Kulturkritik im "Oelprinz"
Verfasst: 17.7.2004, 19:51
In der "Jugenderzählung" DER OELPRINZ finden sich erstaunlich aktuell anmutende Zeilen, die sich, ebenso erstaunlich, selbst in der Bamberger Ausgabe wiederfinden (von den üblichen geringfügigen stilistischen Verschlechterungen abgesehen), da war der Bearbeiter wohl mal unaufmerksam, bei den sogenannten Jugenderzählungen hat man ja sonst schon mal seitenweise mit der ganz großen Schere gekürzt, und gesellschaftskritische Stellen standen mit ganz vorn auf der Streichliste. -
Die Westmänner vom alten Schrote und Korne - leider ist diese Sorte bis auf wenige, die man zählen kann, jetzt ausgestorben - waren ganz andre Menschen als das Gesindel, welches nach ihnen kam. Unter dem Ausdrucke Gesindel sind hier nicht etwa nur moralisch verkommene Menschen gemeint; dieses Wort hat hier eine andre als die gewöhnliche Bedeutung. Wenn ein Millionär, ein Bankier, ein Offizier, ein Advokat, meinetwegen auch der Präsident der Vereinigten Staaten selbst, nach dem Westen geht, ausgerüstet mit den jetzigen massenmörderischen Waffen, ängstlich behütet und bewacht von einer zahlreichen Begleitung, damit ihm ja keine Mücke in die Hühneraugen beißt, und von einem sicheren Standorte aus das Wild zu hundert Exemplaren niederknallt, ohne dessen Fleisch gegen den Hunger zu gebrauchen, so wird dieser hohe und vornehme Herr von dem wirklichen Westmann eben zum »Rabble«, zum Gesindel gerechnet. […]
Im Nationalparke droben »hegt« oder »schont« man jetzt einige Büffel; hier oder da kann man in irgend einem zoologischen Garten noch einen einzelnen sehen; aber in der Prairie, welche sie früher zu Millionen bevölkerten, sind sie ausgestorben; der Indianer verhungert körperlich und moralisch, und einen wirklichen, echten Westmann sieht man nur noch in Bilderbüchern. Daran ist das schuld, was der Trapper, der Squatter »Gesindel« nennt.
[Karl Mays Werke: Der Oelprinz, S. 27/28. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 39859 (vgl. KMW-III.6-247:2, S. 18/19)]
Die Westmänner vom alten Schrote und Korne - leider ist diese Sorte bis auf wenige, die man zählen kann, jetzt ausgestorben - waren ganz andre Menschen als das Gesindel, welches nach ihnen kam. Unter dem Ausdrucke Gesindel sind hier nicht etwa nur moralisch verkommene Menschen gemeint; dieses Wort hat hier eine andre als die gewöhnliche Bedeutung. Wenn ein Millionär, ein Bankier, ein Offizier, ein Advokat, meinetwegen auch der Präsident der Vereinigten Staaten selbst, nach dem Westen geht, ausgerüstet mit den jetzigen massenmörderischen Waffen, ängstlich behütet und bewacht von einer zahlreichen Begleitung, damit ihm ja keine Mücke in die Hühneraugen beißt, und von einem sicheren Standorte aus das Wild zu hundert Exemplaren niederknallt, ohne dessen Fleisch gegen den Hunger zu gebrauchen, so wird dieser hohe und vornehme Herr von dem wirklichen Westmann eben zum »Rabble«, zum Gesindel gerechnet. […]
Im Nationalparke droben »hegt« oder »schont« man jetzt einige Büffel; hier oder da kann man in irgend einem zoologischen Garten noch einen einzelnen sehen; aber in der Prairie, welche sie früher zu Millionen bevölkerten, sind sie ausgestorben; der Indianer verhungert körperlich und moralisch, und einen wirklichen, echten Westmann sieht man nur noch in Bilderbüchern. Daran ist das schuld, was der Trapper, der Squatter »Gesindel« nennt.
[Karl Mays Werke: Der Oelprinz, S. 27/28. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 39859 (vgl. KMW-III.6-247:2, S. 18/19)]