Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

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Ralf Harder
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Beitrag von Ralf Harder »

JennyFlorstedt hat geschrieben:Sie haben nur meine Aussage, dass ich die Biografie zu dem Zeitpunkt nicht hatte. :) Einen NACHWEIS werden Sie da kaum bringen können.
Sie schrieben bei buecher.de:

"(wobei ich die Wohlgschaft-Biografie nicht besitze)", das reicht mir selbstverständlich als Nachweis, liebe Frau Florstedt. :lol:

Viele Grüße und einen schönen Sonntag!
Ihr
Ralf Harder
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giesbert
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Beitrag von giesbert »

Kleine Admin-Durchsage:

ich habe die letzten zwei Beiträge gelöscht, da sie nicht nur völlig off-topic, sondern als persönliche 1-Satz-Niggligkeiten auch noch völlig überflüssig waren (dergleichen gehört, wenn überhaupt, in den Saloon)

Ich bitte nachdrücklich darum, beim Thema zu bleiben.

Ende der Durchsage 8-)
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Ralf Harder
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Beitrag von Ralf Harder »

Lieber Hermann,

Du solltest vielleicht einen Leserbrief (Thema "Krauskopf") für das KARL MAY & Co - Magazin schreiben.

Bis bald, Ralf
charmides
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Beitrag von charmides »

Hallo May-Freunde,

da manche Forumsteilnehmer Pseudonyme als Versteckspiel betrachten, stelle ich mich kurz vor: Ich bin Dipl. Ing. und Bibliotheksdirektor i. R. und wohne in München. Am „Günzburger Stammtisch“ (Dieter Sudhoff) kann ich nicht teilnehmen. Wohlgschafts Biografie aber habe ich zu einem guten Teil gelesen, zur Meinungsäußerung fühle ich mich also – obwohl ich mit H. Wohlgschaft persönlich bekannt bin – berechtigt.

Zur Sache: Günther Wüste schreibt: „Die Biographie sollte nur aus Fakten bestehen.“

Dieses Verständnis von „Biographie“ scheint mir problematisch und jedenfalls sehr kurz gegriffen, vor allem dann, wenn „Fakten“ auf datierbare Ereignisse reduziert würden. Auch wenn in der Praxis die Übergänge oft fließend sind: der grundsätzlich zu sehende Unterschied zwischen Biografie und Chronik würde dann verkannt. Die Chronik – in der Reinform - bringt den äußeren Lebensverlauf, Jahreszahlen mit zeitgeschichtlichen Daten, den schulischen und beruflichen Werdegang eines Menschen, die Wohnorte und Umzüge, persönliche Ereignisse wie Krankheiten, Todesfälle im Bekanntenkreis, Zeugenaussagen bei gerichtlichen Auseinandersetzungen und dergleichen mehr. Eine Biografie indessen beschreibt auch und vor allem die Innenseite einer menschlichen Vita: Wie wurden Ereignisse wahrgenommen? Wo wurden Ereignisse als Lebensbrüche empfunden? Welche Ereignisse gaben dem Leben eine andere Richtung? Welche Höhen und Tiefen gab es? Welche Grundeinstellungen, welche Wertungen, welche Überlebensstrategien, welche Welt- und Selbstdeutungen sind für die beschriebene Person charakteristisch gewesen?

Im Unterschied zur Chronik also soll es in einer Biographie primär um bestimmte Deutungen des Lebens gehen. Die zentrale Frage des May-Biografen muss sein: Wie hat ‚mein‘ Autor sein Leben interpretiert? Wohlgschafts Antwort: May hat sein Leben als einen sinnvollen Entwicklungsprozeß verstanden, als eine Aufwärtsbewegung von ‚unten‘ nach ‚oben‘, von ‚Ardistan‘ nach ‚Dschinnistan‘. Diese teleologische, diese zielorientierte Lebensauffassung Mays hat Wohlgschaft sehr deutlich herausgearbeitet und – soweit ich das beurteilen kann – aufs beste belegt. Wer Wohlgschafts Biografie verwirft, müßte nachweisen, daß entscheidende Selbstzeugnisse Karl Mays von Wohlgschaft unterschlagen, nicht zur Kenntnis genommen oder falsch interpretiert worden sind.

