Spin offs und so weiter

Lola
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Spin offs und so weiter

Beitrag von Lola »

Ok, ich hoffe es macht nichts aus wenn ich wiedermal versuche diesen anscheinend heißen Braten anzuschneiden, wie ich es schon auf dem anderen Board probiert habe.

Es gibt ja Tendenzen von Autoren Karl May Figuren zu nehmen und neue Abenteur für sie zu erfinden. Da gibts ältere (Kandolfs "In Mekka") und neuere (Jutta Laroche und Reinhard Marheinecke) Versuche. Auch die Karl May Filme oder einige der Festspiele haben ja teilweise vollkommen neue Abenteuer erfunden (jetzt mal abgesehen von "Freiheiten" mit dem Text).

Gibts dazu irgendwelche Meinungen von euch Karl May Fans? Oder ist da eh schon von vorhinein klar dass das böse, böse, böse ist und ich mir deshalb vorkomme als ob ich jemanden auf die Zehen steige nur weil ich danach frage? :shock:

Ich kann zu dem ganzen nur sagen dass ich nicht allzu viel Erfahrung habe, denn das einzige Spin Off Buch dass ich gelesen habe war "Die Häuptlingstochter" und das war sehr, sehr schwach (oder zumindest sehr langweilig). Ich fühle mich also nicht wirklich so als ob ich in der Position bin mir eine Meinung drüber zu bilden.

Man kann ja auf einer Seite das Argument vorbringen dass es ja nett ist wenn jemand versucht den Mythos am Leben zuerhalten oder den Kosmos zu erweitern. Während auf der anderen Seite sicher Qualitätsargumente (eh nie so gut wie echter May) und der Vorwurf mangelnder Kreativität (einfach bereits Bekanntes und Beliebtes nehmen als selber kreativ sein) stehen.

Meine einzige andere Erfahrung mit solchen Spin Offs sind die Wüstenplanet Bücher wo der Sohn nach dem Tode des Autors versucht hat die Vorgeschichte zu erzählen. Dem Sohne wird ja besonders schlechter und untalentierte Schreibstil vorgeworften (eine Sache der ich eigentlich zustimmen muß). Von denen habe ich auch nur eines der Bücher gelesen und weil ich es vom literarischen nicht mal in die Nähe des Originals rücken würde, so habe ich es doch geschafft ein wenig Unterhaltung zu bekommen indem ich das Ganze eher als aufgepepptes Lexikon und nicht als eigentlichen Roman/literarisches Werk betrachtet habe.

Ich frage mich also ob die Karl May Drumherumgeschichten als Solches genießbar wären oder ob es besser ist sich so weit wie möglich fern zu halten.
Waukel
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Beitrag von Waukel »

Hallo Lola!

Es wird Dir wohl nichst anderes übrig bleiben, als Dir selbst ein Urteil zu bilden.
Meine Meinung: Karl May steht für sich. Seine Prototypen kann man "weiterverwenden". Selbst Karl May war ja sehr durchwachsen in seiner Qualität. Und jeder von uns wird selber wissen, was er an diesem Autor schätzt und wie weit er sich nicht nur für seine Werke, sondern auch für sein Leben (warum er so geschrieben hat, wie sich das alles entwickelt hat) interessiert.
Das einzige Buch in der Richtung Fanfiction, das ich kenne, ist der "Scharlih", Hrsg. Reinhard Marheinecke. Hier findest Du eine Palette von unterschiedlichen Geschichten und kannst selber sehen, wie die Phantasie der einzelnen Autoren, geprägt von May, mit ihnen "durchgeht". Wenn man so etwas schreibt, dann macht man das heute sicher nicht, weil man davon leben muss, sondern weil man sich intensiv mit May befasst hat, weil man genug eigene kreative Kraft hat, sich hinzusetzen und eine Geschichte zu schreiben.
Ich fand dieses Buch kurzweilig, war von den Ideen überrascht und fand es zudem interessant, wie sich bestimmte Charaktere bei den einzelnen Autoren äußern. Vielleicht wird man sich in absehbarer Zeit einmal mit dem Leben dieser Autoren befassen müssen... *g, kleiner Scherz..

