Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

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Doro
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von Doro »

markus hat geschrieben:Warum die Leute sich beim Thema "Religion" (grad heutzutage) immer so schwer tun, frag ich mich des öfteren 8) .

Weil Glauben subjektiv ist...

Religion, ist das, was die Menschen daraus machen!
Und das ist, wie die Politik, meistens ein ziemlich schmutziges Geschäft... :cry:

*Meine 3 Cents in die Runde werf*
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markus
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von markus »

Ich möchte das nicht weiter thematisieren, sonst krieg ich die Krise.
sciurus
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von sciurus »

Doro hat geschrieben: Religion, ist das, was die Menschen daraus machen!
Und das ist, wie die Politik, meistens ein ziemlich schmutziges Geschäft... :cry:
Naja. Wenn Religion von der Politik benutzt wird, ist es eines. (Konstantin der Große z.B. führte das Christentum in Rom ein, weil er eine allgemeine, gut durchorganisierte Religion brauchte; Jerusalem wird im Koran gar nicht erwähnt, habe ich gelesen, aber irgendwelche Imams und Staatsoberhäupter haben eine als "andere Moschee" (oder "andere Stadt") bezeichnete mit Jerusalem identifiziert => super Grund, Israel nicht dulden zu können; die Kreuzzüge sind laut Bibel ja verboten; ein Medizinmann, der seine Macht ausnutzt, "arbeitet" dann für sich / betreibt evtl. Politik im kleinen und ist nicht mehr nur Instrument seiner Geister / seines Stammes.) So nicht. Ich wüsste jedenfalls kein Beispiel.
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rodger
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von rodger »

Institutionalisierung läßt den Inhalt verdampfen, schrieb Sandor Marais. Und das schaffen Institutionen auch ganz ohne Politik ... (der Satz ist auf allerhand anwendbar, auf Religiöses, Politisches, Literarisches ...)
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Doro
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von Doro »

Ich möchte das nicht weiter thematisieren, sonst krieg ich die Krise.
Hier kann ich Markus sehr gut verstehen, es ist zum Krise kriegen.... wie so vieles derzeit...

Naja. Wenn Religion von der Politik benutzt wird, ist es eines
Nein, nicht nur dann... wenn Glaube Ideologie wird oder eben siehe unten...
Institutionalisierung läßt den Inhalt verdampfen, schrieb Sandor Marais. Und das schaffen Institutionen auch ganz ohne Politik ... (der Satz ist auf allerhand anwendbar, auf Religiöses, Politisches, Literarisches ...)
Sehr richtig... !


Immer halt, wenn jemand denkt, er hätte die alleinig seeligmachende Wahrheit, oder den Stein der Weisen gefunden...
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rodger
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von rodger »

Doro hat geschrieben:
Immer halt, wenn jemand denkt, er hätte die alleinig seeligmachende Wahrheit, oder den Stein der Weisen gefunden...
Nein, das ist völlig in Ordnung ... :lol:

Wenn er töricht g'nug ist, das Maul aufzumachen, und die anderen dann irgendwann einen Verein draus machen ... 8)
Hermann Wohlgschaft
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Unter ›überkonfessionell‹ versteht man nach m. W. gängiger Sprachregelung: nicht eingeengt auf eine bestimmte christliche Konfession (also röm.-katholisch, altkatholisch, evg.-lutherisch, evg.-freikirchlich, russ.-orthodox, griech.-orthodox usw.). ›Überkonfessionell‹ in diesem Sinn dachte May zweifellos. Insoweit stimme ich mit rodger – und wohl auch den anderen Forumsteilnehmer/innen – völlig überein.

Was nun aber das Verhältnis von Christentum und anderen Religionen (Judentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, Taoismus usw.) betrifft, spricht man heutzutage vom ›interreligiösen Dialog‹. Auch in dieser Hinsicht hatte May – wie ich in der Biographie ja wohl deutlich genug betone – eine sehr tolerante Einstellung. Mit Karl May bin auch ich der Meinung, dass die Religionen nicht nur in friedlicher Koexistenz einander respektieren sollten, sondern – weit darüber hinaus – sich wechselseitig bereichern und viel voneinander lernen können und sollen.

Das heißt aber nicht, dass man als Christ keine klare Position haben dürfe. Karl May jedenfalls hatte, bei aller Toleranz für andere Religionen und Weltanschauungen, eine spezifisch christliche Lebenseinstellung. Und zwar nicht aus Rücksicht auf den ›Deutschen Hausschatz‹ oder den allgemeinen ›Zeitgeist‹, sondern aus eigener – durchaus reflektierter, intellektuell durchdachter – Überzeugung.