charmides
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Hallo charmides,

was Du über das Wesen einer lebensdeutenden Biographie geschrieben hast, finde ich sehr treffend. Eine Bemerkung noch zur unvermeidlichen Subjektivität jeder Biographie: Natürlich wird sich ein May-Interpret, der (wie Arno Schmidt) überhaupt nicht religiös orientiert ist, von Mays Daseins- bzw. Selbstdeutung distanzieren, während ein May-Biograph, der (wie ich) Mays Lebensauffassung grundsätzlich teilt, ‚seinem‘ Autor in theologischer Hinsicht nur zustimmen kann.

Waukel (Sylvia) hat vollkommen Recht, wenn sie (am 1.4.06 hier im Thread) unterstreicht: „So ganz ohne persönlichen Touch wird eine Biografie niemals sein können, weil jeder der Biografen seine ganz besondere Beziehung zum Autor auch hat. Und das ist doch gut so.“

Wollschlägers Biographie z. B. sagt sehr viel über Karl May und verrät zugleich sehr viel über Wollschläger. Dasselbe gilt analog für die ‚Wohlgschaft-Biographie‘. Wollschläger hat es in einem Brief an mich so ausgedrückt:

„Nein, wir widersprechen uns nicht, ... wenn wir die immer noch wunderbare Wirkung zu beschreiben versuchen, die dieser Autor [May] auf unser Leben gehabt hat, Ihres wie meines ... Jedenfalls bleibt wahr und gültig, daß alle Biographien zugleich und im Kern Selbstbiographien ihrer Verfasser, der Biographen, sind -: man sollte sich dessen nur bewußt sein, wenn man ans Werk geht. Es gibt ‚das Objektive‘ nicht; Wissenschaftler, die es sich einbilden ...“, irren sich sehr.

Also: Meine May-Biographie ist insofern ‚subjektiv‘, als sie indirekt mit meiner eigenen Lebensgeschichte etwas zu tun hat. Und dennoch sagt sie viel objektiv Wahres über Karl May, der mich seit dem 10. Lebensjahr begleitet und beeinflußt hat.

Mit besten Grüßen
Hermann Wohlgschaft
peter seidel
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Beitrag von peter seidel »

Hallo Hermann,
du hast geschrieben: "Herr Krauskopf benützt das `Religiös-Theologische´in meiner Darstellung als Schlag-wort ... gegen die ganze Biographie, die ... als `theologisches Traktat´... sehr unzutreffend bemäkelt wird."
Mein Eindruck: Für manche (oder viele) Leute ist "Theologie" ein Reizwort mit abschreckender Wirkung. "Theologisch", das klingt in manchen Ohren schon fast wie "dogmatisch" oder "verklemmt" oder "abgehoben" oder "bescheuert". "Wohlgschafts Biografie ist zu theologisch." Solche Parolen werden gern nachgeplappert, sie werden dann schnell zu einer Art "Knüppel aus dem Sack". Aber mach dir nichts draus! Denen, die deine Bücher wirklich gelesen haben, gefallen sie bestens. Und wer dich persönlich kennt, weiß genau, dass du alles andere bist als ein Klerikaler oder ein engstirniger Kirchenmann.
Hermann, wir müssen mal wieder einen Whisky trinken! Ich freu mich drauf! Bis bald!
Peter
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rodger
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Beitrag von rodger »

Ich trinke zwar keinen Whisky, aber da wär' ich gern dabei.

:wink:

Super Beitrag !

:!:
peter seidel
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Beitrag von peter seidel »

Lieber rodger,
Hermann und ich laden Sie ein, mit uns einen trinken zu gehen, wenn Sie in der Gegend sind. Es muss ja kein Whisky sein ...
Herzlichen Gruß,
Peter Seidel
:?
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Ralf Harder
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Die 15.000 ...