Soviel von mir zu diesem Thema.

Gruß
Wa
Lola
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Beitrag von Lola »

Wenn man so etwas schreibt, dann macht man das heute sicher nicht, weil man davon leben muss, sondern weil man sich intensiv mit May befasst hat, weil man genug eigene kreative Kraft hat, sich hinzusetzen und eine Geschichte zu schreiben.
So haben also die neueren Autoren die lautere Motivation?

Obwohl ich annehme dass es auch darauf ankommt mit welcher Qualität man diese Hommage macht, nicht nur die lautere Motivation.

Ich mag die Idee von Kurzgeschichten, mochte immer schon die Idee mal Karl May von verschiedenen Autoren, am besten in verschiedenen Schreibstilen geschrieben zu sehen.

Mich würde interessieren wie das mit den Copyrights funktioniert. Die erlöschen ja auch irgendwannmal, Jahrzehnte nach dem Tod des Autors. Heißt dass das jeder einfach so drauflosschreiben kann? Oder muß man sich sehr wohl noch mit den Verlagen einigen?
karmaqueen
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Re: Spin offs und so weiter

Beitrag von karmaqueen »

Lola hat geschrieben:Oder ist da eh schon von vorhinein klar dass das böse, böse, böse ist und ich mir deshalb vorkomme als ob ich jemanden auf die Zehen steige nur weil ich danach frage? :shock:
böse, BÖSE, B-Ö-S-E! aber fragen kostet nix! :wink:

Lola hat geschrieben:Meine einzige andere Erfahrung mit solchen Spin Offs sind die Wüstenplanet Bücher wo der Sohn nach dem Tode des Autors versucht hat die Vorgeschichte zu erzählen. Dem Sohne wird ja besonders schlechter und untalentierte Schreibstil vorgeworften (eine Sache der ich eigentlich zustimmen muß). Von denen habe ich auch nur eines der Bücher gelesen und weil ich es vom literarischen nicht mal in die Nähe des Originals rücken würde, so habe ich es doch geschafft ein wenig Unterhaltung zu bekommen indem ich das Ganze eher als aufgepepptes Lexikon und nicht als eigentlichen Roman/literarisches Werk betrachtet habe.
meinst du die "enzyklopädie des wüstenplaneten" oder gibt es da noch mehr? ich habe frank herbert in den 80ern verschlungen. der erste band bleibt allerdings m.e. mit abstand der beste und blieb später leider stets unerreicht.
Lola
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Beitrag von Lola »

ich habe frank herbert in den 80ern verschlungen. der erste band bleibt allerdings m.e. mit abstand der beste und blieb später leider stets unerreicht.
Ich bin ähnlich, ich finde die ersten drei lesbar und damit hat es sich auch schon. :D
meinst du die "enzyklopädie des wüstenplaneten" oder gibt es da noch mehr?
Nein, nein, der Sohn von Frank Herbert, Brian Herbert hat zusammen mit einem Co-Autor eine ganze Reihe von Büchern geschrieben die lange vor der Geschichte des Wüstenplaneten spielen und quasi die Jugendgeschichten von Pauls Vater, Jessica, dem Baron, dem Imperator und so weiter wiedergeben (angeblich auf Skizzen und Fragmenten von Frank Herbert selbst beruhend). Die Bücher heißen "Haus Atreides", "Haus Harkonnen", "Haus Corinno" und so weiter. Es gibt auch Bücher über den Butlerschen Jihad und so weiter. Die schriftstellerischen Qualitäten sind, nun ja, nicht vorhanden. Angeblichn werden die sogar von Buch zu Buch schlechter. Liest sich gelegentlich wie ein schlechter Groschenroman. (und das sind die besseren Teile :wink:)
böse, BÖSE, B-Ö-S-E!
Von der Idee oder den Qualitäten her oder in Wirklichkeit eh gar nicht so :wink:
karmaqueen
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Beitrag von karmaqueen »

