Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Schustergung

Beitrag von Schustergung »

Aaner bläket itz emeng Zeich ieber unsern May-Karle rim, doß mr ganz sehr denkt, nr Gust is dr Vürsitzende voo dr grußen Rudolf-Lebius-Gedächtnisgesellschaft. Aaner, „der zu lügen nie aufgehört hat“, bläket ner, „kriminelle Verfehlungen“ uh „Manie“. Schlachter kaa mer voo em Maa fei kaum mehr sprachn. Uh suu aaner will emend en Aahänger voo em May-Karle sei, wuu ner su verteufeln tut? Iech hoob fei es Gefiehl, dr Euchar A. Schmid, woos e grußer Freind uh Verteidiger voo May woor, hätt en nausgekracht miet sei Gebläk. Nr hätt aa nie en Lebius in sei Gahrbiechern schreiben loßn.

Dr May-Karl hoot kei Manie gehaat uh is erscht racht ni „manisch-depressiv“ gewaasen. Doo hoot sich dr Chiropraktiker fei ganz sehr geirrt – nr is kei Dokter fer de Seele uh aa kaaner fer de Aang. Wenn dr Professer Heulmeier, wuu mer voo „Deutsche Herzen – Deutsche Helden“ har kennen tue, zen Orthopäd kimmt uh saat „Herr Doktor, mein Zahnarzt schickt mich zu Ihnen. Der sagt, der Zustand meines linken oberen Backenzahns beweist, daß ich eine Innenmeniskusdehnung im rechten Knie habe“, doo muß dr Orthopäd doch denken, sei Kolleech sall sich im Zähn kimmern uh ni in sei Fach rimaddeln.

Dr Maa, wuu miet esu uhfreindlichen Worten rimhantiert, saat aa, doß dr Plaul-Hainer uh nes, woos nr vür dreißig Gahrn ieber May geschriebn hoot, ganz sehr ieberhuult is. Sei Chiropraktiker, wuu esu im Gahr 2000 gesaat hoot, dr May-Karle is manisch-depressiv gewaasen, isses fei aa. Hermann Wohlgschaft tat fer sei Karl-May-Biographie en Psychiater froong, wos ner voo em May-Karle, sei Verfehlungen uh sei Schuldfähigkeit denkt. Woos nr drzu saat, datiert voo 2003, uh sette Aussagen von em Fachmaa sei ehm ganz sehr naie Erkenntnisse:

"Edgar Bayer plädiert, im Falle Mays, für eine Kombination von dissozialer und narzißtischer Persönlichkeitsstörung (im Sinne des DSM IV) und kommt zum Ergebnis:
Die diagnostische Schärfe ist im Klassifikationsschema DSM IV so, als ob sie direkt auf Karl May zugeschnitten wäre. Er erfüllt eine Vielzahl der dortigen Beschreibungen und Kriterien. DSM IV sitzt wie angegossen."
(Karl May - Leben und Werk, S. 221)

Karl May hoot sette Beschreibingen fei ni gekannt, uh ne stinne aa nirngdwuu in en Biechern, wuu ner fer sei „Leben und Streben“ ausgewertet hoot.

Woos mich fei emend ganz sehr wunnert, is, doß dr Maa aa schreibt: „Sämtliche Veröffentlichungen Mays, ob mündlich oder schriftlich, waren darauf ausgerichtet ihn selbst gut aussehen zu lassen, ein Geschäft, das May durchaus manisch betrieb.“ E Geds will doch „gut aussehen“, aa dr Herr Schreibender. Woos is drdraa Manie? Sei alle Maniker, wuu „gut aussehen“ wollen?

Mr sall aa ni vergaßn, doß dr Professor Claus Roxin, wuu e ganz sehr bekannter Strafrechtler is, gesaat hoot: "dass May unter Bewußtseinsstörungen gelitten haben kann, die seine strafrechtliche Verantwortlichkeit im Sinne des § 51 StGB ausschließen oder wenigstens eine erheblich verminderte Zurechnungsfähigkeit begründen würden." (Karl May, das Strafrecht und die Literatur, Tübingen 1997, S. 47.)