Beitrag von Ralf Harder »

Er goß das Wasser, trotzdem es verschiedene Ingredienzen in der Kopfhaut vorgefunden hatte, in den weit geöffneten Mund, schnalzte mit der Zunge, als habe er einen Humpen echten New-Hampshire-Wiskey ausgeleert, und hielt die Bärenhaut wieder empor, um den labenden Trunk zu wiederholen. – Karl May


Lieber Hermann, lieber Peter Seidel,

wie ich soeben bemerkt habe, sind die 15.000 Aufrufe in diesem Thread erreicht. Gratuliere! Das Interesse an der ›Großen Karl-May-Biographie‹ ist ganz offensichtlich sehr groß! Darauf wollen wir unser Glas erheben! Irgendwann werden wir uns gewiss in Günzburg treffen. Dich, lieber Hermann, erwarte ich im Mai in Hohenstein-Ernstthal ...

In enger Freundschaft
Dein Ralf
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Lieber Ralf, liebe Kerstin Horváth,

auch ich gratuliere aufs herzlichste - zu eurer Hochzeit in Hohenstein-Ernstthal. Ihr traut euch! Ich freue mich auf das große Fest in der Kirche St. Trinitatis und in der 'Klausmühle' im Hüttengrund.

Bis bald, euer Hermann
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giesbert
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Beitrag von giesbert »

Ein kleiner Admin-Einwurf: So erfreulich freundschaftliche Töne auch sein mögen -- bleibt doch bitte beim Thema, also: "Wohlgschaft-Biografie" und schreibt Privates in privater Post, nicht in öffentliche Foren.
Nscho-tschi
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Beitrag von Nscho-tschi »

Liebe Forumsteilnehmer/innen,

zunächst einmal folge ich dem guten Beispiel von charmides und stelle mich kurz vor: Mein richtiger Name ist Resi Schatz, ich bin verheiratet, habe zwei Töchter und arbeite in der Klinikseelsorge Günzburg mit.

Der letzte Beitrag von charmides erinnert mich an eine Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Biografiearbeit mit kranken Menschen“. Diese Art von Biografiearbeit will mit der „hypnotherapeutischen“ Methode die Identitätsfindung des Patienten unterstützen. Sie will kranken Menschen dabei helfen, ihre „Ressourcen zu finden, ihre Kräfte für anstehende Situationen zu erspüren, ihre Lebensentwürfe zu überprüfen und neu zu entwickeln, ihre gelernten Verhaltensmuster zu hinterfragen, Lebensbrüche und schwierige Ereignisse zu integrieren, sich selbst besser zu verstehen und weiterführende Deutungsmuster für das eigene Leben zu finden“ (aus einem Arbeitspapier der Klinikseelsorge in Augsburg).

Ich denke an den katholischen Gefängniskatecheten Johannes Kochta, der den psychisch kranken Straftäter Karl May im Zuchthaus getröstet und wieder aufgerichtet hat. Wie Hermann Wohlgschaft in seiner Biografie (S. 332-335) näher beschreibt, hat Kochta May geholfen, zu sich selbst zurückzufinden und im Glauben an die göttliche Führung sein Leben neu zu verstehen. In Wohlgschafts Biografie habe ich angestrichen:

„Selbst wenn May die Rolle Kochtas überschätzt haben sollte ..., worauf es ankommt, ist allein dies: May schreibt seine innere Befreiung nicht sich selbst, nicht der eigenen Anstrengung zu, sondern einer Rettung ‚von oben‘, einer göttlichen Kraft, einer größeren Liebe, die ihn selbst überwand, ihn über sich selbst hinaushob.
Wir müssen bedenken: Menschliche Erinnerung sichtet nie bloße Fakten. Sie deutet, was sie erkennt, und interpretiert, was geschehen ist. Für unsere Wahrnehmung gibt es keine Fakten ‚an sich‘, keine ‚reinen‘ Tatsachen, sondern stets nur gedeutetes Sein. Ob ‚gläubig‘ oder ‚profan‘, ausgelegt und interpretiert wird immer, sei es bewußt oder unbewußt. ....
May deutet ... seine Gefangenschaft religiös und seine Befreiung mit den Augen des Glaubens ... Das Zuchthaus sieht er, im Rückblick, als Station seiner Erlösung, als Markstein seiner persönlichen Heilsgeschichte.“ (S. 334-335)

Mays Erinnerung nach hat Johannes Kochta diese positive Sichtweise gefördert. Ich frage mich: Womöglich hat Kochta die „Biografiearbeit mit kranken Menschen“ geleistet und im Prinzip schon die „hypnotherapeutische Methode“ gekannt?