Lola hat geschrieben:Ich bin ähnlich, ich finde die ersten drei lesbar und damit hat es sich auch schon. :D
der 2. band ist schon schwach, der 3. geht wieder. der "gottkaiser" ist m.e. der absolute tiefpunkt, zu den "ketzern" fällt mir jetzt nix ein und die "ordensburg" war überraschenderweise dann wieder ganz ordentlich. habe ich was vergessen? ich hab aber das ganze wüstenplanet-gedöns vor jahren bei ebay entsorgt. behalten habe ich nur den 1. band, dune, in der englischen originalfassung.

letzte woche kam übrigens auf irgendeinem privatsender eine deutsch-amerikanische fernsehproduktion, die auf den bänden 2 und 3 beruht. davon habe ich aber nur den schluss beim zappen mitbekommen.
Lola hat geschrieben:Nein, nein, der Sohn von Frank Herbert, Brian Herbert hat zusammen mit einem Co-Autor eine ganze Reihe von Büchern geschrieben die lange vor der Geschichte des Wüstenplaneten spielen und quasi die Jugendgeschichten von Pauls Vater, Jessica, dem Baron, dem Imperator und so weiter wiedergeben (angeblich auf Skizzen und Fragmenten von Frank Herbert selbst beruhend). Die Bücher heißen "Haus Atreides", "Haus Harkonnen", "Haus Corinno" und so weiter. Es gibt auch Bücher über den Butlerschen Jihad und so weiter. Die schriftstellerischen Qualitäten sind, nun ja, nicht vorhanden. Angeblichn werden die sogar von Buch zu Buch schlechter. Liest sich gelegentlich wie ein schlechter Groschenroman. (und das sind die besseren Teile)
dann muss ich wohl nix aufarbeiten! :roll:

Lola hat geschrieben:Von der Idee oder den Qualitäten her oder in Wirklichkeit eh gar nicht so


irgendwie ehrt es ja den mayster, dass andere sich berufen fühlen, sein werk fortzusetzen. aber das interessiert *mich* ehrlich gesagt überhaupt nicht. von den epigonen habe ich nur franz kandolfs "in mekka" und die reihe von edmund theil gelesen (und das nur, weil ich als kind zu nikolaus alle bände von meiner patin geschenkt bekommen habe).

aber es ist natürlich niemals ehrenrührig, wenn ein bestimmter stoff adaptiert oder variiert wird. siehe allein die unzähligen versionen von dracula oder frankenstein. jeder interpret gibt der story halt seine persönliche note.

manchmal sind es auch schlicht ökonomische gesetzmäßigkeiten: wie etwa bei "vom winde verweht"/"scarlet" :P
Lola
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Beitrag von Lola »