Uh wieso is ne Autobiographie voo May „Blendwerk“? "Mein Leben und Streben" is fei e Prozeßschrift. Aar dr May-Karle wollt drmiet gewinnen. Uh ner mußte ganz sehr dormiet rachnen, doß nes Gericht in sei Hamit schreibt uh alte Leit froong tut: Is nes denn su gewaasen, wie dr May nes saat, uder sei nes alles Lieng? Prozeßakten sei aa noch doogewaasen. Grood in e Prozeßschrift kaa mr fei kei Lieng neitue.

Suu e Basbrich is fei kei „Polemik“ mehr. Miet setten Wörtern wie "Lügen", „Manie“ uh "kriminell" sall mr ganz sehr vürsichtig imgahn, saat eich dr

Schustergung
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giesbert
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Beitrag von giesbert »

Der Thread tendiert schon seit einiger Zeit dazu, aus seinem thematischen Fahrwasser zu geraten, der letzte Beitrag des "Schustergung" mag als satirische Replik noch stehen bleiben, alle folgenden Beiträge habe ich hierhin verschoben.

Glaubwürdigkeit Mayscher Selbstaussagen könnte vielleicht an anderer und passenderer Stelle als unter der Überschrift "Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen" diskutiert werden.

Giesbert Damaschke, München
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Gast

Beitrag von Gast »

Also doch zweierlei Maß wie eh und je. Und ich war so naiv zu glauben, hier hätte sich irgend etwas geändert.
Johannes Pflug
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Beitrag von Johannes Pflug »

Die Glaubwürdigkeit Mayscher Selbstaussagen ist in der Tat ein Thema für sich, das auch unabhängig von der Wohlgschaft-Biographie diskutiert werden sollte. Allerdings sind die Autobiographie und weitere Selbstzeugnisse Mays sehr wichtige Quellen für Wohlgschaft, die, was ihre Glaubwürdigkeit betrifft, ja durchaus kritisch hinterfragt werden. Speziell zur Frage des Quellenwertes von ‚Mein Leben und Streben‘ verweise ich auf die Seiten 26ff. u. 1943-1946 in der Wohlgschaft-Biographie.

Johannes Pflug
René Wagner
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Beitrag von René Wagner »

Zu Recht verweist „Schustergang“ auf die Darstellung der Mayschen Straftäter – u. Vagentenzeit in der Wohlgschaft-Biographie. Als Seelsorger in einer psychiatrischen Klinik arbeitet Wohlgschaft mit vielen Ärzten zusammen. Seine These, dass May in den 1860er Jahren nur eingeschränkt schuldfähig war, da er zu dieser Zeit an einer krankheitswertigen „dissozialen Persönlichtkeitsstörung“ litt, geht auf das Gutachten eines May-kundigen Psychiaters zurück und ist eine beachtliche Neuigkeit in der Karl-May-Forschung. Wohlgschafts Ausführungen (die er erstmals im Februar 2004 bei einem Vortrag in der „Villa Bärenfett“ in Radebeul erläutert hat) lassen das, auf die 1860er Jahre bezogene, Selbstpsychogramm Mays in „Mein Leben und Streben“ als durchaus bedenkenswert erscheinen.
René Wagner
René Wagner
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Beitrag von René Wagner »

Es muß natürlich "Schustergung" heißen.
René Wagner :lol:
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Daß die Beispiele (Paginierung der ‚Schundverlag‘-Broschüre, falscher Doktortitel, Dauer der Amerikareise usf.) noch lange nicht eine grundsätzliche Unglaubwürdigkeit Karl Mays belegen, habe ich in meiner May-Biographie sehr ausführlich dargelegt. Und was die Hintergründe der ‚Old-Shatterhand-Legende‘ – bzw. deren biographische Bewertung – betrifft, bitte ich doch einmal Bio II S. 1038-1050 nachzulesen.

