Band 1 - xy: 'ICH' ...
Verfasst: 11.1.2017, 18:09
Mays Texte sind immer auch die Geschichte Mays … (und nur recht vordergründig das, worum es sonst in ihnen gehen mag …)
Schauen wir uns dazu Winnetou I an.
Wenn ich von Mr. Henry lese, spüre ich Mays Bedürfnis nach der Vaterfigur, die er gern gehabt hätte, die ihm aber versagt war …
Intschu Tschuna spuckt dem Erzähler ins Gesicht … diese fatale Erfahrung macht er mindestens ein halbes Dutzend Mal im Gesamtwerk … da scheint er etwas mit sich herumgetragen und nicht wirklich verarbeitet zu haben …
Auch der Kolbenhieb fehlt nicht … einer von zahlreichen [seelischer Art], die unser Stehaufmännchen im Laufe seines Lebens einstecken mußte …
In die Blutsbrüderschaft fließt das Erleben der Zeit von "Im lieben, schönen Lößnitzgrund" ein … beim wohlwollend unter die Apachen aufgenommen sein die Anerkennung … das Sich-aufgewertet-fühlen anno 1893 … (wobei noch anzumerken ist, daß die Blutsbrüderschaft letztlich durch eine Trickserei entstanden ist … vor der Rettung, dem Losschneiden Winnetous, hat man ja dafür gesorgt daß er überhaupt gefangengenommen wird … dabei gibt’s Tote … rund zehn Jahre später wird dann Fehsenfeld in der Gestalt des Pedehr zunächst einmal als schmutzig beschrieben … Nein, so ganz "astrein" pflegten die Hintergründe nicht zu sein bei May … daher seine Affinität zu brüchigen Böden wie Salzseen … daher das begleitende Lebensgefühl, das er in Winnetou II einmal so ausdrückt: "Ich hatte dabei ein Gefühl der Unsicherheit, denn es war mir immer, als müsse mir ein Pfeil oder eine Lanze in den Rücken fahren" … )
Wenn ich von Nscho Tschis Leben und Sterben lese, spüre ich Mays Faszination & Angst vor der "starken Frau" durch … (Klara hingegen war, wie Wollschläger ebenso dezent wie verschwiegen vielsagend formulierte, die "Gefährtin, nach der ihn verlangte" … (weniger dezent: die wohlgesonnene dumme Nuss, die halt zuhört und das Maul hält … und deren Schweigen man fatalerweise für Zustimmung halten kann …))
Und neben der Thematik der "starken Frau" spiegelt sich die leidvolle Erfahrung der Zertrümmerung von [Liebes-] Illusionen …
Das Unheil der Reise in den Westen, auf der Nscho Tschi zu Tode kommt, sagt – Sam Hawkens voraus, während einer albernen Kasperei … May spielte ungeniert auch mit solchen Dingen, wie auch in der Erzählung "Die Fastnachtsnarren", dieser fatalen „Humoreske“, leider deutlich zu spüren ist … (Die Ungeniertheit gipfelt in "Nun mögen mir meine roten Brüder sagen, wer die Zukunft besser verkündet hat, Sam Hawkens oder euer Medizinmann! Intschu tschuna und Nscho-tschi haben den Tod gefunden, weil sie sich von mir entfernten, und Winnetou ist durch mich gerettet worden. Bringt meine Nähe also den Tod oder das Leben?". Schamlos …)
Kurz, ich habe nicht das Gefühl, daß da einer Geschichte über einen Westmann und dessen Entwicklung oder sonstnochwas erzählt, sondern ein recht "abgefahrener" Mensch ("infernalischer Charakter" nannte es einst ein Pädagoge in einem lichten Moment …) sich sozusagen ein wenig die Seele frei schreibt … (immer im Rahmen für Verleger und Publikum verwertbarer literarischer Ware versteht sich …)
Schauen wir uns dazu Winnetou I an.
Wenn ich von Mr. Henry lese, spüre ich Mays Bedürfnis nach der Vaterfigur, die er gern gehabt hätte, die ihm aber versagt war …
Intschu Tschuna spuckt dem Erzähler ins Gesicht … diese fatale Erfahrung macht er mindestens ein halbes Dutzend Mal im Gesamtwerk … da scheint er etwas mit sich herumgetragen und nicht wirklich verarbeitet zu haben …
Auch der Kolbenhieb fehlt nicht … einer von zahlreichen [seelischer Art], die unser Stehaufmännchen im Laufe seines Lebens einstecken mußte …
In die Blutsbrüderschaft fließt das Erleben der Zeit von "Im lieben, schönen Lößnitzgrund" ein … beim wohlwollend unter die Apachen aufgenommen sein die Anerkennung … das Sich-aufgewertet-fühlen anno 1893 … (wobei noch anzumerken ist, daß die Blutsbrüderschaft letztlich durch eine Trickserei entstanden ist … vor der Rettung, dem Losschneiden Winnetous, hat man ja dafür gesorgt daß er überhaupt gefangengenommen wird … dabei gibt’s Tote … rund zehn Jahre später wird dann Fehsenfeld in der Gestalt des Pedehr zunächst einmal als schmutzig beschrieben … Nein, so ganz "astrein" pflegten die Hintergründe nicht zu sein bei May … daher seine Affinität zu brüchigen Böden wie Salzseen … daher das begleitende Lebensgefühl, das er in Winnetou II einmal so ausdrückt: "Ich hatte dabei ein Gefühl der Unsicherheit, denn es war mir immer, als müsse mir ein Pfeil oder eine Lanze in den Rücken fahren" … )
Wenn ich von Nscho Tschis Leben und Sterben lese, spüre ich Mays Faszination & Angst vor der "starken Frau" durch … (Klara hingegen war, wie Wollschläger ebenso dezent wie verschwiegen vielsagend formulierte, die "Gefährtin, nach der ihn verlangte" … (weniger dezent: die wohlgesonnene dumme Nuss, die halt zuhört und das Maul hält … und deren Schweigen man fatalerweise für Zustimmung halten kann …))
Und neben der Thematik der "starken Frau" spiegelt sich die leidvolle Erfahrung der Zertrümmerung von [Liebes-] Illusionen …
Das Unheil der Reise in den Westen, auf der Nscho Tschi zu Tode kommt, sagt – Sam Hawkens voraus, während einer albernen Kasperei … May spielte ungeniert auch mit solchen Dingen, wie auch in der Erzählung "Die Fastnachtsnarren", dieser fatalen „Humoreske“, leider deutlich zu spüren ist … (Die Ungeniertheit gipfelt in "Nun mögen mir meine roten Brüder sagen, wer die Zukunft besser verkündet hat, Sam Hawkens oder euer Medizinmann! Intschu tschuna und Nscho-tschi haben den Tod gefunden, weil sie sich von mir entfernten, und Winnetou ist durch mich gerettet worden. Bringt meine Nähe also den Tod oder das Leben?". Schamlos …)
Kurz, ich habe nicht das Gefühl, daß da einer Geschichte über einen Westmann und dessen Entwicklung oder sonstnochwas erzählt, sondern ein recht "abgefahrener" Mensch ("infernalischer Charakter" nannte es einst ein Pädagoge in einem lichten Moment …) sich sozusagen ein wenig die Seele frei schreibt … (immer im Rahmen für Verleger und Publikum verwertbarer literarischer Ware versteht sich …)