der "gottkaiser" ist m.e. der absolute tiefpunkt, zu den "ketzern" fällt mir jetzt nix ein und die "ordensburg" war überraschenderweise dann wieder ganz ordentlich.
Du hat Band 4 bis 6 wenigstens gelesen, da bist du schon weiter als ich. Ich bin über die ersten 50 bis 80 Seiten des Gottkaisers hinausgekommen. Ich glaube auch dass es falsch war den Schwerpunkt von den Atreiden auf Duncan Idaho als Hauptperson zu verlegen (obwohl ich den an sich schon als Charakter mochte, nur halt nicht als Hauptcharakter).
letzte woche kam übrigens auf irgendeinem privatsender eine deutsch-amerikanische fernsehproduktion, die auf den bänden 2 und 3 beruht. davon habe ich aber nur den schluss beim zappen mitbekommen.
Den habe ich auch gesehen. Es ist die Fortsetzung eine Fernsehproduktion über den ersten "Dune" Teil, der vor allem darauf ausgerichtet war sich enger an das Buch zu halten als der David Lynch Film. Die neuere Fernsehproduktion zum 2ten und 3ten Teil ist insoweit besser zu ertagen dass sie technisch um vieles über der ersten Fernsehproduktion steht, die sehr mit schlechten Special Effekts zu kämpfen hatte.
dann muss ich wohl nix aufarbeiten!
Aufarbeiten muß man wirklich nicht. Und der Schock vom Frank Herbertschen Stil zum viel hölzernen Stil der Prequels ist schon ganz ordentlich. Ich habe nur das Haus Atreides gelesen (auf Englisch) und der Autor bemüht sich halt eine möglichst gute Atristokraten Verschwörung aufzubauen. Wenigstens gibt es viele Handlungsstränge, sodaß man nicht ewig leiden muß wenn einem eine gewisse Person oder Geschichte unsympathisch ist. Es hat etwas von May, besonders in der Art wie die Bösen gezeichnet werden, halt ohne den May'schen Charme und die Nostalgie.
manchmal sind es auch schlicht ökonomische gesetzmäßigkeiten: wie etwa bei "vom winde verweht"/"scarlet"
Ah nun dass ist in meinen Auge ein Beispiel für eine vollkommen verfehlte Fortsetzung. Das entäuschendste von den Büchern her war dass doch das besondere an Scarlett war dass sie eben nicht so eine typische ehrenhate und leidende Kitschheldin war. Und dann kommt die Forstsetzung und bedient ein Kitschklischee nach dem anderen. Sehr entäuschend.
Thomas Schwettmann

Beitrag von Thomas Schwettmann »

Eigentlich kann ich ja nichts Erhellendes zur Diskussion beitragen, weil ich bis auf Kandolfs 'In Mekka' und die Kara-ben-Nemsi-Erzählung in 'Auf sächsischen Faden' keine Neuschöpfung gelesen habe. Dafür verfüge ich über einen Teil Erfahrung, was Sherlock Holmes angeht, wo der Markt ungleich größer ist als bei Karl May.

Auch wenn im Falle des großen Detektives der eine oder andere Titel wie die Bücher von Nicholas Meyer recht lesbar sind, so sind die Nachschöpfungen der Romane dort für mich im Allgemeinen eine Enttäuschung. Ich bin da auf noch kein Werk gestoßen, welches auch nur grob annäherend die sich immer wiederholende Grundstruktur der vier Doyle-Originale imitiert (z.B. die Aufteilung in 2 Teile, die Anzahl der Kapitel), von der Sprache und dem Plot ganz zu schweigen. Selbst Werke wie die gut verkaufte 'Ratte von Sumatra' - eine Art von skuriller Fortsetzung des Hundes von Baskerville' - berücksichtigt nicht einmal diese fundamentalen formalen Strukturen, das gleiche gilt auch für Jörg Kastners gleichnamigen deutschen Roman, der den Meisterdetektiven gleich nach Sumatra versetzt. Auch wird stets das Sensationelle an Sherlock Holmes überbetont, d.h. die Klischees werden weidlich ausgeweidet, während die unspektakulären Aspekte entfallen. Man merkt, daß diese Imitaionen zumeist nicht mit dem Blick auf die originalen Geschichten sondern auf eine populäre Rezeption geschrieben sind, welche das als typische erkannte überbetont und damit verzerrt wahrnimmt.

Wirklich geniesbar sind da nur einige Versuche, die Kurzgeschichten Holmes zu imitieren, gelungen sind da vorallem 'The Exploits of Sherlock Holmes' von Adrian Conan Doyle (Sohn von Arthur) und Jonathan Dickson Carr.