Mit freundlichem Gruß
Nscho-tschi
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Ralf Harder
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Beitrag von Ralf Harder »

Hallo Nscho-tschi,

Ihren jüngsten Beitrag habe ich mit Interesse gelesen. Meiner Meinung nach stellen Sie eine plausible Hypothese auf: Johannes Kochta hat therapeutische »Biografiearbeit« mit Karl May geleistet. Ich halte das für sehr gut möglich.

Im ›Waldröschen‹ schrieb May über den Pater Dominikaner (Kochta), der Räuber (wie Zuchthäusler) unterrichtet:

»… Aber was sind die Leiden des Körpers gegen die Qualen des Geistes. Diese sind fürchterlich, mein Sohn. Hüte Dich, sie jemals kennen zu lernen.«
»Du leidest an der Seele? Wende Dich an unseren guten Dominikaner. […] Er ist ein sehr guter und frommer Mann. Er ist mein Lehrer, dem ich Alles, was ich weiß, zu verdanken habe.«

In ›Mein Leben und Streben‹ heißt es: »Ich war seelenkrank, aber nicht geisteskrank.« Mag es sich beim ›Waldröschen‹ auch noch so sehr um einen fiktiven Text handeln, die Querverbindungen zu den ›Qualen des Geistes‹ und ›Du leidest an der Seele‹ sind eindeutig und erhöhen die Glaubwürdigkeit seiner Autobiografie. – May hatte sich im ›Waldröschen‹ buchstäblich etwas von der Seele geschrieben. Seine Gefühle sind echt. Er schrieb unter einem Pseudonym und musste sich 1882 noch nicht mit möglichen Schutzbehauptungen öffentlich rechtfertigen.

Aber was mir nicht ganz klar geworden ist, Frau Schatz: Was verstehen Sie bzw. die Klinikseelsorge unter »hypnotherapeutischer Methode«?

Mit besten Grüßen
Ralf Harder
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rodger
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Beitrag von rodger »

Ein schöner Beitrag. In der Tat, auch in den Kolportageromanen steht viel Tiefes, Wahres, Wesentliches, und spiegelt sich sehr viel vom Menschen Karl May. Deshalb finde ich gerade bei „Waldröschen“ und „Verlornem Sohn“ die geglätteten Bearbeitungen sehr ärgerlich, weil da von alledem nicht mehr viel übrig bleibt, sondern alles auf eine Abenteuergeschichte reduziert ist. Dabei finde ich persönlich Psychologisches und die Sache mit den Spiegelungen viel interessanter und spannender als jede abenteuerliche Handlung.

In Wohlgschafts Biographie geht es erfreulicherweise um die erstgenannten Dinge. Und das Erkennen von Spiegelungen ist naheliegend, relativ einfach und plausibel. Krauskopf tut es in seiner unverständigen Rezension als "Sport" ab.

Wer eher Freilichtspiele und unterhaltende Filme mag (oder Erbsen zählen), bitteschön. Jeder nach seiner Facon. Aber warum müssen immer die einen den anderen in die Suppe spucken.
Nscho-tschi
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Beitrag von Nscho-tschi »

Hallo Herr Harder,

vielen Dank für Ihre Antwort, die mir gut gefällt. Zu Ihrer Frage kann ich nur sagen: Laut Arbeitspapier der Augsburger Klinikseelsorge will die „hypnotherapeutische“ Methode einen Zugang zu unbewussten Teilen der Persönlichkeit finden und dadurch neue Deutungsmöglichkeiten für das Erleben und das Verhalten des Patienten entdecken. Erkenntnisse der neueren Traumaforschung werden miteinbezogen. Mehr kann ich nicht sagen, ich bin ja keine akademische Psychologin. Weil mich das Lesen in Wohlgschafts Biografie dazu angeregt hat, wollte ich einfach nur auf die Gemeinsamkeiten von heutiger „Biografiearbeit mit kranken Menschen“ und dem damaligen Wirken des Seelsorgers Johannes Kochta hinweisen.

Mit freundlichem Gruß
Nscho-tschi
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