Meinem Forums-Eintrag vom 11.1.06 füge ich hinzu: Die Geschichte mit dem deutschen Kaiser, dem Henrystutzen und der deutschen Armee geht – wie ich in Bio II S. 1020 Anm. 290 vermerkt habe – auf eine dubiose Quelle (Ernst Weber: Karl May. Eine kritische Plauderei) zurück und wurde von May später bestritten (‚An den Dresdner Anzeiger‘, 1904). Die vom May-Gegner Ernst Weber 1901 verfaßte Polemik erschien 1903 im Sammelband ‚Zur Jugendschriftenfrage‘ und denunziert Mays Schriften pauschal als minderwertig und jugendgefährdend (vgl. Sudhoff-Chronik III S. 169). Die tendenziösen, auf Mays Diffamierung angelegten ‚Berichte‘ des Weber-Aufsatzes sollte man nicht durchwegs – wie es Herr H. zu tun scheint – für bare Münze nehmen.

Zur Autobiographie ‚Mein Leben und Streben‘ als ‚Prozeßschrift‘ s. den Eintrag von Johannes Pflug (15.1.06).

Hermann Wohlgschaft
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rodger
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Beitrag von rodger »

Lieber Herr Wohlgschaft,

so sehr ich (bekanntlich) May liebe, als seelenverwandt betrachte bzw. ihn, etwas nüchterner ausgedrückt, als meinen Leib- und Magenautor ansehe, muß ich trotzdem sagen, dass ich von seiner „grundsätzlichen Unglaubwürdigkeit“ leider felsenfest überzeugt bin (das unterscheidet ihn übrigens deutlichst von mir, nicht dass da jemand falsche Schlussfolgerungen zieht, da ich ansonsten gern von Übereinstimmungen spreche).

Gerade heute habe ich in der Chronik (Band III) z.B. gelesen, dass er noch zu Zeiten von Silberlöwe IV davon spricht, verschiedene Sorten Sand von einsamen Wüstenritten, „Sand des Todes“ unter anderem, nach Deutschland geschickt zu haben, um auf diese Weise mit Beweisen gegen die „Böswilligkeit“ von Kritikern vorzugehen.

So sehr ich ihn schätze, so sehr mich seine Gedankentiefe und seine visionären Bilder gerade in seinen letzten Lebensjahren tief beeindrucken: wenn er in Briefen oder Prozessschriften sich zu privatem äußert, kann ich ihm kein Wort mehr glauben. Bzw., es ist im Einzelfall schwer feststellbar, wann er die Wahrheit sagt, und wann er mal wieder lügt, dass sich die Balken biegen. Dieser Charakterzug hat ihn, wie ein Zwang, m.E. sozusagen bis zum letzten Atemzug begleitet.

Mit herzlichen Grüßen

Rüdiger Wick
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Lieber Herr Wick,

wir sind uns wohl einig, lieber Herr Wick, daß die Auseinandersetzung sachlich-argumentativ und nicht polemisch-emotional zu führen ist (wobei ich nichts dagegen habe, wenn einer mal ‚ausrastet‘ und überspitzt formuliert). Mit Ihrer, schon sehr provozierenden, These von einer „grundsätzlichen Unglaubwürdigkeit“ Mays (weder Roxin noch Wollschläger noch Plaul noch sonst ein prominenter May-Forscher wird Ihnen hier folgen!) stützen Sie sich auf Band III der Sudhoff/Steinmetz-Chronik. Ich habe die Chronik bis Bd. III S. 233 (d.i. bis Ende März 1903) Zeile für Zeile gelesen und mir alle Daten bzw. Texte notiert, die mir bisher unbekannt waren. Das bisherige Fazit: Die Chronik ist wirklich verdienstvoll, nicht zuletzt deshalb, weil sie bisher unbekanntes Material in beachtlicher Fülle enthält. Nur: dieses Material (wohlgemerkt: bis III 233) bringt nichts wesentlich Neues! Das Bild Karl Mays, wie ich es in der Biographie zu zeichnen versuchte, ändert sich durch die Chronik nicht im geringsten. (Kleinigkeiten, wie daß Mays Reise nach Bad Tölz und zum Achensee nicht, wie ich meinte, im September 1901, sondern, wie Sudhoff/Steinmetz belegen, im September 1902 stattgefunden hat, halte ich für belanglos.)