Und ohne nun die Literatur der neuen Karl-May-Geschichten zu kennen, fehlt in ihr für mich persönlich schon einmal ein wesentliches Kriterium, welches für andere Leser freilich völlig schnuppe sein dürfte: Die zeitgenössische Rechtschreibung. Soweit ich weiß, gibt es da nur einen Versuch, nämlich Mischniks Alternativende von 'Deutsche Herzen, deutsche Helden', dessen Lektüre ich möglicherweise geniessen könnte.

Auf den ersten Blick gesehen scheinen solche Geschichten wie Winnetous und Nscho-tschis Kindheit natürlich ideale Them zu seine. Tatsächlich gehört aber gerade das Nichtansprechen solcher Zeitabschnitte (bis auf kurze Erinnerungen) zum 'typischen' einer May-Erzählung. Wenn man tatsächlich versuchen wollte, so etwas wie eine 'authentische' May-Geschichte zu schreiben, müßte man sich relativ strikt an die tradierten Grenzen halten, die die echten May-Erzählungen aufgeben, Figuren etwa wie eine Schwester von Shatterhand sind da völlig außer Frage. Das gleiche gilt natürlich für die Sprache, die sich an May orientieren müßte. Möglicherweise würde es sogar Sinn machen, wie May selber Teile früher Texte zu bearbeiten und in einen neuen größeren Zusammenhang zu überführen. Das wäre jedenfalls ein Verfahren, welches ich wählen würde, sollte ich jemals auf die Idee kommen, einen KM-Roman zu schreiben.
Zuletzt geändert von Thomas Schwettmann am 1.12.2004, 14:16, insgesamt 1-mal geändert.
Lola
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Beitrag von Lola »

Ich finde auch dass es gewisse Geschichten und Situationen gibt die sich einfach anbieten mehr ausgebaut zu werden. Einige (Kara Ben Nemsi in Mekka oder Karas und Halefs erstes Abenteuer) sind ja schon "nachgeschrieben" worden. Andere wären für mich zum Beispiel die Vorgeschichte von Klekhi-Petra als böser, böser revolutionärer Seelenfänger. Eine andere Situation die sich anbietet ist für mich der Silbersee. Da könnte man eine gute Forstetzung über die Ausschlachtung der Mine duch Firehand, Tante Droll und die anderen schreiben. Man hat eine gute Ausgangposition warum sich eine große Menge von Westmännern am selben Ort befindet und könnte demnach leicht ein Western Abenteuer dazuschreiben.

Ich glaube dass es sehr schwer wäre den May'schen Schreibstil zu kopieren/ihm gleichzukommen. Aber wenn man sich eng and die Figuren und die vorgelegten Grenzen hält finde fände ich nichts falsch daran absichtlich einen anderen Stil zu wählen. Ich will ja nicht für Karl May in Hexametern plädieren aber das wäre wenigstens ein Weg den direkten Vergleich zu Karl May zu umgehen. :wink: Aber das gleiche könnte man auch haben wenn man zum Beispiel einen anderen Blickwinkel wählt (Geschichte aus der Perspektive von Halef? Intschu-Tschuna? Des Bösewichts? Eines neuen Charakters der (noch) keinen Bezug zu den May'schen Charaktären hat und seine Eindrücke von ihnen beschreibt?)

Falls es jemdand doch schaffen würde den schwärmerischen Stil von May zu kopieren dann hätten sie eher die Freiheit völlig andere Geschichten zu erzeugen und trotzdem noch das Karl May Feeling zu haben.
karmaqueen
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Beitrag von karmaqueen »

Lola hat geschrieben:Ich glaube dass es sehr schwer wäre den May'schen Schreibstil zu kopieren/ihm gleichzukommen.
ach was, einfach häufig formulierungen wie "dieselbe sagte demselben dasselbe" usw. einstreuen, dann hört es sich schon nach dem mayster an. das gilt zumindest für die hintertreppenromane ;)

typisch wären auch völlig sinnentleerte zeilenschinderische dialoge wie:

- ah!
- sie meinen doch nicht?
- genau!
- sollte er?
- wirklich!
- das wäre stark!

