Der „Waldkönig“ von 1879 erfuhr zahlreiche Nachdrucke (nebst redaktionellen Änderungen) und wurde 1903 von Karl May unter dem Titel „Vergeltung“ in die Buchausgabe der „Erzgebirgischen Dorfgeschichten“ übernommen.
Schauen wir uns den Beginn der Erzählung in den unterschiedlichen Fassungen an.
Auf der hoch im Gebirge gelegenen Endstation war der aus der Kreishauptstadt kommende Zug signalisirt. Die in saubere Hausknechtskleidung gehüllten Gasthofshyänen, welche auch dieser Erdenwinkel aufzuweisen hatte, schritten, erwartungsvoll auf ihre Beute lauernd und einander mit mißgünstigen Blicken musternd, auf dem Perron auf und ab, während einige biedere Gebirgsbewohner, welche zur Begrüßung irgend eines Angehörigen zugegen waren, sich in halb scheuer Bescheidenheit unter den Eingang zurückgezogen hatten. Der einfache Sohn der Berge kann sich nur schwer an jenes sichere, zuweilen auch anspruchsvolle Auftreten gewöhnen, welches man selbst am kleinsten Halteorte zu bemerken pflegt.
Ihre Aufmerksamkeit war getheilt zwischen dem Treiben auf dem Perron und einem leichten Wagen, welcher vor dem Bahnhofe hielt.
(„Der Waldkönig“)
Keine „Hyänen“ mehr, die auf Beute lauern, keine missgünstigen Blicke, keine scheue Bescheidenheit nebst körperlichem Rückzug unter den Eingang. Dafür der Hinweis, dass die Postbeamten „meist so müßig“ sind und ihre temporäre Geschäftigkeit eher vortäuschen.Auf der hoch im Gebirge gelegenen Poststation wurde der aus der Kreishauptstadt einen Tag um den anderen hin- und hergehende Eilwagen erwartet. Das Anlangen desselben war hier noch ein Ereignis, dem einige Bewohner des Ortes, auf der Poststation hin- und herschlendernd, mit Neugier entgegenzusehen pflegten.
So auch heute, wo indes das Interesse der anwesenden Gebirgsbewohner noch einen zweiten Gegenstand hier zu beobachten Anlaß fand. Ihre Aufmerksamkeit war geteilt zwischen dem ein wenig gesuchten geschäftigen Treiben der beiden meist so müßigen Postbeamten und einem leichten Wagen, welcher vor dem Posthause hielt.
(„Vergeltung“)
Schauen wir uns ergänzend noch die Fassung in GW Band 44 (237. Tausend, (c) 1971) an.
Hier sind nun auch die Beamten nicht mehr müßig, und dass ihr geschäftiges Treiben „ein wenig gesucht“ (= gschaftlhuberisch konstruiert, aufgesetzt) ist, fällt kaum noch auf.Auf der hoch im Gebirge gelegenen Posthaltestelle wurde der aus der Kreishauptstadt einen Tag um den anderen hin und hergehende Eilwagen erwartet. Seine Ankunft war hier noch ein Ereignis, dem einige Bewohner des Orts, auf der Haltestelle hin- und herschlendernd, mit Neugier entgegenzusehen pflegten.
So auch heute, wo indes die anwesenden Gebirgsbewohner Anlaß fanden, noch einen zweiten Gegenstand hier zu beobachten. Ihre Aufmerksamkeit war geteilt zwischen dem ein wenig gesuchten, geschäftigen Treiben der beiden Postbeamten und einem leichten Wagen, der vor dem Posthaus hielt.
(„Der Waldschwarze“)