Natürlich werde ich die Chronik-Lektüre fortsetzen, mit der bisherigen Sorgfalt. Sobald ich eine wesentlich neue Einsicht gewonnen habe, werde ich sie in diesem Forum zur Diskussion stellen. Da ich – beruflich – noch sehr viel anderes zu tun habe, bitte ich um Geduld. Es kann sein, daß ich mich erst in einigen Wochen wieder zu Wort melde. Schnellschüsse liegen mir nicht!

Mit herzlichem Gruß
Hermann Wohlgschaft
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rodger
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Beitrag von rodger »

Ich bin kein May-Forscher im wissenschaftlichen Sinne und orientiere mich ausschließlich an eigenen Eindrücken (und keineswegs primär an der Chronik, da habe ich halt gestern gerade ein schönes Beispiel für das nahezu zwanghafte Lügen Mays gefunden, solche Beispiele sind nun aber wirklich sozusagen allerorten zu finden), und welcher namhafte May-Forscher was wie sieht, ist mir, ehrlich und gerne auch einmal wieder hemdsärmelig gesagt, ziemlich schnurzpiepegal. Aber ich denke schon, daß die genannten Wollschläger und Roxin (Plaul kenne ich zuwenig, um da entsprechend vermuten zu können) sich bei aller Liebe auch den angebrachten kritischen Blick bewahrt haben werden, und meine These, die ja nun wirklich nichts neues ist, ähnlich sehen werden.
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Ralf Harder
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Beitrag von Ralf Harder »

rodger hat geschrieben:Aber ich denke schon, daß die genannten Wollschläger und Roxin (Plaul kenne ich zuwenig, um da entsprechend vermuten zu können) sich bei aller Liebe auch den angebrachten kritischen Blick bewahrt haben werden, und meine These, die ja nun wirklich nichts neues ist, ähnlich sehen werden.
Ganz gewiß nicht, lieber Herr Wick!

Mit besten Grüßen
Ralf Harder
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rodger
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Beitrag von rodger »

Lieber Herr Harder, lieber Herr Wohlgschaft,
liebe restliche (zur Zeit spärliche) Foren-Gemeinde,

an der Wand in meiner Wohnung hängt ein Bild von Karl May, mit folgenden sehr schönen Versen des Schriftstellers Hermann Kant darunter:

O herrlicher sächsischer Lügenbold, gepriesen sei dein vielgeschmähter Name! Dank dir, du genialer Spinner aus Hohenstein-Ernstthal, dank dir für tausendundeine Nacht voller Pulverdampf und Hufedonnern. Heißen Dank für Äquatorsonne und Prairiewind und Wüstensand und Steppengras, für Shatterhand und Hadschi, für Winnetou und Geierschnabel, ungeschmälerten Dank dafür

will sagen: ihn wörtlich als „Lügenbold“ und „Spinner“ zu titulieren und ihn trotzdem herzlich lieb haben, das schließt sich ja nicht aus. Ich will überhaupt nicht polarisieren, auch wenn es gelegentlich so klingen mag.

Claus Roxin setzt sich (u.a.) im Jahrbuch der KMG von 1971 in „Vorläufige Bemerkungen über die Straftaten Karl Mays“ ausgiebigst mit der Pseudolgie (= krankhafte Lügenhaftigkeit) Karl Mays auseinander. - Hans Wollschläger hat sich, wie gesagt bei aller Liebe, gottlob auch immer eine teilweise sehr kritische Sicht zu Karl May bewahrt, und spart in seinem vorzüglichen Buch über ihn nicht mit entsprechenden deutlichen Äußerungen.

Ich sage ja auch nicht, dass Karl May grundsätzlich lügt, aber ich sage, dass man bei ihm leider nie weiß, ob er gerade die Wahrheit spricht oder eben nicht.