:P
Lola hat geschrieben:Ah nun dass ist in meinen Auge ein Beispiel für eine vollkommen verfehlte Fortsetzung. Das entäuschendste von den Büchern her war dass doch das besondere an Scarlett war dass sie eben nicht so eine typische ehrenhate und leidende Kitschheldin war. Und dann kommt die Forstsetzung und bedient ein Kitschklischee nach dem anderen. Sehr entäuschend.
ich gebe zu, ich habe wegen mangelnden interesses weder das original noch die fortsetzung gelesen. ich berufe mich da nur auf die aussagen meiner mutter ;) aber das beispiel passt.
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Helmut
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Beitrag von Helmut »

Ich will ja nicht für Karl May in Hexametern plädieren aber das wäre wenigstens ein Weg den direkten Vergleich zu Karl May zu umgehen
Nein, denn Karl May hat Teile seines Spätwerks (z.B. "Im Reiche des silbernen Löwen III und IV = "Im Reiche des silbernen Löwen" und "Das versteinerte Gebet" im KMV) in "blank verses" (mir fällt jetzt gerade der deutsche Ausdruck dafür nicht ein), wie z.B. den großen Traum geschrieben, ebenso übrigens sein einziges Drama "Babel und Bibel".
Dem KMV-Bearbeiter hat das übrigens nicht gehindert, auch dort "altertümliche" Worte zu ersetzen und dadurch das Versmaß zu zerstören, was schon Arno Schmidt in seinem Radio-Essay "Vom vorletzten deutschen Großmystiker" beklagte.

Helmut
Lola
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Beitrag von Lola »

ach was, einfach häufig formulierungen wie "dieselbe sagte demselben dasselbe" usw. einstreuen, dann hört es sich schon nach dem mayster an. das gilt zumindest für die hintertreppenromane Winken
Nicht fehlen dürfen schwärmerische Personenbeschreibungen, spontane Ausbrüche von philosophischen Weltansichten ("Ach Sidhi, willst du wirklich ein Giaur bleiben..."), durchtriebener "Ich weiß etwas was du nicht weißt und lasse dich im Dunkeln" Humor und sowie das fleißiges Wiederholen von Weisheiten ("Über die Methodik des Anschleichens!", "Über die Bedeutung des Medizinbeutels!", "Über die Benützung und fachgerechte Herstellung des Kalumets!")).
ich gebe zu, ich habe wegen mangelnden interesses weder das original noch die fortsetzung gelesen. ich berufe mich da nur auf die aussagen meiner mutter Winken aber das beispiel passt.
Das Original fand ich unerwartet amüsant. In erster Linie weil Scarlett als Person nicht unangenehmer, hinterhältiger, selbssüchtiger und durchtriebener sein könnte. Solch eine sympathische unsympathische Person habe ich noch selten gesehen und es ist sehr ungewohnt eine solche Person als Hauptfigur eines Buches zu sehen. :twisted:
karmaqueen
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Beitrag von karmaqueen »

Lola hat geschrieben:Nicht fehlen dürfen schwärmerische Personenbeschreibungen, spontane Ausbrüche von philosophischen Weltansichten ("Ach Sidhi, willst du wirklich ein Giaur bleiben..."), durchtriebener "Ich weiß etwas was du nicht weißt und lasse dich im Dunkeln" Humor und sowie das fleißiges Wiederholen von Weisheiten ("Über die Methodik des Anschleichens!", "Über die Bedeutung des Medizinbeutels!", "Über die Benützung und fachgerechte Herstellung des Kalumets!")).
und der epigone darf selbstredend nicht vergessen, hin und wieder einen knieschuss ausführen zu lassen! ;)
Lola hat geschrieben:Das Original fand ich unerwartet amüsant. In erster Linie weil Scarlett als Person nicht unangenehmer, hinterhältiger, selbssüchtiger und durchtriebener sein könnte. Solch eine sympathische unsympathische Person habe ich noch selten gesehen und es ist sehr ungewohnt eine solche Person als Hauptfigur eines Buches zu sehen.
böser noch als alexis carrington/colby aus dynasty? :P
Lola
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Beitrag von Lola »