Was nun Mays literarische Ich-Derivate (Old Shatterhand, KBN, Halef, Old Wabble, Carpio, Münedschi, Ustad usw. usw. usw.) betrifft – die haben mit der ›Ich-Auflösung‹ im Sinne von bestimmten mystischen Strömungen sehr wenig, ja, wie ich meine, überhaupt nichts zu tun. Karl May wollte ja nicht generell sein Ich, sein wahres Selbst, seinen eigentlichen Personkern verlieren. Er wollte sich gewiss nicht ›auflösen‹ in einem transpersonalen ›All-Einen‹ (so wie der Tropfen im Meer), sondern er wollte als unvertretbare Person, als unverwechselbarer Karl May, vor Gott stehen und diesem Gott gegenüber ver-antwortlich sein.

Damit bestreite ich nicht, dass mein ›Ich‹ ein Stück weit eine Konstruktion ist, »zeit- und umweltbedingt, gezeichnet von Entfremdung und Vergänglichkeit« (Werner Thiede). Aber das ›Ich‹ ist doch MEHR als das. »Es ist Personzentrum des je einmaligen Geschöpfs, das ich bin und vor Gott bleibe.« (Thiede)

Das ›Ich‹ ist demnach keine »Illusion« (rodger), sondern ein lebendiges, im WERDEN begriffenes Individuum vor dem Angesicht Gottes.
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Doro
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von Doro »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben: ... dass die Religionen nicht nur in friedlicher Koexistenz einander respektieren sollten, sondern – weit darüber hinaus – sich wechselseitig bereichern und viel voneinander lernen können und sollen.

Wieder eine der Aussagen Ihrerseits, derenthalben ich Sie ausserordentlich schätze...
Das ›Ich‹ ist demnach keine »Illusion« (rodger), sondern ein lebendiges, im WERDEN begriffenes Individuum vor dem Angesicht Gottes.
Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!

=> Erkenne Dich selbst in Deinem Nächsten...

So würde ich das verstehen.
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sciurus
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von sciurus »

rodger hat geschrieben:
Doro hat geschrieben:
Immer halt, wenn jemand denkt, er hätte die alleinig seeligmachende Wahrheit, oder den Stein der Weisen gefunden...
[...]

Wenn er töricht g'nug ist, das Maul aufzumachen, und die anderen dann irgendwann einen Verein draus machen ... 8)
Wenn er aber davon überzeugt ist und es anderen mitteilen möchte, sollte man es ihm nicht verübeln, oder?
Hermann Wohlgschaft
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Doro hat das (sinngemäß auch in nichtchristlichen Religionen bekannte) Jesus-Wort zitiert: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.«

Ja, genau darum geht es mir. Lieben kann ich nur, wenn ich selbst jemand bin, und wenn der Mensch, den ich liebe, selbst jemand ist. Liebe ist ihrem Wesen nach dialogisch, eine Wechselbeziehung von ›Ich‹ zu ›Du‹. Das gilt für die allgemeine Nächstenliebe und erst recht für die konkrete Liebe eines ganz bestimmten Menschen zu einer ganz bestimmten anderen Person.

Das Personsein des Menschen ist mir so wichtig, weil mir die Liebe so wichtig ist. Formen der Mystik, die auf eine Entpersonalisierung des Menschen und eine Entpersonalisierung Gottes hinauslaufen, sind mir eben deshalb suspekt, weil diese Art von Mystik – meines Erachtens – die persönliche Liebe abschaffen will, zugunsten eines indifferenten, alles nivellierenden Einheitsbreis.

Um wieder auf Karl May und (wegen des Thread-Themas) auf meine May-Biographie zu kommen: Die These, dass May ein spezifisch christlicher, d. h. an der Person Jesu Christi UND an der einmalig-unverwechselbaren Personalität eines JEDEN Menschen interessierter ›Mystiker‹ war, gehört zu den ganz zentralen Anliegen meiner biographischen Darstellung des Maysters.
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rodger
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von rodger »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben: Unter ›überkonfessionell‹ versteht man nach m. W. gängiger Sprachregelung: nicht eingeengt auf eine bestimmte christliche Konfession (also röm.-katholisch, altkatholisch, evg.-lutherisch, evg.-freikirchlich, russ.-orthodox, griech.-orthodox usw.). [...] Was nun aber das Verhältnis von Christentum und anderen Religionen (Judentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, Taoismus usw.) betrifft, spricht man heutzutage vom ›interreligiösen Dialog‹.
Da habe ich möglicherweise den falschen Begriff benutzt. Ich meinte "überkonfessionell" im Sinne der Ringparabel: über Religionen hinaus.
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben: Auch in dieser Hinsicht hatte May – wie ich in der Biographie ja wohl deutlich genug betone – eine sehr tolerante Einstellung. Mit Karl May bin auch ich der Meinung, dass die Religionen nicht nur in friedlicher Koexistenz einander respektieren sollten, sondern – weit darüber hinaus – sich wechselseitig bereichern und viel voneinander lernen können und sollen.

