Krieg bei Karl May

Antworten
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Krieg bei Karl May

Beitrag von rodger »

auf eine Anfrage in der KMG-Mailingliste

In „Durch die Wüste“ und „Durchs wilde Kurdistan“ gibt’s Krieg gegen die Jesiden, in Winnetou II den amerikanischen Bürgerkrieg. In der „Liebe des Ulanen“ geht es zwischen Deutschland und Frankreich zur Sache. Im „Waldröschen“ haben Juarez und Maximilian Probleme miteinander, welcher Krieg das jetzt genau ist müßte ich nachschlagen. Das sind so die Kriege die mir ohne Nachgucken einfallen, vielleicht gibt's noch mehr ...
Rene Grießbach
Beiträge: 505
Registriert: 2.9.2007, 12:21
Wohnort: Dresden

Re: Krieg bei Karl May

Beitrag von Rene Grießbach »

Das mit Juarez und Maximilian war der Interventionskrieg Frankreichs in Mexiko.

siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz%C3% ... _in_Mexiko

Napoleon III hatte dort Maximilian, einen Bruder des österreichischen Kaisers Franz-Joseph, als Kaiser inthronisiert.
May lässt das im Waldröschen einfließen, da wird sogar die Schlacht um Fort Guadeloupe geschildert. Ein Blick ins karl-may-wiki hat mir gerade verraten, dass es die offenbar wirklich gab und 1866 stattfand.

In "Durch die Wüste" würde ich neben dem Kampf gegen die Jesiden auch die Episode im Tal der Stufen mit nennen, wo Kara Ben Nemsi sich feldherrenartiger Talente erfreute, und in gewisser Weise spielt ja auch die eine oder andere Geschichte um den alten Dessauer mit in dieses Thema rein. Auch wenn dort keine Kampfhandlungen an der Front geschildert werden. Schon Mays frühr Erzählung "Die Rose von Ernstthal" spielt vor dem Hintergrund des 7jährigen Kriegs.
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Re: Krieg bei Karl May

Beitrag von rodger »

Giesbert (in der Mailingliste) hat geschrieben: Aber wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, handelt es sich an keiner Stelle um die Thematisierung oder Schilderung des Krieges.
In der 'Liebe des Ulanen' wird eine Schlacht innerhalb eines Kieges geschildert. Ich finde die Stelle gerade nicht, weiß aber, daß es sie gibt. Einer der Königsaus gibt da eine gute Figur ab (bissel unrealistisch schöngeschrieben wirkend, so nett ist's nicht im Krieg ...), und die Schilderung erinnert an "ihres Helmes Büsche wehen in der Feinde Schwarm" von einem anderen Volksschriftsteller :D . Und im 'Waldröschen' spielt der Krieg doch auch eine beträchtliche Rolle.
Giesbert hat geschrieben: Was mich etwas überrascht ist, dass es anscheinend noch keine Untersuchung zu Gewalt/Gewaltdarstellung/Sadismus bei May zu geben scheint.
Zu Gewalt bei Karl May siehe z.B. hier (wenn auch keine offizielle 'Untersuchung')

viewtopic.php?t=1546
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Re: Krieg bei Karl May

Beitrag von rodger »

hab' dann doch noch dies gefunden
Das Schlachtfeld, über welches die Beiden nun ritten, war ein solches, wie es selbst die Ebene von Leipzig nicht aufzuweisen hat, ein breit gedehntes, wellenförmiges Hochplateau. Man sah es, daß es nicht eine Schlacht, sondern ein Schlachten gewesen war.

Der Kampf hatte die Spuren einer wahrhaft grauenvollen Vernichtung hinterlassen. Die Felder waren mit Leichen förmlich bedeckt. Weithin schimmerten die rothen Hosen der Feinde, die weißen Litzen der stolzen, zurückgeworfenen Kaisergarde, die Helme der französischen Kürassiere. Im Wirbelwinde jagten die weißen Blätter der französischen Intendanturwagen gleich Mövenschaaren über das Feld. Die Waffen blitzten weithin im Sonnenglanze; aber die Hände Derer, welche sie geführt hatten, waren kalt, erstarrt, im Todeskampfe zusammengeballt. Mit zerfetzter Brust und klaffender Stirn lagen sie gebrochenen Auges in Schaaren am Boden. Schrittweise war jede Elle des Landes erkämpft worden. Zerschmetterte Leiber, Pferdeleichen, zerbrochene Waffen, Tornister, Zeltfetzen, Chassepots und Faschinenmesser lagen umher. Es war ein so entsetzliches Bild, wie es selbst Magenta, Solferino und Sadowa nicht geboten hatte. Wie rother Mohn und blaue Kornblumen leuchteten die bunten Farben der gefallenen Feinde auf dem Todesfelde, weithin über die Höhen, tief hinab in die Thäler. Dazwischen die grünen Jacken der Jäger und hier und da ein umgestürzter Sanitätswagen. Niemand kümmerte sich um die Leiche eines französischen Generals oder Obersten. Der Gefallene war ja todt, und im Tode hört jede Subordination auf.
(aber die oben erwähnte Stelle ist noch eine andere)
Rene Grießbach
Beiträge: 505
Registriert: 2.9.2007, 12:21
Wohnort: Dresden

