Vierzig Jahre Karl-May-Gesellschaft
Verfasst: 22.3.2009, 15:19
Heute vor genau 40 Jahren wurde die Karl-May-Gesellschaft ins Leben gerufen. Ich möchte die runde Zahl zum Anlaß nehmen, zu schildern, was diese literarische Vereinigung mir persönlich bedeutet. Bei ihrer Gründung war ich gerade einmal neun Jahre alt; ich hatte bis dahin kein einziges Karl-May-Buch gelesen, geschweige denn irgend eine Ahnung davon, daß es diese Gesellschaft überhaupt gibt. So etwa mit 13 Jahren geriet ich dann an Karl May – Old Surehand war es. Seitdem hat mich dieser Erzähler nie mehr losgelassen. Über die Überreuter-Taschenbücher und die grünen Bände des Karl-May-Verlages bin ich im Laufe der siebziger Jahre auf die Nachdrucke des Olms-Verlages gestoßen (Mein Leben und Streben; die Münchmeyerromane). Je mehr ich von Karl May las, umso größer wurde auch mein Interesse an seiner Person. Ich besorgte mir Bücher, die seine Lebensgeschichte aufzeigten. Werner Raddatz: Das abenteuerliche Leben Karl Mays. Bemerkenswert. Aber noch viel bedeutender dann die Biographie Hans Wollschlägers im Diogenes-Verlag: Karl May. Grundriß eines gebrochenen Lebens. Die Formulierungskunst Wollschlägers – ein Genuß! Wichtig aber auch der Anmerkungsapparat. Hier wimmelte es schon von Fußnoten, die auf Arbeiten verwiesen, die in den Publikationsorganen der Karl-May-Gesellschaft erschienen waren. Jetzt zum erstenmal bekam ich ganz bewußt mit, daß es für „meinen“ Karl May eigens eine Gesellschaft gab, die sich seriös mit seinem Leben und Werk auseinandersetzte. Ich rannte in meine Buchhandlung und bestellte das Jahrbuch 1974. Die Aufsätze von Claus Roxin und Hans Wollschläger fesselten mich besonders. Es war gar keine Frage mehr, daß ich auch in dieser Gesellschaft sein wollte, in der versucht wurde, dem Phänomen Karl May streng wissenschaftlich auf die Spur zu kommen. Alles, auch und gerade die Zeit der Haftstrafen, wurde Gegenstand genauer und akribischer Untersuchungen. Nichts wurde beschönigt, aber auch nichts verteufelt. Das alles ist, so meine ich, Karl May sehr gut bekommen. Ganz besonders beeindruckt hat mich auch Claus Roxins These, jeder, der Fundiertes zu Karl May zu sagen habe, dürfe in der Gesellschaft mitmachen; auch der Laie. Das nenne ich Toleranz! Die habe ich in den dreißig Jahren, in denen ich nun auch schon dabei bin, immer wieder spüren können. Ich fühle mich wohl in der Karl-May-Gesellschaft und möchte das hier und heute ganz deutlich festhalten. Auf die nächsten vierzig Jahre!