertung Karl Mays im Sinn ...

Ralf Harder
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rodger
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Beitrag von rodger »

... aber auch für die (breite) Öffentlichkeit ?

Daß es die Karl-May-Gesellschaft gibt, ist gut und schön, und sie hat wertvolles geleistet, aber ob sie sich um die (breite) Öffentlichkeit kümmern muß oder auch scheren braucht, darüber gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Ich persönlich finde es gut (und erstaunlich), daß der Antrag in Sachen Öffentlichkeitsarbeit abgelehnt wurde. Die Gesellschaft hat (hätte) wichtigeres zu tun.
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Hallo May-Freunde, hallo Peter und charmides,

Deine Frage Nr. 1, Peter, kann ich nicht exakt beantworten, da mir konkrete Zahlen nicht vorliegen. So viel aber kann gesagt werden: Relativ – im Vergleich zu anderen HKA-Bänden – verkauft sich die Biographie nicht schlecht. Wenn der Verfasser Dieter Bohlen hieße oder Stefan Raab, wäre der Umsatz allerdings noch wesentlich größer, das sieht Rüdiger Wick schon richtig.

Die Frage Nr. 2 von Peter Seidel kann wohl mit Ja beantwortet werden. Ich habe ‚aus zuverlässiger Quelle‘ gehört, daß die Biographie zwar überwiegend von Mitgliedern der Karl-May-Gesellschaft bestellt werde, daß es aber – wieder im Vergleich zu anderen HKA-Bänden – auch viele Käufer außerhalb der KMG gebe. Wie viele es genau sind, weiß ich aber nicht.

Mit besten Grüßen
Hermann Wohlgschaft
Thomas Math
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Was soll's

Beitrag von Thomas Math »

Ich muss zugeben als naturwissenschaftlich ausbildeter Mensch konnte ich mit Wohlgschaft's Biografie und und dem theologischen approach wenig anfangen.Theologie war fuer mich immer eine Pseudowissenschaft.Trotzdem,dass May zutiefst religioes war ist unbestritten und warum soll man sein Werk nicht mal von einem christlich-theologischen Standpunkt interpretieren.Ich denke so ziemlich jeder weiss, was fuer eine Biografie von Wohlgschaft zu erwarten war.Im uebrigen wenn ich Wohlgschafts Posts so lese gewinne ich den Eindruck es mit einem ausgesprochen sympathischen Menschen zu tun zu haben,der konstruktiver Kritik sehr aufgeschlossen gegenueber steht.
Ich wuerde die Biografie nicht kaufen aber sie schlecht zu machen nur weil sie theologisch ausgerichtet ist,ist schlicht dumm.
Im uebrigen hat eine Herr Wollschlaeger in den 70er Jahren esoterischen psychoanalytischen Schwachsinn geschrieben,trotzdem sagt niemand seine voellig veraltete Biografie sollte man nicht lesen.
Die Chronik habe ich gekauft,die ist unlesbar,was nuetzen mir die ganzen neuen Informationen,wenn ich die Buecher nicht lesen kann.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Im uebrigen hat eine Herr Wollschlaeger in den 70er Jahren esoterischen psychoanalytischen Schwachsinn geschrieben
Dieser "esoterische psychoanalytische Schwachsinn" wurde, wenn ich jetzt nicht irre, bereits in den Sechzigern geschrieben, zumindest die Biographie, und die gilt mit Recht bis heute als bahnbrechend und unerreicht. (Im Gegensatz zu manch anderem gilt sie nicht nur, sondern ist es auch.)

Es ist leider nicht unüblich, daß wenn jemand etwas nicht verstehen oder nachvollziehen kann, es als "Schwachsinn" o.ä. heruntermacht, von Minnesota über Berlin bis Neuötting, um ein paar Beispiele zu nennen, die mir gerade einfallen, dabei ist die Wortwahl oder auch die Art und Weise mal mehr, mal weniger freundlich bzw. krass. Im vorliegenden Fall wirkt es, mit Verlaub, fast schon ein wenig faschistoid, oder etwas unproblematischer oder weniger heikel ausgedrückt, unter aller Kritik.
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Tut mir leid,da habe ich mich in der Wortwahl vergriffen,ich haette Unsinn statt Schwachsinn schreiben sollen..Mir ging es nur darum zu zeigen,dass man damals (ich meinte damit fruehe Jb Aufsaetze Wollschlaegers und anderer)Mays Schriften pseudowissenschaftlich i.e psychoanalytisch interpretiert hat,und keinen hat's gestoert.
Zumindest ist Wohlgschaft ein ausgebildeter Theologe.Wollschlaeger ist mehr oder weniger ein Autodidakt.
Apropos "faschistoid" ist wohl eine ziemlich ueble deutsche Beleidigung.Ich habe jedenfalls keine Ahnung was es bedeutet.
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