Re: Krieg bei Karl May

Beitrag von Rene Grießbach »

rodger hat geschrieben: 14.1.2019, 14:51 In der 'Liebe des Ulanen' wird eine Schlacht innerhalb eines Kieges geschildert. Ich finde die Stelle gerade nicht, weiß aber, daß es sie gibt. Einer der Königsaus gibt da eine gute Figur ab
Möglicherweise meinst du ja die Passage hier:
Bereits am Abende des 31. August hielten die Deutschen den Feind in einem weiten Halbkreise umspannt, und es war nur noch nöthig, diesen Kreis in seinem Rücken zu schließen, so war er verloren, denn er konnte dann nicht auf das neutrale belgische Gebiet, um sich zu retten, übertreten.
Aus diesem Grunde erhielt das sächsische Corps seine Stellung in Pouru Saint Remy und Pouru aux Bois, dem Feinde zunächst. Das vierte preußische Corps war zur Unterstützung bestimmt, und das Gardecorps erhielt die Aufgabe, sich hinter diesen beiden Heerestheilen gegen Norden hinaufzuziehen, um die von Sedan über La Chapelle zur belgischen Grenze führende Hauptstraße zu besetzen.
Am Morgen des ersten Septembers verhüllte ein dichter Nebel jede Fernsicht und breitete über die Niederung der Maas und ihre Seitenthäler einen undurchdringlichen Schleier. Dennoch zögerte man nicht die Schlacht zu beginnen.
Nun kam es, wie der Dichter sagt:

»Nun gilt's ein Ringen um den höchsten Preis,
Ein heißes Wogen und ein heißes Wagen,
Und manch' ein Herze schwitzt purpurnen Schweiß
Und schlägt nur, um zum letzten Mal zu schlagen.«

Und auch hier wieder fielen die Würfel zu Gunsten der Deutschen. Der von ihnen um Sedan gebildete, erst nach Norden zu offene Ring wurde geschlossen. Zusammengehauen und zusammengeschossen, wurde die französische Armee am Nachmittage nach vergeblichem Ringen von einer wahren Panik ergriffen. Zu Tausenden ließen sich die an jeder Rettung verzweifelten Franzosen gefangen nehmen, und in wahnsinniger Flucht strebten ihre aufgelösten Haufen Sedan zu erreichen, wohin sämmtliche Trümmer der geschlagenen Armeecorps zurückgeworfen wurden.
Gleich am Beginn der Schlacht war Mac Mahon verwundet worden. Sein Nachfolger hatte nicht vermocht, das Glück an seine Fahnen zu fesseln.
Nur in Daigny und Balan hatten sich zwei Corps lange Zeit behauptet, doch ein concentrischer Vorstoß der hier kämpfenden Deutschen entschied auch hier. Von den tapferen Sachsen in der Front durchbrochen und von den preußischen Garden und dem vierten Armeecorps an beiden Flanken umfaßt, sahen sich die Franzosen mit unwiderstehlicher Gewalt nach Sedan hineingeworfen.
Zu diesem Schlage waren die preußischen Garden über das Bois de Garenne und durch das Thal der Givonne vorgerückt. Bei ihnen stand Königsau, welcher, da der Oberst und der Oberstwachtmeister verwundet waren, sein Regiment befehligte.
Kurz vor dem letzten, entscheidenden Stoße, als die Franzosen einen wahrhaft verzweifelten Widerstand leisteten, war es eine ihrer Batterien, welche mit ihrem wohlgezielten Eisenhagel die Glieder der Deutschen förmlich niedermähte. Es war ihr mit Artillerie nicht beizukommen; sie wurde von zwei Bataillonen Infanterie gedeckt und hatte im Rücken ein Bataillon Zouaven. Die deutschen Infanteriekörper waren an dieser Stelle engagirt, und so erhielt das Gardeulanenregiment den Auftrag, die Batterie zum Schweigen zu bringen.
Königsau ließ zur Attaque blasen. Er sah, daß er buchstäblich einen Todesritt vor sich habe. Er gab mit dem gezogenen Degen das Zeichen, und das Regiment setzte sich in Bewegung.
Erst im Schritt, dann Trab, nachher Galopp und endlich Carrière donnerte es gegen den Feind. Eine fürchterliche Salve riß tiefe und weite Lücken, welche sich aber augenblicklich wieder schlossen. Wie ein Hagelsturm krachten die Ulanen in die zwei Bataillone, welche sich schnell zu einem defensiven Körper vereinigt hatten. Ein fürchterliches Gewirr, aber kaum nur einige Minuten andauernd, und die Bataillone waren zusammengeritten.
Dann ging es, allerdings sehr gelichtet, auf die Batterie los. Im Nu war sie genommen. Aber da avancirte das hinter ihr stehende Zouavenbataillon.
»Drauf und durch!« rief Königsau.
Die Seinen flogen hinter ihm her. Der Feind ließ sie nahe herankommen und dann gab er Feuer. Königsau erhielt eine Kugel in den linken Arm; er bemerkte es gar nicht. Er flog mit einem gewaltigen Satze seines Pferdes in die Reihen der Franzosen, ohne sich umzublicken, ob die Seinen ihm auch folgten.

Übrigens muss ich mich entschuldigen, in meinem Beitrag vom 9.1. schrieb ich, dass Mays frühe Erzählung "Die Rose von Ernstthal" vor dem Hintergrund des 7jährigen Kriegs spielen würde. Das ist falsch. Der Krieg, vor dessen Hintergrund die Geschichte spielt, ist der II. Schlesische Krieg mit der von May ausdrücklich erwähnten Schlacht bei Kesselsdorf, die am 15. Dezember 1745 stattfand. Es war die entscheidende Schlacht in diesem Krieg, die preußische Armee unter dem Kommando des altes Dessauers besiegte hier die verbündeten sächsischen und österreichischen Truppen.
Antworten