Das heißt aber nicht, dass man als Christ keine klare Position haben dürfe.
Wenn man diese klare Position hat, bitteschön. Wenn man sie aber nicht hat, darf man Religionen und Theorien getrost vernachlässigen.
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben: Karl May jedenfalls hatte, bei aller Toleranz für andere Religionen und Weltanschauungen, eine spezifisch christliche Lebenseinstellung.

Lebenseinstellung, mag sein, weltanschaulich. Aber daß er z.B. die Sache mit Vater, Sohn und Heiliger Geist, Tod am Kreuz usw. mehr als Gleichnisse, Bilder betrachtet haben dürfte als etwas anderes, auch diese Möglichkeit dürfen wir getrost offenlassen.
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben: Was nun Mays literarische Ich-Derivate (Old Shatterhand, KBN, Halef, Old Wabble, Carpio, Münedschi, Ustad usw. usw. usw.) betrifft – die haben mit der ›Ich-Auflösung‹ im Sinne von bestimmten mystischen Strömungen sehr wenig, ja, wie ich meine, überhaupt nichts zu tun.
Doch, wir sind eben nicht getrennt zu betrachten. Was wir im Außen sehen, sind alles auch wir selbst. Das müssen Sie nicht so sehen, schon klar, aber ich sehe es so.
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben: Er wollte sich gewiss nicht ›auflösen‹
Ob er wollte oder nicht und ob wir wollen oder nicht, das bleibt sich gleich, wir SIND 'aufgelöst' ... bzw., es gibt gar nichts 'aufzulösen' ...("die Gans ist draußen" ...) zumindest ist das eine Sichtweise. Und die besagt wenn man so will lediglich, daß alles mit allem verbunden und nicht zu trennen ist.
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben: Das ›Ich‹ ist demnach keine »Illusion« (rodger)
"Wer hat's erfunden?" Ich jedenfalls nicht ... Ich hab' schon seit zwanzig oder dreißig Jahren ein Buch im Regal stehen, "Die Illusion des Ich" von Allan Watts ... :wink:
Zuletzt geändert von rodger am 3.1.2010, 19:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von rodger »

Doro hat geschrieben:
Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!

=> Erkenne Dich selbst in Deinem Nächsten...

So würde ich das verstehen.
Ich auch.
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rodger
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von rodger »

sciurus hat geschrieben:
Wenn er aber davon überzeugt ist und es anderen mitteilen möchte, sollte man es ihm nicht verübeln, oder?
Nein, sicher nicht. Nur was dabei herauszukommen pflegt kann man ja auch schon seit Tausenden von Jahren beobachten ... :wink:
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rodger
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von rodger »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:
Einheitsbreis.
Brei ist süß ... :wink:
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben: Person Jesu Christi
M.E. ein Gleichnis, ein Bild. Auch wenn es einen historischen Jesus gegeben haben mag.
Hermann Wohlgschaft
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Re: Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Dass »alles mit allem verbunden und nicht zu trennen ist« (rodger), gebe ich nicht nur zu, sondern das sage ich selbst ja auch, fast in jeder Sonntagspredigt :wink: und – sinngemäß – bestimmt auch an diversen Stellen der May-Biographie. Die universale Verknüpfung aller Dinge ist aber etwas ganz anderes als die – von manchen Mystikern anvisierte und von mir :wink: und von Karl May verworfene – »Auflösung« der individuellen Person.

Die Unterscheidung von ›Verbindung‹ und ›Auflösung‹ ist in meinen Augen übrigens keine Haarspalterei, sondern eine sehr wichtige Sache. Es geht mir um die unbedingte Würde einer jeden einzelnen Person.

Zu den anderen Bemerkungen des von mir hoch geschätzten Herrn Wick wäre so manches zu sagen. Ich beschränke mich auf nur EINES: Das Kreuz Jesu Christi ist kein Bild, sondern eine schreckliche historische Tatsache – so wie auch die unendlich vielen Justizmorde im Verlauf der Menschheitsgeschichte eine Tatsache sind. Die Rede von »Vater, Sohn und Heiligem Geist« indessen kann – und muss – man insofern bildhaft verstehen, als mit diesem Glaubenssymbol ja keine erschöpfende Aussage über das Wesen Gottes gemacht werden soll. Gemeint ist – m. E. – nur dies: Gott ist in sich selbst nicht einsam, er ist in sich selbst lebendige Beziehung, er ist Leben in Fülle, er ist die unendliche, alles umfassende Liebe. Wenn ich sage »er«, so ist freilich auch dies wieder nur gängiger Sprachgebrauch. Gott ist natürlich kein Mann, statt ›Vater‹ könnte und sollte man genauso gut auch ›Mutter‹ sagen. Karl May trug dem insofern Rechnung als das männliche Prinzip im Spätwerk durch das weibliche Prinzip ergänzt wird.
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