böser noch als alexis carrington/colby aus dynasty? Auf den Arm nehmen
Habe Dynasty leider nicht gesehen, stelle es mir aber vergleichbar vor.
und der epigone darf selbstredend nicht vergessen, hin und wieder einen knieschuss ausführen zu lassen! Winken
Aber nur wenn er vorher ein halbes Kapitel über die Qualitäten des Knieschusses eingeschoben hat. Obwohl ich zugeben muss dass in meiner Erinnerung der May'sche Knieschuss weit weniger verbreitet ist als alle hier es erscheinen lassen :wink:

Aber, Scherz beiseite, ich bin schon fest davon überzeugt dass man wenn man May imitieren will nicht einfach den Schreibstil "aufräumen" kann. Diese ganzen kleinen Schwächen gehören dazu um ein allgemeines, homogenes Gesamtbild zu erzeugen.
Thomas Schwettmann

Beitrag von Thomas Schwettmann »

Aber nur wenn er vorher ein halbes Kapitel über die Qualitäten des Knieschusses eingeschoben hat. Obwohl ich zugeben muss dass in meiner Erinnerung der May'sche Knieschuss weit weniger verbreitet ist als alle hier es erscheinen lassen :wink:.
Genau sowas ist auch ein Problem mancher Fan-Fiktion. Da gibt es prägnante aber gleichwohl doch eher seltene Themen, Ereignisse oder Redewendungen, die sich der kollegtiven Erinnerung der Leserschaft als typisch ins Gedächtnis eingeprägt haben, und deshalb unentwegt wiederholt werden.

Dabei wirktr vielleicht die einmalige Anwendung eines neuen Einfalls wie des Fußschusses, wo das Gewehr neben dem Fuß am Boden liegen bleibt (könnte freilich nur bei einer steinigen Unterlage gehen), gleichwohl viel echter.

Natürlich kann es auch Erzählungen & Romane aus der Sicht anderer Erzähler geben (gibt es ja auch), oder auch Geschichten, die in erkennbar anderen Stil geschrieben sind, ich skizzierte oben ja nur, was mich persönlich allenfalls interessieren könnte.

Um mal ein Beispiel zu nennen, wieviel Freiheit ich einem pseudoauthentischen May-Abenteuer zubilligen würde: Karl May hat in mehreren Kleinsttexten im 'Guten Kamerad' davon berichtet, daß Hobble-Frank auch in Zansibar war. In den 'offizielen Abenteuern' tritt der hinkende Frank aber nur im Wilden Westen aus. Wäre also ein Hobble-Frank-Zansibar-Abenteuer für mich eine Möglichkeit einen echten May-Text zu kopieren?

Grundsätzlich würde ich die Thematik 'Hobble in Afrika' in die gleiche Kategorie einordnen wie Holmes in Tibet oder Amerika. Dies sind Abenteuer, deren Funktion lediglich in der Erwähnung liegen, eine komplette ausgeschriebene Geschichte wäre hingegen völlig atypisch.
Wenn man aber eine Geschichte erfindet, die ein Abenteuer von Schwarz und Pfotenhauer schildert, welches dies auf ihrem (authentisch von May so erwähnten) Weg von Zansibar zum Nil erleben, und innerhalb dieser Geschichte träte dann auch der Hobble-Frank auf, dann würde ich eine solche Erzählung - eine gelungene Immitation von Sprache und Handlungsstruktur vorausgesetzt - durchaus als gute Idee, einen May-Text innerhalb der tradierten Grenzen imitieren zu wollen, gelten lassen.
Zuletzt geändert von Thomas Schwettmann am 1.12.2004, 14:17, insgesamt 1-mal geändert.
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