Mit besten Grüßen

Rüdiger Wick
Ulrike Müller-Haarmann
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Beitrag von Ulrike Müller-Haarmann »

Lieber Herr Wick,

einen May-Fundamentalisten (und damit meine ich nicht Herrn Wohlgschaft!) werden Sie wohl schwerlich überzeugen können, vor allem nicht jemanden, der bzgl. Mays angeblichem Aufenthalt im Ruhrgebiet allen Ernstes schreibt: "Man fragt sich, warum sollte Karl May in 'Mein Leben und Streben' die Unwahrheit gesagt haben?" (Mitteilungen KMG Nr. 146)
Dieser schöne Satz hatte bei Erhalt des Mitteilungsheftes mir und meiner Familie den Tag gerettet.

Viele Grüße
Ulrike Müller-Haarmann
Dernen
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Beitrag von Dernen »

rodger hat geschrieben:Ich sage ja auch nicht, dass Karl May grundsätzlich lügt, aber ich sage, dass man bei ihm leider nie weiß, ob er gerade die Wahrheit spricht oder eben nicht.
Mein weißer Bruder spricht wahre Worte! ;-) - Ich gestatte mir dazu eine etwas persönliche Bemerkung: Immer wenn ich an Karl May denke, falle ich mir selbst ein. Zum Beispiel meine recht abenteuerliche Balkanreise in den siebziger Jahren, lange vor dem unseligen Krieg in Jugoslawien. Damals bereisten ein Freund und ich in klapprigem Gefährt Gegenden wie Bosnien/Hercegovina, Montenegro, Kosovo, Mazedonien etc. Später habe ich dann schon mal die dort erlebten Dinge je nach Gesprächspartner ein bißchen ausgeschmückt, teilweise dramatisiert und mußte mir dann irgendwann vorwerfen, daß ich dabei war, meine Übertreibungen selbst zu glauben. Sowas kann schnell passieren, besonders bei Menschen mit reger Phantasie. Wenn ich also schon mal Mühe habe, mir selbst hundertprozentig über den Weg zu trauen, wie soll mir das dann mir May möglich sein?

Grüße in die Runde

Rolf Dernen
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rodger
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Beitrag von rodger »

Liebe Frau Müller-Haarmann,

dass Sie Recht haben mögen, dass es gelegentlich schwer oder auch müßig sein mag, Leute von Meinungen, die sie behalten wollen, abzubringen, da stimme ich Ihnen zu. Mal ganz allgemein. Gelegentlich steht man auch zwischen zwei Fronten und fragt sich, warum tue ich mir das eigentlich an, so recht überzeugt mich weder der eine noch der andere, bzw., zu einer "Fraktion" will ich gar nicht gehören, und meine Stellungnahme wird an beider Sichtweise nichts ändern, und ich selbst weiß ja, was ich glaube. Aber man will ja zumindest versuchen, sich verständlich zu machen, auch wenn selbst das oft schmählich scheitert. Aber, solange man lebt, hofft man. Oder auch: Mit der Hoffnungslosigkeit beginnt der wahre Optimismus. Der Optimismus dessen, der nichts erwartet (Jean-Paul Sartre).

;)

Was an dem Satz „Man fragt sich, warum sollte Karl May in 'Mein Leben und Streben' die Unwahrheit gesagt haben?“ so komisch sein soll, erschließt sich mir freilich nicht. Man werfe doch nicht immer alles in einen Topf. Daß Karl May in besagter Schrift bezüglich Frau Pollmer, Familie Münchmeyer und was weiß ich noch vermutlich nicht immer die reine Wahrheit gesagt hat, das glaube ich ja auch, aber, nun frage ich Sie auch, warum sollte er etwas vom Ruhrgebiet erzählen, wenn es nicht stimmte ? Was für taktische oder beschönigende Motive sollten denn da dahinter stehen ?

Das Ruhrgebiet fließt des öfteren ein in Mays Werk, und ich könnte mir schon vorstellen, dass er da war. Texte, die in epischer Breite und Länge beweisen wollen, dass dies und jenes nun ganz anders war, lese ich meistens erst gar nicht, weil mich derartige Thematiken so sehr nun wieder auch nicht interessieren. Ich denke mal, er war da, mag sein, auch nicht, es bleibt sich gleich, oder was änderte sich dadurch ?

Beste Grüße

Rüdiger Wick
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